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Hinweise aus der Erdgeschichte

17.01.2013 von

Ein katastrophaler Eintrag von Kohlenstoffdioxid (CO₂) verursachte vor 55 Millionen Jahren eine drastische Klimaerwärmung. Die Ozeane versauerten, was tiefgreifende Konsequenzen hatte für marines Leben. Die Menge an CO₂, die damals in die Atmosphäre gelangte, ist vergleichbar mit dem heutigen CO₂-Eintrag durch die Verbrennung fossiler Energieträger. Die damaligen ökologischen Auswirkungen liefern Anhaltspunkte zur Ozean-Versauerung und möglichen Konsequenzen, sollte die Verbrennung fossiler Energieträger ungebremst weitergehen.

Die Menschheit setzt enorme Mengen an CO₂ in die Atmosphäre frei bei der Verbrennung fossiler Energieträger, bei der Zementherstellung oder auch durch Änderungen in der Landnutzung. Ein grosser Anteil dieses CO₂ wird von den Ozeanen aufgenommen, was zu deren Versauerung führt. Diese Versauerung kann schädliche Auswirkungen auf das marine Leben haben. Welche dies sind ist schwierig vorherzusehen. Hier helfen geologische Archive wie zum Beispiel Ablagerungen auf dem Meeresboden. Sie zeigen uns Änderungen und Zusammenhänge in der Vergangenheit auf und lassen uns zukünftige Änderungen in der Ozeanchemie und deren Auswirkungen auf marine Organismen besser abschätzen.

Die Warmphase vor 55 Millionen Jahren

Es gibt zahlreiche Ereignisse in der Erdgeschichte, die eine Ozean-Versauerung dokumentieren. So zum Beispiel die Warmphase vor 55 Millionen Jahren. Sie wird in der Fachwelt als Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum (PETM) bezeichnet und ist am ehesten vergleichbar mit dem was uns in Zukunft erwarten könnte.

Der Beginn des PETM ist gekennzeichnet durch eine globale Erderwärmung von fünf bis neun Grad Celsius. Fast zeitgleich wurde eine grosse Menge an CO₂ in die Atmosphäre geschleudert. Eine der wissenschaftlichen Hypothese besagt, dass durch die Erwärmung der Tiefsee Methanablagerungen im Ozeanboden instabil wurden und so grosse Mengen Methan in die Atmosphäre entwichen. Dort wandelte sich das Methan zu CO₂ um. Andere Hypothesen gehen davon aus, dass grosse Vulkanausbrüche am Boden des Atlantischen Ozeans grosse Mengen an CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt haben.

Auswirkungen auf die Ökosysteme der Meere

Der massive Eintrag von Treibhausgasen während des PETM führte zu einer Versauerung der Ozeane, worauf zahlreiche marine Ökosysteme ausstarben. Auch Flachwasserorganismen litten unter der Versauerung. So starben unter anderem zahlreiche Korallenarten aus. Hinzu kam, dass durch die globale Erwärmung viele Organismen zunehmend in Richtung der Pole abwanderten.

Rückschlüsse auf die zukünftige Ozean-Versauerung

Die ungefähre Menge an CO₂, die zu Beginn des PETM in die Atmosphäre entwich entsprach rund einer Gigatonne Kohlenstoff pro Jahr. Zum Vergleich: In den letzten 50 Jahren ist der menschgemachte CO₂-Ausstoss von etwa einer auf zehn Gigatonne Kohlenstoff pro Jahr angestiegen. Das PETM zeigt weitere Eigenschaften, die einen aussagekräftigen Vergleich mit dem heutigen menschgemachten Klimawandel erlauben. Das PETM war ein kurzzeitiges Ereignis, das rasant einsetzte und einen hohen und schnellen Kohlenstoff-Eintrag zur Folge hatte. Beachten müssen wir, dass die Rahmenbedingungen vor dem PETM anders waren als heute: Die Landmassen waren anders angeordnet, auf den Kontinenten gab es keine Eisschilder und das Klima war generell wärmer als heute. Trotzdem liefert das PETM wertvolle Hinweise darauf, wie der Kohlenstoffkreislauf, das Klimasystem und die Ozeanchemie auf einen vergleichbaren CO₂-Eintrag reagieren werden. Dies hilft auch, mögliche Schäden der Ökosysteme von Meer und Land abzuschätzen. So werden zum Beispiel viele Korallenriffe vor Ende Jahrhundert verschwinden.

