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Klimaschutz mit Bahntransport, Elektro-Lastwagen und Biodiesel

27.08.2013 von

Teaser_Ponte1112_161x97Im Rahmen der Vision «CO₂-neutral bis 2023» will Coop den absoluten CO₂-Ausstoss des Warentransports bis 2023 um rund 20 Prozent gegenüber 2008 reduzieren. Dazu realisieren wir seit kurzem drei weitere innovative Projekte: wir führen den Warentransport zu unseren Verkaufsstellen in Genf im unbegleiteten kombinierten Verkehr (UKV) durch, setzen einen Elektro-Lastwagen ein und tanken 100 Prozent Biodiesel in einen Euro6-Lastwagen.

Projekt «CityCargoGenf»: Waren auf der Schiene mitten in die Stadt Genf

Bisher wurden die über 40 Genfer Coop-Verkaufsstellen ab der Verteilzentrale in Aclens (VD) mit normalen Diesel-Lastwagen über die Autobahn Lausanne-Genf beliefert. Seit 1. Juli 2013 erfolgt die Belieferung vollständig im sogenannten unbegleiteten kombinierten Verkehr (UKV) durch unser Tochterunternehmen railCare. So gelangen die Waren für die Verkaufsstellen nun in Wechselbehältern per Zug die 67 Kilometer von der Verteilzentrale Aclens zum Bahnhof La Praille mitten in Genf. Dort werden die Wechselbehälter per Querverschub auf Lastwagen umgeladen und nur auf den letzten Kilometern auf der Strasse transportiert.

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Mit dem Projekt «CityCargoGenf» lösen wir nicht nur etwaige Lieferprobleme aufgrund des Verkehrsaufkommens auf der A1 zwischen Lausanne und Genf, sondern machen mit der jährlichen Einsparung von über 1’000 Tonnen CO₂ auch einen weiteren Schritt in Richtung CO₂-Neutralität.

Projekt «Wasser und Sonne im Tank»: Elektro-Lastwagen für den Warentransport

Eine weitere Massnahme zur CO₂-Reduktion ist der Einsatz von Elektro-Lastwagen. Deren Vorteile sind unbestritten: Sie sind energieeffizient, abgasfrei und leise. Bis anhin gab es jedoch keinen effizienten Elektro-Lastwagen für den Warentransport. Die Schweizer Firma E-Force One hat nun einen geeigneten 18-Tonnen-Elektro-Lastwagen entwickelt. Der Schlüssel zum Erfolg war eine innovative Kombination aus effizienten Technologien mit einer intelligenten Systemsteuerung. Der Elektro-Lastwagen «E-Force» überzeugt hinsichtlich Praxistauglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Umwelteffizienz.

Verkehrstauglichkeit, Reichweite, Gewicht und Verfügbarkeit sind die entscheidenden Faktoren für einen Lastwagen. Mit vollgeladenen Batterien hat der E-Force eine Reichweite von bis zu 300 km. Bei 8 Tonnen Leergewicht verbleiben 10 Tonnen für Aufbau und Nutzlast. Die doppelt so hohen Anschaffungskosten des E-Force werden durch die deutlich tieferen Betriebskosten kompensiert. Diese resultieren aus dem geringen Energieverbrauch, dem Einsatz von Strom als Treibstoff, den niedrigen Wartungs- und Reparaturkosten sowie dem Wegfall von Steuern und leistungsabhängiger Schwerverkehrsabgabe (LSVA). Bei normalem Dieselpreis ist die Wirtschaftlichkeit bereits ab einem Einsatz von 40’000 km pro Jahr gegeben.

Der E-Force ist ein Zero-Emission-Lastwagen. Er stösst keine Schadstoffe wie Russpartikel und CO₂ aus. Da Coop ihren gesamten Strombedarf seit 2010 mit Strom aus Wasserkraft deckt, wird der E-Force praktisch CO₂-neutral betrieben. Mit den geringen Lärmemissionen ist der Lastwagen zudem geeignet für den Einsatz in sensiblen Zonen, etwa Wohngebieten.

