ETH-Klimablog - Klimaforschung - Die halbe Miete

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Die halbe Miete

08.02.2010 von

Auf grossem Fuss leben und dabei nur die halbe Miete zahlen – Wovon viele in Bezug auf die Wohnsituation in Zürich nur träumen können, ist bei der CO₂-Problematik tatsächlich der Fall. Der Ozean und die Ökosysteme auf dem Land haben in den letzten Jahrzehnten rund die Hälfte des menschgemachten Ausstosses von CO₂ aus der Atmosphäre entfernt! Das heisst, dass nur etwa die Hälfte des ausgestossenen CO₂ in der Atmosphäre verblieben ist und zur Aufheizung der Erde beigetragen hat. Wir bezahlen somit bis jetzt nur die Hälfte der Miete für die Benutzung der Atmosphäre als Entsorgungsort für unser CO₂. Die andere Hälfte der Miete hat die Natur bis jetzt für uns übernommen.

Diese Dienstleistung der Natur mit ihren so genannten Senken im Ozean und auf dem Land ist Gold wert. Zu heutigen Marktpreisen für CO₂ (etwa 20 Schweizer Franken pro Tonne CO₂) entsprechen die Senkleistungen der letzten zwei Jahrzehnte einem Wert von etwa 7000 Milliarden Franken. Zudem wäre die heutige CO₂-Konzentration in der Atmosphäre ohne diese Senken schon auf fast 500 ppm gestiegen, anstelle der heutigen rund 390 ppm. 500 ppm würde bedeuten, dass wir den Schwellenwert für das Erreichen des 2°C-Ziels mit grosser Wahrscheinlichkeit schon überschritten hätten.

Kohlenstoff-Senken haben sich verdoppelt

Die Kohlenstoff-Senken sind in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gewachsen, und haben überraschenderweise gut mit dem starken Anstieg der menschgemachten Emissionen mitgehalten. Wurden im Jahre 1980 noch jährlich rund 20 Milliarden Tonnen Kohlenstoff ausgestossen, ist dieser Wert innerhalb von 30 Jahren auf rund 35 Milliarden Tonnen gestiegen.

Über den gleichen Zeitraum haben sich auch die Senken fast verdoppelt, so dass der Anteil der Emissionen, der in der Atmosphäre gelangt, erstaunlich konstant geblieben ist. Das ist leider kein Naturgesetz, sondern einer Verknüpfung verschiedener Faktoren zuzuschreiben, insbesondere was die Senkenleistungen der Wälder betrifft. Das Nachwachsen von Wäldern in Regionen, wo die Landnutzung stark abgenommen hat (wie wir das in der Schweiz in vielen Südtälern erleben) spielt sicherlich eine wichtige Rolle. Dazu kommen klimatische Faktoren, die das Wachstum der Bäume gefördert haben, sowie eine mögliche «Düngung» durch den erhöhten CO₂-Gehalt der Atmosphäre.

Wird es die Natur weiterhin richten?

Was die Zukunft betrifft, könnten wir uns nun zurücklegen und argumentieren, dass die Natur es schon weiter einfach richten werde – und wir weiterhin nur die Hälfte der Miete zahlen müssen. Nun, leider deuten die Zeichen in eine andere Richtung. Die Erwärmung der Ozeane und die damit verbundene Änderung der Ozeanströmungen und der biologischen Aktivität führen zu einer Verminderung der Aufnahmefähigkeit der Ozeane. Eine Abnahme der Senken erwartet man auch auf dem Land – es könnte sogar sein, dass das Land beginnt, grössere Mengen von Kohlenstoff an die Atmosphäre zu verlieren.

Erste Anzeichen, dass Senkenleistungen abnehmen

Bereits gibt es erste Anzeichen, dass die Senkenleistungen nicht mehr so stark sind wie in den letzten Jahren. Es herrscht aber noch keine Einigkeit unter den Kohlenstoffforschern, ob dies tatsächlich schon eine Folge des Klimawandels ist, oder ob wir einfach das Signal einer natürlichen Schwankung beobachten. Nur der weitere Verlauf des Klimas und des Kohlenstoffkreislaufes in den nächsten Jahren wird uns die Antwort geben.

Trotz dieser Diskussion bezüglich der Entwicklung der letzten Jahre gibt es eine grosse Einigkeit unter den Klimawissenschaftern, die sich mit dem Kohlenstoffkreislauf beschäftigen: Langfristig werden die Senken sich verringern. In anderen Worten, wir müssen Abschied nehmen von der lieb gewonnenen Angewohnheit, nur die Hälfte der Miete bezahlen zu müssen. Wir müssen dazu übergehen, für unsere Emissionen den vollen Preis zu bezahlen. Genau wie beim Wohnen…

Zum Autor

Nicolas Gruber ist Professor für Umweltphysik an der ETH Zürich und beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit dem Kohlenstoffkreislauf und dem Klima. Persönliches Zitat und Biografie
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Kommentare (37) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

Gut zu wissen..

@Peter Bühler

Zitat: „Ein Erwärmungstrend von – umstrittenen – 0,7° C in gut 150 Jahren und nach dem Ende einer kleinen Eiszeit?“

Sie suggerieren, eine globale Erwärmung von 0.7°C in 150 Jahren sei wenig. Diese 0,7° C genügten aber, um Gletscher weltweit zum Schmelzen zu bringen. In der gleichen Zeit haben sich auch Vegetationszonen wegen dem Erwärmungstrend veschoben. Alle Phänomene der Erwärmung zusammengenommen, scheinen 0,7°C globale Temperaturzunahme eben nicht wenig, sondern viel zu sein.
Wenn sie schreiben, der Wert von 0.7°C sei umstritten, so meinen sie wohl die Kontroverse um die von Wetterstationen erhobenen Temperaturdaten. Wie dieser Link zeigt (siehe http://www.guardian.co.uk/environment/2010/feb/15/climate-sceptic-us-weather-data) scheinen „problematische“ Wetterstation eher für eine Unterschätzung des Temperaturtrends geführt zu haben.

