Der Beginn der Informatiker-Lehre an der ETH Zürich

Die ETH Zürich bildet zurzeit über 180 Lernende in 15 verschiedenen Berufen aus. Alle Lernenden geniessen eine praxisnahe Ausbildung, in der sie individuell gefördert und professionell begleitet werden. Die Art und Weise, wie sie an der ETH Zürich ausgebildet werden, hat sich über die vielen Jahre hinweg laufend verändert. Zu den verschiedenen Berufslehren gehören auch die Informatiker:innen EFZ Applikationsentwicklung sowie die Informatiker:innen EFZ Plattformentwicklung. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie sich die Informatiker-Lehre an der ETH Zürich verändert hat. Doch wie genau sah der Beginn dieser Ausbildung aus?

Wie alles begann…

1994 begannen die allerersten zwei Informatik-Lernenden, Adrian und Stefan, an der ETH Zürich ihre vierjährige Lehre. Beide gehören zu den Pionieren der Informatiker-Lehre. Adrian absolvierte seine Lehre bei Franz Kuster im Computer-Service. Unter diesen Bereich fielen alle Aufgaben, die für den Betrieb von Rechnern nötig waren. Dazu gehörten vor allem Software- und Hardwarereparaturen. Der Computer-Service ist seit dem Jahr 2000 unter dem Namen Helpdesk bzw. Service Desk bekannt. Stefan schloss seine Lehre erfolgreich bei Franz Bachmann im ETH-Rechenzentrum im Bereich VPP (Verteiltes Printen und Plotten) ab. Dieser Bereich war dafür zuständig, wissenschaftliche Resultate aus dem Grossrechner auszudrucken und mit dem Plotter grafisch darzustellen. Auf Grund der Kosten wurden damals die Plotter und Drucker an mehreren Standorten zentral betrieben. Franz Bachmann und Stefan waren für die Installation und für die Gewährleistung des betrieblichen Unterhalts der Plotter und Drucker zuständig. Zu Beginn der Informatiker-Lehre gab es keine Fachrichtungen, sondern nur Schwerpunkte. Die Idee dahinter war, dass die Schwerpunkte kurzfristig, z. B. schon nach einem Jahr, der aktuellen Technik neu angepasst werden können. Diese Idee setzte sich jedoch nicht durch. Heute kann man die Lehre in der Fachrichtung Plattformentwicklung oder Applikationsentwicklung absolvieren. Diese dienen der Spezialisierung. Die Informatiker-Lehre war zu Beginn auch nicht modularisiert, dies erfolgte 2001.   

Eindrücke von damals

Anlässlich des Lehrabschlusses der beiden ersten Informatik-Lernenden an der ETH Zürich wurde ein Artikel darüber im ETH Intern publiziert. Daraus ist zu entnehmen, dass die Lehre es Stefan und Adrian ermöglichte, alle Seiten der Informatik kennenzulernen. «Neu, interessant und vielseitig», so wurde die Lehre von Adrian, einem der zwei Pioniere dieser Ausbildung, beschrieben. Ausserdem müsse man lernfreudig sein, ein gutes Vorstellungsvermögen haben und gut darin sein, Zusammenhänge erkennen zu können, wenn man erfolgreich abschliessen möchte. «Es nütze nicht viel, nur einfach gut im „computern“ zu sein», wird im Artikel erwähnt. Die Klasse in der Schule war damals sehr klein, da sich noch nicht viele in der Ausbildung befanden, berichteten Adrian und Stefan. Im allerersten Abschlussjahr der Informatiker-Lehre befanden sich 9 Lernende. Es wurden aber sehr schnell mehr!

Testaufbau für die Abschlussarbeit

Ein Beispiel dafür, wie damals ein Testaufbau für die Abschlussarbeit (heute: IPA) für Adrian aussah. Das Thema der Arbeit war: Migration der IT-Umgebung der Versandzentrale von Macintosh auf Windows NT

Die wichtige Aufgabe der Berufsbildner:innen

Das Engagement der Berufsbildner:innen ist gefragt, wenn es darum geht, die Lernenden in ihrer Ausbildung zu unterstützen und zu fördern. Die Berufsbildner:innen darf man somit bei der Geschichte der Informatiker-Lehre nicht vergessen. Franz Bachmann betreute einen der ersten Lernenden, Franz Kuster den anderen. Damit die Lernenden ihre Lehre erfolgreich abschliessen konnten, mussten sie unter anderem eine Abschlussarbeit (heute «Individuelle praktische Arbeit IPA») vorweisen können. Diese wird bis heute von den Berufsbildner:innen sowie von zwei weiteren Informatiker-Prüfungsexpert:innen begleitet und bewertet. Von der ETH Zürich meldeten sich immer wieder über die Jahre hinweg Mitarbeitende, die sich als Prüfungsexpert:innen zur Verfügung stellten. Die Zürcher Lehrmeistervereinigung Informatik (ZLI) war für die überbetriebliche Ausbildung zuständig. Sie war auch bei der Rekrutierung von Prüfungsexpert:innen aktiv. Heute ist die ZLI unter dem Namen Zürcher Lehrbetriebsverband bekannt. Franz Kuster war Vorstandsmitglied in der ZLI bis 2001 und später Vizepräsident der PK 19 (Prüfungskommission Informatiker des Kt. Zürich) bis 2013. Er fungierte zudem als Chefexperte von 1996 bis 2013. Er organisierte während seiner Zeit als Chefexperte alle Prüfungen des Qualifikationsverfahrens (früher LAP). Dies ist ein Teil seines Engagements an die Informatiker-Lehre während seiner Zeit an der ETH Zürich.

Titelblatt von Franz Kusters Album

Das Titelblatt von Franz Kusters Album «Meine Lehrlinge.» Die Grafik wurde von seinem ersten Lernenden gezeichnet und sie wurde auch als Titelfolie für einen Vortrag über die Informatiker-Lehre gebraucht

Rückblick und Ausblick

1994 war der Beginn von etwas ganz Grossem! Nach den ersten zwei Informatik-Lernenden an der ETH Zürich folgten viele weitere. Da Adrian und Stefan zu den Pionieren dieser Ausbildung gehören, war die ETH Zürich seit Beginn an der Ausbildung von zukünftigen Informatiker:innen beteiligt. Die ETH Zürich beschäftigt sich laufend mit der Ausbildung ihrer Lernenden. So entstand z. B. das IT-Lehrlabor. Zudem gibt es seit einigen Jahren die Integrationsvorlehre (INVOL) als Informatiker:innen. Seit August 2023 bietet die ETH Zürich auch eine Way-Up-Lehre in der IT an. Diese stellt eine verkürzte Lehre für Maturandinnen und Maturanden dar. Die Way-Up-Lehre zeigt, wie sich die Informatiker-Lehre auch stetig verändert. Wie diese wohl in Zukunft aussehen wird?

Danksagung

Ein grosses Dankeschön geht an Franz Kuster, der es mit seinen Unterlagen ermöglichte, den Beginn der Informatiker-Lehre an der ETH Zürich aufzuzeigen. 

Links

Ihre Geschichte

Was verbindet Sie mit der IT-Berufsbildung an der ETH Zürich? Wir freuen uns auf Ihre Geschichte und Ihren Kommentar in diesem Post.

Historisches / die ID & ETH schreiben Geschichte

Kontakt

Text & Recherche Sandra Saxer, Praktikantin ID PR & Kommunikation

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Ihre inside|out-Redaktion, Sabine Hoffmann, Head of PR & Communications

Posted on
in Berufsbildung, News, Support Tags: , , , , , , ,

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.