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Glaubwürdigkeit des Weltklimarats auf dem Tiefpunkt?

20.09.2010 von

Am 30. August wurden die Resultate zum Vorgehen des Weltklimarats IPCC bei der Erstellung ihrer Sachstandsberichte in New York den Vereinten Nationen vorgelegt. Der mit der Untersuchung beauftragte InterAcademy Council (IAC), ein Zusammenschluss verschiedener nationaler Wissenschaftsakademien, hat den kritischen Stimmen in verschiedenen Punkten Recht gegeben.

Es geht bei weitem nicht nur um die Person des derzeitigen Vorsitzenden Rajendra Pachauri. Im Mittelpunkt steht die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit des 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten IPCC. Zusammengefasst lautet die Kritik des IAC: «The IPCC must continue to adapt to the changing conditions in order to continue serving society well in the future.» (Das IPCC muss die veränderten Rahmenbedingungen einbeziehen, u.a. kritische Einwände und der zunehmende Fokus der Regierungen auf Wirkung und Antworten zur Klimapolitik, um der Gesellschaft auch weiterhin gut zu dienen.) Danach folgen verschiedene Empfehlungen, die das Management, den Peer-Review-Prozess, die Kommunikation und die Transparenz des Panels verbessern sollen.

Anders als die hiesigen Medien halten die angelsächsischen mit Kritik nicht zurück. So schrieb die britische «Times» vorletzte Woche, dass das IPCC sich damit brüste, nur von Experten begutachtete (peer-reviewed) wissenschaftliche Resultate zu verwenden. Doch es fänden sich auch einige unhaltbare Ausnahmen darunter, so seien zum Beispiel in einem Bericht 42 Prozent der zitierten Quellen von Greenpeace, WWF und anderer «grauer» Literatur unbesehen übernommen worden.

Nicht minder befremdend sind die Befunde des irischen Ökonomen Richard Tol, der ebenfalls vom IAC befragt wurde. Ein Teil des 2007 veröffentlichten Berichts der Arbeitsgruppe 2 habe systematisch die negativen Auswirkungen des Klimawandels überschätzt. Anderseits kommt Tol zum Schluss, dass in einem von Arbeitsgruppe 3 verfassten Abschnitt die voraussichtlichen Kosten der Emissionsminderung systematisch unterschätzt worden seien. Tol gilt in der Wissenschaftsszene zwar als Aussenseiter, hat jedoch, wie sich erst nachträglich zeigte, die im Stern Review projizierten Schadensgrössen als viel zu gross eingestuft.

Auf dem IPCC liegt eine schwere Last. Die wichtigste internationale Schnittstelle zwischen Klimawissenschaft und Klimapolitik muss ihre Glaubwürdigkeit so rasch als möglich wiederherstellen. Eine neue Führungsmannschaft muss das IPCC-Steuer in die Hand nehmen. Der Review-Prozess muss wesentlich verbessert und auch für andere wissenschaftliche Sichtweisen geöffnet werden. Vor allem aber darf nicht mehr mit alarmistischen Forderungen operiert werden, die auf wenig gesichertem Wissen beruhen. Es bleibt zu hoffen, dass dies gelingen wird und damit die Klimadebatte wieder so geführt werden kann, dass sie den eigentlichen Herausforderungen des Klimawandels auch wirklich gerecht wird.

Zum Autor

Gastautor Urs Näf ist stv. Leiter Wirtschaftspolitik, Bildung & Energie bei economiesuisse.

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Kommentare (14) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

@Kommentar von Jochen Ebel. 23.09.2010, 11:14

Zitat: Energieintensive Industrien sind dort besser angesiedelt, wo es genügend Energie gibt – z.B. in der Wüste.

Um dann die Produkte in die ganze Welt zu verschiffen. Wobei man zuerst noch die Arbeiter irgendwie in die Wüste locken muss. Oder gibt es in der Zukunftsökonomie gar keinen menschlichen Arbeiter mehr.