In ihren Beiträgen zeigen sie viele typische Verhaltensweisen von Klimaskeptikern, wie man sie von den entsprechenden amerikanischen und zum Teil britischen Websites her kennt (ist GB der 51. US-Staat?), nämlich:
-Selektive, detailversessene, pseudoseriöse Sichtweise: Irgend ein Detail wird herausgegriffen, wobei der Kontext oft verloren geht. Um den Anschein von Seriosität zu erwecken, werden Messwertreihen heranggezogen und gerade so ausgewhählt, dass sie die eigenen Argument sützten, auch wenn die Signifikanz fehlt.
-Sprunghaftigkeit: Gegenargumente werden oft durch Springen zu einem anderen Thema „beantwortet“. Es soll der Anschein erweckt werden, überall stecke der Wurm drin.
-Fehlendes Gesamtbild: Was aufgetischt wird soll verunsichern auch wenn es nichts zu einer Erklärung der Klimaentwicklung beiträgt.

Wer ihre Beiträge liest, muss leider zum Schluss kommen, dass es ihnen nicht um die Wahrheitsfindung geht, sondern um den Effekt und die Verunsicherung.
Es ist kein Zufall, dass sie öfters dubiose Quellen wie die Daily Mail als „Argument“ einsetzen, weil sie auf den medialen Effekt und die Wirkung beim „Mann von der Strasse“ setzen.

@ Timo Neubauer

Ich habe auf Ihre Feststellung reagiert (Zitat): „Durch das Schwinden des arktischen Meereises: Dieses reflektiert viel Solarstrahlung, schwindet aber seit einigen Jahrhzehnten“

Der Rest hat sich in den folgenden Posts ergeben. Sie wollen aber die (relative) Zunahme der Eisflächen in den vergangenen Jahren nicht wahr haben. Um die Frage an Sie zurückzugeben: Auf welchen Trend berufen Sie sich?

“Und wo ist die bisherige Abkühlung (muss es ja geben, wenn sie weiter gehen soll).“

Erstens mal sind die Temperaturen in den letzten 11 Jahren nicht gestiegen (auf die zweifelhaften Messungen mag ich nicht zum x-ten mal verlinken, zumal sie inzwischen selbst Jones einräumt: http://www.nature.com/news/2010/100215/full/news.2010.71.html)

Einen interessanten Standpunkt finden Sie hier…
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=10783

Zahlen hier…
http://motls.blogspot.com/2009/12/uah-msu-temperatures-for-2009-and.html

Zitat: „Und können Sie bitte noch kurz ausführen, warum der Strahlungsantrieb durch die Abnahme der Solaraktivität grösser als der durch die Treibhausgse sein soll.“

Sie meinen das Mass für die Störung des Gleichgewichts zwischen eingestrahlter Solarenergie und abgestrahlter Energie von der Erdoberfläche und der unteren Atmosphäre?
Ich soll hier windige IPCC-Annahmen verifizieren, die u.a. Wasserdampf und Wolkenbildung ungenügend gewichten bzw. in ihren Modellen nicht unterbringen? Belegen Sie doch bitte in welchem Mass die CO2-Emissionen in den letzten Jahrzehnten die Temperaturen beeinflusst haben.
Weiterhin empfohlen – der agu-Link „“Aspects and consequences of an unusually deep and long solar minimum”

@Peter Bühler
Unterschiede in der Sonnenaktivität können nur einen kleinen Teil der Temperaturgeschichte erklären. Das gilt auch für die Sonnenfleckenaktivität.

Die Zeit des Maunder-Minimums z.B. (1645-1715) war nur geringfügig kälter als die umgebende Zeit der kleinen Eiszeit. Die momentane sehr niedrige Sonnenfleckenaktivität Ende 2009, anfang 2010 hat bis jetzt noch nicht zu einer Erniedrigung der globalen Temperatur geführt, statt dessen ist sie gleich geblieben.

Es stimmt aber, dass die die Phase der starken Erwärmung seit den 70ern des 20.Jahrhunderts in eine Phase verstärkter Sonnenfleckenaktivität fällt (Zufall?).

Die längerfristige Klimageschichte gibt starke Hinweise darauf, dass die atm. CO2-Konzentration eine wichtige Rolle für die globale Temperatur spielt. Es wäre aber möglich, dass eine Verdoppelung der CO2-Konzentration nur zu einem Anstieg im Bereich von 1°C führt. Diese These wird beispielsweise von Roy Spencer (siehe http://www.drroyspencer.com/) vertreten, der glaubt, dass es negative Rückkoppelungen gibt, die den Effekt einer CO2-Erhöhung eher verkleinern. James Hanson und das IPCC glauben dagegen, dass positive Rückkoppelungen das „CO2-Signal“ verstärken.

Fazit: Die Temperaturerhöhungen in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts passen zwar gut zu einer anthropogenen globalen Erwärmung. Von der Grössenordnung her könnten sie aber auch mit einer Kombination von natürlichen Ursachen (verstärkte Sonnenfleckenaktivität + Klimavariabilität) erklärt werden. Mit Untersuchungen zur Signatur, zum Fingerprint einer treibhausgasbedingten Erwärmung müsste man die beiden Fälle auseinanderhalten können. Es gibt solche Hinweise auf einen Treibausfingerprint, aber sie sind noch nicht so eindeutig wie erwünscht und zuverlässige Daten über den zeitlichen Verlauf der Temperaturverteilung in der Atmosphäre werden erst seit kurzem erhoben.

@Peter Bühler:
Ich komme aus dem Stauen nicht mehr heraus. Sie wissen also, dass ein Trend beim Meereis seit 2005 nicht aussagekräftig ist, verweisen aber dennoch drauf. Das gleiche wie bei den Temperaturen:

„Mit der durchaus realen Aussicht auf eine weitere Abkühlung, nachdem die Sonne weiterhin auf einem Aktivitätsminimum verharrt?“

Und wo ist die bisherige Abkühlung (muss es ja geben, wenn sie weiter gehen soll).
Und können Sie bitte noch kurz ausführen, warum der Strahlungsantrieb durch die Abnahme der Solaraktivität grösser als der durch die Treibhausgse sein soll.
Eine einfache Rechnung genügt.

