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Geoengineering – Ein gefährliches Spiel mit Aerosolen?

05.03.2010 von

Wie ich im ETH-Klimablog-Beitrag vom 12.3.2010 schrieb, sind Aerosole zwar schlecht für die Gesundheit aber gut für das Klima, denn sie wirken teilweise dem Treibhauseffekt entgegen. Aber könnte man nicht die positive Eigenschaft der Aerosole nutzen, ohne die negativen Folgen zu tragen? Solche Überlegungen, die sich mit technischen Möglichkeiten des Klimaschutzes beschäftigen, werden auch «Geoengineering» genannt.

Permanente Vulkanausbrüche?

Ein prominenter Geoengineering-Vorschlag lehnt sich an die Klimawirkung von Vulkanausbrüchen an. Vulkane blasen grosse Mengen an Schwefeldioxid (SO₂) in die Atmosphäre, die dann Sulfataerosole bilden. Je nach Stärke der Eruption ist die global gemittelte Temperatur an der Erdoberfläche für ein bis drei Jahre spürbar kälter. So war sie zum Beispiel im Jahr nach der Eruption des Mt. Pinatubos (Eruption im Juni 1991) um 0.5ºC kälter.

Deshalb schlug der Nobelpreisträger Paul Crutzen 2006 vor, sich den kühlenden Effekt von Vulkanen durch permanenten Eintrag von SO₂ in die Stratosphäre zunutze zu machen. Dieser Vorschlag gab Wissenschaftlern den Anlass, das für und wider solcher Vorschläge genauer zu untersuchen.

Geoengineering mit Hilfe von Sulfat-Aerosolen

Ich lasse die technischen Möglichkeiten des Eintrags von SO₂ in die Stratosphäre hier ausser Acht und beschränke mich auf den Einfluss auf das Klima. In der Abbildung sind Klimasimulationen gezeigt, bei denen das Geoengineering von stratosphärischem Aerosol im Jahr 2007 gestartet wird.

Die Abkühlung setzt recht schnell ein und ist umso grösser je mehr Aerosol in die Stratosphäre gebracht wird. Die Kühlwirkung bei Aerosoleintrag in den Tropen ist zudem grösser, weil dort die Verweildauer des Aerosols länger und zusätzlich die Sonnenstrahlung intensiver ist als in der Arktis. Im Jahr 2028 wird das Geoengineering in der Simulation wieder gestoppt. Danach steigt die global gemittelte Temperatur innert einer Dekade rapide an und erreicht fast die Werte der Simulation ohne Geoengineering. Die Auswirkungen eines solch rasanten Klimawandels sind nicht bekannt, aber könnten immens sein.

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Quelle: Robock et al., JGR, 2008

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Weitere Probleme des Geoengineerings

Eine generelle Schwäche von Geoengineering-Vorschlägen ist, dass das Problem des anthropogenen Klimawandels nicht an der Wurzel behandelt wird, sondern nur Symptome kuriert werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Versauerung der Ozeane durch das zusätzliche menschengemachte CO₂ unverändert weitergeht. Zum anderen haben sich die Niederschlagsgebiete nach dem Ausbruch des Mt. Pinatubo verschoben. Damit müsste auch bei Geoengineering mit stratosphärischem Aerosol gerechnet werden. Weiter ergaben erste Abschätzungen eines stratosphärischen Eintrags von SO₂ einen beschleunigten Ozonabbau in der Stratosphäre.

Zusammenfassend halte ich das Geoengineering mit stratosphärischem Aerosol aus den oben genannten Gründen für keine gute Idee. Stattdessen sollte wir den Fokus darauf legen, die Emissionen von Treibhausgasen schnell und signifikant zu reduzieren, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels so gut es geht zu vermeiden.

Zur Autorin

Ulrike Lohmann ist Professorin für Atmosphärenphysik an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie

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Kommentare (17) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

Zitat Michael Dittmar „Ich hatte den Beitrag von A. N. eher ironisch verstanden der zeigen sollte das eigentlich heute alles besser als frueher ist.“

Ironisch war der Beitrag garantiert nicht gemeint, eher bitterernst… Herr Andi Niderer gehört anscheinend zu den Anhängern sogenannter „Chemtrails“, dieser Artikel hier ist auch bei der sogenannten Bürgerinitiative „Sauberer Himmel“ verlinkt, als „Beweis“, das es Geoengineering nicht nur als Objekt der Forschung, sondern als tatsächlich bereits seit Jahren durchgeführte Tatsache gibt… Tatsächliche Argumente, Messungen ect. existieren zwar nicht, wie auch, aber das ist diesen Verschwörungstheoretikern anscheinend völlig egal. Hauptsache, man kann seine kruden Ideen irgendwie verbreiten…

„Kommentar von Ben Palmer. 01.01.2011, 2:39
Ein modernes Märchen:“

Ich hatte den Beitrag von A. N. eher ironisch verstanden
der zeigen sollte das eigentlich heute alles besser als frueher ist.