Die Rate, mit der wir Menschen CO₂ in die Atmosphäre eintragen, übertrifft diejenige während des PETM. Damit scheint möglich, dass die Menschheit in Zukunft eine Ozean-Versauerung in einem nie vorher dagewesenen Ausmasse verursachen wird.

Zum Autor

Doktor Samuel Jaccard ist Oberassistent und Dozent an der Professur für Klimageologie am Geologischen Institut der ETH Zürich.





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„Ozean-Versauerung“

Zur Ergänzung der Bericht des IPCC-Workshop Marine Biology and Ecosystems, 2011:
https://www.ipcc-wg1.unibe.ch/publications/supportingmaterial/OceanAcidification_WorkshopReport.pdf

Der Bericht zeigt im Wesentlichen zwei Dinge: a) die Absicht des IPCC, das Thema gross auf die Agenda zu setzen – b) die Komplexität und die enormen Unsicherheiten, mit denen verbindliche Aussagen zur Bedeutung der menschlichen CO2-Emissionen auf die ozeanische Chemie und Biologie verbunden sind bzw. sie zum derzeitigen Forschungsstand u. a. wegen der grossen natürlichen Variabilität beinahe verunmöglichen.

“Given the variety of processes affecting ocean biogeochemical signals, it will be very difficult to attribute any observed changes specifically to ocean (anthropogenic) acidification.”

Dass künftig vermehrt Geld in das Forschungsgebiet fliessen soll, lässt allerdings befürchten, dass ein Teil der so bedachten Institutionen ihre Auftraggeber nicht wird enttäuschen wollen. Ein politisch gesteuerter Prozess, ergänzt um eine selektive Literaturauswahl, wie er schon im Vorfeld von AR4 zu beobachten war und dort teilweise zu zweifelhaften Ergebnissen führte.

Meeresspiegel-Entwicklung:
Erfreulich, dass zumindest Holzherr das Papier zu lesen und zu interpretieren verstand. Tatsächlich präsentiert sich die Rechnung noch etwas komplizierter.
Die kombinierte Methode ARGO+GRACE ergibt nur einen Anstieg von 0.2 mm/Jahr. Durch ein modellbasiertes “Adjustment” werden dem GRACE-Ergebnis 0.9 mm zugefügt. Das ergibt 1.1 mm ± 0.8/Jahr (ARGO+GRACE +GIA-adj.), im Vergleich zum Satellitenergebnis von 1.3 ± 0.9 mm.

Auch hier stehen hinsichtlich der Messmethodik bzw. verlässlicher empirischer Ergebnisse und solider Prognosen erhebliche Unsicherheiten im Raum.

Anlass zu Alarmismus mag in beiden Belangen finden, wer will. Bei ergebnisoffener Forschung zumindest bleibt Wissenschaft spannend.

@Kommentar von Ruedi Roggenmoser. 22.01.2013, 22:04

Sehr geehrter Herr Roggenmoser,

Sie antworten in diesem Kommentar auf die Aussage (Zitat)Der Anstieg der Meeresspiegel hat sich verlangsamt … und geben als Antwort, der Meeresspiegelanstieg habe sich laut NOOA beschleunigt.

Hier muss man aber beiden Aussagen recht geben. Es kommt nämlich auf den Zeitraum an für den diese Aussage gilt.
Laut dem Wikipedia-Eintrag Current Sea Level Rise gilt folgendes (übersetzt aus dem Englischen):
„Von 1950 bis 2009 zeigen Messungen einen durchschnittlichen Meeresspiegelanstieg von 1.7 ± 0.3 mm pro Jahr und Satellitenmessungen zeigen einen Meeresspiegelanstieg von 3.3 ± 0.4 mm pro Jahr von 1993 bis 2009, einen schnelleren Anstieg als vorher geschätzt, wobei es unklar ist ob das einen Anstieg im Langzeittrend bedeutet.“

Nimmt man nun nur den Zeitraum von Januar 2005 bis Dezember 2011 so zeigt der NOAA-Bericht folgende Anstiege:
Sterischer Anstieg (Argo): 0.2 ± 0.8 mm pro Jahr
massenbedingt (GRACE, Paulson GIA) 1.0 ± 0.2 mm pro Jahr
Sterisch + Massenbedingt: 1.2 ± 0.9 mm pro Jahr
und die Satellitenaltimetrie mit Jason 1 und 2 ergibt: 1.6 ± 0.8 mm pro Jahr.