Unsere Ökonomie hier ist jedenfalls auf unterbruchsfreie Stromlieferungen angewiesen. Mit Sonne und Wind als Energiequelle ist das aber nicht gewährleistet. Speicherlösungen sind meist teurer als die Energie, die mit Sonne und Wind erzeugt wird. Auf dem heutigen Stand der Technik – ohne kostengünstige Stromspeicher – sind für mich Sonne und Wind deshalb keine überzeugenden Energiequellen. Ich erwarte, dass nach Investitionen von vielen Milliarden in Wind+Sonne schliesslich eine wenig zuverlässige und zudem viel teurere Stormversorgung resultiert und bezweifle auch, dass man das mit irgendwelchen ökonomischen Kniffen auffangen kann.

Am ehesten könnte ich mir noch Solarkraftwerke in Wüstengegenden vorstellen wo die Sonne mehr als 300 Tage im Jahr scheint, so dass man nur die Nächte mit einem Wärmespeicher überbrücken muss. Das ist ja mit Desertec geplant. Allerdings rechnet man mit 4 Mal höheren Gestehungskosten als bei konventioneller Erzeugung. Trotzdem schneidet solchermassen erzeugter Strom um vieles besser ab, als Strom aus deutschen Photovoltaikdächern. Dies ist ein weiteres ökonomisches Problem: Das jede noch so unökonomische Methode Strom zu produzieren subventioniert wird oder mit Einspeisevergütungen überhaupt erst ermöglicht wird. Auch hier muss man erwarten, dass nach Milliardenausgaben der Stecker gezogen werden muss und man fürs Geld sehr wenig Gegenwert erhält.

@ Martin Holzherr. 23.09.2010, 8:07

Natürlich ist Manches einfacher, wenn internationale Abkommen Verschiedenes regeln.

Aber die Verlagerung von Industrie ist doch immer schon die Regel. Für die abwandernde Industrie gibt es anderes, was unter deutschen Bedingungen besser zu produzieren ist. Massenkonsumprodukte und Massenstahl kommen z.B. kaum noch aus Deutschland – obwohl Deutschland darin mal führend war.

Energieintensive Industrien sind dort besser angesiedelt, wo es genügend Energie gibt – z.B. in der Wüste. Es ist doch Unsinn in der Wüste Solarkraftwerke zu bauen, um dann über lange Leitungen in Deutschland das zu machen, was am Ort der Energiequelle besser ist.

Was soll ein Standpunkt nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“ http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~Wasch%20mir%20den%20Pelz%2C%20aber%20mach%20mich%20nicht%20nass&bool=relevanz&suchspalte%5B%5D=rart_ou

Wobei es in Deutschland nicht unbedingt Nachteile geben muß, sondern nur Veränderungen.

MfG

@Kommentar von Jochen Ebel. 23.09.2010, 7:11

Wie sinnlos manche ökonomische Rechnungen sind, sieht man z.B. an der Fischerei. Solange man die Fischbestände in den Weltmeeren als unerschöpflich ansieht und als Kosten nur die Fang- und Transportlkosten ansieht ist Raubbau “ökonomisch”.

Das zeigt doch gerade wie wichtig es ist, ob sich etwas rechnet. Die Ausfischung der Weltmeere geschieht nicht aus sportlichem Ehrgeiz der Berufsfischer, sondern weil es profitabel ist. Dagegen kommen moralische Appelle letztlich nicht an – es braucht externe Regeln, die so etwas verhindern und die Regeln müssen global gelten, sonst werden die fragwürdigen Praktiken nur von einer Ländergruppe in eine andere verlagert.

Unter den heutigen Bedingungen wird ein Strompreisanstieg wie er durch Umstellung auf 100% Erneuerbare – wie er in Deutschland bis 2050 geplant ist – zur vollständigen Verdrängung aller energieintensiven deutschen Betriebe nach China, Indien und andere Schwellenländer führen.

So etwas nenne ich nicht nachhaltig. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Umweltbelastungen und auch CO2-Emissionen hier in Europa einfach von selbsterzeugten in importierte Güter umgelagert werden.

Fazit:
– eine globalisierte Wirtschaft muss auch globalisierten Regeln gehorchen
– Verlagerungseffekte sollte in ökologische/ökonomische Betrachtungen mit einbezogen werden

Was ist ökonomisch?

Schaffen wir am Besten die Kultur und Sport ab. Ohne Zuschüsse sind die alle tot. Wenn die Eintrittspreise „kostendeckend“, dann kommt keiner.