@ Martin Holzherr

Sorry, aber welchen Rest? Die nun von Jones eingeräumten schwachen Erwärmungstrends am Rand des statistischen Rauschens seit 1960 bei gleichzeitig erheblich angestiegener CO2-Kurve?
Ein Erwärmungstrend von – umstrittenen – 0,7° C in gut 150 Jahren und nach dem Ende einer kleinen Eiszeit?
Mit der durchaus realen Aussicht auf eine weitere Abkühlung, nachdem die Sonne weiterhin auf einem Aktivitätsminimum verharrt?

@ Timo Neubauer

Bezüglich Scheindebatte:
Ich hatte auf das Drift-Problem hingewiesen, das speziell im Jahr 2007/2008 weniger wegen der Eisschmelze im Sommer als viel mehr wegen der starken winterlichen Drift zu einer Flächenreduktion führte:

http://nsidc.org/images/arcticseaicenews/20080924_Figure3.jpg

Beachten Sie, dass der Grossteil des mehrjährigen Eises 2007 nach dem Ende der sommerlichen Schmelzsaison durch neues Eis ersetzt wurde, selbstverständlich bevor die Schmelze 2008 begann. Das war nur aufgrund der Drift während des Winters 2007/2008 möglich. Eis bildet sich (weitgehend) nur im Winter…

Dr. Walt Meier vom NSIDC:
„The NAO/AO (Arctic Oscillation) is a particularly prominent one and a substantial amount of the decline in the sea ice during the late 1980s and early 1990s could be attributed to a strong positive mode during winters because the positive mode favors the loss of thicker ice (through drift) that is less likely to melt during summer.“

Zitat: „Man kann nicht aus ein paar Jahren Daten einen verlässlichen Trend bestimmen.“

Richtig, deshalb sollten Sie sich auch nicht auf einen seit 1979 gemessenen Trend stützen und deshalb hatte ich Ihnen die Arbeit von Knud Lassen und Peter Thejll verlinkt, der Sie längerfristige Entwicklungen entnehmen können.

Zitat: „…der Rückgang des Meereises beschleunigt sich und nimmt nicht ab“

Die arktische Eisfläche wächst in diesem Jahr erneut, offenbar wegen der negativen arktischen Oszillation und wegen der nur leichten Drift, von den Temperaturen mal abgesehen.

Zitat: „Oder sagen Sie auch: “Seit letzten Sommer ist es kühler geworden, kommt jetzt die neue Eiszeit?”

Ich nicht, aber möglicherweise nähern wir uns tatsächlich einem Dalton Minimum:

http://eventcg.com/clients/agu/fm09/U34A.html

@Peter Bühler
Zitat: „Sie stimmten mir damals zu, dass die CO2-Kurve geschichtlich jeweils der Erwärmung folgt – und nicht umgekehrt. Ausnahme: Eozän, eine enorm warme Epoche, in der vermutlich andere Faktoren eine Rolle spielten (Methan-Freisetzungen), wie Sie richtigerweise einräumten. “

Antwort:
Es ist eher umgekehrt. Meine Aussage war und ist: Ein Anstieg von CO2 bewirkt immer einen Anstieg in der globalen Temperatur unabhängig davon was diesen Anstieg bewirkt hat. Die Folge davon ist: Eiszeiten (definiert als mindestens 1 Pol ist vereist) gibt es nur bei tiefem CO2. Das gilt für die gegenwärtige Eiszeit, die Eiszeit vor 100-150Mio, vor 270-320 Mio und vor 420-570 Millionen Jahren.

Der CO2-Anstieg von dem sie sprechen wurde in den Eisbohrkernen unserer Eiszeit nachgewiesen. Er folgt tatsächlich auf die initiale Erwärmung, die eine Warmphase einleitet, denn Warmphasen werden durch warme Sommer auf der Nordhalbkugel eingeleitet. Die ansteigende atm. CO2-Konzentration verstärkt dann die Erwärmung.

Wichtig: Die meiste Zeit in der Erdgeschichte war das atm. CO2 hoch und dazu passend die globale Temperatur höher als heute und dementsprechend waren die Pole eisfrei (keine Eiszeit).
Methan-Freisetzungen spielen nur kurzfristig eine Rolle,da Methan nur eine Halbwertszeit von 7 Jahren hat. Mit Methanfreisetzungen können sie ein paar Tausend Jahre in der Klimageschichte erklären, nicht aber den Rest.

@Peter Bühler: Nein, Sie versuchen mit Scheinargumenten eine Scheindebatte anzuregen. Hier fällt glücklichweise keiner drauf rein, dass es anderswo anders ist, ist bedauerlich.

Auch bei Meereis liegen Sie falsch. Da gilt dasselbe: Man kann nicht aus ein paar Jahren Daten einen verlässlichen Trend bestimmen. Oder sagen Sie auch: „Seit letzten Sommer ist es kühler geworden, kommt jetzt die neue Eiszeit?“
Darüber hinaus liegen Sie aber sowieso komplett daneben: Das Jahr mit der kleinsten Meereisausdehnung war 2007 und der Rückgang des Meereises beschleunigt sich und nimmt nicht ab:
http://www.scienceblogs.de/primaklima/IARCNSICSDecTrends.jpg

@ Timo Neubauer

Ich habe den Link klar als Hinweis auf die Entwicklung in der Mainstream-Berichterstattung deklariert. Die spielt zweifellos eine wichtige Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung, und sie hat – in den angelsächsischen Ländern wenigstens – eine bemerkenswerte Kehrtwendung vollzogen. Wenn Sie annehmen, dass diese Entwicklung den „Gang der Dinge in den Elfenbeintürmen“ nicht berührt oder weiter weiter berühren wird, täuschen Sie sich. Ausserdem basiert der Artikel auf dem ebenfalls verlinkten BBC-Interview mit Phil Jones, nicht peer reviewed 😉 aber mehr als lesenswert.

Arktisches Meereis:
Die Eisflächenausdehnung – gemessen seit 1979 – wächst seit einem Minimum um 2004/2005. Dieser negative Kurzzeittrend (1979 – 2010) ist seit ein paar Jahren gegenläufig. Von grosser Bedeutung für die Eisflächenmessung ist im Übrigen nicht allein die winterliche Eisbildung, sondern die Eisdrift. In Jahren mit geringerer Drift wirkt sich der (sommerliche) Rückgang geringer aus. Ein methodisches Problem für vergleichende Messungen.

