Ein aufregender und anstrengender erster Tag auf dem Campus in Stanford liegt hinter uns. Zwischen den vielen Treffen bewegen wir uns alle mit Leihvelos fort; das Mittagessen wurde zu einem lunch meeting mit einem Vize-Rektor zusammengelegt und noch bis spät in den Abend rekapitulieren wir gemeinsam den Tag.
Angela schreibt über das Treffen mit dem Pendant zu ETH Sustainability:
Der erste Morgen began mit einem Treffen mit Fahmida, der Direktorin des Office for Sustainability. Auf den ersten Blick funktioniert diese Einheit aehnlich wie ETH sustainability. Es sind viele Strategien in Planung, viele auch erfolgreich, es zeigt sich aber auch, dass Stanford laengst noch nicht auf dem (technischen) Stand ist wie die ETH, an der das Thema z.B. in Sachen Sanierung schon viel laenger im Fokus steht. Gefallen hat uns allerdings die starke Einbindung von Studierenden und student clubs, z.B. durch eine “sustainability fair”, new student & staff orientation, kurze (1h) offene Kurse fuer alle Studierenden, finanzielle Unterstuetzung durch Green funds und die Moeglichkeit eines sustainable internships.
Direkt danach empfingen uns Gesprächspartner von Residential Education. Jonas erklärt im folgenden, warum dieses Konzept grundverschiedenen ist von allem, was wir an der ETH kennen:
Am späten Vormittag trafen wir uns mit Vertretern der Residential Education. Diese sorgen dafür, dass Studenten, die auf dem Campus leben neben dem regulären Vorlesungs- und Übungsbetrieb ein Programm auf der „housing“-Ebene erhalten. Dies kann für die erst-jährigen Studierenden vermehrt auf sozialer Ebene sein, sodass diese schnell im neuen Leben ankommen, oder aber in einem der vielen „theme houses“ ein Programm sein, das extrakurikuläre Bildung bietet, wie zum Beispiel Einladungen von Gastrednern oder Workshops, die zu dem Thema des Hauses passen. Wir waren durchaus überrascht, wie sehr sich auch die Mitarbeiter in das tägliche Leben der Hochschule einspannen lassen: So leben zum Beispiel die „college directors“ (üblicherweise faculty members) mit den Studierenden in deren Häusern und stehen für alle akademischen und nicht-akademischen Fragen zur Verfügung, teilweise leben sie dort sogar mit ihrer Familie. Wir konnten auch von diesem Treffen mitnehmen, wie unterschiedlich die Auffassung zwischen USA und Europa von leben und studieren ist: Wir kennen in Zürich ein Leben zwischen WG, Studentenjob und ETH, kennen verschiedenste Leute mit verschiedensten (beruflichen) Hintergründen, organisieren uns selbst und müssen, wenn der Kühlschrank leer ist, nach dem Labor noch im Coop vorbei. Hier in Stanford wird alles geliefert, Essen gekocht, „Ersatzeltern“ kümmern sich um Probleme des täglichen Lebens und im Mittelpunkt steht allein der Student. So viele Vorteile dies auf Effizienzebene haben mag, hier ist uns, begründet mit dem Schweizer Menschen- und Studentenbild, nochmal bewusst geworden, warum wir keine reine Campus Uni nach amerikanischem Vorbild sind. Vielleicht können wir aber einiges von der Begeisterung, die hier für Stanford mitschwingt, versuchen auf unsere Hochschule und unsere Studentenschaft zu übertragen, insbesondere wenn wir wissen, warum wir sind wie wir sind.
Von unserem lunch meeting mit Vertretern des Pendants des LET und dem Vice Provost for Online Learning berichten Andreas St. und Andreas R.:
Die Konzepte von MOOCs und Online-Learning sind in Stanford doch schon deutlich weiter gediehen, als man von aussen wahrnehmen konnte. Das Center for Teaching und Learning, dem Äquivalent des ETH-eigenen LET, bietet den Dozierenden Hand zur Realisierung von internen wie auch externen Kursen – eine Unterscheidung, die übrigens strikt durchgezogen wird. Den Gesprächen und Diskussionen nach liegt vor allem in den internen Kursen ein grosses Potential, da es dabei nicht nur um das Ersetzen von bisherigen Veranstaltungen geht, sondern insbesondere auch um das Repetieren von vorausgesetzten Kursen und das Ermöglichen von gleichen Voraussetzungen für alle. Stanford ist bereit, für die Kultur der Ermöglichung sogar den Wert der eigenen Marke zu riskieren – davon könnte sich die ETH in einigen Bereichen auch eine Scheibe abschneiden.
Das Treffen mit den John, Amy, Sef und Robyn war äusserst intensiv. Stanford ist ja sozusagen die Urquelle allen MOOC-Treibens. Entsprechend ergiebig flossen die Informationen. Besonders zu erwähnen ist die an der ETH geteilte Erfahrung, dass im Gespräch mit den Dozierenden zunächst Fragen zur Videoproduktion im Vordergrund stehen. Didaktische Aspekte müssen im Support geschickt eingeflochten werden, zum Beispiel im Rahmen der neuen Möglichkeiten, die sich in der Präsenzveranstaltung im Flipped Classroom Modell ergeben. Dozierende fragen sich, was Sie nun in der Präsenzveranstaltung tun können – jetzt, wo vermehrt Teile online vermittelt werden. Hier sollte es darum gehen, die Präsenzstunden so zu verändern, dass sich die Studierenden in dieser Zeit vertieft mit dem Stoff auseinander setzen können. Es soll diskutiert und interagiert werden. Wenn es keine Präsenzveranstaltung gibt, können MOOCs für Studierende flexibel genutzt werden, um Wissenslücken zu füllen.
Am Nachmittag genossen wir eine Führung über den Campus der Universität. Die Studentin berichtete von ihrem interdisziplinären Studium, ihrem Leben im Global Citizenship House und allgemein den überragenden sportlichen Erfolgen der Stanford University. Nach einer kurzen Pause endete unser Programm auf dem Campus mit einem Treffen bei der ASSU, dem Pendant des VSETH, von dem Benedikt berichtet:
Die Co-Präsidenten Dan und Billy nahmen sich zusammen mit zwei ihrer Kolleginnen 1h Zeit, unsere Fragen über ihre Organisation,student housing und digital learning zu beantworten. Obwohl die Studierendenschaft einmal im Jahr eine grosse Kampagnenwoche mit abschliessender Wahl aller studentischen Vertreter veranstaltet, investieren Dan und Billy etwas weniger Zeit (ca. 15-20h pro Woche) in ihre tägliche Arbeit als unsere Vertreter an der ETH. Eine Begleitung am heutigen Gespräch ist die erst seit 4 Wochen studierende Victoria gewesen, eine „Praktikantin des Vorstands“ und formell im „Student Leadership Programm“ der ASSU. Student Housing (mit einer Quote von 98 % aller Studierenden) selbst wird hier schlicht als etwas Gegebenes betrachtet – als einziger Kritikpunkt ist uns heute begegnet, dass das Essen manchmal nicht den eigenen Ansprüchen genüge. Beide Seiten waren sich nach dem Gespräch einig, dass wir in den kommenden Tagen einen weiteren Kontakt haben sollten. Ein einstündiges grosses Treffen allein genügt nicht, um sich gegenseitig gut in best practice auszutauschen.
Wir beendeten unseren Tag mit einem gemeinsamen Abendessen und Ausklang in der Hotel-Lobby. Am morgigen Dienstag erwartet uns wieder ein intensives Programm!