Fazit: Im Zeitraum 2005 bis 2012 betrug der altimetrisch gemessene Meeresspiegelanstieg 1.6 ± 0.8 mm pro Jahr.
Dies ist weniger als frühere altimetrische Messungen (Satellitenmessungen), die für den Zeitraum 1993 bis 2009 eine Anstieg von 3.3 ± 0.4 mm pro Jahr ergeben. Der Meeresspiegelanstieg im Zeitraum 2005 bis 2012 entspricht dem Anstieg im grösseren Zeitraum Von 1950 bis 2009.
Langzeittrends lassen sich aus den 7 Jahren (von 2005 bis 2012) aber nicht ablesen.

mehr unschlüssige Schlüsse …

„Der Beginn des PETM ist gekennzeichnet durch eine globale Erderwärmung von fünf bis neun Grad Celsius. Fast zeitgleich wurde eine grosse Menge an CO₂ in die Atmosphäre geschleudert.“
Ausgasung, ein physikalisches Phänomen.

„Der massive Eintrag von Treibhausgasen während des PETM führte zu einer Versauerung der Ozeane“
Offenbar ein neuentdeckter Rückkopplungseffekt, die Ausgasung der Ozeane führt zu einer Erhöhung der CO2-Konzentration in den Ozeanen?

Was kam zu erst, das Huhn oder das Ei, oder sind es jetzt beide gleichzeitig?

@Palmer:
„Können Sie die Aussage “zweifelhafte Quellen” sachlich und fachlich begründen?“ Ein paar Beispiele aus diesem Eintrag:

„Der Anstieg der Meeresspiegel hat sich verlangsamt …
http://ibis.grdl.noaa.gov/SAT/SeaLevelRise/documents/NOAA_NESDIS_Sea_Level_Rise_Budget_Report_2012.pdf …“
In diesem Paper findet sich keine Aussage, die diese Behauptung stützt. Es geht um Messmethoden, nicht um die Geschwindigkeit des Anstiegs. Gemäss NOAA hat sich der Anstieg nicht verlangsamt, sondern beschleunigt.

„Die Klimasensitivität bei steigenden CO2-Konzentrationen wurde offensichtlich überschätzt …
http://www.earth-syst-dynam-discuss.net/4/25/2013/esdd-4-25-2013.html
In diesem Paper findet sich keine Aussage, die diesen Schluss auch nur annähernd zulässt. Zum Einfluss der CO2-Konzentration (resp. zur Implikation der Ergebnisse für den Einfluss der CO2-Konzentration) wird kein Wort gesagt. Zudem: Das Paper ist noch nicht einmal reviewt, geschweige denn publiziert. Aus so einem Paper den zitierten Schluss ziehen zu wollen, finde ich mehr als fragwürdig.

„Hier – pardon – ein Link zu einem lesenswerten Beitrag in deutscher Sprache, der einen guten Zugang zum Thema vermittelt http://www.readers-edition.de/2010/11/21/versauerung-der-meere-reale-bedrohung-oder-nicht-mehr-als-panikmache
Ein Eintrag auf einem alles andere als wissenschaftlichen (sondern eindeutig tendenziösen) Blog als guter Zugang zu einem dermassen komplexen Thema? Finde ich eher dürftig.

„Wissenschaftliche Schlüsse lassen sich nicht einfach aufgrund der “Quellen” beurteilen.“ Für wissenschaftliche Schlüsse reicht diese Kommentarfunktion nicht. Hier sollen Quellen die gemachten Aussagen stützen. Und das tun sie bei genauerem Hinsehen im Fall von Herrn Bühler und von Ihnen nicht sehr oft.

Weitere zweifelhafte Beispiele finden Sie z.B. hier: http://blogs.ethz.ch/klimablog/2012/11/27/immer-noch-nicht-auf-dem-weg-zum-2-grad-ziel/ und in diversen anderen Einträgen.