Aber gut, auch dafuer gibt es wohl wenig Hinweise in unseren
Sinnesorganen..

gutes neues mit vielen neuen und genauen Daten zum debattieren
dann

michael

Ein modernes Märchen:

Kommentar von andi niderer. 22.12.2010, 21:14
… zumindest fällt es mir seit ca. 2-3 jahren extrem auf das wir fast keinen früling und herbst mehr haben, der sommer wird begleitet von einem fast unausstehlichem druck in der luft und der winter ist “kalt”. ich kann mich gut errinnern vor 10, 15 jahren war alles noch signifikannt besser

Da ich vermutlich um einiges älter bin als A. Niderer, kann ich auch einige Eindrücke aus meiner ganz frühen Jugend anfügen, damals, als der Gletscher noch die Linthebene bedeckte …
Damals war tatsächlich alles noch signifikant besser. Vor allem hatte der Mensch damals noch kein Sinnesorgan, um den Druck in der Luft zu messen. Ein Segen für die Menschheit. Oh wie sehne ich mich nach dieser Zeit zurück.

Seit wann gibt es die Idee des Geoengineering? Die meisten würden wohl auf die 90er Jahre tippen. Doch weit daneben. Hier ein historischer Nachweis (siehe http://people.ucalgary.ca/~keith/papers/26.Keith.2000.GeoengineeringHistoryandProspect.e.pdf ):The first use of the term geoengineering in approximately the sense defined
above was by Marchetti in the early 1970s to describe the mitigation of the climatic impact of fossil fuel combustion by the injection of CO2 into the deep ocean (14).

Und hier ein Auszug aus einer Originalarbeit von Cesare Marchetti (siehe http://www.springerlink.com/content/h71588v014051h6k/fulltext.pdf ): CO 2 is disposed of by injection into suitable sinking thermohaline currents that carry and spread it into the deep ocean that has a very large equilibrium. …. A back of the envelope evaluation indicates a cost to the consumer of 10% of the fuel
cost for a recovery of 50% of the CO2 and 20% of the fuel costs for a recovery of 90%.

Und erstaunlicherweise trifft Marchetti den ungefähren Preis für eine Versenkung von CO2 ziemlich genau ( siehe weiter unten aus unserer Gegenwart).

Heute ist es en vogue, Geoengineering zu verdammen und vor ihr zu warnen – das tun aber vor allem Geister, die wenig über die Bedeutung der fossilen Rohstoffe für unsere Gesellschaft wissen. In der Tat kann Geoengineering reine Symptomenflickschusterei sein. CO2-Abscheidung und Speicherung jedoch – sei das nun direkt ab Schlot oder sogar aus der Umgebungsluft – stellt die präindustriellen atmosphärischen CO2-Werte wieder her und ist wohl die einzige ernsthaft zu verfolgende Form on Geoengineering.

Im Spektrumd der Wissenschaft 1/11 kommt unter dem Titel Grosse Wäsche für das Klima (siehe http://www.spektrum.de/artikel/1055767 ) noch einmal Klaus S.Lackner zu Wort, der ein Verfahren entwickelt hat um CO2 aus der Umgebungsluft abzuscheiden – für momentan 150 Dollar pro Tonne CO2, wobei er Preise von deutlich unter 100 Dollar pro Tonne CO2 in Zukunft (nach einer Skalierung auf grosse Mengen) für möglich hält. Der letzte Satz aus diesem Artikel ist: Bei optimierter Luftwäsche fielen etwa acht Cent pro Liter [Benzin] an (an Aufkosten für die CO2-Abscheidung uns Speicherung aus der Umgebungsluft) – ein Preis, den zu zahlen sich lohnen würde

In der Tat, wenn 8 Cent Aufpreis pro Liter Benzin schon genügen um das überschüssige CO2 loszuwerden, so könnten wir uns glücklich schätzen. Das wäre sogar viel billiger als die Umstellung auf 100% Erneuerbare, deren Kosten für Deutschland von RWE auf 3000 Milliarden Euro geschätzt werden.

