ETH-Klimablog - Klimaforschung - «Vision Null CO₂» – Politik muss über Wahlperioden hinaus denken!

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«Vision Null CO₂» – Politik muss über Wahlperioden hinaus denken!

23.11.2012 von

In den letzten Monaten hat sich die Schweiz vor allem mit der zukünftigen Energiepolitik beschäftigt. Die eigentliche Klimapolitik ist eher in den Hintergrund geraten. Doch die Klimaerwärmung wird über lange Zeit eine wichtige politische Herausforderung bleiben. Im soeben veröffentlichten Bericht empfiehlt das Beratende Organ für Fragen der Klimaänderung (OcCC) deshalb ein ehrgeiziges Emissionsziel für die Schweiz und entsprechende politische Massnahmen. 

Auch wenn die internationale Staatengemeinschaft sich bis heute nicht einig ist über die zu ergreifenden Massnahmen und Mittel, so hat sie sich an der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 ein Klimaziel gegeben: Die globale Erwärmung soll auf weniger als zwei Grad begrenzt werden gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung. Die Schweiz hat dieses Ziel im ersten Artikel des neuen CO₂-Gesetzes, welches im Dezember 2011 verabschiedet wurde, festgehalten: «Die Treibhausgasemissionen, insbesondere die CO₂-Emissionen, die auf die energetische Nutzung fossiler Energieträger (Brenn- und Treibstoffe) zurückzuführen sind, sollen vermindert werden mit dem Ziel, einen Beitrag zu leisten, den globalen Temperaturanstieg auf weniger als zwei Grad Celsius zu beschränken.»

Neuer Klimabericht für die Schweiz

Was bedeutet dieses Klimaziel für die Schweiz? Und welche Emissionsreduktionen sind notwendig, um die fortschreitende Klimaerwärmung einzudämmen? Wissenschafter des Beratenden Organs für Fragen der Klimaänderung (OcCC) haben die vorhandenen Forschungsresultate zusammengestellt und analysiert. Heute Mittag wurde der Bericht «Klimaziele und Emissionsreduktion – Eine Analyse und politische Vision für die Schweiz» den Medien vorgestellt. Für die Klimaforschenden ist klar: Um die bedrohlichen Folgen der Klimaerwärmung zu begrenzen, braucht es eine drastische Senkung des CO₂-Ausstosses. Was bedeutet dies für die Schweiz?

Das CO₂-Gesetz ist ein erster Schritt und politischer Auftrag; mittelfristig müssen aber weit anspruchsvollere Ziele anvisiert werden. Es braucht Mitigation, also Verminderung des CO₂-Ausstosses, aber auch Adaption (Anpassung) an die leider unvermeidbaren Umweltveränderungen, welche durch global steigende Temperaturen entstehen. Da die Schadenskosten mit zunehmender Erwärmung massiv ansteigen und Anpassungen an einen ungebremsten Klimawandel mit technischen Lösungen nicht genügen und auch nicht machbar sind, braucht es eine konsequente und kontinuierliche Absenkung des Treibhausgasausstosses. Als politische Zielsetzung muss «Null CO₂» zur Vision werden. Das heisst, dass für eine postmoderne Gesellschaft der CO₂-Ausstoss Richtung Null gehen muss.

OcCC empfiehlt ein ehrgeiziges Emissionsziel für die Schweiz

Keine Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 hat sich beispielsweise das Land Schweden als ehrgeiziges Ziel gesetzt. Die «Vision Null CO₂» soll auch für uns die Basis für einen mutigen, langfristigen Planungshorizont bilden. Die politischen Entscheidungsträger dürfen nicht nur in 4-Jahres-Perioden denken. Die mit der Klimaerwärmung verbundenen Risiken sind ganz einfach zu hoch und für den Menschen und seine Infrastrukturen bedrohlich!

