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Dienstag an der Stanford University


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Nachdem wir am frühen und sonnigen Dienstag Morgen mit unserer 14-köpfigen Fahrraddelegation einen hochdynamischen Eindruck auf dem Campus hinlegten, startete unser Tag um 9 Uhr bei einem 2. Treffen mit dem Center of Teaching and Learning. Mattias berichtet:

Heute haben wir Robyn Dunbar, Mariatte Denman (eine Schwiizerin!) und Michele Marincovich vom Center for Teaching and Learning getroffen. Wir haben viele spannende Inputs zum Thema learning to teach bekommen, und insbesondere ein Einblick ins teaching assistant training bekommen. Stanford hat kurze (3-5 Tage) und intensive Trainingsmodule für Doktoranden, die in der Lehre involviert sind. Diese helfen Doktoranden, ihre Präsentations- und Leadershipfähigkeiten zu entwickeln, und über Sicherheitsrichtlinien und Lehrkonzepte bewusst zu sein. Auf jeden Fall ein relevanter Punkt für die ETH!

Nach einem Sandwichlunch in der kalifornischen Novembersonne empfing uns Prof. Larry Leifer von der d.school in Stanford. Seine Eindrücke hat Andreas R. dokumentiert:

Nach einer ausführlichen Führung durch die Räumlichkeiten der d.school, besuchten wir heute eine zweistündige Lehrveranstaltung von Prof. Larry Leifer (ME 310). Rund 40 Studierende stellten die Zwischenresultate ihrer Projektarbeiten vor, die nach der Schule des Design Thinkings entwickelt werden. Für jedes Projekt ist eine Vierergruppe von Studierenden zuständig, die über ein Projektbudget in der Höhe von 8000 $ verfügen kann. Es werden Fälle bearbeitet, wie das Autofahrererlebnis gesteigert werden kann, welche Bedürfnisse Kunden an einen Zweittiefkühlschrank haben oder wie in der Mobilität beeinträchtige Personen am Flughafen am besten bedient werden können. Die Zielgruppe der zu entwickelnden Dienstleistung oder Produkts steht immer im Zentrum aller Arbeiten (user oriented design). So wurde in der Lehrveranstaltung für jedes Projekt eine sogenannte Persona auf einem grossen Karton skizziert. Personas sind fiktive Personen der Zielgruppe, die mit Präferenzen und Geschichten versehen werden. Der Unterricht insgesamt war durch die aktive Teilnahme der Studierenden und das professionelle Feedback des Dozierenden sehr lebendig und anregend. Insbesondere fiel mir die Nähe zwischen Dozent und Studierenden auf. Es war spürbar, dass es dem Dozent ein grosses Anliegen war, das die Studierenden ihre Sache sehr gut machen. Konnten wir heute einen Hauch des berühmten „Stanford-Spirits“ mit erleben, der sich grob durch Empathie und Unternehmertum beschreiben lässt? Wer weiss.

Zur gleichen Zeit besuchte eine kleine Gruppe das Student Housing. Grosszügigerweise wurden wir durch mehrere Studentenhäuser und dining halls (so ähnlich wie unsere Mensen) geführt. Jonas berichtet:

Unser Treffen mit dem Student Housing brachte uns nicht nur interessante inhaltliche, sondern auch visuelle Einblicke: Wir konnten die Unterkunft von freshmen (erstjaehrigen students) und  sophomores (Studierende im 2. Jahr) anschauen. Die Haeusern umfassen Ein-, Doppel- und Mehrbettzimmer, sind häufig mit gemeinschaftlichen Badezimmern, Wohn- und Essraeumen und lounges & Gemeinschtsraeumen (z.B. mit Billard, Ping Pong, TV) ausgestattet. Uns wurde neben der immensen Zahl an Einrichtungen (ueber 97 % der Bachelorstudierenden wohnen auf dem Campus!) auch die policy der Zimmerzuteilung naeher gebracht: Die freshmen werden sorgfaeltig mit Studierenden mit aehnlichem Lebens- und Lernrhythmus, aber mit anderen Interessen auf ein Zimmer zugeteilt. Aeltere Studierende koennen Prioritaeten fuer unterschiedliche Zimmer- und Hausertypen, je nach Beliebheitsgrad und Angebot, angeben und werden so moeglichst fair Jahr fuer Jahr auf die Betten verteilt. Insgesamt waren wir bei dem Treffen von dem ausgefeilten System des housing, natuerlich bedingt durch die lange Tradition des on campus living, sehr beeindruckt und uns wurde noch einmal klar, wie viele Fragen auf der Schnittstelle Emotionen/Funktionalitaet auftauchen, wenn man sich tiefer mit der Frage des Wohnens auf dem Campus beschaeftigt.

Ausserdem hat zur gleichen Zeit ein Chemie-Treffen stattgefunden, von dem Angela erzählt:

Das Treffen mit Vertretern des Chemie-Departements, an dem 6 (!) Professoren teilnahmen, war angenehm offen und informell. Es bestehen durchaus ähnliche Herausforderungen (wie verzahnt man Praktika und Vorlesung?), zu dem Stanford eine sehr interessanten neue Herangehensweise im ersten Jahr hat. In Sachen Ausrüstung müssen wir uns auf keinen Fall verstecken, was wir allerdings ein bisschen beneiden ist das Ausbildungsangebot für die Teaching Assistants. Auf jedenfall haben wir einige spannende Gedanken sammeln können, die hoffentlich im D-CHAB als Diskussionsanregung dienen werden.

Den Abend liessen wir als grosse Gruppe in einer der dining halls ausklingen. (Fast) allen undergraduate students ist die Buchung eines meal plans für CHF 5000 / Jahr obligatorisch. Dies bedeutet, dass sie für die 4 Jahre ihres Bachelor-Studiums alle Mahlzeiten gratis in den dining halls einnehmen können (wie angedeutet, gibt es wenige Ausnahmen in selbstorganisierten Häusern oder Häusern mit eigenem Koch). Zum Glück ist der Zugang zu den dining halls für Gäste gestattet, und so genossen wir ein Abendessen nach dem Prinzip All-you-care-to-eat. Qualitativ lassen Essen und die Logistik drumherum fast keine Wünsche offen.

Herr Guzzella hat uns heute Nachmittag bereits für einen wichtigen Termin am morgigen Mittwoch an der ETH verlassen. In den folgenden Tagen verlassen nun sukzessive die Delegationsmitglieder den Campus in Richtung Swissex, ETH Alumni oder anderer individueller Interessen. Freitag Nachmittag werden die letzten Studenten dem Campus den Rücken zukehren — bis dahin besteht noch viel Raum zum Entdecken und Dokumentieren.


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