Übungen auf Moodle verwalten

Hintergrund: Die grossen Physikvorlesungen (ca. 400 Studierende) werden von Übungen begleitet. Zu den Übungen gibt es wöchentliche Aufgabenblätter. In jeder Übungsstunde (mit jeweils ca. 25 Teilnehmer) müssen Lösungen von den Studierenden an der Tafel vorgerechnet werden. Als Testatbedingung muss jeder Studierende eine gewisse Anzahl von Lösungen vorbereiten, auch wenn diese dann nicht von ihm/ihr vorgerechnet werden können.

Um die Testatbedingungen zu überprüfen müssen die Übungsassistierende daher genau Buchhaltung darüber führen, wer was zu jeder Übungsstunde vorbereitet hat. Um diesen administrativen Aufwand zu reduzieren und den Studierenden genügend Freiraum bei der Auswahl ihrer vorbereiteten Lösungen zu geben, wurde eine Online-Bereitschaftserklärung eingeführt.

Lernszenario: Jede Woche wird in Moodle ein Test aufgeschaltet, welcher für jede aufgegebe Übungsaufgabe eine Ja-Nein-Frage enthält. Mit Auswahl von „Ja“ erklärt sich der/die Studierende bereit, die entsprechende Lösung an der Tafel vorzurechnen. Bei „Nein“ hat er/sie sich nicht mit der Aufgabe beschäftigt.

Praxis: Der Moodle-Test ist als „getrennte Gruppen“ angelegt, wobei jeder Assistierende vor Beginn der Übung einen Überblick über die behandelten Aufgaben erhält und auch sieht, welche Studierende zur Lösung an der Tafel aufgerufen werden können.

Am Ende des Semesters ermöglicht die Darstellung der Gesamtbewertung in Moodle eine schnelle Überprüfung der Testatbedingungen.

Fazit: Die Studierende haben diese Online-Bereitschaftserklärung gut aufgenommen. Sie sind damit zu einem regelmässigen Besuch auf der Lernplattform gezwungen und können auch andere dort bereitgestellten Lernhilfen nutzen. Für die Assistierende bringen die Online-Bereitschaftserklärungen eine grosse Vereinfachung des administrativen Aufwandes.

Tipps: Zu Beginn des Semesters den Abgabetermin möglichst früh ansetzen, damit er bei Anfragen der Studierende problemlos verschoben werden kann.

Zusätzlich zur Bereitschaftserklärung kann eine Offline-Aufgabe in Moodle angefügt werden. Hier können Übungsassistierende zur eigenen Buchhaltung für jede/n Studierenden persönliche Kommentare anlegen.

Kontakt: Guillaume Schiltz

Vernetztes Wissen mit Concept Maps darstellen und gegenseitig überprüfen

Concept Map

Concept Map

Hintergrund: Studierende der Agrarwissenschaften belegen im 3.Semester den Kurs Pflanzenernährung I. Die Semesterleistung setzt sich aus 4 benoteten Einzelprüfungen (Multiple Choice) zusammen. Im Kapitel über Auswirkungen der Pflanzenernährung auf die Produktqualität spielen komplexe Mechanismen. Zur Aneignung und Vertiefung solcher Inhalte eignen sich Concept-Maps (Begriffskarten) sehr gut. Daraus entstand die Idee, eine Lernzielkontrolle durch das Erstellen und Beurteilen von Concept Maps zum Thema zu ersetzen.
Lernszenario: Die Studierenden erhielten zum Beginn des Themas eine kurze mündliche (15′) Einführung zum Hintergrund und zum Erstellen von Concept-Maps. Über die Einschreibefunktion von Moodle stellten sie 3er und 4er Gruppen zusammen und verteilten die Aufgaben für die Gruppenphase: 1) Erstellen einer Concept-Map zum Thema Pflanzenernährung und Qualität 2) Einbetten der Kernaussagen eines Papers (aus 3) in der eigenen Concept-Map. Über die Site von “Webspiration” konnten die Maps direkt im Browser erstellt werden. Dafür standen zwei Wochen zur Verfügung, die Resultate wurden im Diskussionsforum des Kurses verlinkt. Anschliessend beurteilten die Studierenden einzeln die Arbeit einer weiteren Gruppe nach einem vorgegebenen Kriterienraster via Forum. Der Dozierende bewertete abschliessend die Gruppenarbeit nach demselben Raster (60%) und das Peer-Feedback (Belege, Vollständigkeit, Nachvollziehbarkeit). 20 Studierende beteiligten sich an einer anonymen Schlussumfrage.

Praxis: Insgesamt 33 Studierende organisierten sich in 9 Gruppen und lieferten die Arbeiten termingerecht ab. Die abschliessende Umfrage ergab, dass sich die Gruppen in der Vorlesung organisierten und die weitere Abwicklung via Web ablief. Fast alle Gruppen gaben an, dass sie die beiden Gruppenaufträge (Erstellen, Einfügen der Paper-Kernaussagen) nicht gemeinsam ausführten sondern sich die Arbeiten aufteilten. Obwohl alle die Arbeiten der anderen Gruppen einsehen konnten (gemeinsamer Web-Account) ergaben sich 9 sehr unterschiedliche Produkte.

