cul-de-sac – this is the end !

heute war schon wieder der letzte tag der Web-konferenz – für mich ein ganz besonderer tag.

begonnen hatte der heutige tag mit der keynote von bernard stiegler, direktor des IRI (Innovation and Research Institute) am georges pompidou center in paris. es war ein äusserst schwieriger einstieg. ich hatte grosse mühe, sein françenglisch zu verstehen und selbst als ich seine präsentation auf dem Web fand, hatte ich schlicht keinen plan wovon er sprach und was er uns mitteilen wollte. seine präsentation ist zu finden unter http://www2012.wwwconference.org/documents/Stiegler-www2012-keynote.pdf – vielleicht hat jemand interesse, dies zu lesen und mir zu erklären. grundsätzlich finde ich es spannend und bereichernd, ab und zu über dinge zu philosophieren, aber im vorliegenden fall war ich offensichtlich hoffnungslos überfordert. eines habe ich jedoch mitbekommen: es ist offensichtlich besonders kool, als philosoph ab und zu einen deutschen begriff zu verwenden, so hatte seine präsentation den titel „aufklärung“ – ein wort, welches im deutschen eine ganz besondere bedeutung habe …

noch vor dem mittagessen besuchte ich eine session zum thema webscience – ebenfalls ein ziemlich umstrittenes thema. es gibt leute, die sich schwer damit tun, wenn sich ein fachbereich selbst zur wissenschaft ernennt. grundsätzlich scheint es mir richtig, wenn man die eigenen ideen und taten gelegentlich in frage stellt und sich neu orientiert. ob es dazu eine eigene wissenschaftliche disziplin braucht, scheint mir aber eine berechtigte frage. unter dem titel „social computation and social machines“ wurden einmal mehr die auswirkungen des Web auf die gesellschaft diskutiert. interessant fand ich, dass fast alle untersuchungen im bereich soziale netzwerke daten aus facebook beziehen um anschliessend darüber zu philosophieren, dass man ein neues „facebook“ mit viel besseren möglichkeiten brauche. es erinnert mich an das spannungsfeld zwischen HTML und RDF: ersteres hatte sehr simple angefangen und wurde deshalb zu einem riesigen erfolg. dann war plötzliches alles zu unstrukturiert und man wollte ein semantic web und RDF. doch auch nach 20 jahren ist RDF einer minderheit vorbehalten, weil es einfach zu komplex ist für die breite masse. aus dem gleichen grund wird auch ein hochstrukturiertes und mit tausend funktionen ausgerüstetes neues facebook nicht funktionieren. „gefällt mir“ bzw. „gefällt mir nicht“ – mehr braucht und will ein grossteil der menschheit meines erachtens nicht …

nach dem wie immer reichhaltigen mittagessen gab es noch drei sehr interessante vorträge zum thema „Web mining“. zuerst wurde ein ansatz gezeigt, bei dem informationen auf dem Web im stil einer metro-karte verlinkt wurden. man wollte die resultate von recherchen nicht wie bei einer traditionellen suchmaschine als unzusammenhängende liste von informations-häppchen präsentieren, sondern basierend auf schlüsselbegriffen in einen zusammenhang bringen. dokumente, die sich auf gleiche begriffe bezogen, wurden zu einer linie zusammengefasst, überschneidungen wurden als haltestellen dargestellt, wo man die linie wechseln konnte. das ganze wurde vorzüglich präsentiert.

anschliessend wurde ein system vorgestellt, welches basierend auf ereignissen in der vergangenheit, die auswirkung eines vorkommnisses auf die zukunft vorhersagen sollte. dazu wurde eine grosse menge zeitungsartikel erfasst und analysiert. ob daraus einmal ein brauchbares werkzeug wird, muss die zukunft weisen.

schliesslich wurde eine untersuchung präsentiert, bei der es darum ging, ob und wie sich die dauer der popularität von berühmtheiten über die letzten einhundert jahre verändert habe. als grundlage wurde das Google news-archiv verwendet und statistisch ausgewertet. erstaunlicherweise hat sich die dauer des berühmtseins gemäss dieser studie kaum verändert, sie dauert nach wie vor sieben tage.

mit diesem eintrag endet nicht nur mein bericht von der diesjährigen Web-konferenz, sondern voraussichtlich von dieser veranstaltungs-reihe als ganzes. nächstes jahr findet die konferenz in rio de janeiro, brasilien und 2014 in seoul, südkorea statt. der aufwand, an diese orte zu reisen, steht in einem eher ungünstigen verhältnis zum ertrag, der vom besuch der Web-konferenz noch resultiert. von den vergangenen einundzwanzig konferenzen habe ich deren zwanzig auf vier verschiedenen kontinenten besucht – eine liste und verweise auf meine berichte finden man unter www.ra.ethz.ch/#WWW. wenn die konferenz 2015 turnus-gemäss wieder nach europa kommt, werde ich zusammen mit meinen vorgesetzten die situation neu beurteilen. ich möchte mich an dieser stelle bei allen personen bedanken, die mir die besuche der 20 konferenzen ermöglicht haben. es war eine enorme bereicherung sowohl für mein berufsleben wie auch für meine persönlichen erfahrungen. mercie bien !

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