accessibility day 2009

accessibility – zugang für alle – barrierefreier zugang, begriffe, die an der ETH zürich auch schon populärer waren, wurden heute anlässlich des “accessibility day 2009” eingehend diskutiert. eingeladen hatten die “fachgruppe accessibility der schweizer informatik gesellschaft”, die stiftung “zugang für alle” und die credit-suisse als gastgeberin in ihrem forum üetlihof. dies war die zweite veranstaltung dieser art. bereits vor einem jahr wurde im rahmen des jahres der informatik der accessibility day 2008 durchgeführt.

durch den spannenden tag führte der bekannte journalist und filmkritiker alex oberholzer, der mit seiner behinderung selbst in gewissem sinne zu der zielgruppe gehört. denn bei den accessibility days geht es um barrierefreien zugang für alle menschen. zu beginn wurde auf die im dezember 2008 vom Web-Consortium als recommendations verabschiedeten “Web Content Accessibility Guidelines V2.0” (WCAG) eingegangen. im gegensatz zur V1 sind diese richtlinien nun technologieunabhängig, d.h. es sind nun auch techniken wie JavaScript, Silverlight und Flash nicht einfach verboten, sondern es werden zugängliche varianten bzw. alternativen verlangt. auch sind die neuen empfehlungen nun verständlicher und besser überprüfbar. dabei werden 3 stufen von entsprechungen unterschieden, welche als “A”, “AA” und “AAA” bezeichnet werden. je mehr As, desto zugänglicher. webauftritte des bundes müssen bis ende 2010 von gesetzes wegen mindestens dem level “AA” entsprechen. der webauftritt der ETH Zürich unterliegt zwar nicht diesem gesetz, ein barrierefreier webauftritt sollte aber unserer institution meiner meinung nach nur schon aus moralischen gründen ein anliegen sein. dies erfordert allerdings, dass die verantwortlichen personen sich zum einen diesem anspruch verpflichtet fühlen und zum anderen über das nötige sachwissen verfügen. die guidelines sind zu finden unter www.w3.org/WAI/intro/wcag.php

alard du bois-reymond von der IV forderte in seinem vortrag, dass sich seine institution wieder auf ihr ursprüngliches ziel besinne und sich darum bemühe, menschen mit behinderungen in die gesellschaft und das erwerbsleben zu integrieren, statt sie mit einer rente abzuspeisen. damit könnten sich die betroffenen menschen weiterhin bzw. wieder als vollwertiges mitglied der gesellschaft fühlen, zum anderen würde die IV finanziell entlastet. letzteres sei dringend nötig, im diese institution vor dem drohenden kollaps zu bewahren.

caroline ast vom schweizer fernsehen hatte im rahmen ihrer weiterbildung als projekt die zugänglichkeit gewisser webseiten des webauftritts von sf.tv untersucht. dabei hat sie problemfälle aufgedeckt, welche zwar einem “normalen” benutzer kaum auffallen, die nutzung mittels screenreader und/oder ohne maus aber praktisch unmöglich machen. die steuersymbole des videoplayers sind beispielsweise grafische elemente mit so hilfreichen bezeichnungen wie “Schalter 5” – wird diese bezeichnung von einem screenreader ausgesprochen, so hat der besucher nicht den geringsten hinweis auf dessen funktion. zudem wird beim navigieren mittels tabulator-taste von einem steuerelement zum nächsten wild auf dem player herumgesprungen, es gibt keine sinnvolle reihenfolge. dies sind beides mängel, die mit äusserst wenig aufwand von anfang an hätten vermieden werden können.

ein konkretes beispiel für barrierenfreien zugang stellte martin voss von wincor-nixdorf vor: den sprechenden bancomat. mit grossem aufwand wurde in zusammenarbeit mit der CS eine benutzerschnittstelle mit sprachausgabe entwickelt. damit die privatsphäre gewahrt bleibt, ist der bancomat mit einem kopfhöreranschluss ausgerüstet. an diesen kann man den kopfhörer seines MP3-players anschliessen und wird wahlweise in deutsch, französisch, italienisch oder englisch durch die am bancomat üblichen funktionen geführt. inzwischen hat die CS gegen 200 solche bancomate installiert.

ebenfalls vorgestellt wurde ein projekt von CS, bei welchem es darum geht, den kunden den kontoauszug auf wunsch in blindenschrift anzubieten. die haupthürde bei der umsetzung war, dass die kontoauszüge auf einem mainframe erstellt werden, braille-drucker aber nur für PCs verfügbar sind. die daten müssen deshalb vom mainframe auf einen PC übertragen und dort ausgedruckt werden. im gegensatz zu den “normalen” kontoauszügen, welche automatisch gefaltet und verpackt werden, müssen die braille-auszüge manuell verpackt werden, damit die schrift nicht beschädigt wird.

FocusFive ist ein Internet-TV, welches sich an gehörlose wendet. es entstand, nachdem das schweizer fernsehen die sendung für gehörlose aus dem programm kippte. in gebärdensprache werden nachrichten, aber auch andere interessante informationen gezeigt. das produktionsstudio kann auch dazu verwendet werden, filme mit informationen in gebärdensprache aufzunehmen. zahlreiche webauftritt, vorallem auch in deutschland, machen bereits von solchen angeboten gebrauch und bieten kurze filme mit informationen in gebärdesprache an. manche gehörlose hätten mühe, komplexe texte zu lesen, weil für sie die gesprochene sprache nicht vertraut ist. es sei für gehörlose wie wenn ein hörender eine fremde sprache lesen müsse. darum sind beispielsweise untertitel bei filmen oft ungenügend für gehörlose, weil die dialoge viel zu schnell ablaufen. text sei für gehörlose oft keine genügende alternative, ein angebot in gebärdesprache deshalb äusserts hilfreich und willkommen. siehe www.focus-5.tv

pascal jaberg von swisscom schilderte in seinem vortrag, wie sein arbeitgeber die menschen über 55 als neue zielgruppe für Internet-zugänge entdeckt hat. ab diesem alter sinkt der anteil der personen mit Internet-zugang auf unter 20%. anderseits ist dies die bevölkerungsgruppe, die in den kommenden jahren am meisten wächst. oft nimmt bei menschen über 65 die sehkraft und manchmal auch die beweglichkeit ab. sie profitieren deshalb genauso wie menschen mit behinderungen von barrierefreien zugängen. für diese beiden menschengruppen könnte das Internet das tägliche leben und die soziale verbundenheit vereinfachen oder gewisse aktivitäten überhaupt erst ermöglichen – sofern der zugang gewährleistet ist.

es wäre schön, die betroffenen stellen an der ETHZ würden sich zum thema barrierefreier zugang auch wieder ein bisschen mehr gedanken machen. in der schweizer accessibility-studie 2007 schnitt unsere startseite mit 3 von 5 sternen als ungenügend ab -das bundesgesetz verlang mindestens 4 sterne …

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