Außerdem ist die Kostenfrage nur relevant, wenn von einem unveränderten Arbeitsvolumen ausgegangen wird. In Deutschland ist die durchschnittliche Arbeitszeit der Erwerbspersonen von 2000h/Jahr auf ca. 1150h/Jahr zurückgegangen. Wären die Renten nicht gekürzt worden und keine Arbeitslosigkeit dann wären zur Befriedigung der Kaufkraft heute ca. 1250h/Jahr notwendig.

Wären – sagen wir zusätzliche 50 h/Jahr für Klimaschutzpolitik – unzumutbar?

Wie sinnlos manche ökonomische Rechnungen sind, sieht man z.B. an der Fischerei. Solange man die Fischbestände in den Weltmeeren als unerschöpflich ansieht und als Kosten nur die Fang- und Transportlkosten ansieht ist Raubbau „ökonomisch“. Der Ausweg „Netzzucht“ wegen Leerfischen ist schon teurer, aber stützt sich auf Raubbau an Futter.

Wie will man ökonomisch 50h/Jahr heute mit vielleicht 80h/Jahr später vergleichen, wo die Ausgangsbasis 1250h/Jahr auf vielleicht 1000h/Jahr gesunken ist?

Der Mensch ist kein Roboter. Er möchte Kultur, Sport (z.B. Skifahren) usw. haben, in den Wald gehen können usw.

Deswegen Klimaschutzmaßnahmen – und die Politik hat solche Rahmenbedingungen zu schaffen, daß Vollbeschäftigung herrscht und die Umwelt nicht zerstört wird.

Ökonomie um der Ökonomie willen, die sich auf die Traumwelt der Mainstreamökonomen stützt, ist ein Witz. Die Traumwelt der Mainstreamökonomen stützt sich auf angebliche ökonomische Gesetze wie Okun, Say, Phillipskurve und ähnliches, die entweder von Anfang an Unsinn waren (bei Okun wurde z.B. nie die Arbeitszeit einbezogen) oder überholt sind wie Say (damals war die Arbeitszeit unmenschlich hoch, das die Frage stand wieviel Investition zu Lasten des Konsums möglich ist).

Und das Wichtigste: In den physikalischen Grundlagen des Treibhauseffekts sind praktisch keine Fehler – und in der Traumwelt der Ökonomen kann es prinzipiell keine Fehler geben, weil jeder in seiner eigenen Traumwelt auf seinen Fundamenten Recht hat. Der Vorwurf des einen Träumers an den anderen „du hast falsche Ansätze gemacht“ ist ein Witz.

MfG

@Kommentar von Martin Holzherr. 21.09.2010, 7:13

Klimaschutz muss bezahlbar sein, hier scheinen sich alle einig zu sein. Die Einigkeit schwindet jedoch bei der Einschätzung der wirklichen Kosten einer Dekarbonisierung und beim einzuschlagenden Weg.

Sehr teuer kann beispielsweise die Totalsanierung aller Altbauten sein mit dem Ziel einen völlig emissionsfreien Gebäudepark zu erhalten. Dies zeigt folgender Spiegelbericht http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,718719,00.html

„individuelle Meinung zum Kimawandel “

Da haben Sie’s Herr Näf, Klimawandel ist immer und überall –
oder mit Müller-Milch (fehlt auf der Liste): „Alles Klimawandel oder was?“

Womit die Anstrengungen all der aufgezählten Firmen um Ressourcenschonung und einen pfleglichen Umgang mit Natur und Umwelt keineswegs kritisiert, sondern ausdrücklich gelobt werden sollen.

Bitte die Wahrnehmung klar halten: Economie Suisse =/= die Meinung der Wirtschaft.

Dazu bitte ebenfalls die individuelle Meinung zum Kimawandel der folgenden Unternehmen wahrnehmen (viel Spass beim Googlen):

Schweiz:
Coop
Migros
SBB
Mammut
ZKB
Credit Suisse
Swiss Re

Oder International:

Google
NewsCorp
Apple
Nike
HSBC
Dell
Allianz
Yahoo
Siemens
BMW
etc.etc.etc.etc….