„ich kann mich gut errinnern vor 10, 15 jahren war alles noch signifikannt besser…… auch der gemütszustand der menschen war um einiges besser….. was um gottes willen sicher nicht an ” klimaerwärmung” liegt….“

falls das alles (was ich bezweifle) stimmen sollte, woran wuerde es wohl vermutlich liegen?

also Hypothesen aufstellen und testen!

guten tag, nun ich denke fakt ist das es im laufe der zeit div. erwärmungen und eiszeiten gab, ohne das wir uns einmischten.
wozu also die ganze verschmutzug dient sei dahin gestellt.
früher sprüte man von parasiten befallene felder mit sowas ein…. heute nennen sie es chemtrails und behaupten es sei zu unserem vorteil……. was ich stark bezweifle…

zumindest fällt es mir seit ca. 2-3 jahren extrem auf das wir fast keinen früling und herbst mehr haben, der sommer wird begleitet von einem fast unausstehlichem druck in der luft und der winter ist „kalt“. ich kann mich gut errinnern vor 10, 15 jahren war alles noch signifikannt besser…… auch der gemütszustand der menschen war um einiges besser….. was um gottes willen sicher nicht an “ klimaerwärmung“ liegt….

Auf Yale Environment 360 diskutiert Mike Hulme GeoEngineering-Probleme (siehe http://www.e360.yale.edu/content/feature.msp?id=2283). Hier eine Zusammenfassung:

Der Ruf nach Geo-Engineering-Massnahmen wird mit zunehmender Erwärmung zunehmen und im Klima-Notfall (z.b. Überschreiten eines Kipppunkts) kann Geoengineering sogar zwingend nötig werden.
Konkrete Geo-Engineering-Pläne werden jedoch zu politischen Konflikten führen wegen unvermeidbaren negativen Auswirkungen auf gewisse Regionen (z.b Änderung des Monsums, Trockenheit in gew. Gebieten).
Es würde sich die Frage der Authorisierung stellen: Wer ist berechtigt, Geo-Engineering anzuordnen?

@Johann Dirry
Zu 1 (Kosten von Reaktoren)
Sie schreiben „KKW-, Thoriumreaktoren und Fusionsreaktoren sind EXTREM kostenintensiv“.
Der Bau solcher Reaktoren ist teuer, nicht aber der Betrieb. Dies trifft aber genauso auf Wind und Sonnenkraftwerke zu,
die gemessen am Energieerrtrag/investierten Euro noch viel teurer sind. Dass beispielsweise thermosolare Kraftwerke im Gigawattbereich, wie sie von ESolar (siehe http://www.esolar.com/) geplant sind, enorme finanzielle Investitionen bedeuten, wird sogar vom Gründer von eSolar, Bill Gross, hervorgehoben: „The most challenging aspect is the capital required.“ (siehe „http://www.e360.yale.edu/content/feature.msp?id=2248)

Dazu kommt, dass ein Energiesystem, dass vornehmlich auf Erneurbaren Energien beruht, komplex ist, Backup-Kraftwerke benötigt und in seinen Gesamtkosten gar noch nicht abschätzbar ist.

Zu 2 (Grundlastfähigkeit)
Grundlastfähigkeit als Bandenergie auf immer gleichen Niveau ist nicht ideal und benötigt dann einen Abnehmer für den überschüssigen Nachtstrom. Thoriumreaktoren und Fusionsreaktoren können aber schnell heruntergefahren werden und bringen diesen Nachteil nicht mit. Mit diesen Reaktortypen brauchen sie gar keine Erneuerbaren Energien.
Weit schlimmer als die Unflexibilität von Bandenergiekraftwerken ist jedoch die Intermittenz von Erneuerbaren Energien, die ein funktionierendes Gesamtenergiesystem kompliziert und teuer macht.

Zu 3 (Materialverbrauch)
Der Preis von Stahl oder anderer Komponenten von Wind-/Sonnenkraftwerken schlägt wegen dem Materialverbrauch direkt auf die Baukosten durch.

