Warum du kein Google brauchst – und wie mit deiner Aufmerksamkeit Milliarden gescheffelt werden



Alphabet – der Mutterkonzern von Google – erwirtschaftete 2024 einen Jahresumsatz von 307.4 Milliarden USD.itreseller.ch Das sind viele Nullen. Das ist mehr als das Bruttoinlandprodukt von 150 Staaten. Der Hauptteil der Einnahmen? Werbung. 80 % des Umsatzes machen Werbung aus. Das ist viel Geld. Werbung ist an sich nichts Schlechtes.

Google hat eine Monopolstellung in Bezug auf Online-Advertising. Vorgeschlagene Suchresultate, die Werbung für den Billigflug in die Türkei auf YouTube, Werbung auf Blogs, renommierten Newsportalen, den sogenannten sozialen Medien, überall steckt Google dahinter. Wer die AGB’s von allen Google-Dienstleistungen lesen möchte, bräuchte dafür ziemlich genau 76 Jahre.googlewatchblog.de Und die brisantesten Dinge stehen da ja doch nicht drin. Google hat ein Profil über dich, ob du es willst oder nicht. Du hinterlässt überall Spuren. Und diese werden gesammelt, zusammengetragen und ausgewertet. Personalisierte Werbung ist die Spitze des Eisberges. Da geht es um Profilierung und Manipulation. Denn wer die Daten von Milliarden von Menschen hat, hat eine enorme Macht. Ed Snowden bewies, dass diese Profile nicht nur private Konzerne den amerikanischen Sicherheitsapparat interessieren. Und etliche andere Staaten ebenfalls. Google bestimmt, welche Artikel du liest, welche Werbung du siehst, welche Youtuber du „entdeckst“. Und dabei geht es um einen einzigen Faktor: deine Zeit. Je mehr Zeit du auf Onlinediensten verbringst, desto besser kannst du monetarisiert werden. Ziel ist nicht, dich schnell ans Ziel zu bringen, sondern so lange wie möglich an deinen Bildschirm zu fesseln. Damit werden die 307’400’000’000 USD gescheffelt. Jedes Jahr. Google ist gratis, doch eigentlich müssten sie dir Geld geben, denn du bist das Produkt. Und mit dir deine Aufmerksamkeit, deine Zeit, deine politischen Ansichten, dein Weltbild. Alles, womit sich Geld verdienen lässt. Fragt sich, wer denn die Kunden von Google sind.

Seit 2018 hat die EU den Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) -Vertrag in Kraft gesetzt. Er verpflichtet Appbetreiber, offenzulegen, an wen sie deine Daten weitergeben und dem Nutzer die Möglichkeit zu geben, dies abzulehnen. Du kannst – wie immer – einfach annehmen, oder dich mühsam durch alle 250 Anbieter durcharbeiten und manuell überall deine Einwilligung widerrufen. Kaum jemand macht das. Mit dieser Trägheit macht Google ein grosses Geschäft. Die aufgelisteten Firmen sind Datenbroker. Sie verkaufen Daten an den Meistbietenden. In den USA gibt es die mühsame Möglichkeit des Ablehnens der Auswertung deiner Daten nicht. Wenn du eine solche App benutzt, erklärst du dich automatisch damit einverstanden, dass deine Daten gesammelt, ausgewertet und an den meistbietenden verkauft werden. Deine Daten sind ein riesiges Geschäft.

Du hast nichts zu verbergen?

  1. Du hast das Recht, zu wissen, was mit deinen Daten passiert, und das sollte dir nicht egal sein. In vielen autoritären Ländern sind es nicht Firmen, die bestimmen, was du im Internet wahrnimmst, es sind ganze Regierungen. Damit zementieren sie ihre Macht. Und beeinflussen Wahlen in anderen Ländern.
  2. Hast du bestimmt etwas zu verbergen. Deine Standortdaten, deine Freunde, deine Familie, deren Kontakte, dein Musikgeschmack, der Wohnort deiner Affäre, deine sexuelle Orientierung, deine Passwörter, dein Wahlverhalten, deine Kreditkarteninformationen, deine Bankverbindungen, dein Shoppingverhalten, deine Nachrichten und was weiss ich sonst alles. All das geht niemanden etwas an.
  3. Die Aufgabe eines funktionierenden Rechtsstaats ist es, seine Bürger vor solchen Übergriffen zu schützen.
  4. Haben wir gut reden. An der Amtseinführung von Donald Trump waren in der ersten Reihe alle Milliardäre der Techbranche – darunter Sundar Pichai, der CEO von Google – und in der zweiten und nachfolgenden Reihe sein ihm treu ergebenes Kabinett von Ja-Sagern und Opportunisten. Das sind die Prioritäten in Amerika. Wir haben die Möglichkeit, uns zu wehren und sollten es tun. Beginnen wir damit, es den Techkonzernen nicht einfacher zu machen, als sie es ohnehin schon haben.

Einen vernünftigen Browser herunterladen, Werbeblocker und automatischer Cookieablehner installieren, expert.ethz.ch/ direkt eintippen, anstatt zuerst nach „eth code expert“ zu suchen. Schon ist viel getan. Das braucht keine Minute deines Aufwands und gibt dir deutlich mehr Kontrolle über deine Daten. Ausserdem hast du, wenn du kein Google nutzt den Kopf frei für das, was du wirklich tun willst auf einer Website.

Für Recherchen gibt es gute Sprachmodelle ohne Datenkrake, zum Beispiel mistral.ai aus Frankreich.

Im Optimalfall beginnst du, deinen E-Mail-Verkehr auf deine eigene Domain zu leiten und verabschiedest dich damit von deinem Datenkrakenpostfach. Oder du wechselst von deiner Big-Tech-Cloud zu einem doppelt so teuren, dafür dem wahren Preis entsprechenden Schweizer Anbieter. Dann kaufst du dir eine externe SSD – die meisten deiner Bilder siehst du dir ja doch nie mehr an.

Leider ist Nichtstun bequemer. Damit werden die Milliarden gescheffelt.

Mich freuend, dass du bis hier gelesen hast, habe ich eine wichtige Botschaft für dich: Einen perfekten Datenschutz gibt es nicht. Und es ist nicht deine Schuld, dass du dich nicht intensiv damit befasst.

Vielmehr will ich aufzeigen, wie gross die Macht der Techkonzerne ist, und wie mit wenig Aufwand ihr gesamtes Geschäftsmodell eingestampft werden könnte.

Wenn du den Browser wechselst, optionale Diagnosedaten deaktivierst oder dir auf die Schulter klopfst, weil ich deine eigenen Überzeugungen bekräftigt habe, würde mich das freuen.