Weshalb Moodle?
Auf den Beitrag zum neuen Moodle-Design in diesem Blog im Januar diesen Jahres haben wir viel Feedback erhalten. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Gerne möchten wir Ihnen im Nachgang mit diesem Blogbeitrag aufzeichnen, was eigentlich hinter Moodle steckt und weshalb sich die ETH Zürich für Moodle als strategische Lernplattform entschieden hat.
Seit rund 10 Jahren betreibt die ETH Zürich die zentrale Lernplattform Moodle. Anders als andere Plattformen (bspw. Blackboard) ist die Software Moodle ein Open-Source-Projekt. Vor über 20 Jahren hat ein Universitätsstudent aus Perth mit den Arbeiten an einer Software begonnen, um die Lehre über Distanz zu verbessern bzw. überhaupt erst zu ermöglichen. Martin Dougiamas hat dabei die Software von Beginn an offen gestaltet. So ist der komplette Source Code frei verfügbar, mehr noch: als Open-Source-Projekt fliessen immer wieder Ideen und Softwarecode in das Werkzeug ein.
Moodle bietet viele Schnittstellen, um individuelle Erweiterungen zu programmieren und andere Systeme anzubinden. Die Software ist modular aufgebaut, was es ermöglicht, neue Funktionen hinzuzufügen, ohne den Core-Code zu verändern.
Wer programmiert Moodle
Die Entwicklung des Core-Codes wird vom Headquarter vorantgetrieben, das Niederlassungen in Perth und Barcelona hat. Zur Zeit umfasst das Headquarter rund 75 Personen. Es gibt zusätzlich einige über die Welt verteilte Entwickler, die sich ebenfalls beteiligen. Meistens sind diese bei grossen Universitäten angestellt (auch an der ETH Zürich arbeiten zwei Entwickler für Moodle, dies vor allem im Bereich Onlineprüfungen). Zur Zeit hält Moodle weltweit einen Marktanteil von über 50% für Higher Education. Dies ist umso erstaunlicher, da es mit Blackboard, Brightspace und Instructure grosse Firmen gibt, die mit ihren Produkten an diesem Markt auftreten. Einige spannende Zahlen zu Moodle (Stand Mai 2019):
- Registrierte Moodle-Installationen: über 100’000
- Nutzerkonten: über 150 Millionen
- Quizfragen: über 1.5 Milliarden
Entwicklungen in und für Moodle
Die ETH Zürich hat sich wie oben erwähnt, vor einigen Jahre für Moodle entschieden. Dies hatte verschiedene Gründe, dazu gehören: Die hohe Anpassbarkeit auf individuelle Bedürfnisse, eine sehr aktive und grosse Community, der Open-Source-Gedanke und einiges mehr.
Die ETH Zürich beteiligt sich in diversen Bereichen in der Moodle-Community. Speziell im Bereich Onlineprüfungen entwickeln wir didaktisch verbesserte Fragetypen (kPrime, Single Choice,…) und andere Erweiterungen (Ressilienz-Plugin bei Netzwerkstörungen) und stellen diese den anderen Nutzern – ganz im Open Source Gedanken – zur Verfügung (https://moodle.org/plugins/browse.php?list=contributor&id=91386 and https://github.com/ethz-let)
Das Moodle HQ hat einen klar definierten Entwicklungsplan und eine entsprechende Roadmap. Dies erlaubt es, frühzeitig eine stabile Serviceplanung zu machen. Die Roadmap ist öffentlich: https://docs.moodle.org/dev/Roadmap
Die zwei funktionellen Updates des Moodle-Cores pro Jahr werden an der ETH Zürich nach einigen Wochen installiert und damit auch die neuen und verbesserten Funktionen unseren Studierenden und Dozierenden zur Verfügung gestellt. Dieses Vorgehen ist auch aus Sicherheitsperspektive sinnvoll, da damit auch allfällige Bugs und security issues beseitigt werden.
«Lieber Support, ich habe einen Fehler entdeckt!»
«Lieber Support, ich habe eine tolle Idee!»
Vorteil einer Open-Source Software ist ihre Anpassbarkeit. Man kann grundsätzlich alles verändern. Da wir immer wieder die neueste Version des Core-Codes einspielen, verzichten wir darauf, diesen lokal bei uns zu verändern. In einer Community unterwegs zu sein, heisst aber eben auch, nicht direkten Einfluss auf die Entwicklung des Core-Codes zu haben. Wir sind sehr dankbar, von unseren Studierenden und Dozierenden immer wieder wertvolle Vorschläge zu erhalten. Sofern wir diese nicht direkt auf unserem System – ohne Veränderung des Core-Codes- umsetzen können, geben wir diese gerne in die Community weiter. Leider ist dieser Prozess allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt.
Es gibt im Moodle Universum natürlich auch viele andere Entwicklerinnen, die Plugins ebenfalls Open-Source zur Verfügung stellen. Grundsätzlich lassen sich diese auf alle kompatiblen Moodle-Installationen installieren. Allerdings empfiehlt es sich hier, zurückhaltend zu sein. Einerseits weil jedes zusätzliche Modul die Software komplexer (und langsamer) macht. Andererseits muss sehr genau geklärt werden, wie häufig ein Plugin aktualisiert wird. Denn falls ein Plugin nicht mehr gewartet wird, was durchaus passieren kann, ist es irgendwann nicht mehr kompatibel. Dann muss man sich als Moodle-Anbieter entscheiden zwischen Plugin behalten und Moodle veralten lassen oder Plugin löschen und Moodle aktualisieren – beides eher suboptimal. Wir an der ETH haben einige Plugins im Einsatz, so beispielsweise Gruppenauswahl (Universität Lausanne), Scheduler (Universität of York), Open Cast (Universität Münster), evaluieren aber sehr genau, ob wir das Risiko des oben genannten Problems möglich klein halten können.
Fragen oder Kommentare? Wir freuen uns, mit Ihnen hier über darüber zu diskutieren!