Zudem bedeutet der hohe Materialverbrauch einen schlechten EROI (Energy Return on Energy Invested), weil die Stahl-/Beton-etc.herstellung selbst schon viel Energie benötigt.

Stark steigende Materialpreise wie sie durch einen stark steigenden Bedarf aus den Schwellenländern oder im Rahmen eines Peak-Oil-Scenarios entstehen können, wären ein echtes Problem für Wind/Sonnen-kraftwerke.

Abschliessende Bemerkung:
Im Rahmen der CO2-Emissionsreduktionen geht es, darum ein Energiesystem aufzubauen, dass möglichst wenig fossile Energien benötigt. Die „fossile Bilanz“ der Windkraftwerke, die jetzt in Deutschland installiert sind, sieht aber gar nicht gut aus, sind doch die Backupkraftwerke vorwiegend Gas-und Kohlenkraftwerke

@MartinHolzherr:
1) KKW-, Thoriumreaktoren und Fusionsreaktoren sind EXTREM kostenintensiv.
2) Die Grundlastfähigkeit ist kein Vorteil, sondern ein Nachteil. Es passt nicht zum hochdynamischen Regelverhalten von Erneuerbaren Energieträgern, wenn es Tage benötigt um einen Reaktor anzufahren und Stunden um die Last zu regulieren.
3) den Materialverbrauch sehe ich nicht so entscheidend. Die wichtigen Rohstoffe sind in ausreichendem Maße vorhanden. Probleme wird es wohl am ehesten beim Kupfer (Generatoren für Windkraft) und bei Seltenen Erden (Leistungs- und Regelungselektronik) geben.

@Clemens Klein
Dächer und Strassen weisseln ist auch eine Geoengineering-Methode. Effektiver wäre es aber, zu verhindern, dass das antarktische Sommereis schmilzt.

Neue Energiequellen wie Fusionsenergie, 4.Generations KKW’s oder Thoriumreaktoren scheinen mir auch wichtig, vor allem, weil diese Kraftwerkstypen grundlastfähig und kompakt sind und im Gegensatz zu Wind/Sonnekraftwerken nur wenig Baumaterialen benötigen. Problem hier: In den nächsten 20 Jahren nicht einsatzfähig.

@Martin Holzherr

„… so gilt dies ebenso für die anthropogene Erwärmung. Die Vorstellung, dass es überall etwas wärmer würde durch die steigenden Treibhausgasspiegel, sich aber sonst nicht viel ändert, ist falsch“ – richtig! – ich habe das wohl auch nicht behauptet.

Es gilt: Eingriffe in den Kohlenstoffhaushalt vorzunehmen. Ein Vorschlag hat Prof. Knüttel in diesem Blog vorgeschlagen – CO2 aus der Atmosphäre, nachträglich wieder entfernen.

Doch zwei große Nachteile wären hierbei in Kauf zu nehmen. Sie sind teuer und wirken, der Trägheit gemäß, nur sehr langsam.

Wenn unsere eigentliche Sorge aber gar nicht das CO2, sondern die Erwärmung des Planeten ist – kann man dann nicht einfach den Globus kühlen, indem man die Sonnenstrahlung vermindert, die den Erdboden erreicht ?

Die Veränderung der Wärme-Strahlungsbilanz könnte erreicht werden, indem man die Reflektivität der Erde erhöht. Eine Möglichkeit diese Abstrahlung zu erhöhen wäre zum Beispiel: Die Herstellung aller Dachflächen in weißer Farbe auszuführen.

Die Lösung des umweltneutralen Energieproblems ist jedoch noch immer, die Kernfusion. Die hier entstehende hohe Anfangstemperatur ist (nur) ein Konstruktions- und Werkstoffproblem… Ihre Lösung aber… den Schweiß der Edlen Wert !

@Clemens Klein
Wenn sie bezüglich künstlich in die Stratosphäre eingebrachten Sulfat-Aerosolen schreiben „..was verheerende Trockenzeiten in tropischen Regionen herbeiführen und Menschen treffen würden, die für die globale Erwärmung nicht verantwortlich sind“ so gilt dies ebenso für die anthropogene Erwärmung. Die Vorstellung, dass es überall etwas wärmer würde durch die steigenden Treibhausgasspiegel, sich aber sonst nicht viel ändert, ist falsch.