Herr Näf hat hier als erster die Klimaökonomie ins Spiel gebracht. Klimaschutz muss bezahlbar sein, hier scheinen sich alle einig zu sein. Die Einigkeit schwindet jedoch bei der Einschätzung der wirklichen Kosten einer Dekarbonisierung und beim einzuschlagenden Weg. Der Begriff Nachhaltigkeit jedenfalls hat auch eine ökonomische Komponente, umfasst er doch gemäss dem Drei-Säulen-Modell umweltbezogene, soziale und wirtschaftliche Aspekte. Damit stellt sich folgende Frage:

Sind die neuen erneuerbaren Energien nachhaltig?

Der umweltbezogene Aspekt spricht für Wind- und Solarparks, stehen Wind und Sonne doch immer zur Verfügung.
Es gibt natürlich auch Umweltkosten, die mit der Errichtung beispielsweise eines Windparks und seiner Einbindung in die bestehende Strominfrastruktur verbunden sind. Dies sei hier vorgerechnet: Um ein zentrales Grosskraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1 Gigawatt und 90% Verfügbarkeit (90% Auslastungsfaktor) durch Windturbinen zum Beispiel im schweizerischen Jura zu ersetzen benötigt man etwa 900 Windturbinen a 5 Megawatt Leistung (denn Windturbinen im Jura laufen zu weniger als 20% der Zeit auf Volleistung) und 1 Pumpspeicherwerk a 800 MW, welches als Kurzfristpuffer für überschüssige Windenergie und Reserve bei Flauten dient. Daneben braucht man für lange Flauten einen Langzeitenergiespeicher oder ein Reservekraftwerk, in der Schweiz wäre das entweder ein normales Wasserkraftwerk oder/und die Anbindung an das europäische Stromnetz über eine HGÜ-Leitung.
Eine ähnliche Rechnung kann man für photovoltaische Systeme aufstellen.
Nachhaltig sind solche neuen erneuerbaren Systeme gemäss dem Drei-Säulen-Modell, wenn sie sowohl ökologisch als auch wirtschaftliche und soziale Aspekte der Nachhaltigkeit erfüllen. Um dies zu beurteilen, muss man Alternativlösungen mit und ohne neue erneuerbare Energien miteinander vergleichen.

Wie steht es denn mit der Komplettversorgung der Schweiz mit erneuerbarer Energie aus.
Wie schon unter http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/08/30/solarenergie-wird-immer-beliebter/ im Kommentar von Martin Holzherr. 18.09.2010, 22:40 erwähnt, hat der WWF im WWF-Magazin 3/2010 einen Gegenvorschlag zu den von Axpo und Alpiq geplanten 2 neuen Atomkraftwerken (mit einem Gaskraftwerk als Zwischenlösung) gemacht. Dieser Gegenvorschlag sieht Stromeinsparungen und einen Mix von erneuerbaren Energien (Wind,Sonne,Geothermie,Biomasse) vor um in Zukunft komplett auf Atomkraftwerke verzichten zu können. Die Stromeinsparungen betragen 16 Terawattstunden , was der Energieabgabe von 2 Atomkraftwerken der Grösse Gösgens entspricht. Der Zuwachs an erneuerbarer Energie beträgt 10 Terawattstunden, was eta 1.2 Mal dem KKW Gösgen entspricht. Diese WWF-Energielösung Schweiz kostet insgesamt 26 Milliarden Schweizer Franken mehr als die von Axpo und Alpiq vorgeschlagene Lösung mit Errsatz-AKW’s.

Wir wollen nun die Nachhaltigkeit dieser Lösung im Drei-Säulen-Modell beurteilen:

Nachhaltigkeits-Umweltaspekt WWF-Energielösung Schweiz
– Einige hundert Windturbinen im Jura (insgesamt 1 Terawattstunden) müssen von den Jurassiern hingenommen werden
– Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 4.5 Terawattstunden können zu einem Drittel auf Hausdächer platziert werden (wie von David Stickelberger hier http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/01/15/solarenergie-ab-jedem-hausdach/ empfohlen) und im übrigen auf Freiflächen in sonnenbegünstigten Gegenden der Schweiz (Wallis) platziert werden
– Dazu kommt Regelenergie in Form von einigen neuen Pumpspeicherkraftwerken und der Anbidnung and das europäische Supergrid-Netz über neu zu erstellende HGÜ-Leitungen.