Herr Bühler,
ich stimme Ihnen natürlich zu, „von Interesse sind die erhobenen Daten“. Die von Ihnen zitierte Messung der Colorado Uni zeigt einen Anstieg von 3 mm/Jahr, also einen beschleunigten Anstieg gegenüber den 2mm/Jahr in vorherigen Jahren.
Die CO2science Website gibt sich den Anschein von Seriosität, vertritt jedoch z.B. unter „position papers“ Behauptungen, die leicht auch von Laien als falsch erkennbar sind. Ein Beispiel: es wird dort unterstellt, dass die Korrelation zwischen CO2 – und Temperaturanstieg der Beweis für die Wirkung des CO2 sei. Sie wissen sicher auch, dass das nicht stimmt: aufgrund physikalischer Gesetze wurde schon vor langer Zeit gezeigt, dass die Temperatur als Folge der CO2 Emissionen ansteigen wird, die Messungen haben dann die zunehmend verfeinerten Prognosen in zunehmender Genauigkeit bestätigt. Es liessen sich viele weitere derartige Beispiele von Falschaussagen auf dieser Website anfügen.
Warum überprüfen Sie diese Quellen nicht kritisch?

@Roggenmoser:
„Schwierig wird es aus meiner Sicht, wenn man sich anmasst, die Erkenntnisse von Wissenschaftlern, die sich jahrelang mit der Materie befasst haben ….“

Die Tatsache, dass sich Wissenschaftler jahrelang mit einer Materie befasst haben, ist keine Garantie dafür, dass die Erkenntnisse unwiderlegbar sind, jedenfalls solange nicht, wie sich Erkenntnisse gegenseitig widersprechen oder nicht durch Beobachtungen erhärten lassen. Weder Sie noch ich können als Schiedsrichter auftreten, um die eine oder die andere Erkenntnis als die einzig richtige zu bestimmen. Es sei denn, wir könnten unwiderlegbare faktische Beweise beibringen.

„anhand von sehr zweifelhaften Quellen quasi für nichtig zu erklären (beispielsweise in dem man die Wissenschaftler pauschal als Apokalypter bezeichnet)“

Können Sie die Aussage „zweifelhafte Quellen“ sachlich und fachlich begründen? Wissenschaftliche Schlüsse lassen sich nicht einfach aufgrund der „Quellen“ beurteilen. Wissenschaft lässt sich nicht auf die Formel „Apokalypter“ gegen „Skeptiker“ reduzieren.

Sehr geehrter Herr Prof. Ragaller

bleiben Sie einfach sachlich und prüfen Sie IHRE Kenntnis der Materie, bevor Sie anderen mangelndes Verständnis unterstellen.

Ich hatte in meinem ersten Beitrag wissenschaftliche Quellen verlinkt …

http://www.co2science.org/subject/o/summaries/acidificationphenom.php

Darauf meldete sich Herr Roggenmoser mit unsachlichen Unterstellungen, offenbar unwillig, sich mit der Literatur auseinanderzusetzen. Ich verlinkte ihm deshalb und zum einfacheren Verständnis einen in Deutsch verfassten Beitrag zum Thema. Dass er von einem Journalisten stammt, schränkt nicht zwangsläufig die Qualität der darin vertretenen Aussagen ein.

Statt sich mit den Originalquellen auseinanderzusetzen, ziehen Sie es vor, sie zu ignorieren bzw. deren Qualität pauschal in Zweifel zu ziehen, oder aber eine journalistische Aufbereitung zu bemängeln.
Unabhängig davon bleibt das Seewasser basisch und das wird auch noch lange so bleiben.

Der Meeresspiegelanstieg
…. hat sich seit spätestens 2005 verlangsamt, außerdem steht er unter dem Einfluss von dekadalen Zyklen, die ein kurzfristiges leicht beschleunigtes Ansteigen erklären. Die Probleme der Messung wären gesondert zu behandeln …

http://www.ocean-sci-discuss.net/6/31/2009/osd-6-31-2009.html

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2012GL053240/abstract

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/92JC01133/abstract

Der von Ihnen verlinkte NOAA-Artikel ergeht sich in Mutmassungen („This rate may be increasing“). Von Interesse sind allein die real erhobenen Daten …

