Im alten Botanischen Garten waren 2016 verschiedene Kunstelemente während der Ausstellung zu sehen.

TREETMENT – ein perfomative Unterhaltung von Zoe Tempest und Laura Zachmann

In einem Rundgang durch den Alten Botanischen Garten treffen Sie mit uns auf unterschiedliche Bäume, die sowohl im Guten wie im Schlechten vom Klimawandel betroffen sind. Unsere treue Begleiterin VOX transportiert die Stimme von Regula Imboden, die auf humorvolle und poetische Art von der je individuellen Betroffenheit der Bäume spricht. Mit besonderen Gesten in bildhaften Körperbewegungen bereiten wir Sie auf die Geschichten von sieben Bäumen vor.


Labiles Gleichgewicht

Isabel Rohner lässt in ihrer Performance eine Art Altarbild entstehen, welches auf das labile Gleichgewicht, in welchem wir uns alle befinden, Bezug nimmt. Während einer längeren Zeitspanne liegt sie in meditativem Zustand vor dem mächtigen Stamm einer Trauerbuche auf einer Wippe und versucht, sich in der Schwebe zu halten. Eine Installation aus Wasserbeuteln und transparenten Wasserschläuchen verbindet sie mit den Bäumen und dem Boden, schafft ein Bühnenbild für die Performance, generiert weitere Bedeutungsebenen. Der Klimawandel bringt Änderungen mit sich, auf welche alle Lebewesen reagieren werden müssen. Gelingt es, diese Änderungen aufzunehmen und ein neues Gleichgewicht zu finden, kann Unerwartetes und Neues entstehen.


AHNUNG DES ABSCHIEDS – eine zeichnerische Inszenierung von Regina Simon

Allen Bäumen bin ich zugetan und fühle mich mit ihnen verbunden, denn es geht ein Wohlwollen von ihnen aus, welches mir gut tut.

Die Vorstellung, dass die grauen Stützsäulen unserer Waldhallen, die Rotbuchen, wegen Klimawechsels verschwinden können, macht mich traurig. In diesem Sinne ist es für mich eine Ehre, die Jahresringe der auf 120 Jahr geschätzten farnblättrigen Rotbuche im „ Alten Botanischen Garten“ in Zürich zeichnerisch nachzuvollziehen. Mit Bleistift zeichne ich, von der Mitte ausgehend, die 120 Jahresringe der Buche auf Papier.

Da der Baum ja noch gesund ist und wächst, habe ich keinen Einblick in  seine realen Jahresringe und interpretiere deshalb imaginär die guten wasserreichen Jahre mit breiten Jahresringen und die mageren trockenen Jahre mit schmäleren. Um einen Bezug zum  Baum herzustellen, werde ich mit einer lyrischen Zeremonie beginnen; dies auch, um  unterschiedliche  Herangehensweisen von  Wissenschaft und  Kunst hervorzuheben.


Hörstück zum Zypressenbaum – Françoise Caraco, Simon Grab

Als Hörstück zum Zypressenbaum inszenieren Françoise Caraco und Simon Grab eine Textcollage mit Sound, Licht und Video, die sie im botanischen Garten akustisch und visuell einspielen.

Die Zypresse ist Gegenstand von Mythen und Klassifikationssystemen geworden, nun tritt sie vor Ort als „konkretes Gewächs“ in Erscheinung. Vor der Kulisse des botanischen Gartens werden Zuhörende über ein Hörstück zur imaginativen Reise eingeladen, in Zeit-Räume rund ums Mittelmeer, bis sich das Bild der Zypresse in einer Schweizer Landschaft konkretisiert: Werden wir in Zukunft unter Zypressen stehen, ihren lieblichen Duft atmen, ohne an das Rauschen des Meeres zu denken?


trees: Pinus sylvestris Ein künstlerisch-wissenschaftliches Beobachtungssystem

Geräusche von Pflanzen und Datensonifikation

Pflanzen produzieren Geräusche. Die meisten dieser akustischen Emissionen entstehen durch Trockenstress: Durstige Bäume machen unhörbaren Lärm im Ultraschallbereich – Geräusche von Pflanzen lassen Rückschlüsse auf ihren Zustand und ihre Umweltbedingungen zu. Die Medienkunst-Installation „trees: Pinus sylvestris“ stellt das Leben einer Waldföhre (Pinus sylvestris) während der Hauptwachstumsphase im Mai/Juni 2015 dar. Mit spezieller Sensorik wurden die akustischen Emissionen einer Waldföhre oberhalb von Salgesch aufgezeichnet und ökophysiologische Messdaten (z. B. die sich je nach Wassergehalt verändernden Stamm- und Ast-Radien, die Saftflussrate in den Ästen, das im Boden vorhandene Wasser, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung usw.) sonifiziert, d. h. in Klänge übersetzt. Die Aufnahmen und die sonifizierten Messungen wurden in einem künstlerisch-wissenschaftlichen Beobachtungssystem eingesetzt, das die zeitlichen und räumlichen Zusammenhänge zwischen Pflanzengeräuschen, physiologischen Prozessen und Umweltbedingungen klanglich darstellt.

Waldföhren im Wallis

Als eines der trockensten Täler Europas zeigt sich im Wallis besonders deutlich, welche Effekte der Klimawandel im Alpenraum hat. Das Beobachtungssystem zeigt auf, wie die Waldföhren im Wallis auf immer länger dauernde Hitze- und Trockenperioden reagieren. Die vielen bereits im Frühjahr während der Wachstumsphase auftretenden Trockenstress-Geräusche (hörbar als laute Knackser) zeigen die missliche Lage des Baumes bereits kurz nach dem Start der Vegetationsphase an. Um wachsen zu können, müssen Bäume das Wasserpotential in den teilenden Geweben (z.B. das Kambium) weit über dem Level halten, wobei Embolien (sog. Kavitationen) in den Gefässen auftreten. Kavitationsgeräusche zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr zeigen deutlich an, dass das Wachstum bereits gehemmt wird durch die herrschenden Wasserverhältnisse. Fehlt der Regen in dieser Periode, schränkt der Baum in der Folge Transpiration und damit Kohlenstoffassimilation ein und wächst auch deutlich schlechter. Als Langzeitfolgen von zunehmender Trockenheit im Zuge des Klimawandels mit immer länger dauernden Trocken- und Hitzeperioden werden die Bäume anfällig für Krankheiten und Parasitenbefall.

Das Forschungsprojekt

trees: Ökophysiologische Prozesse hörbar machen“ war ein gemeinsames Forschungsprojekt der ZHdK und der WSL. Geräusche, die in Pflanzen entstehen, wurden in einen Zusammenhang zu ökophysiologischen Prozessen gebracht. Normalerweise nicht wahrnehmbare Phänomene und Abläufe wurden auf künstlerische Weise erfahrbar gemacht.

Künstlerische Forschung und Realisation: Marcus Maeder, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK

Ökophysiologische Forschung: Roman Zweifel, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Förderung: Schweizerischer Nationalfond.

http://blog.zhdk.ch/marcusmaeder