Zu den langfristigen Schwankungen der Eisausdehnung…

http://www.dmi.dk/dmi/sr05-02.pdf

@Pius Kuster
Zitat: „Warum muss der Temperaturanstieg an den Polen stärker sein als in Äquatornähe?“
Antwort: Nicht nur an den Polen, sondern generell in den höheren Breiten ist der Temperaturanstieg durch Treibhausgase grösser, wegen:
-Der erhöhte Strahlungsantrieb durch Treibhausgase wirkt ähnlich wie eine geschlossene Wolkendecke, die ja auch den Unterschied zwischen einer sehr kalten Nacht (sternenklarer Himmel) und einer milden Nacht (geschlossene Wolkendecke) ausmacht.
Die Treibhausgase bewirken damit mildere Nächte (generell sinkt der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht) und mildere Winter in den höheren Breiten, denn Winter in den höheren Breiten bedeuten ja längere Nächte. Waren diese langen Winternächte früher eiskalt, sind sie durch die Treibhausgase wärmer geworden.

-Als Folge einer Erwärmung nimmt der Anteil von schnee-/eisbedecktem Land-/Wasserfläche ab und der Anteil von grünem oder gar bewaldetem Land oder aber dunkler Wasserfläche zu.
Das neu grüne Land/dunkle Meer schluckt mehr Sonnenstrahlen und erwärmt sich deshalb noch mehr.
Ensteht zudem Wald auf einer früher kahlen Fläche (z.B. in der Tundra), so geben die Bäume Wasser an die Luft ab, was die Luftfeuchtigkeit erhöht und damit auch den Treibhauseffekt.

Der positive feedback durch die Umwandlung von Schnee/Eis in Grün/Bäume und offenes Wasser kann bewirkt, dass es noch wärmer wird und dass es sogar bei wegfallendem verstärktem Strahlungsantrieb (Treibhausgase gehen zurück) wärmer als vorher bleiben kann.

@Peter Bühler: Sie wissen, dass der Mail Artikel wissenschaftlich unhaltbar ist, poste naber dennoch einen Link dazu. Kapier ich nicht.

@Pius Kuster:
i) Der Erwärmungstrend beträgt ca. 0,17°C/Dekade. Dieser wird durch natürliche Klimavariablität überlagert. 1998 gab es z.B. einen sehr starken El Nino, worduch dieses Jahr ein ganzes Stück wärmer als die vorherigen war. 2008 dagegen gab es einen La Nina, wodurch dieses Jahr relativ (immer noch eins der wärmsten) kalt war. Ist der Trend über einen zu kurzen Zeitraum, dann verfälschen solche kurzfriste nEreignisse den langfristigen Trend.
Für eine detaillierte, mathematischere Analyse lesen Sie das hier: http://tamino.wordpress.com/2009/12/15/how-long/
ii) Durch das Schwinden des arktischen Meereises: Dieses reflektiert viel Solarstrahlung, schwindet aber seit einigen Jahrhzehnten und so kommt das dunklere Meerwasser zum Vorschein, das mehr Solarstrahlung absorbiert. Als Folge erwärmt sich die Arktis etwa doppelt so schnell wie das globale Mittel.

@Timo Neubaur:
1995 bis 2009 sind 15 Jahre. Mit Statistik bin ich nicht allzu vertraut. Ist das wirklich so dass man 10 Jahre als nicht-signifikant bezeichnet und 20 Jahre als signifikant? Wieso ist die Grenze nicht bei einem Jahr oder bei 50 Jahren?

@Martin Holzherr
Warum muss der Temperaturanstieg an den Polen stärker sein als in Äquatornähe? Ich weiss dass es so ist, aber ich habe noch nie eine Begründung dafür gehört.

@ Timo Neubauer

Danke für den Hinweis.

Ich hatte ursprünglich das Originalinterview verlinkt. Der Verweis auf die Daily Mail (nicht eben ein Fachblatt der Klimatologie…) sollte nur darlegen, dass die wissenschaftliche Debatte wenigstens in den angelsächsischen Ländern inzwischen den Medien-Mainstream erreicht hat.

Zum Interview und zu den Kommentaren dazu geht’s hier lang:

http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/8511670.stm

http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/01/22/klimapolitik-entscheiden-unter-unsicherheit/#comment-817

Herr Bühler, Daily Mail gibt Jones falsch wieder. Tatsächlich hat er in einem BBC Interview gesagt:
„Yes, but only just. I also calculated the trend for the period 1995 to 2009. This trend (0.12C per decade) is positive, but not significant at the 95% significance level. The positive trend is quite close to the significance level. Achieving statistical significance in scientific terms is much more likely for longer periods, and much less likely for shorter periods.“
Der Trend ist also positiv (Erwärmung), wenn auch nicht signifikant, was daran liegt, dass er zu kurz ist. Um einen signifikaten („verlässlichen“, „robusten“) Trend zu erhalten braucht man halt einige Jahre (mindestens 15, daher ist der Trend auch quite close to the significance level“).

@ Martin Holzherr

Ihre Haltung als „skeptischer Skeptiker“ ehrt Sie. Gestatten Sie mir dennoch – oder erst recht – Widerspruch in verschiedenen Punkten.

Über die klimahistorische messbaren Zusammenhänge von atmosphärischem CO2-Anteil und klimatischer Erwärmung hatten wir uns bereits früher auseinandergesetzt. Sie stimmten mir damals zu, dass die CO2-Kurve geschichtlich jeweils der Erwärmung folgt – und nicht umgekehrt. Ausnahme: Eozän, eine enorm warme Epoche, in der vermutlich andere Faktoren eine Rolle spielten (Methan-Freisetzungen), wie Sie richtigerweise einräumten.

Meine Antwort zu den übrigen Einwänden verlinke ich Ihnen hier

http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/01/22/klimapolitik-entscheiden-unter-unsicherheit/#comment-817

@Peter Bühler

Ihr Kommentar und der Artikel auf den sie verweisen, legen dem Leser nahe, einige Jahre ohne globale Erwärmung oder die Tatsache, dass es in der mittelalterlichen Warmzeit eventuell wärmer war als jetzt, widerlegten die These von der anthropogenen Erwärmung.
Aber solch ein Schluss ist unzulässig.

