Umweltbedingte Geschlechtsumwandlung in Papaya als transdiziplinäres Forschungsprojekt

Tiago Meier

Wer kennt sie nicht, die birnenähnliche Form, die gelborange Farbe und den süssen Geschmack – alles Markenzeichen der Papayafrucht. Tiago Meier, Doktorand am Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie in der Gruppe von Prof. Dr. Ueli Grossniklaus hat sich auf die Spuren der Papayafrucht begeben. Er ist zum Ursprung der Pflanze nach Mexico, ins Reich der Maya , gereist und ist auf Hinweise gestossen, die auf eine frühe Kultivierung der Papayapflanze deuten. Die Maya wählten Papayapflanzen mit für sie vorteilhaften Eigenschaften aus, nämlich zwitterige Pflanzen, die sich selbst befruchten können. Die Spanier verteilten die Papaya in ihrem Kolonialreich, wodurch sie zu einer wichtigen wurde. Jedoch hat das sich veränderndes Klima auf unserem Planeten auch Folgen für die Papaya. Eine durch Umwelteinflüsse verursachte Geschlechtsumwandlung von Zwittern zu Männchen führt zu Sterilität und beeinträchtigt dadurch die Papayaproduktion.

Tiago untersucht die Blütenentwicklung der Pflanze, um das Problem der Geschlechtsumwandlung besser zu verstehen und um zu möglichen Lösungen beizutragen.

Welche Belege sind wichtig für politische Massnahmen?

Um die Bevölkerung und Politik davon zu überzeugen, etwas zu ändern, braucht es vielfältige Ansätze. Mit drei Vorgehensweisen betrachten wir das Problem aus verschiedenen Blickwinkeln. Als erstes suchten wir nach einem Unterschied zwischen den Papaya-Pflanzen auf molekularer Ebene, um die Vorgänge der Geschlechtsumwandlung in den Pflanzen zu verstehen. Im Anschluss ergründeten wir die Ursachen für die Veränderung in den Pflanzen und identifizierten die Klimaerwärmung als Verursacher. Gleichzeitig suchten wir nach Varietäten, bei denen die umweltbedingte Geschlechtumwandlung nicht stattfindet, um nicht nur über das Problem zu berichten, sondern auch Lösungsansätze anzubieten.

Als Letztes begab ich mich auf Spurensuche im Nationalmuseum von Mexico-City und zeigte, dass die Initiierung der Kultivierung und Züchtung der Papaya bereits zu Zeiten der präkolumbianischen Kultur der Mayas begann. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Frucht, verdeutlich die lange Tradition und Bedeutung der Frucht für die LandwirtInnen. Meine Arbeit konnte ich nicht ohne Unterstützung verrichten, sondern durfte mit Einheimischen zusammen die Geschichte der Papaya-Pflanze durchleuchten. Diese transdisziplinäre Arbeit ermöglicht es, dass unsere Forschungsergebnisse bis zu den Betroffenen – den LandwirtInnen von Mexico – gelangen.

Was sind Ergebnisse für die Gesellschaft und wie werden sie umgesetzt?

Kommunikation ist nicht immer einfach. Dafür gibt es mehrere Gründe. Sicher ist die Zeitumstellung kein leichtes Unterfangen, aber auch die sprachliche Barriere und die kulturellen Werte unterscheiden sich grundlegend. Deshalb ist es mir ein dringendes Anliegen, meine Untersuchung verständlich zu kommunizieren, besonders einem nicht-wissenschaftlichem Publikum. Im Rahmen des Programms „Bridging Plant Sciences & Policy“ und dank der Förderung von Mercator Schweiz, konnte in diesem Jahr gemeinsam mit dem Plant Science Center Zürich-Basel ein Erklärvideo zu meiner Forschungsarbeit entstehen. Uns ist es, dank transdisziplinärer Zusammenarbeit, gelungen die Komplexität des Papaya-Problems zu verbildlichen. Im entstandenen Video werden die Erkenntnisse nicht nur einem deutsch-sprechendem, sondern auch einem spanisch-sprechendem Publikum vermittelt. Denn Überschneidungen finden wir vielleicht nicht in der Sprache oder der Kultur, aber wir teilen visuelle Gemeinsamkeiten.  

Tiago Meier von der Universität Zürich in der Gruppe von Prof. Ueli Grossniklaus ist derzeit Stipendiat des Mercator-PSC-Stipendienprogramms: Brückenschlag zwischen Pflanzenwissenschaft und Gesellschaft. Für dieses Projekt arbeitet er mit dem „Laboratorio Nacional de Genomica para la Biodiversidad“ (LANGEBIO) und „Centro de Investigación Científica de Yucatán” (CICY) zusammen. Er liefert der Öffentlichkeit direktes Wissen und bietet Unterstützung bei wirtschaftlichen Entscheidungen und für die Gestaltung von Agrarumweltprogrammen.

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