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Wir transportieren in unseren Lastwagen Frischprodukte. Daher erhält der Elektro-Lastwagen den üblichen festen Frische-Aufbau inklusive Kühlgerät. Zum Betrieb benötigt das Kühlgerät Strom. Um die Reichweite des Elektro-Lastwagens durch den zusätzlichen Stromverbrauch nicht zu sehr zu verringern, wird das Dach des Aufbaus vollständig mit Photovoltaik-Folien beklebt. So wird auch während der Fahrt Strom produziert. Der erste Elektro-Lastwagen wird für den normalen täglichen Warentransport von der Verteilzentrale Dietikon zu unseren Verkaufsstellen in der Stadt Zürich eingesetzt. Bewährt sich das Fahrzeug, schaffen wir weitere Elektro-Lastwagen an.

Projekt «Euro6-Lastwagen mit 100 Prozent Biodiesel»

Wir haben die Tankstellen bei Verteilzentralen so umgerüstet, dass wir unsere rund 400 herkömmlichen Lastwagen mit einem Gemisch aus Biodiesel und normalem Diesel tanken können. So haben wir 2012 durchschnittlich zusätzlich 15 Prozent Biodiesel getankt, insgesamt über 1 Million Liter, und damit 2’200 Tonnen CO₂ eingespart. Seit Anfang Juli 2013 haben wir einen 40-Tonnen-Sattelschlepper der neuesten Motorengeneration «Euro6» von Scania im Testeinsatz, der mit 100 Prozent Biodiesel aus Altspeiseöl betrieben wird. Bisher ist der Test ohne Probleme verlaufen.

Bis Ende 2012 hat Coop den absoluten CO₂-Ausstoss des Warentransports um 5 Prozent gegenüber 2008 reduziert. Mit den beschriebenen Projekten kommt Coop ihrem angestrebten CO₂-Reduktionsziel bis 2023 einen weiteren Schritt näher und zeigt, dass Klimaschutz auch im Warentransport möglich ist.

Zum Diagramm

Graphische Darstellung des Coop-Pilotprojekts «CityCargoGenf»   ©Coop

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Zum Autor

Gastautor Georg Weinhofer ist Leiter der Fachstelle Energie/CO₂ bei Coop.

 





Kommentare (2) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

Sehr langfristig gedacht, sind diese Ueberlegungen und Massnahmen wohl richtig, in den nächsten Jahrzehnten aber nur teilweise zutreffend. Die normale Argumentation mit dem fast CO2- freien Strommix in der Schweiz gilt eben nicht für den dann benötigten Zusatzstrom! Für diesen kann vielleicht etwa der europäische Mix (oder, bei extremer Grenzstrombetrachtung, sogar Kohlestrom) betrachtet werden, und damit kommt man für den Transport mit Diesellastwagen, Elektrolastwagen oder Bahn in der Grössenordnung auf den gleichen CO2- Ausstoss. Bezüglich graue Energie schneidet übrigens die Bahn am schlechtesten ab, gefolgt vom Elektrolastwagen (wegen der Batterie). Und die Betriebskosten des Elektrolastwagens dürfen auf Dauer nicht so tief angesetzt werden, der Beitrag an die Strassenkosten müsste ja gleich sein wie beim Diesellastwagen.

Sehr geehrter Herr Weinhof,

Das klimapolitische Engagement der Coop-Gruppe scheint mir nicht nur von den angestrebten Emissionsminderung her vorbildlich sondern auch von der Bereitschaft her, mit neuen zukunftsträchtigen Technologien wie den Elektrolastwagen Erfahrungen zu sammeln.

Das einzige was mich an ihrer Beschreibung verwundert ist die relativ geringe Einsparung, die ihre Umstellung des Warentransports bringt, schreiben sie doch:
„Im Rahmen der Vision «CO₂-neutral bis 2023» will Coop den absoluten CO₂-Ausstoss des Warentransports bis 2023 um rund 20 Prozent gegenüber 2008 reduzieren.“
Nur gerade eine 20%-ige Einsparung bis 2023 trotz Umstellung auf den Transport mit Bahn, biodiesel- und elektrobetriebene Lastwagen. Das verwundert mich als Leser etwas, würde ich doch erwarten, dass allein schon der Ersatz der Lastwagenflotte durch effizientere konventionelle Modelle eine Einsparung in dieser Grössenordnung bewirken könnte. Doch möglicherweise erklärt sich das damit, dass schon ihr bestehender Transport relativ emissionsarm ist. Je mehr man schon eingespart hat, umso schwieriger wird es natürlich noch mehr einzusparen.

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