ETH-Klimablog - Energie - Klimaverhandlungen im Abseits – Bringen Firmen frischen Wind?

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Klimaverhandlungen im Abseits – Bringen Firmen frischen Wind?

24.01.2013 von

Die internationalen Klimaverhandlungen haben sich selbst ins Abseits manövriert. Neue, andere Wege sind gefragt. Firmen könnten den nötigen frischen Wind bringen: Mit geeigneten Massnahmen können sie Mitarbeitende beim Energie- und CO₂-Sparen unterstützen – und selber davon profitieren.

Immer mehr Firmen weltweit engagieren sich dafür, dass ihre Mitarbeitenden nicht nur in den Firmen selbst, sondern auch zuhause weniger CO₂ emittieren und weniger Energie konsumieren. Zum Beispiel erhalten die Mitarbeitenden Zuschüsse beim Kauf energieeffizienter Haushaltsgeräte und bei Investitionen in effiziente Heiz-oder Kühlsysteme. Andere Firmen bieten Kurse an, etwa zum Thema «Eco-Drive», oder organisieren Wettbewerbe innerhalb und zwischen verschiedenen Abteilungen um kreative Ideen fürs Energiesparen.

Vorteile für Mitarbeitende…

Die Vorteile für die Mitarbeitenden liegen auf der Hand: Durch die Aktivitäten ihrer Firmen erhalten sie Tipps zum Energiesparen und werden noch dazu finanziell unterstützt. Erhalten Mitarbeitende beispielsweise einen Zuschuss beim Kauf eines energieeffizienten Elektrogeräts, profitieren sie gleich doppelt: Der tatsächlich zu zahlende Kaufpreis wird tiefer und ausserdem fallen dann auch – wegen der effizienten Energienutzung – geringe laufende Stromverbrauchskosten an. Schliesslich sind auch Vorteile auf der sozialen Ebene möglich: Man steht gut da, weil man in seiner Abteilung als erster ein energieeffizientes Heizsystem ins eigene Haus einbauen liess. Oder man gehört gemeinsam mit einigen Kolleginnen zum «Club» derjenigen, die bestimmte Produkte nicht kaufen, weil ihre Herstellung mit viel CO₂-Emissionen verbunden ist.

…und für Firmen

Auch Firmen profitieren von Massnahmen, mit denen sie ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, zuhause Energie und CO₂-Emissionen einzusparen. Zum einen können Unternehmen dadurch ihr Image verbessern und sowohl auf dem Arbeitsmarkt wie auch beim Verkauf ihrer Produkte als Firma punkten, die auf Nachhaltigkeit setzt und sich der Corporate Responsibility verschrieben hat.

Zum anderen können die Firmen auch direkte ökonomische Vorteile haben. In vielen europäischen Ländern und auch in der Schweiz gibt es immer mehr Firmen mit freiwilligen oder obligatorischen Reduktionsverpflichtungen bezüglich CO₂-Emissionen. Firmen, die sich dafür engagieren, dass ihre Mitarbeitenden zuhause Emissionen reduzieren, könnten sich diese Einsparungen auf ihre Verpflichtungen anrechnen lassen und dadurch Geld für betriebliche Massnahmen oder den Zukauf von Emissionszertifikaten sparen.

Den richtigen Rahmen für die Firmen schaffen

Ökonomische Vorteile werden Firmen mit Reduktionsverpflichtungen allerdings nur dann tatsächlich nutzen können, wenn die von ihnen ausgelösten Energie- und Emissionseinsparungen der privaten Haushalte messbar sind, zusätzlich zu ohnehin geplanten Einsparungen stattfinden und wenn die ausgewiesenen Einsparungen national oder international anerkannt sind. Das ist für kleinskalige Emissionsreduktionen, wie sie in privaten Haushalten typischerweise stattfinden, nicht selbstverständlich, könnte aber in Analogie zu Regelungen des Kyoto-Protokolls – etwa den sogenannten PoAs (Programmes of Activities) – zur Routine werden.

Wie genau das funktionieren könnte und welche Massnahmen von Firmen für private Haushalte besonders wirksam sind, untersuchen wir im Projekt «Off4Firms» des Climate KIC. Wir sind zuversichtlich, dass solche Massnahmen einen wichtigen Beitrag dazu leisten werden, dass die globale Erwärmung künftig nicht deutlich über zwei Grad Celsius liegt.

Video zum Thema

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=NFSweq08fMk[/youtube]

Renate Schubert: «Soziale Netze in Firmen motivieren zum Energiesparen»

Zur Autorin

Renate Schubert ist Professorin für Nationalökonomie an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie





Kommentare (1) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

Sehr geehrte Frau Professorin Schubert,

je mehr Menschen sich klimabewusst verhalten, je mehr werden auch gegenüber staatlich und international aufgegleisten Klimaschutz-Massnahmen aufgeschlossen sein. Deswegen haben solche Initiativen wie das Projekt «Off4Firms», welche das Klimabewusstsein erhöhen, Multiplikatoreffekt.

Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man mit solchen Programmen vor allem Menschen in hochindustrialisierten und reichen Volkswirtschaften erreichen wird. In diesen Volkswirtschaften – also in Nordamerika, Europa, Japan, Australien, etc. – gehen die Emissionen bereits leicht zurück und das Bewusstsein für das Klimaproblem ist bei vielen schon vorhanden.

Der gegenwärtige und zukünftige grosse Zuwachs bei den CO2-Emissionen liegt aber bei den Schwellenländern. Später einmal werden auch sie zu den hochindustrialisierten Ländern gehören und damit wohl eine ähnliche Bereitschaft zum Handeln und zur Anpassung ihres Lebensstils zeigen. Doch bis es so weit ist kann es noch 20 bis 40 Jahre dauern.

Fazit: Das 2°C-Ziel erreicht man mit privaten und Firmeninitiativen im Bereich Klimaschutz sicher nicht direkt. Durch den ausgelösten Bewusstseinswandel sowohl von Einzelnen als auch von Firmenlenkern kann das Projekt aber über seinen eigentlichen Zielpersonenkreis ausstrahlen und politisch wirksam werden.

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