Verbindungen

Verbindugnen

Die Concept-Maps zeigten, dass grundlegende Konzepte überall verstanden wurden, die Studierenden bei den Details aber wenig differenziert in der Wahl der Verbindungsworte waren (s.Beispiel).
Eine Mehrheit der Studierenden gab an, die Regeln für konstruktives Feedback nicht zu kennen. Für die Peer-Bewertung war es unumgänglich, den Stoff voher bereits in einer Map erfasst zu haben. In den einzelnen Feedbacks zeigten sich deshalb Qualitätsunterschiede. Laut Umfrageresultaten liessen sich die Studierenden hier von schon erstellten Bewertungen inspirieren – was im Übrigen auch für die Bewertenden galt.

Feedback

Feedback

Der Zeitaufwand für die Studierenden lag bei 2-4 Stunden, was in etwa der Vorbereitungszeit auf die Lernzielkontrollen entsprach. Eine Mehrheit hielt ihren eigenen Anteil an der Gruppenarbeit für ausgewogen und war mit der erzielten Noten- und Lernleistung zufrieden.

Der Korrekturaufwand für die Lehrenden lag bei ca. 20 Minuten pro Concept Map und bei ca. 5 Minuten/ Stud. für die individuellen Rückmeldungen zum Peer-Feedback.Die Einführung der Concept-Maps sollte nicht zu kurz gehalten werden, falls die Studierenden die Technik nicht kennen. Mind-Mapping (ausgehend von einem zentralen Begriff) ist eher bekannt und führt zu Unsicherheiten. Die Erstellung der Maps mit einem Online-Tool erleichtert sowohl die Zusammenarbeit (erstellen von zuhause aus) als auch die Korrektur.

Links:
Webspiration Web-Tool zum Erstellen von ConceptMaps
C-Maps bei WiSch
Feedback Regeln bei Stangl-Taller

LEMUREN-CAT: Mathematische Online-MC-Tests

In einer Folge von Beiträgen beschreiben wir den Einsatz von Online-Multiple-Choice-Fragen und -Tests in mathematischen Vorlesungen an der ETHZ.

Mehrwert von Multiple-Choice-Fragen

MC-Fragen ermöglichen Dozierenden, den Studierenden eine unmittelbare eindeutige Rückmeldung auf ihre Lernleistungen zu geben. Studierende können damit ihren Leistungsstand selbst einschätzen und ihr weiteres Lernen planen. Die Fragen und Antworten sind dabei so konzipiert, dass sie ein kontinuierliches Repetieren und Überprüfen des Verständnisses des Lerninhalts ermöglichen; dies ist in der Mathematik substanziell, da Sachverhalte, Themen und Methoden aufeinander aufbauen. Die Erläuterungen unterstützen den Lernprozess und sind so differenziert, dass die Studierenden erkennen, wo Entwicklungsbedarf besteht: Sie können gezielt Unterstützung bei Mitstudierenden oder Lehrenden einholen. Die Studierenden erhalten überdies einen Eindruck davon, wie ihre Leistungen im Vergleich zu den Mitstudierenden stehen; dies ist mit Blick auf die summativen Prüfungen bedeutsam.

Die Dozierenden verfügen über detaillierte statistische Informationen zu dem Antwortverhalten. Sie erkennen allfällige Probleme und Missverständnisse der Studierenden und können die Lehrveranstaltung entsprechend planen, anpassen und allenfalls verbessern.

Exkurs TeX-Weblikationen

Das Standardwerkzeug für das Schreiben naturwissenschaftlich-mathematischer Texte ist das Satzsystem LaTeX.

Interaktive Webseiten lassen sich mit LaTeX bisher nur eingeschränkt erstellen, oft mit unbefriedigenden Resultaten. Die im Projekt LEMUREN entwickelten Verfahren und Abläufe (TeX-Weblikationen) passen sich dem Arbeiten der Dozierenden und Studierenden an und unterstützen dieses:

  • Dozierende konzentrieren sich auf ihre didaktischen Konzepte, auf den mathematischen Inhalt und das aufgabentypische Design, zum Beispiel auf geeignete Distraktoren.
  • LaTeX-Quellen werden dann auf interaktiven Webseiten in unterschiedlichen Systemen veröffentlicht, mit einer Darstellung der mathematischen Symbole in der von LaTeX gewohnten Qualität.
  • LaTeX bietet den Vorteil, dass ohne Mehraufwand eine Druckversion des Lehrmaterials in unterschiedlichen Versionen gewonnen werden kann, zum Beispiel im pdf-Format für das Redigieren oder das Offline-Arbeiten.

