
Susanne Dröscher bloggt: «Aus Alt mach Neu»
«Aus Alt mach Neu»
11.03.2013 von
Letztes Jahr bereiste ich Peru. Die Landschaft – speziell der Amazonasregenwald – hat mich begeistert. Der Umgang mit Müll hingegen nicht. Ein Recyclingprojekt im Elektroniksektor macht jedoch Hoffnung.
Auf einer mehrstündigen Busfahrt in Peru im vergangenen Jahr genoss ich begeistert die Landschaft und insbesondere den Amazonasregenwald. Während des Tages hatte ich alle meine Abfälle in einem Plastiksack gesammelt. Gegen Ende der Fahrt erkundigte ich mich beim Busbegleiter nach einem Abfallbehälter. Er bat mich um den Müllsack, öffnete das Fenster und warf ihn kurzerhand an dem Strassenrand. Ich war so perplex, dass ich zu langsam reagierte – und so wurde mein Abfall zu einem Teil des unendlichen Müllbandes an peruanischen Strassen.
Mülldeponie Natur
Tatsächlich werden in Peru laut der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA des Bundes1 nur rund vier Prozent der Abfälle korrekt entsorgt. Dies verwundert nicht bei nur acht kontrollierten Mülldeponien im gesamten Land2. Mehr als die Hälfte des Abfalls liegt auf sogenannten offenen Müllhalden – meist bedeutet dies: in der Natur.
Es scheint, als wäre die Ressource Abfall total unterschätzt – und damit auch die Energie und das wirtschaftliche Potential darin. Häufig fehlt es in Peru daher an der notwendigen Infrastruktur zur Wiederverwertung.
Wiederverwertung heute
Abfall rezykliert wird in Peru derzeit vor allem durch sogenannte «Müllsammler». In der Grossstadt Lima waren 2007 rund 18 000 Müllsammler aktiv3 – wobei deren Arbeit nicht als offizieller Beruf anerkannt ist und somit jegliche soziale Absicherung oder Kontrolle fehlt. Sie sammeln Papier, Glas, Plastik und Metall und verkaufen die Materialien an Zwischenhändler. Diese wiederum verteilen die Materialien an Interessenten auf der ganzen Welt. Insgesamt betrifft diese inoffizielle Form der Wiederverwertung allerdings nur zwei Prozent des gesamten Abfallaufkommens.
Recyclingmodell aus der Schweiz
Ein positives Beispiel für Müllrecycling in Peru ist seit einiger Zeit der Elektroniksektor. Die steigende Nutzung von Elektronikartikeln hat zu einer starken Zunahme des Elektroschrotts geführt. Der hohe Wert der verarbeiteten Materialien macht das Rezyklieren lukrativ. Ab Anfang 2014 sind die Elektronikhersteller und -händler in Peru dazu verpflichtet, eine Recyclingkette für ihre Produkte bereitzustellen. Dieses Konzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) entwickelt4. Die langjährige Erfahrung aus der Schweiz fliesst so in die Gestaltung des Recyclings im Elektroniksektors ein.
Das Recycling in der Schweiz ist wohl derzeit eines der effektivsten der Welt. Es ist daher sicher wünschenswert, es vermehrt in anderen Ländern zu adaptieren.
1 www.deza.admin.ch (Stand 2.3.2013)
2 www.time.com (2009)
3 wiego.org (2007)
4 www.nzz.ch (2013)
Zur Autorin
Mit diesem Artikel verabschiedet sich Susanne Dröscher als Autorin des ETH-Klimablogs. Susanne hat im Sommer 2012 ihre Dissertation in der Gruppe für Nanophysik an der ETH Zürich abgeschlossen und ist nun Postdoc am Institut für Mikro- und Nanosysteme der ETH Zürich. Sie arbeitet an einem Projekt mit dem ETH-Spin Off «greenTEG». Persönliches Zitat und Biografie
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