Im Laufe der weiteren globalen Erwärmung wird der Monsunrhythmus mit grosser Wahrscheinlichkeit gestört, viele Klimazonen verschieben sich oder ändern sich auf grundlegende Art. Genau dies macht den Klimawandel so gefährlich. Das Klima ändert sich nicht kontinuierlich, sondern schlagartig, wenn bestimmte Kipppunkte überschritten werden (siehe http://www.pnas.org/content/105/6/1786.full.pdf+html).

Sulfat-Aerosole in die Stratosphäre einzubringen ist eine Art Holzhammermethode und wirkt nicht gegen die Ursache – die steigenden atmosphärischen CO2-Konzentrationen.

Geoengineering-Eingriffe, die den CO2-Spiegel senken (wie massive Aufforstung, Biokohle vergraben etc.) sind dagegen geradezu ideal, leider aber auch sehr teuer. Deshalb eignen sie sich auch nicht als Feuerwehrübungen.

Feuerwehrübungen werden aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nötig werden – wenn sich die Regierungen und die Gesellschaft gemäss dem Gesetz der grössten Trägheit verhalten, was zu erwarten ist.

Dazu kommt noch, dass klimatische Feuerwehrübungen wohl kaum von der internationalen Staatengemeinschaft koordiniert in die Wege geleitet werden. Viel wahrscheinlicher sind Geoengineering-Aktionen der grossen Player (China, USA, Indien) in ihrem ureigensten Interesse – und eventuell gegen das Interesse anderer schwächerer Staaten.

„Aerosole sind zwar schlecht für die Gesundheit aber gut für das Klima, denn sie wirken teilweise dem Treibhauseffekt entgegen. Aber könnte man nicht die positive Eigenschaft der Aerosole nutzen, ohne die negativen Folgen zu tragen? Solche Überlegungen, die sich mit technischen Möglichkeiten des Klimaschutzes beschäftigen, werden auch «Geoengineering» genannt“:

Ein naturwissenschaftliche Argument gegen den Aerosolschirm ist, dass seine Nebenwirkungen weitgehend unerforscht sind. Die einzig sichere Wirkung wäre eine Abkühlung der globalen Temperatur i. M., was bis heute noch nicht berechenbar ist. Man weiß über die Auswirkung auf die Ozonschicht, dass diese in Mitleidenschaft gezogen würde und Niederschläge insgesamt zurückgehen könnten, insbesondere dass der Monsunzyklus beeinflusst würde – was verheerende Trockenzeiten in tropischen Regionen herbeiführen und Menschen treffen würden, die für die globale Erwärmung nicht verantwortlich sind.

Da es nur eine Erde gibt, an der man Aerosole testen kann… sollte es vorher gut überlegt sein… zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker?… Sie müssten sagen, nach dem Langzeitversuch, der Öffnung der Büchse der Pandora – wissen wir mehr.

Wie sieht es denn in diesem Kontext mit der Benutzung von Silberiodid um Hagelschäden vorzubeugen (künstlicher Regen-Trigger) aus? Ist auch da ein Einfluss auf der (lokalen) Erdtemperatur mess- bzw Simulierbar?

Nennenswerte CO2-Emissionsreduktionen sind in nächster Zeit nicht zu erwarten – unter anderem weil die Nationen zu unterschiedliche Zielsetzungen haben, was ihre Zukunft angeht.

Vielleicht sind später – wenn es klimatologisch „brennt“ – ebenfalls keine gemeinsamen Geoengineering-Projekte realisierbar – wiederum weil die Interessen der betroffenen Länder zu unterschiedlich sind.

National orientierte „Geoengineering“-Versuche hat es (http://www.chinadaily.com.cn/china/2006-06/05/content_608185.htm) schon mehrfach gegeben. Meist mit dem Ziel über dürren Landstrichen Regen auszulösen.

Es ist nicht abwegig anzunehmen, dass Länder auch bereit sind, grösseres Geoengineering-Geschütz aufzufahren, wenn sie an den Nutzen für sich glauben – vor allem wenn die Länder über eine gewisse Machtfülle verfügen

Der Klimawandel – wenn er denn gefährliche Formen annimmt – kann die globale Kooperationsbereitschaft arg auf die Probe stellen.

Und die dritte Möglichkeit, nämlich die Adaption an die neuen Umstände? Der Mensch ist dazu fähig.
Dass sie als Geoengineering Spezialistin so viel negative Punkte des Geoengineering nennen können, freut mich. Jetzt braucht es nur noch einen IPCC Hauptautor der glaubwürdig die Mitigation bezweifelt. Dann bleibt nur noch eines: Adaption!