Nachhaltigkeits-Sozialer Aspekt WWF-Energielösung Schweiz
– Der WWF verspricht 5000 permanente neue Arbeitsstellen. Dies ist viel mehr als die paar wenigen Dutzend, die 2 neue AKW’s bedienen würden
– Die gestiegenen Stromgestehungskosten andererseits können auch Arbeitsplätze aus energieintensiven Betrieben wie Swiss Steel verdrängen. Im SPIEGEL NR 38/2010 rechnen Energieexperten damit, dass 100% Erneuerbare Energien, wie sie das BMU-Energieszenarium bis 2050 vorsieht, den Stromgestehungspreis von jetzt 6.5 Cent auf dann 23.5 Cent erhöht. Ein solcher Preisanstieg für Strom würde wohl das Aus für energieintensive Betriebe bedeuten und in Deutschland gibt es sehr viele davon.

Nachhaltigkeits-Wirtschaftlicher Aspekt WWF-Energielösung Schweiz
– Die WWF-Lösung mit erneuerbaren Energien kostet 26 Milliarden Schweizer Franken mehr als die Lösung mit 2 AKW’s. 26 Milliarden würden aber genügen um mehr als die Hälfte der Altbauten der Schweiz vollständig zu dekarbonisieren. Der Hauptanteil der 26 Milliarden Zusatzkosten für die WWF-Energielösung für die Schweiz geht übrigens auf das Konto der Photovoltaik, wobei der WWF sogar davon ausgehen muss, dass Photovoltaik-Lösungen noch viel billiger werden, damit die Kosten nicht noch mehr steigen.

Fazit:
– Neue Erneuerbare Energien benötigen viel Land, viel Regelenergie und sie verteuern die Energie
– Neue Erneuerbare Energie schaffen viele neue Arbeitsstellen, denn sie sind viel arbeitsintentsiver als Lösungen mit Grosskraftwerken
– „Zukunftstechnologien“ wie die Photovoltaik kosten bei Grosseinsatz so viel, dass andere Aufgaben (wie die Dekarbonisierung der Häuser) mit den Zusatzausgaben für PV ohne weiteres finanziert werden könnten
– Eine sichere Stromversorgung mit den Leistungsschwankungen der neuen erneuerbaren Energien verlangt viel Regelenergie, Super- und Smartgrids. Trotzdem gibt es Studien die für Deutschland und Europa, die bis zu 60 Blackouts pro Jahr voraussagen, wenn auf 100% Wind+Sonne umgestellt wird (siehe http://www.theoildrum.com/node/6957)
– Der Strompreisanstieg für neue erneuerbare Energien führt zur Arbeitsplazverlagerung von energieintensiven Arbeitsplätzen in „Kohleländer“ (China, Indien). Eine Verlagerung der Produktion in Länder mit tiefen Energiekosten ist nich wirklich nachhaltig.

Hallo Peter,

Kommentar von Peter Bühler. 20.09.2010, 23:26
@ Dittmar
… ungebeten, – aber wenn ich deine Zeilen lese …

(nein wieso denn .. es gibt doch nur wenige „heldenhafte“ Blogger die auf Fragen zu ihrem Kommentar Antworten.)

“economie suisse und die franz. Aristokratie”?
Du denkst an die (fälschlicherweise) Marie Antoinette zugeschriebene Sottise “„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen“?

ja, genau so war der Name .. smile

… oder denkst du an Keynes (?), der auf einer Baustelle mal fragte, weshalb die Arbeiter statt ihrer Schaufeln nicht Bagger zu Hilfe nähmen. Antwort: weil sie dann ihren Arbeitsplatz verlieren. Darauf Keynes (?): “weshalb verwenden sie dann nicht Löffel?”

Haha, das war ein guter Witz von ihm! Wenn ich mir den Zustand unseres Planeten anschaue waeren die Loeffel vielleicht besser gewesen „smile“

“… Leute beurteilen die jedes Jahr ihr natuerliches Kapital (also sozusagen eine Erbschaft) verprassen?”

ja was sagst du denn nun zu diesen Leuten?

zu
“Natürliches Kapital”?

du kennst ja meine Meinung zu den endlichen Rohstoffen also bitte nicht ablenken

Oel, Gas, Kohle, Uran

und das bischen was waechst und sich ueber die Erdgeschichte selber regeneriert hat kriegen wir auch noch kaputt (sauberes Wasser zum Beispiel)

das ist die Geschichte mit dem ueber die Kosten und auf Kosten der Natur zu leben.

also wenn schon dann eine richtige Antwort

michael

@ Dittmar

… ungebeten, – aber wenn ich deine Zeilen lese …

„economie suisse und die franz. Aristokratie“?