Leider haben auch einige Klimawissenschaftler in der Vergangenheit suggeriert, der starke Anstieg der Temperaturen seit den 70er Jahren könne nur mit menschlichem Einfluss erklärt werden.
Auch dies ist ein unzulässiger Schluss.

Wenn man aus Beobachtungen auf einen zunehmenden Einfluss der Treibhausgase schliessen will, dann muss man so etwas wie eine Signatur oder wie man auch sagt, einen Fingerabdruck dieser Art der Erwärmung ausmachen.

Es gibt einige Zeichen in dieser Richtung, zum Beispiel, dass die Erwärmung global und in den höheren Breiten grösser ist oder die Änderung der Temperaturverteilung in der Troposphäre. Allerdings sind die Beobachtungszeiträume, die sich auf globale mit Satelliten erhobene Daten beziehen, immer noch recht kurz, die Trends zum Teil recht gering und es wurden gar nicht so lange her noch Fehler in der Auswertung von Satellitendaten entdeckt und korrigiert (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Satellite_temperature_measurements).

Ihre Aussage „science is not settled“ hat seine Berechtigung, vor allem wenn man nur Temperaturverläufe, Modelle und Simulationen gelten lässt.

Nimmt man das Wissen über die Klimavergangenheit hinzu (sogenannte Paläoklimatologie), so wird die These von der anthropogenen Erwärmung gestützt. Eiszeitperioden korrelieren mit tiefen atm. CO2-Spiegeln. Der starke Temperaturanstieg beim Übergang von einer Kalt- in eine Warmphase während einer Eiszeit kann man einfachsten mit dem dazugehörigen CO2-Anstieg erklärt werden, denn alles spricht dafür, dass sich die Stärke der Sonneneinstrahlung zwischen Kalt-und Warmzeiten nur wenig ändert. Es muss eine Art Verstärker geben, der kleine Änderungen der Sonneneinstrahlung in grosse Änderungen der Temperatur umwandelt und dieser Verstärker ist am ehesten die atmosphärische CO2-Konzentration.

Wenn man sich ein Gesamtbild macht und die Beobachtungen, Modelle, Simulationen und unser Wissen über die Klimavergangenheit kombiniert so spricht nichts gegen einen gegenwärtige anthropogene Erwärmung und sehr viel dafür.

Die Erwärmung vollzieht sich in menschlichen Massstäben weder sehr langsam noch sehr schnell, was ja eigentlich zu erwarten ist, denn der Treibhauseffekt wirkt in der unteren Atmosphäre und im Bodenbereich und wird nur langsam auf die gewaltige Wassermenge des Ozeans übertragen.
Eine deutliche Abkühlung der globalen Temperaturen gab es seit 1850 nicht, nur vorübergehende Phasen fehlenden Anstiegs – auch das passt gut zu steigenden Mengen von Treibhausgasen. Die Phasen, in denen die Temperatur nicht ansteigt, lässt sich durch die natürliche Klimavariabilität und das Vermischen von kaltem Ozeantiefenwasser mit Warmem erklären.

Was wäre für mich ein Zeichen, dass die These von der globalen Erwärmung nicht stimmen kann? Wenn beispielsweise die globalen Temperaturen für einige Jahre deutlich fallen würden (mehr als 0.3 Grad Abkühlung oder wenn die Erwärmung plötzlich im äquatornahen Bereich viel stärker wäre als im polnahen Bereich.

Wie ich an anderer Stelle schon erwähnt habe, betrachte ich mich selber als Klimawandel-Skeptiker. Ich bezweifle den Treibhauseffekt nicht, glaube aber nur mit 75%-iger Wahrscheinlichkeit, dass die deutliche Erwärmung im 20.Jahrhundert vor allem auf das Konto des Menschen zurückgeht.

Die Dämme brechen…

„SCIENCE IS NOT SETTLED“:

KEINE GLOBALE ERWÄRMUNG SEIT 1995

Die Nachricht erreicht den Medien-Mainstream (hierzulande wohl mit reichlicher Verspätung):

http://www.dailymail.co.uk/news/article-1250872/Climategate-U-turn-Astonishment-scientist-centre-global-warming-email-row-admits-data-organised.html

Natürliche Kohlenstoffsenken sind vor allem Wälder und die sind von Entwaldung bedroht.

Das REDD-Programm (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation in Developing Countries, siehe http://www.un-redd.org/AboutREDD/tabid/582/language/en-US/Default.aspx) will dem entgegenwirken. 20% der globalen Treibhausgasemissionen sollen laut REDD-homepage auf Waldschädigung zurückgehen.

James Hansen, ein Pionier der Erforschung der globalen Erwärmung, glaubt, dass Wiederbewaldung ein schneller Weg wäre, um die atm. CO2-Konzentration zu senken (vor allem aber kämpft er gegen Kohlekraftwekre („coal-fired power stations are death factories“).
Neubewaldung von Millionen von Quadratkilometeren könnte die jährliche anthropogene CO2-Produktion tatsächlich ohne weiteres schlucken.

In einem Artikel der Zeitschrift Climatic Change (Springer Netherlands) mit dem Titel „Irrigated afforestation of the Sahara and Australian Outback to end global warming” (siehe http://www.springerlink.com/content/55436u2122u77525/fulltext.pdf) wird genau dies vorgeschlagen, nämlich die Sahara und den australischen Outback mit entsalztem Meerwasser zu bewässern und dann zu bewalden, mit folgendem behaupteten Resultat:

“Each year, irrigated Saharan- and Australian-desert forests could sequester amounts of atmospheric CO2 at least equal to that from burning fossil fuels.”

Das wäre zwar sehr teuer, aber meiner Ansicht immer noch realistischer als von China und den USA einen Verzicht auf Kohle, Öl und Gas zu fordern.

Das Wachstum der ostamerikanischen Wälder: http://sercblog.si.edu/?p=466

Zu den IPCC-Aussagen („peer reviewed“…) zum Schwinden der Amazonas-Regenwälder bei steigenden Temperaturen: http://eureferendum.blogspot.com/2010/01/and-now-for-amazongate.html

(auch wer die Quelle aus formalen Gründen ablehnt, wird den inhaltlich zutreffenden Kommentar kaum widerlegen können)

Die Dynamik der CO2-Senken ist tatsächlich ein interessantes, aber auch spekulatives Feld.