Das OcCC empfiehlt im neuen Bericht, «ein schweizerisches CO₂-Emissionsziel bis 2050 von mindestens minus 80 Prozent gegenüber 1990 zu etablieren». Die Schweiz habe in der Vergangenheit ihre energie- und klimapolitischen Ziele unabhängig und ehrgeizig festgelegt. Sie könne dies auch in Zukunft tun. Die Energiewende müsse möglichst rasch vollzogen werden, wobei Energieeffizienz und neue erneuerbare Energieformen zentral seien. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien so zu setzen, dass das effizienteste und ökologischste Energiesystem bevorteilt wird. Dazu werden im OcCC-Bericht folgende Massnahmen auf drei Ebenen vorgeschlagen:

  • Marktwirtschaftliche Instrumente: Die Lenkung durch Preissignale steht im Zentrum der Massnahmen. Die Verteuerung kohlenstoffhaltiger Rohstoffe und Energieformen ist durch die Internalisierung der externen Kosten der Klimaerwärmung begründet. Die Verteuerung kann auch mithelfen, das Risiko des «Reboundeffektes» zu vermindern, damit über Effizienzgewinne erzielte Kosteneinsparungen nicht zu einem Mehrverbrauch fossiler Rohstoffe führen.
  • Vorschriften: Ist kein hinreichend effektives Anreizsystem möglich, sind strenge Vorschriften im Emissions- und Effizienzbereich festzulegen.
  • Technologieförderung: Es ist ein technologie- und innovationsfreundliches Umfeld zu schaffen bzw. weiterzubetreiben, welches zur Entwicklung und Verbreitung neuer Lösungen im Bereich der Emissionsreduktion motiviert und diese mit geeigneten Massnahmen fördert.

Wir stehen vor der grossen Herausforderung, einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer nachhaltigen CO₂-neutralen Lebensweise zu vollziehen. Dazu müssen Klima–, Energie- und Ressourcenfragen Hand in Hand mit zukünftigen Raumnutzungs- und Verkehrskonzepten geplant werden – nachhaltig und langfristig. «Vision Null CO₂» ist eine gewaltige Herausforderung, vor der unsere Gesellschaft steht. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir marktwirtschaftliche Instrumente, aber auch gewisse Vorschriften und Normen und vor allem die Förderung neuer Technologien, welche Effizienz und Innovation ermöglichen.

Zur Autorin

Gastautorin Kathy Riklin ist Nationalrätin der CVP und Präsidentin des OcCC, des beratenden Organs für Fragen der Klimaänderung des Bundes.

Lesetipps




Kommentare (30) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

@Kommentar von Peter Bühler. 27.11.2012, 16:15

Die Klimatologen sind sich des Problems der Attributierung bewusst, sie scheinbar nicht Herr Bühler. Sie schreiben:
Und auch das gibt es in Europa, “fuel poverty” und die Folgen: “There are 27,000 extra deaths in the UK each winter…
und verweisen dazu auf folgenden Artikel:
http://www.bbc.co.uk/news/business-15359312

Dieses Bild dort erinnert mich an fast gleichartige Fernsehbilder aus den USA, nur war die Begründung für die „fuel poverty“ dort eine ganz andere: Besitzer von kürzlich erstandenen Immobilien konnten sich diese nicht mehr leisten und verzichteten deshalb sogar auf das Heizen. Das wird auf Grossbritannien genau so zutreffen. Die Briten sparen im Moment wo es nur geht. Natürlich sind in einer Zeit stagnierender Einkommen, steigende Energiepreise nicht willkommen, wie auch der Artikel Fuel poverty affects a quarter of UK’s households as bills soar and pay freezes aufzeigt, allerdings mit dem erhellenden Satz: „The revelation comes as figures show that average families now face the worst squeeze on incomes since records began in the 1950s.“

Was man daraus sicher folgern darf ist allerdings, dass steigende Preise durch Klimaschutzmassnahmen in einer Situation der wirtschaftlichen Stagnation alles andere als willkommen sind.
In den Euro-Krisenstaaten ging und geht der CO2-Ausstoss zurück allerdings nicht weil sich diese Staaten nun klimabewusster verhalten, sondern ganz einfach weil ihnen das Geld zum Überheizen ihrer Wohnungen fehlt und sie zudem auf überflüssige Autofahrten verzichten.

@Kommentar von Peter Bühler. 27.11.2012, 16:15
„Spanien, Grossbritannien u. a. bleiben warnende Bespiele“

interessant was Buehler als Hobby (was immer) schreibt..

und alles nur deshalb weil diese Laender so konsequent und radikale
Massnahmen der EcoWissenschaftler durchsetzen ..

aber, schauen wir doch mal ueber den Teich..
das ist dort nun wirklich Buehlers Gedanken
perfekt in die Tat umgesetzt .. und das Resultat?

„Doch nun drohen den USA selbst südeuropäische Verhältnisse. Freilich nicht ganz freiwillig.“
http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-haushalt-wer-im-streit-der-parteien-die-strippen-zieht-a-869041.html

Was bleibt? Buehler’s Politik in der Praxis: nein danke!