Du denkst an die (fälschlicherweise) Marie Antoinette zugeschriebene Sottise „„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen“?

… oder denkst du an Keynes (?), der auf einer Baustelle mal fragte, weshalb die Arbeiter statt ihrer Schaufeln nicht Bagger zu Hilfe nähmen. Antwort: weil sie dann ihren Arbeitsplatz verlieren. Darauf Keynes (?): „weshalb verwenden sie dann nicht Löffel?“

„… Leute beurteilen die jedes Jahr ihr natuerliches Kapital (also sozusagen eine Erbschaft) verprassen?“

„Natürliches Kapital“?
Der CO2-Footprint? Welcher Wächterrat legt fest, was ich und du jährlich „verprassen“ dürfen? wird der Energieverbrauch am Arbeitsplatz (geteilt durch die Anzahl Mitarbeiter) mitgerechnet? Gilt der Flug zum whale-watching oder zum Riff-Tauchen als CO2-kompensiert, wenn ich gelegentlich Fahrrad fahre, die Weltwoche nicht lese, Erdnussschalen und -Spelzen separat entsorge, nicht bei ALDI einkaufe, beim Zähneputzen das Wasser nicht laufen lasse und die SVP nicht wähle?

Bringt die Einhaltung der selbstauferlegten Enthaltungsregeln demnächst Punkte und sollte ich evtl. meine Nachbarn denunzieren, wenn sie Fleisch grillen, SUV fahren, Cola trinken, Country-Music hören und keine Pace-Fahne aufhängen?

Sehr geehrter Herr Näf,

Mich wuerde ja mal interessieren wie das Energie und Umwelt Problem ihren eigenen Kindern erklaeren.

So wie die franz. Aristokratie damals und dann vermutlich mit dem gleichen chaotischen Resultat oder eben doch mit der Idee einer eher solidarischen Loesung fuer alle 6.8 Milliarden Menschen (plus 70 Millionen jedes Jahr).

Dann wuerde mich auch noch brennend interessieren wie sie Leute beurteilen die jedes Jahr ihr natuerliches Kapital (also sozusagen eine Erbschaft) verprassen?

@ Urs Näf

Sehr geehrter Herr Näf,

erfreulich, dass sich auch economiesuisse ein paar Zweifel gestattet. Weniger erfreulich dagegen, dass Sie den Allerweltsbegriff „Klimawandel“ unbedacht in Ihren Wortschatz übernehmen.
Er ersetzt seit einiger Zeit die aufgrund zweifelhafter Prognosen und Darstellungen mehr oder weniger diskreditierten Begriffe „Klimaerwärmung“, „Globale Erwärmung“ oder „AGW“.

Die Begriffsverschiebung geschieht aus nahe liegendem Grund: „Klimawandel“ gibt’s und gab’s immer und überall. Das Klima ändert sich ständig.

In der heutigen Verwendung unterstellt die – ursprünglich wertfreie Bezeichnung für ein an sich banales Phänomen – generell eine menschliche Ursache für sämtliche beobachteten Änderungen.

Ganz schön praktisch: die Welt ist voller Belege für einen Klimawandel, es gibt unendlich viele davon, und sie alle lassen sich als Argumente für einen angeblich dringenden Handlungsbedarf zitieren.
Mit anderen Worten: indem man die Differenzierung von natürlichen und menschlichen Ursachen für einen Klimawandel kurzerhand unter den Tisch fallen lässt, mutiert die Sache zum allgegenwärtigen Dauerproblem.

In Wirklichkeit ist die Bedeutung der menschlichen Einflüsse auf das Klima weiterhin umstritten. Die wissenschaftlichen Debatten darüber sind keineswegs beendet.
Das gilt sowohl für die Temperaturen als auch für die hier einmal mehr zitierten, angeblich dramatisch ansteigenden Meeresspiegel.
In einem Nachbarblog verlinkt: die aktuellen Szenarien rechnen – worst case – mit 21 mm in 100 Jahren.
Das entspricht ungefähr dem Unterschied der Meerespiegelhöhen am westlichen und östlichen Ausgang des Panamakanals.