Liebe Frau Lohmann
Geoengineering mit stratospärischem SO2-Aerosol wäre zwar effizient und kostengünstig, aber reine Symptomenflickschusterei und müsste auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden. Eine Welt, die durch Geoengineering im Lot gehalten wird, sollte man nicht anstreben, da kann ihnen wohl jeder zustimmen.

Andererseits können die von Reto Knutti vorgestellten IPCC-Ziele (siehe http://blogs.ethz.ch/klimablog/2009/11/29/kohlendioxid-und-erwarmung-wie-viel-ist-zu-viel-teil1/), nämlich maximal 450 ppm atmosphärisches CO2 und damit weniger als 1000 Gigatonnen CO2 Emissionen im Zeitraum 2000 bis 2050 nicht erreicht werden. Zwischen 2000 und 2008 sind nämlich schon 1/3 dieser 1000 Gigatonnen CO2 ausgestossen worden.

China und Indien haben in Kopenhagen gar keine Reduktionsziele bekannt gegeben und die USA, der zweitgrösste CO2-Emittent, will die CO2- Emissionen bis 2020 um 2% unter den Stand von 1990 senken.
Auch ein vermeintlicher Vorreiter im Klimaschutz – Deutschland nämlich – macht mit der Absicht 26 neue Kohlekraftwerke zu bauen (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geplanter_Kohlekraftwerke_in_Deutschland) das Ziel einer 90%-igen CO2-Emissionsreduktion bis 2050 zur Illusion.

Steigt aber die globale Temperatur um 2°C und mehr und werden in der Folge einige Kipppunkte überschritten – wie das völlige Abschmelzen des polaren Sommereises oder eine zunehmende Methanfreisetung aus Permafrostboden – so können CO2-Emissionsreduktionen, die erst dann von reumütigen CO2-Sündern beschlossen werden, nichts mehr ausrichten.

Geoengineerung macht also sehr wohl Sinn im Rahmen einer MAG-Stragie (Mitigation-/Adaption-/Geoengineering) (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Geoengineering ).

Folgende Punkte sprechen für Geoengineering als zusätzliche Massnahme zu Mitigation und Adaption:
-Viele Staaten werden sich erst zu deutlichen Emissionseinschränkungen bekennen, wenn es keinen Zweifel mehr an der anthropogenen Erwärmung gibt und die Temperatur bedrohlich steigt ( Jesus sagte zum Apostel Thomas: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig, die nicht sehen und doch glauben.“)
-Das Überschreiten von Kipppunkten lässt sich eventuell mit Geoengineering verhindern (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Arctic_geoengineering).
-Ein gefährlicher Meeresspiegelanstieg wird von vielen Klimaforschern schon bei heutigen atm. CO2-Konzentrationen erwartet. Die vorgesehenen Mitigationsmassnahmen würde daran nichts ändern, wohl aber Geoengineering.

Eine Form des Geoengineering ist sogar mehr als nur Flickschusterei: die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre.
Dazu gehören
-CO2-Sequestrierung (CCS)
-CO2-Entfernung aus der Umgebungsluft (siehe http://www.timesonline.co.uk/tol/news/environment/article6938298.ece)
-Künstliche Begrünung von Sahara und austr. Outback (siehe http://www.springerlink.com/content/55436u2122u77525/)
-Terra preta (Biokohle vergraben)
-Stimulierung von Algenwachstum

Ist Mitigation a la IPCC – Emissionsreduktionen nach Verteilschlüssel, Umsetzung durch jedem Vertragsstaat nach bestem Wissen – überhaupt zielführend und realistisch? Sogar Nikolas Gruber (siehe http://blogs.ethz.ch/klimablog/2009/12/21/der-nachste-schritt-innovation-furs-klima/) erkennt einen Mangel an Lösungsmustern, an denen sich die Staaten orientieren können.

Leben und Wirtschaften ohne CO2-Emissionen wäre kein Problem, wenn es kostengünstige, gleichwertige CO2-freie Alternativen gäbe. Im alternativen Energiebereich gibt es leider viel Behauptungen und PR, aber nur wenig überzeugende Konzepte mit skalierbaren, modularen Ansätzen (zwei vielversprechende Ansätze finden sich hier http://www.solar-islands.com/ und hier http://www.esolar.com/)

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