http://sealevel.colorado.edu

@Palmer: Ich habe überhaupt nicht gegen kritische Beiträge, im Gegenteil. Schliesslich ist das kritische Hinterfragen die Grundlage des wissenschaftlichen Prozesses und damit die Basis für die Erkenntnisse, auf die wir heute bereits zurückgreifen können. Es ging mir um anderes:
1) Schwierig wird es aus meiner Sicht, wenn man sich anmasst, die Erkenntnisse von Wissenschaftlern, die sich jahrelang mit der Materie befasst haben, anhand von sehr zweifelhaften Quellen quasi für nichtig zu erklären (beispielsweise in dem man die Wissenschaftler pauschal als Apokalypter bezeichnet). Das zeugt einerseits von mangelndem Respekt gegenüber wissenschaftlicher Arbeit und anderseits von einem kruden Verständnis von Wissenschaft an sich.
2) Noch schwieriger finde ich das Cherrypicking (d.h. das Herauspicken von Einzelaussagen aus vermeintlich kritischen Papieren und die Verwendung dieser Aussagen in einem oft völlig anderen Zusammenhang zur Falsifizierung längst gesicherter Erkenntnisse), das hier oft betrieben wird. Das kann gezielt sein oder auch an (wie von Klaus Ragaller angesprochen) mangelndem Verständnis oder falscher Interpretation der Literatur liegen. Beispiel aus dem letzten Post von Bühler: Niemand zweifelt an, dass es einen Standstill der Temperaturen gegeben hat, und niemand zweifelt an, dass die natürliche Variabilität ebenso eine Rolle spielt. Hansen muss diesen Standstill nicht „zugeben“, da er für jeden ersichtlich und unbestritten ist. Entscheidend ist die richtige Interpretation und die Betrachtung im richtigen Zusammenhang. Hansen et al. schreiben dazu: „The 5-year running mean of global temperature has been flat for the past decade. It should be noted that the „standstill“ temperature is at a much higher level than existed at any year in the prior decade except for the single year 1998, which had the strongest El Nino of the century.“
3) Zu der oft mangelnden Qualität der „Quellen“ hat sich Klaus Ragaller schon geäussert. Ich stimme ihm absolut…

Herr Bühler,
ein Blog-Beitrag eines Journalisten als Argument gegen Fachleute, die sich vertieft mit langjähriger eigener Forschung professionell mit einem Thema befassen? Dabei gibt es immer wieder auch von ForscherInnen Übersichtsartikel, die auch für Laien verständlich sind, z.B. http://www.sciencedaily.com/releases/2012/03/120301143735.htm

Die von Ihnen zitierte NOAA Arbeit enthält keinen Hinweis auf eine Verlangsamung des Meeresspiegelanstiegs – die Arbeit dreht sich um das Zusammenfügen verschiedener unabhängig gemessener Anteile – also um eine Konsolidierung und Verfeinerung der Messmethoden. Die Messungen der NOAA zeigen im Gegenteil eine Beschleunigung: http://oceanservice.noaa.gov/facts/sealevel.html

Die Qualität Ihrer Quellen und oft auch Ihr mangelndes Verständnis von deren Inhalten steht in krassem Gegensatz zu Ihren Ansprüchen, längst und mehrfach gesicherte Erkenntnisse der Klimaforschung in Frage zu stellen.

@Roggenmoser: “ Es ist einfach, aus irgendwelchen Studien irgendwelche Aussagen herauszupicken und dann als absolute Wahrheit darzustellen. Wissenschaftlich ist das nicht. Dafür müssten Sie jeweils auch noch die Links zu den Studien bringen, die gegenteilig argumentieren.“

Die Studien, die gegenteilig (d.h. im Sinne einer alarmierenden Erwärmung) argumentieren, werden hier ausreichend vorgetragen.
Es geht P. Bühler (und mir) darum, dass auch Erkenntnisse und Beobachtungen erwähnt werden, die in eine andere Richtung deuten. Man nennt das auch Second Opinion, eine Praxis, die in der Medizin gängig ist.

„Es ist schade, dass so konstruktive Diskussionen hier weitgehend verunmöglicht werden. Man kann über Argumente diskutieren, aber nicht über zusammengegooglete Links.“

Wie wollen Sie eine konstruktive Diskussion führen, wenn Sie keine Meinungen akzeptieren, die sich mit den Ihrigen nicht decken? Dass Kommentatoren sich auf Erkenntnisse von Fachleuten abstützen müssen und deshalb diese als Quellen (Links) angeben, liegt in der Komplexität der Materie.

@ Roggenmoser

Falls Sie unter „konstruktive Diskussion“ ausschliesslich affirmative Beiträge zu vorgefertigten Meinungen verstehen, wird eine Debatte tatsächlich schwierig.

Links … sind nun einmal dazu da, Debattenbeiträge mit wissenschaftlichen Beiträgen zu stützen. Zögern Sie nicht, Links zu Studien einzubringen, die zu Ihrem Kenntnisstand und Ihrer Meinungsbildung beigetragen haben. Ihrem Post sind leider keine zu entnehmen.

