20 Jahre an der ETH: alles dreht sich (im Kreis)

Die Informatikdienste gratulieren Benno Luthiger Stoll zum Jubiläum.

Ich kam 1989 an die ETH. Ich hatte eben mein Physik-Studium abgeschlossen, wollte einerseits noch etwas Wissenschaftliches machen und andererseits Geld verdienen. Da kam mir das Stellenangebot als Software-Entwickler beim Betriebsdienst gelegen. Diese Stelle konnte ich im Teilzeitpensum erledigen und mein wissenschaftliches Interesse mit einem Ethnologie-Studium befriedigen.

Dr. Benno Luthiger Stoll; Bild: Eda Gregr/Creative Commons by-sa

           

Zu dieser Zeit hielten sich alle Dienstabteilungen noch eigene Informatikgruppen. In meiner Arbeit damals musste ich Anwendungen entwickeln, die den Angestellten im Betriebsdienst die Arbeit erleichtern sollte, z.B. Anwendungen für die Verwaltung der Räume oder der Einsatzpläne des Reinigungspersonals. Wir entwickelten DOS-Applikationen, die Daten wurden in dBase-Datenbanken gespeichert.

Feldforschung in Uganda

1996 ging ich im Rahmen einer Feldforschung für ein halbes Jahr nach Uganda. Als ich zurückkam, hatte Andreas Dudler die Informatikdienste an der ETH etabliert und alle betrieblichen Informatikgruppen unter seine Obhut gebracht. Software-Entwickler wurden aber immer noch benötigt, und so arbeitete ich neu unter Giorgio Broggi in der ID-Betriebsinformatik. Ebenfalls etabliert hatte sich das Web, was meiner Arbeit eine neue Ausrichtung gab. Ich lernte Java und andere Web-nahe Technologien und programmierte Web-Anwendungen wie etwa die erste Webversion des Vorlesungsverzeichnisses.

1999 hatte ich mein Ethnologie-Studium erfolgreich abgeschlossen und nahm das als Anlass, eine Stelle ausserhalb der ETH zu suchen. Bei der SYSTOR lernte ich, in grossen Projekten und grossen Teams zu arbeiten. Die SYSTOR erstellte Anwendungen für Banken und Versicherungen, und nicht nur die Firma hatte Manager, sondern auch jedes Projekt.

Open Source: ein neues Phänomen

Nach drei Jahren wollte ich wieder etwas Wissenschaftliches machen. Zu dieser Zeit war Open Source ein Phänomen, welches anfing, in der breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden und auch wissenschaftliche Kreise ansprach. So konnte ich Prof. Franck vom betriebswirtschaftlichen Institut UZH für die Betreuung einer Dissertation zum Thema «Spass und Software-Entwicklung: Zur Motivation von Open-Source-Programmierern» gewinnen.

Da man eine Dissertation nicht essen kann, stellt sich mir die Frage, wie ich meinen Lebensunterhalt finanzieren könnte. Eingedenk meiner ersten Erfahrung an der ETH stellte ich eine Anfrage bei Andreas Dudler. Der Zufall wollte es, dass Wolfgang Korosec ein paar Tage zuvor ein Stelleninserat freigegeben hatte, in welchem ausdrücklich ein Open-Source-Spezialist gesucht wurde. So war ich anfangs 2002 zurück an der ETH.

Die ETH wollte ihre Webseiten durch ein WCMS (Web Content Management System) verwalten lassen und die Informatikdienste hatten beschlossen, dass dieses System unter einer Open-Source-Lizenz verfügbar sein müsse. Die Wahl fiel auf das Python-Zope-basierende Silva-WCMS. Meine Aufgabe war es, dieses WCMS in die ETH-Infrastruktur zu integrieren. Ich musste Anwendungen schreiben, mit welchen Daten in den verschiedenen Datenbeständen (z.B. Personen-DB oder Vorlesungsverzeichnis) auf den Seiten des WCMS‘ dargestellt werden konnten.

Mit meinem Profil als Open-Source-Fachperson konnte ich auch Veranstaltungen mit Open-Source-Bezug organisieren. So gelang es uns, Erich Gamma für eine Eclipse-Präsentation an die ETH zu holen, einen Ajax-Workshop mit Beteiligung von Referenten von IBM, Google und der Software AG zu organisieren sowie letztes Jahr eine Veranstaltung mit Richard Stallman durchzuführen.

Informatikdienste im Wandel

Die Informatikdienste wurden in den letzten Jahren mehrfach umgebaut. Ich wanderte vom TIM (Technologie- und Informationsmanagement) über die Basisdienste zu den SWS (Software-Services). Aktuell bin ich im Web-Relaunch-Projekt engagiert. Wieder geht es darum, ein WCMS in die ETH-Infrastruktur zu integrieren, diesmal allerdings eines, welches nicht Open Source ist.

Im Wesentlichen mache ich immer noch das Gleiche wie vor über 20 Jahren. Als Buddhist könnte ich bei den Informatikdiensten der ETH Zürich rundum glücklich werden.

Benno Luthiger, August 2012

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