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Drei Einsatzszenarien und deren Umsetzung

Meilensteine bei der Umsetzung mit der LEMUREN-Entwicklung LEMUREN-CAT sind:

  1. Im mathematischen Übungsbetrieb der ETHZ wurden Online-MC-Tests in 40 Lehrveranstaltungen für 12 Departemente integriert und teilweise etabliert: als unterstützendes Zusatzangebot oder obligatorisches Element des Übungsbetriebs. Bei den Testatbedingungen ersetzten Online-Tests im Laufe des Semesters entweder zwei, drei Übungsserien oder pro Serie jeweils eine von vier Aufgaben.
  2. Zu Beginn des HS 2009 wurden mehr als 2200 (ca. 90% der) ETHZ-Anfänger/innen zu einem freiwilligen Selbsteinschätzungstest über mathematisches Schulwissen eingeladen, von denen rund 1200 (53%) teilgenommen hatten. Eine Neuauflage erfolgt in diesem Herbst.
  3. Ein Katalog mit mehr als 700 LaTeX-Quellen für Fragen mit ausführlichen Erläuterungen und Rückmeldungen aus unterschiedlichen mathematischen Gebieten steht zur Verfügung.

Drei Formen der Veröffentlichung und des Bearbeitungsmodus erlauben die unterschiedlichen Übungsvarianten umzusetzen:

  • Quiz
  • Testat
  • Einschätzung.

Diese diskutieren wir in folgenden Beiträgen.

Vorlesungen kommentieren

Im Gespräch nach einer Hospitation sind Dozierende immer froh darüber, ein Feedback über ihre Vorlesung zu erhalten. Manchmal sprechen sie auch gezielt Probleme oder Unsicherheiten an.  In diesen Fällen ist es von Vorteil, auf Sekundärliteratur zu verweisen. Zusätzlich wird damit die Rückmeldung auch deutlich wertungsfreier.

Beispiel: eine Vorlesung, die einen deutlich erhöhten Lautpegel aufweist.

Delis: „Hat Sie der Lautpegel während der Vorlesung gestört?”
Doz.: „Nein, das war schon in Ordnung.”
Delis: „In einer Studie aus England wurden einige sehr einfache Strategien zur Geräuschreduzierung vorgeschlagen und analysiert. Ein gute Methode ist, wenn Sie höflich darauf hinweisen, dass es für Sie als Dozent äusserst schwierig ist, unter Lärmbelastung zu arbeiten und dass Sie sich während der Vorlesung voll konzentrieren müssen. Dann warten Sie bis der Lautpegel abgenommen hat, bedanken sich und fahren mit der Vorlesung fort. Nachdem Sie dieses Vorgehen konsequent ein paar Mal angewendet haben, werden Sie merken, dass es deutlich leiser in der Vorlesung wird.” …

Falls der/die Dozierende jetzt Interesse zeigt, kann man die acht restlichen Strategien zur Geräuschreduzierung ausführen und auf die spezifische Situation der aktuellen Vorlesung beziehen.

Solche und viele andere Hinweise zur Verbesserung von Vorlesungen und allgemein von Vorträgen findet man in einem kleinen Büchlein:

Giving a Lecture: From Presenting to Teaching (Kate Exley, Reg Dennick), Routledge, 2. Auflage 2009

(Achtung: die erste Auflage dürfte evtl. in einigen Bibliotheken vorhanden sein, aber sie ist weitaus minderwertiger. Ich empfehle daher dringend eine Neuanschaffung. In Nebis ist das Buch nur über Lausanne bestellbar.)

Die beiden Autoren liefern auf 200 Seiten eine Fülle von praktischen Informationen und Tipps zum Entwerfen, Planen und Durchführen von Vorlesungen und Vorträgen. Zahlreiche Hintergrundinformationen, Praxisbeispiele, Verweise, sowie ein gut lesbarer Schreibstil machen das Buch zu einem wahren Lesevergnügen.

Ein ganzes Kapitel befasst sich mit der Analyse und (formativen) Evaluation von Vorlesungen. Für die Hospitation finden sich hier sehr wertvolle Kriterien. Weitere Kapitel behandeln die Erstellung und Einbeziehung von Powerpoint-Folien, sowie von Audio- und Videomaterial. Clicker, Tablet-PCs und Podcasts werden ebenso thematisiert wie die Berücksichtigung von Studierenden mit Behinderung.

Insgesamt ist das Buch spannend zu lesen und das Englisch ist durchaus verständlich. Mir persönlich hilft es sehr bei der Beratung von Dozierenden und ich habe selbst Vieles damit lernen können.

Vielleicht sollte man das Büchlein allen neuen Dozierenden diskret zum Gratis-Halbtax beilegen. Eine sicher lohnenswerte Investition  (und ein Vorschlag für die Gruppe „Faculty Development”)!

Hier ist noch ein Link zum Blättern im Buch:
http://www.amazon.co.uk/Giving-Lecture-Effective-Teaching-Education/dp/0415471400#reader_0415471400

Kontakt: Guillaume Schiltz