Bevor Sie mir „Glauben an eine weltweite Klimaverschwörung“ und das „Herauspicken irgendwelcher Aussagen“ unterstellen, befassen Sie sich einfach mit der verlinkten Literatur und wir debattieren über deren Relevanz. Falls Sie nicht lesen wollen, oder dafür keine Zeit finden, wird eine Debatte sinnlos. Das gilt speziell für die Behandlung der Versauerungsfrage, die nicht einfach Gegenstand unterschiedlicher Meinungen bildet.
Hier – pardon – ein Link zu einem lesenswerten Beitrag in deutscher Sprache, der einen guten Zugang zum Thema vermittelt …

http://www.readers-edition.de/2010/11/21/versauerung-der-meere-reale-bedrohung-oder-nicht-mehr-als-panikmache

Temperaturen. Wie erwähnt, räumt inzwischen sogar James Hansen einen „standstill“ der globalen Mitteltemperatur ein und mehr noch, er entdeckt auf einmal die Bedeutung der natürlichen Variabilität im Klimageschehen. Die lesenswerte Debatte dazu finden Sie hier …

http://judithcurry.com/2013/01/16/hansen-on-the-standstill

Dass es nach einer kühleren Epoche im Verlauf einer (relativen) Wärmephase wärmer wird, als es zu deren Beginn gewesen ist, entspricht einer Binsenwahrheit und liefert allein keinen Anlass zu Besorgnis. Und … nicht die „These der gestoppten Erwärmung“ funktioniert nicht – die ist real messbar, eher aber die Hypothese einer gefährlichen atmosphärischen Erwärmung aufgrund anthropogener CO2-Emissionen.

@Bühler: Schön, dass Sie anderen vorwerfen, sie würden Dinge „nicht wissenschaftlich korrekt“ beschreiben. Immerhin werden im Blogbeitrag Argumente ausgeführt und begründet. Sie bringen jeweils nur eine Lawine von Link und Studien, die Ihren Glauben an die weltweite Klimaverschwörung stützen sollen. Es ist einfach, aus irgendwelchen Studien irgendwelche Aussagen herauszupicken und dann als absolute Wahrheit darzustellen. Wissenschaftlich ist das nicht. Dafür müssten Sie jeweils auch noch die Links zu den Studien bringen, die gegenteilig argumentieren (vermutlich würde der Platz dafür nicht reichen).
Es ist schade, dass so konstruktive Diskussionen hier weitgehend verunmöglicht werden. Man kann über Argumente diskutieren, aber nicht über zusammengegooglete Links.
Die globale Erwärmung hat nicht aufgehört, auch wenn Sie das immer wieder behaupten. 8 der 10 wärmsten Jahre seit 1880 lagen im Zeitraum zwischen 2003 und 2012 (die anderen beiden sind 2002 und 1998). 1998 war ein aussergewöhnlich warmes Jahr (mit El Nino als wesentlichem Einflussfaktor). Wenn Sie 1997 oder 1999 als Vergleichsbasis nehmen, funktioniert die These der gestoppten Erwärmung nicht mehr. So oder so machen diese kurzen Zeitskalen in der Klimadiskussion keinen Sinn. Die momentane Erwärmung (samt entsprechenden Begleiterscheinungen) findet in einem Tempo statt, das Anlass zur Sorge gibt. Das lässt sich auch mit ein paar herausgepickten Links nicht widerlegen.

In diesem Artikel scheinen mir einige Schlüsse ncht schlüssig.

„Ein katastrophaler Eintrag von Kohlenstoffdioxid (CO₂) verursachte vor 55 Millionen Jahren eine drastische Klimaerwärmung.“

„Der Beginn des PETM ist gekennzeichnet durch eine globale Erderwärmung von fünf bis neun Grad Celsius. Fast zeitgleich wurde eine grosse Menge an CO₂ in die Atmosphäre geschleudert.“

Fast gleichzeitig? Oder vorher, oder nachher? Wer hat das CO2 geschleudert?
Ein natürliches Ereignis oder eine Folge der menschlichen Aktivität? Sind Ursache und Wirkung in der Argumentation beliebig austauschbar.

Ist das CO2 danach wieder aus der Atmosphäre verschwunden und wenn ja, wohin? Vielleicht umgewandelt in fossile Brennstoffe und in der Erdkruste gespeichert?