CO2-Senken auf dem Land sind vor allem Wälder und mit zunehmender Erwärmung werden sich diese in Ausdehnung und Wuchsform deutlich ändern.

Oft hört man nur von bevorstehenden negativen Veränderungen: Für die tropischen Regenwälder erwartet man beispielsweise vermehrte Trockenheit und mehr Brände. Die Erwärmung betrifft aber die höheren Breitengrade deutlich stärker und dort werden sich die Wälder wohl auch am stärksten ändern, vor allem in der sogenannten borealen Klimazone. Diese umschliesst als 1000 bis 3500 km breiter Gürtel die höheren Breiten der Nordhalbkugel (Sibirien,Kanada,Skandinavien) und enthält fast 1/3 der gesamten Erdwaldfäche. Gegenwärtig sind die Wachstumsbedingungen in dieser Zone so schlecht, dass die Bäume 10 bis 20 Mal langsamer wachsen als in den Torpen. Diese kaltgemässigte Klimazone könnten bei fortschreitender Erwärmung zu einer warmgemässigten Klimazone werden mit folgenden Auswirkungen:
-Beschleunigung des Baumwachstums um den Faktor 5 bis 10 mit stark erhöhter CO2-Fixierung
– Ausdehnung des Waldes bis in die Tundra (heute baumlos) mit starker CO2-Senkenwirkung (junge Wälder sind stärkere CO2-Senken)
-Stärkere Befeuchtung der Luft durch die Wasserdampfemission der Bäume. Dies könnte einen Treibhauseffekt haben oder aber im Gegenteil zur vermehrten, kühlenden Wolkenbildung führen.

Ich möchte auf folgende Arbeit hinweisen (siehe http://homepages.see.leeds.ac.uk/~eardvs/papers/spracklen08c.pdf), die zum Schluss kommt:
„We propose that the combination of climate forcings related to boreal forests may result in an important global homeostasis. In cold climatic conditions, the snow–vegetation albedo effect dominates and boreal forests warm the climate, whereas in warmer climates they may emit sufficiently large amounts of organic vapour modifying cloud albedo and acting to cool climate.“

Zu dynamischen Prozessen und Kreisläufen scheint der Autor ein gespanntes Verhältnis zu haben. Also was nun, nehmen die Senken zu oder nehmen sie ab oder gibt es nur Anzeichen, daß sie abnehmen könnten oder könnten sie ohne Anzeichen abnehmen, obwohl sie zunehmen?
Halbe Miete wovon? Von 2% CO2 am globalen Umsatz?
Wir gehen auf kältere Zeiten zu. Dann brauchen wir mehr CO2 gegen die Kälte und für die Pflanzen.

Carsten

@Peter Bühler
Klimaschutzmassnahmen bedeuten vor allem Verzicht auf fossile Treib- und Brennstoffe. In der Schweiz sind das Öl und Gas. Beide werden importiert. Weniger Öl verbrauchen heisst auch, sich vor dem nächsten Ölpreisschock zu schützen und die Importabhängigkeit zu reduzieren.
Beim Gas sieht es etwas anders aus, da es nach den Prognosen der IEA in naher und mittlerer Zukunft im Überfluss vorhanden sein wird, vom Klimaschutzgedanken aber trotzdem möglichst wenig Gas verbraucht werden sollte.
Zertifikatehandel und Förderung der neuen erneuerbaren Energien haben dagegen direkt nichts mit Klimaschutz zu tun. Dies sind lediglich bestimmte Ausgestaltungen/Pfade, die allenfalls indirekt die Emission von Treibhausgasen reduzieren.

@Martin Holzherr

…ob viele Leser des Artikels Ihre Bewertung einer „sozio-/politischen Betrachtung“ teilen? eine Qualifikation, die den Text in seinen wissenschafts- und medienkritischen Aussagen kurzerhand entwertet oder abmildert.

Die Lagerbildung ist mehr als bedauerlich, aber wohl kaum auf den Beobachter Stott zurückzuführen, der sich – wie andere auch – während Jahren einer Art Wagenburg gegenüber sah. Allein schon der üblich gewordene, in einem wissenschaftlichen Kontext völlig deplatzierte, pejorative Gebrauch von Begriffen wie „Skepsis“ oder „Zweifel“ ist im Rückblick kaum zu erklären.

Die Lagergrenzen verlaufen nicht zwingend entlang der von Ihnen erwähnten Linien. Teile des – wie Sie es nennen – „DirtyCoal-/Neoliberal-/NationalEgoism-Komplex“ z.B. – finden sich mit CO2-Abgaben und -Zertifikatehandel, ee-Förderung ausgezeichnet zurecht.

Die Richtigkeit Ihrer Prognosen zur weiteren Entwicklung von Klimadebatte und Klimaschutzmassnahmen (was immer das sein soll) einmal dahingestellt, sind Sie sich bewusst, was uns die „ganze Miete“ des Klimatismus bereits kostet und noch kosten wird?

@Peter Bühler.
Die Literaturhinweise sind bemerkenswert:
„Despite the predictions of coupled climate‐carbon cycle models, no trend in the airborne fraction can be found.“
Citation: W. Knorr (2009), Is the airborne fraction of anthropogenic CO emissions increasing?, Geophys. Res. Lett., 36, L21710, doi:10.1029/2009GL040613.

http://europa.agu.org/?view=article&uri=/journals/gl/gl0921/2009GL040613/2009GL040613.xml&t=2009,Knorr

Meine Skepsis gegenüber der CO2-Hype wird durch neue Publikationen zusehends vertieft.

@Peter Bühler
Der Aritkel auf den sie verweisen, betrachtet die Klimadebatte als sozio-/politisches Phänomen in der sich 2 Lager gegenüberstehen, wobei sich das Blatt nun für das eine Lager gewendet habe.

Diese Lagerbildung erinnert etwas an den kalten Krieg, wo man vom militärisch-/industriellen Komplex oder vom realsozialistischen Unrechtsstaat sprach.