Urs Näf von der Economosuisse sagt in seinem Artikel nichts, was nicht bereits in diesem Blog von den Kommentatoren angesprochen wurde. Wir haben hier also schon längst über die nicht von Experten begutachteten Quellen, die in den IPCC-Berichten verwendet werden, geschrieben, z.B. über die prohpezeite baldige Gletscherschmelze im Himalaya, die aus irgendeinem WWF, oder Greenpeace-Papier ohne weitere Überprüfung abgeschrieben wurde. Immerhin betrifft die Kritik an den IPCC-Berichten praktisch ausschliesslich die Berichte der Arbeitsgruppen 2 und 3, die die Auswirkungen des Klimawandels und die Massnahmen zur Adaption und Milderung behandeln, nicht aber den Bericht der Arbeitsgruppe 1, welcher die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels zum Thema hat.

Interessant ist dieser Beitrag eines economiesuisse Mitglieds, weil er erstmals (?) Zweifel daran aufkommen lässt, ob die Klimaschutzmassnahmen im beabsichtigten Umfang ökonomisch gerechtfertigt sind.

Als Zeugen für die zweifelhafte Klimaökonomie des IPPC wird hier Richard Tol aufgeführt. Der hat in der Tat schon vor Jahren den Stern-Bericht kritisiert und die Aussagen von Nicholas Stern, mit nur einem Prozent des Bruttoinlandprodukts könne man dem Klimawandel erfolgreich entgegentreten, als zu optimistisch kritisiert. Zudem werden nach Richard Tol auch die negativen Auswirkungen des Klimawandels überschätzt.

Wenn Urs Näf den IPCC-kritischen Klimaökonomen Richard Tol zitiert, so stellt das die Frage, wie die economosuisse zu den wirtschaftlichen Belastungen der Klimaschutzmassnahmen steht.

Leider fehlt hier eine tiefere Analyse von Urs Näf und man kann nur erahnen, was da bei der economosuisse gart.

Jedenfalls ist es klar, dass Klimaschutzmassnahmen sehr sehr teuer zu stehen kommen können. Dann nämlich, wenn man die verschiedenen Klimaschutz-Optionen nicht nach ihren Kosten auswählt, sondern alles irgendwie subventioniert, was mit Klimaschutz zu tun hat unabhängig von seinen Kosten. Ein Beispiel ist die Photovoltaik in Deutschland mit seinen Einspeisevergütungen, wo für 1% Solarstrom bereits 50 Milliarden Euro an Vergütungsgarantien für die nächsten 20 Jahre zugesagt wurde.

Die Dikussion nach den Kosten des Klimaschutzs wird hier von Urs Näf leider nur angeschnitten. Wer sich mit den Kosten der aktuellen Energiekonzepte der deutschen Regierung auseinandersetzen will, dem sei der SPIEGEL Nr.38 vom 20.9.2010 empfohlen. Der Spiegel kommt zum Schluss, dass die gegenwärtigen bundesdeutschen Klimaprojekte schlicht nicht finanzierbar seien und entweder von dieser oder der nächsten Regierung überarbeitet werden müssen.

Urs Näf lässt in diesem Beitrag den Eindruck aufkommen, er zweifle generell an Klimaschutzmassnahmen oder mindestens an ihrem Ausmass, wenn er Richard Toll damit zitiert, die negativen Auswirkungen des Klimawandels würden überschätzt. Doch wir wissen heute, dass wir die negativen Auswirkungen des Klimawandels gar noch nicht abschätzen können – ausser in einigen Bereichen. So ist der zu erwartende Meeresspiegelanstieg auf alle Fälle verheerend, wohnen doch sehr viele Menschen an der Küste und werden doch sehr viele Millionenstädte bedroht. Allerdings ist ein gefährlicher Meeresspiegelanstieg zeitlich noch in weiter Ferne (erst nach 2080).

Eigentlich sollte sich Urs Näf mehr darum kümmern, wie man Klimaschutzmassnahmen ökonomisch optimiert, das heisst, wie man die Massnahmen mit den gerinsten Kosten relativ zum Aufwand auswählt. Gerade der Spiegelbericht Nr.38 vom 20.9.2010 zeigt, dass das wichtig ist.

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