“ Die Ozeane versauerten“
Vom CO2 in der Atmosphäre oder vom im Wasser gelösten CO2? Mir ist aus dem Physikunterricht bekannt, dass Wasser umso weniger CO2 (Kohlensäure) lösen kann, je wärmer die Temperatur ist. Ich öffne die Flasche Minaeralwasser, die auf meinem Schreibtisch steht, und siehe da, eine grösseres Volumen CO2 wird in die Atmosphäre meiner Wohnung geschleudert, das Mineralwasser ohne Säure schmeckt fahl.

„Beachten müssen wir, dass die Rahmenbedingungen vor dem PETM anders waren als heute: [..] und das Klima war generell wärmer als heute. Trotzdem liefert das PETM wertvolle Hinweise darauf, wie der Kohlenstoffkreislauf, das Klimasystem und die Ozeanchemie auf einen vergleichbaren CO₂-Eintrag reagieren werden. Dies hilft auch, mögliche Schäden der Ökosysteme von Meer und Land abzuschätzen..“

Wenn das Klima damals wärmer war, war das die Folge des CO2 in der Atmosphäre oder war das CO2 in die Atmosphäre geschleudert geworden, weil es wärmer wurde?

„So werden zum Beispiel viele Korallenriffe vor Ende Jahrhundert verschwinden“

Wie gut, dass das keiner der Leser dieses Blogs erleben wird.
Mehr Wasser in den Ozeanen und höhere Temperaturen müssten eigentlich zur Reduktion der…

Die katastrophale anthropogene globale Erwärmung (CAGW) ist trotz gestiegenem CO2-Atmosphärenanteil abgesagt, oder pausiert, wie inzwischen sogar James Hansen und das MET-Office einräumen. Der Anstieg der Meeresspiegel hat sich verlangsamt …
http://ibis.grdl.noaa.gov/SAT/SeaLevelRise/documents/NOAA_NESDIS_Sea_Level_Rise_Budget_Report_2012.pdf

… und inzwischen ist klar, dass sich die Erdatmosphäre von der Kältephase der Kleinen Eiszeit erholt und sich die Temperaturen halbwegs wieder Richtung Mittelalterliche Wärmeperiode bewegt haben, eine Epoche des Holozäns, die wie die meisten erheblich wärmer war als die heutige.
Die Klimasensitivität bei steigenden CO2-Konzentrationen wurde offensichtlich überschätzt …

http://www.earth-syst-dynam-discuss.net/4/25/2013/esdd-4-25-2013.html

Die PETM-Warmphase wirft mehr Fragen auf, als dass sie brauchbare Erkenntnisse für die Gegenwart liefert … http://www.nature.com/ngeo/journal/v2/n8/abs/ngeo578.html

Aber die Apokalyptiker mögen das Feld nicht räumen, ohne vorher und ersatzweise eine andere drohende Katastrophe an die Wand zu malen. Stichwort „Ozean-Versauerung“. In wissenschaftlich korrekter Beschreibung kann von einer „Versauerung“ nicht die Rede sein. Der durchschnittliche pH-Wert der Ozeane befindet sich deutlich im basischen Bereich und unterliegt auch ohne menschliches Zutun natürlichen Schwankungen.

Was gibt die Fachliteratur tatsächlich her, um die Aussage „So werden zum Beispiel viele Korallenriffe vor Ende Jahrhundert verschwinden“ zu stützen?

Dazu eine Zusammenfassung und eine Sammlung relevanter Arbeiten …

http://www.co2science.org/subject/o/summaries/acidificationphenom.php

http://www.co2science.org/articles/V12/N22/EDIT.php

Der heutige Klimawandel passiert extrem schnell
Viele zweifeln heute am Klimawandel nur weil nicht jedes Jahr wärmer ist als das vorherige. Doch im geologischen Massstab ist der heutige Klimawandel in seiner Schnelligkeit ohne Beispiel. Das gleiche gilt für die Schnelligkeit des Treibhausgasanstiegs wie oben Dr. Jaccard schon schrieb.

Der Ozean versauert extrem schnell
In der Wikipedia liest man zur Geschwindigkeit der Versauerung des Ozeans (aus dem Englischen übersetzt):
„Die Azidität des Ozeans wird sich in den nächsten 40 Jahren mehr als verdoppeln. Diese Rate ist 100 Mal schneller als irgendeine Änderung der Ozeanazidität in den letzten 20 Millionen Jahren, was es unwahrscheinlich macht, dass das marine Leben sich irgendwie anpassen kann.“ Der Prozess der Versauerung ist sogar um vieles schneller als während des PETM, dem oben beschriebenen Temperaturmaximum vor 55 Millionen Jahren.