Heute müsste man die Lager vielleicht als Klima-/Oeko/CleanTech-Komplex und als DirtyCoal-/Neoliberal-/NationalEgoism-Komplex bezeichnen.

Die grundlegende Frage, ob es einen menschengemachten Klimawandel gibt und wie stark er unsere Zukunft bestimmt, lässt sich so aber nicht aushandeln.

Leider beziehen selbst viele Klimawissenschaftler auch politische Positionen. Sie sprechen sich beispielsweise für erneuerbare Energien aus oder verdammen gewisse Gegner als Neoliberale (Rahmstorf über Lomborg) oder vergleichen ihre Gegner gar mit Hilter ( Pachauri über Lomborg).

Es ist vorauszusehen wie sich die Klimadebatte und die Klimaschutzmassnahmen weiterentwickeln. In den nächsten 10 Jahren werden nur ein paar Hartgesottene (vor allem Europäer) den Klimaschutzgedanken in Politik umsetzen, die wichtigsten Akteure hingegen – die USA und China – werden den nationalen Interessen folgen. Aber die Wissenschaft wird in dieser Zeit zu Aussagen kommen, die weit sicherer und besser abgestützt sind als jetzt und dann wird das Thema wieder auf die Agenda kommen.

@ Martin Holzherr

„Zitate“

Vielleicht das hier, von Philipp Stott, emeritierter Professor für „Biogeography“ an der School of Oriental and African Studies, University of London (erklärter Wähler der Labour Party) …

„For the moment, we must not underestimate the magnitude of the collapse. Academically, it is jaw-dropping to observe…
And, the political, economic, and scientific consequences will be profound.“

http://web.me.com/sinfonia1/Clamour_Of_The_Times/Clamour_Of_The_Times/Entries/2010/1/30_Global_Warming%3A_the_Collapse_of_a_Grand_Narrative.html

Ansonsten und wenn das für die vorliegende Debatte tatsächlich von Belang sein sollte: auch ich pflege mein Gehirn nicht an Parteitagsgarderoben abzugeben.

Kommentar von Martin Holzherr.
Da haben Sie völlig recht. Wurde leider ebenso vergessen wie der Hinweis, dass ich parteilos bin.

* http://www.sepp.org/publications/NIPCC-Feb%2020.pdf

@Franz-Xaver Spörri
Ihr Einwand gegen den Anspruch der alleinigen Autorität des IPCC und von Personen in ihrem Einflussbereich mag berechtigt sein.
Nur sollte man fair kämpfen. Ein Zitat, dessen Herkunft nicht angegeben ist, gehört nicht zum fairen Stil.

Kommentar von Roman Hüppi
Sie bestimmen wer diskutieren darf. Sie sind das Mass aller Dinge. Trotzdem verkennen Sie die Implikationen des IPCC und sein reales Umfeld (finanzierende Gesellschaft, umsetzende Politik und die divergierende Meinung der Klimawissenschaft*).
*Zitat: “ It is regrettable that the public debate over climate change, fueled by the errors and exaggerations contained in the reports of the IPCC, has strayed so far from scientific truth. It is an embarrassment to science that hype has replaced reason in the global debate over so important an issue.“

@Roman Hüppi

„Wenn jemand ohne Durchblick und Ahnung vom Thema gegensätzlicher Ansicht zu den Experten ist, hilft es kaum darüber weiter zu debattieren.“

Na, dann sind wir doch erst mal froh, dass Leute wie Sie über den Durchblick verfügen.
Wenn Sie uns deshalb freundlicherweise Ihren Satz „CO2 absorbiert dummerweise genau im Bereich des “atmosphärischen Fensters”, wo sonst kein Gas die abstrahlende Wärme absorbiert“ näher erläutern könnten. Vielleicht mit einem kleinen Exkurs über die Absorptionsbanden von Wasserdampf?

„Man müsste zuerst die Grundlagen von Klimaphysik und Co. erklären um die aktuelle Debatte über neuste Trends und Erkenntnisse verständlich zu machen.“

Sind Sie da tatsächlich auf dem aktuellen Stand? und wie kommen Sie zu der doch einigermassen dünkelhaften und verblüffenden Annahme, andere wären das nicht?

„Setzt sich diese Haltung bis ins Parteiprogramm fort, frage ich mich was wir mit diesen Politikern (Herr P.B.?!) anfangen sollen (als redliche Bürger oder Wissenschaftler).“

Schwebt Ihnen in aller „Redlichkeit“ bereits etwas Konkretes vor?
Parteiverbote? Meinungsunterdrückung? Maulkörbe? ggf. strengere Sanktionen?

Wer glaubt, dass Wärme für Mensch und Tier schlecht sei, sollte sich ansehen, was Kälte anrichten kann:
http://eureferendum.blogspot.com/2010/02/how-wrong-can-they-get.html

„Wer […] anderer Meinung sein will, kommt für einen konstruktiven Dialog nicht in Frage.“

Welches ist die „andere“ Meinung? Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung und darf sie auch kundtun. Aber niemand hat das Recht auf seine eigenen Fakten.

„Wie sich dies bereits heute (bei den paar Zehntelgrad Erwärmung) auf Mensch, Tier und Pflanzen auswirkt, kann man an verschiedensten Orten auf der Welt beobachten.“
Wo kann man das beobachten? Mensch und Tier sind im Tages- und Saisonzyklus wesentlich grösseren Temperaturschwankungen gegenüber anpssungsfähig. Der Planet verfügt immer noch über das ganze Temperaturspektrum von weniger als 50°C bis mehr als 50°C. Und überall leben Menschen und Tiere.
Es gibt Menschen, die ziehen für ihren Urlaub die Wärme der Kälte vor, freiwillig.

Zur Frage „in welchem Bereich CO2 Schwankungen für Mensch, Tier und Pflanzenwelt noch verträglich wären“. Meines Wissens könnte man folgendes dazu sagen: Die knapp 0.04% CO2 in der Atmosphäre haben keinen Einfluss auf den Körper von Mensch und Tier. Solange wir gut 20% Sauerstoff um uns herum haben, ist der Anteil der Spurengase egal. Für die Pflanzen ist ein erhöhter CO2-Gehalt von Vorteil, da es besser aufgenommen werden kann und weniger Wasserverluste oder Photorespiration stattfindet. Unter 200ppm CO2 ist die Photosynthese stark eingeschränkt. Das Problem mit höherer CO2 Konzentration in der Atmosphäre ist wirklich dessen Absorption im Infrarotbereich (z.B. der Wärmeabstrahlung der Erde). Eine Veränderung solcher absorbierenden Stoffe ändert das Strahlungsbudget der Erde. CO2 absorbiert dummerweise genau im Bereich des „atmosphärischen Fensters“, wo sonst kein Gas die abstrahlende Wärme absorbiert. Darum müsste rein physikalisch eine wärmende Wirkung auftreten. Wie sich dies bereits heute (bei den paar Zehntelgrad Erwärmung) auf Mensch, Tier und Pflanzen auswirkt, kann man an verschiedensten Orten auf der Welt beobachten.

Es scheint mir ein Dilemma wie diese Diskussion hier geführt wird. Einerseits schreiben Autoren mit immensem Fachwissen ihre Sicht auf die Brennpunkte der aktuellen Klimaforschung. Andererseits gibt es Fragen auf grundsätzlichem Niveau, die aber von naiven und respektlosen Kommentaren von Skeptikern überdeckt werden. Es wird mit ungleichen Spiessen gekämpft. Wenn jemand ohne Durchblick und Ahnung vom Thema gegensätzlicher Ansicht zu den Experten ist, hilft es kaum darüber weiter zu debattieren. Die Zeit der Professoren wäre nur eine Verschwendung. Man müsste zuerst die Grundlagen von Klimaphysik und Co. erklären um die aktuelle Debatte über neuste Trends und Erkenntnisse verständlich zu machen. Wer aus politischen Überzeugungen und massloser Selbstüberschätzung anderer Meinung sein will, kommt für einen konstruktiven Dialog nicht in Frage. Setzt sich diese Haltung bis ins Parteiprogramm fort, frage ich mich was wir mit diesen Politikern (Herr P.B.?!) anfangen sollen (als redliche Bürger oder Wissenschaftler).

Dass bei den Senken, insbesondere bei den Meeren, eine Sättigung festzustellen wäre, kann u.a. die folgende Studie nicht bestätigen:

http://bristol.ac.uk/news/2009/6649.html

http://europa.agu.org/?view=article&uri=/journals/gl/gl0921/2009GL040613/2009GL040613.xml&t=2009,Knorr

Die „Halbe Miete“ gleicht dem Versuch, den alarmistischen Ansatz trotz widersprüchlicher Forschungsergebnisse irgendwie noch zu retten.
Es darf nicht sein, was nicht sein soll…

Ich glaube Ihnen, dass Sie basierend auf Ihrer Hypothese richtig gerechnet haben. Trotzdem gefällt es der Natur die Hypothese zu wiederlegen. Plötzlich sind Sie mit einer natürlichen CO2 Hömeostase konfrontiert die Ungleichgewichte während gewissen sehr langen Zeiträumen ausgleicht und Ihnen und dem IPCC klar macht, dass Sie möglicherweise Wirkung und Ursache durcheinander gebracht haben.
Deswegen sind wichtige Konklusionen im IPCC Bericht auch kontradiktorisch. Dieses und viele andere Beispiele zeigen auf, dass mit der Anhäufung von gesichertem Wissen, richtigen und falschen Beobachtungen und Messungen, nicht reproduzierbaren Experimenten und Modellen, bestenfalls die Voraussetzung für eine „self fullfilling prophecy“ gegeben ist.
Deshalb darf die finanzierende Gesellschaft eine kritischere Ausseinandersetzung der Wissenschaft mit dem IPCC Bericht erwarten. Sonst ist es sowieso nur die halbe Rechnung.

Nachdem es für CO2 in der Atmosphäre offenschtlich kein steady state gibt würde ich gerne wissen in welchem Bereich CO2 Schwankungen für Mensch, Tier und Pflanzenwelt noch verträglich wären (ohne Rücksicht auf das Klima)?

Dieser Artikel zeigt meiner Ansicht nach gut, wie gering das gesicherte Wissen im Klima- und Kohlenstoffkreislaufbereich immer noch ist. Da wird beispielsweise darüber spekuliert, dass das Nachwachsen von Wäldern die Senkenleistung für CO2 vergrössert hat, wobei in anderen Publikationen zu lesen ist, dass immer mehr Regenwald der Rodung zum Opfer fällt und Wald zunehmend verloren geht. Der folgende Satz aus dem obigen Text: „Dazu kommen klimatische Faktoren, die das Wachstum der Bäume gefördert haben, sowie eine mögliche ‚Düngung‘ durch den erhöhten CO2-Gehalt der Atmosphäre.“ passt gut zum Artikel „Global warming makes trees grow at fastet rate for 200 years“ (siehe http://www.independent.co.uk/environment/climate-change/global-warming-makes-trees-grow-at-fastest-rate-for-200-years-1886342.html). Beim Lesen solcher Studien habe ich immer ein ungutes Gefühl, weil dem Leser oft suggeriert wird, hier werde ein Phänomen mit globaler Bedeutung dargelegt, obwohl es sich doch nur um eine einzelne Studie handelt und dazu noch offensichtlich spekulative Elemente aufgetischt werden.

Einen grossen Fortschritt in der Aussagekraft von Daten mit globaler Bedeutung haben meiner Ansicht nach Satelliten für die Erdobservation gebracht. Satellitentemperaturdaten traue ich viel mehr als Temperaturdaten von Wetterstationen und grosse Hoffnungen setze ich in die CO2/Methan-Observierungssatelliten, die in den Orbit gebracht werden sollen (oder schon dort sind). Auch Aussagen zur Entwicklung der Wälder sollten nach Möglichkeit über Satelliten oder in einem standardisierten Verfahren weltweit erhoben werden. Ueber viele Jahre gleichartig erhobene Daten zur Klimaentwicklung und den sie begleitenden
Phänomenen sind sowohl für die Diagnose als auch für die Verlaufsbeurteilung von Klimaschutzmassnahmen essentiel.
Ein Modell für global relevante Daten können vielleicht die systematischen Durchmusterungen des Himmels in der Astronomie sein, die damit Fragestellungen zum Unviersum beantworten wollen.

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