Fazit:
Dr. Jaccard’s historische Sicht: „Das PETM war ein kurzzeitiges Ereignis, das rasant einsetzte und einen hohen und schnellen Kohlenstoff-Eintrag zur Folge hatte.“
Heutige Sicht: Der jetzige KLIMAWANDEL ist ein extrem kurzzeitig ablaufendes Ereignis, das 10 bis 100 Mal schneller abläuft als das schon schnelle PETM und das die Ozeane schneller sauer macht als jedes frühere Ereignis

Problem: Die schnelle Versauerung der Ozeane könnte das Leben in den Ozeanen schwer beeinträchtigen. Wenn das aber passiert ist es zu spät um dem gegenzusteuern.

Obwohl die Aussagen von Herrn Dr. Jaccard alles andere als erfreulich sind, danke ich ihm von Herzen. Er bringt die Meeresversauerung in den Blickpunkt. Vor rund 2 Jahren begann die Wissenschaft, öffentlich über das Eis zu reden, nun ist man offenbar bereit und in der Lage, über den Säuregehalt der Meere auszusagen. Es sind diese beiden Phänomene, die die Menschheit zum umschwenken auf andere Technologien bewegen werden. Die Temperaturerhöhung und die Wirbelstürme sind weniger relevant, weil sie nur wenige wirklich tangieren.

Das Wasser des geschmolzenen Eises wird die heutgen Küsten verändern und viele Häuser unter Wasser setzen. Alteingesessene Familien werden ihre Häuser aufgeben müssen, sie werden wertlos werden. Die Versauerung der Ozeane ist noch dramatischer. Die Nahrungsmittelversorgung für Milliarden von Menschen ist bedroht. Für sehr viele Menschen werden die beiden wesentlichen Grundbedüftnisse des Menschen (Nahrung und Obdach) in Gefahr kommen. Die Angst vor Verlusten wird die Risikobereitschaft für Neues erhöhen.

Hansjürg Leibundgut
Professor für Gebäudetechnik, ETH Zürich

Sehr geehrter Herr Dr. Jaccard,
Könnten wir die Zukunft aus der Vergangenheit ablesen wäre uns tatsächlich ungemein geholfen, denn dass unsere CO2-Emissionen hoch sind und in geologisch gesehen kurzer Zeit enorm gestiegen sind bezweifelt niemand, wie sich das aber auswirkt, ist äusserst schwierig zu bestimmen. Im günstigsten Fall werden die Ozeane etwas saurer, die nördliche Hemisphäre wärmer und fruchtbarer, während in den niederen Breiten die landwirtschaftliche Produktivität etwas zurückgeht. Im schlimmsten Fall ändern sich Ökossysteme radikal, grosse Meeresareale werden abiotisch, verheerende Hitzewellen verwandeln ganze Landstriche in Dust-Bowls und viele Küstenstädte versinken in den Meeresfluten. Beide Szenarien – das mit der graduellen und das mit der radikalen Änderung – sind aus heutiger Sicht als Folge des Klimawandels und des Anstiegs der Treibhausgase in Atmosphäre und Ozeanen möglich.
Das PETM, soweit es in seinen Details rekonstruiert werden kann, gibt uns gewisse Hinweise, was uns erwarten könnte. Doch das PETM spielte sich unter vollkommen anderen Ausgangsbedingungen ab als den heutigen: Damals herrschte keine Eiszeit, sondern schon vor Beginn des PETM-Treibhausgasanstiegs war es schon so heiss wie es durch unsere CO2-Emissionen höchstens werden kann.
Heute ist der Treibhausgasanstieg auch sehr viel schneller als beim PETM, wo der järhliche Temperaturanstieg nur 0,0003° Celsius betrug, währen er heute im Bereich von 0.01° Celsius ist – ein 100 Mal schnellerer Anstieg also als zur Zeit des PETM.

Fazit: Für menschliche Verhältnisse ändert der Mensch das Klima nur langsam und unsere Enkel im 22. Jahrhundert werden am meisten betroffen davon sein, während in geologischen Masstäben die Klimaänderung heute ungemein rasch vonstatten geht und die Erde wahrscheinlich vollkommen umgestalten wird.

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