@Kommentar von Peter Bühler. 27.11.2012, 15:52

Die von ihnen verlinkten Dokumten Die Energiewende – ein aussichtsloses Projekt enthalten einen Gemischtwarenladen von wahren und auch übertriebenen Argumenten, die alle gegen den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland sprechen.

Es gibt tatsächlich viele Probleme, wenn der Anteil dieser unregelmässigen Stromerzeuger gross wird. Diese Probleme werden von der religiösen Gemeinschaft der EE-Befürworter leider of glatt geleugnet oder verharmlost werden.

Aber jede neue Energietechnologie hat ihre Probleme und es ist geradezu die Regel, dass diese zuerst unter den Tisch gewischt werden. Der erste Atomversuchsreaktor in der Schweiz, Lucens beispielsweise startete gleich schon mit einem GAU.

Um ein EE-System zum Erfolg zu machen braucht es aber keine Wunder oder Technologien, die noch nicht verfügbar sind, sondern es gilt nur die beiden wichtigen Ziele
1) zuverlässigen Stromversorgung ohne Unterbrüche und
2) möglichst geringe Stromkosten insgesamt
zu verfolgen und die besten Technologien für ein bestimmtes Land und seine Ressourcen auszuwählen.
Für so grosse Länder wie Deutschland ohne genügend Pumpspeicherkapazität wäre das Optimale eine Kooperation mit dem Ausland mit Stromexport- und Stromspeichermöglichkeiten (z.B. in Norwegen). Die Lösungen, die jetzt in Deutschland – zeitlich unkoordiniert – verfolgt werden, führen zu teurem Strom und zu Problemen, die teilweise exportiert werden, denn sie basieren
1) auf Backupkraftwerken, die während langer Zeit stillstehen.
2) auf nicht mit dem Ausland abgesprochenen und koordinierten Stromexporten

Deutschland müsste die Zusammenarbeit mit seinen Nachbarländern suchen anstatt alles selber zusammenzuschustern.

@Kommentar von Peter Bühler. 27.11.2012, 15:52

#„Du wünschst Informationen zu Deutschland?“

nein wie kommst du darauf ..
das war eventuell Herr Holzherr

smile

das die „Energiewende“ nicht bei gleichem Konsumniveau
erreicht werden kann werde in D noch sonst wo ..

genau mein Reden.

Endlich mal was vernuenftiges von dir.. (smile)

die Aussage ist aber nicht identisch mit:

Die Energiewende ist unvermeidlich! smile

@ Holzherr

Spanien, Grossbritannien u. a. bleiben warnende Bespiele, auch wenn sich die Erkenntnisse nicht 1:1 auf andere Länder übertragen lassen.

Zur Situation in Deutschland lesen Sie bitte den unten (@ Dittmar) verlinkten NOVO-Bericht.

Ausserdem …

http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article107270617/800-000-Deutsche-koennen-Strom-nicht-bezahlen.html

Und auch das gibt es in Europa, „fuel poverty“ und die Folgen: „There are 27,000 extra deaths in the UK each winter compared to other times of year, according to figures from the Office for National Statistics“. Hat aber mit der Klimaerwärmung und den erhöhten Energiepreisen absolut nichts zu tun, selbstverständlich …

http://www.bbc.co.uk/news/business-15359312

@ Dittmar

Du wünschst Informationen zu Deutschland?

Bitte, gern geschehen …

http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001138

http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001229

Projizier daneben deine Obsessionen für die Finanzwelt nicht auf mich und folge einfach deinen Neigungen bzw. deinen Ratschlägen.

@Kommentar von Peter Bühler. 26.11.2012, 19:00

Herr Bühler,
Der von ihnen verlinkte Bericht über Wettbewerbsnachteile der spansichen Industrie durch verteuerte Energie wegen EE-Förderung geht zuwenig auf die spezifische Situation in Spanien ein und prognostiziert fälschlicherweise auch den USA und anderen Ländern ähnliche Jobverluste durch EE.

Es ist ganz klar, dass es äusserst unklug für ein Land ist seine eigene Wettbewerbsfähigkeit durch gutgemeinte Massnahmen für einen Wirtschaftszweig zu verringern.
Ein typisches Exportland wie Deutschland – das für den Export lebt – ist sich dessen deutlich bewusst. Von der sogennanten EEG-Umlage – also den Zusatzstromkosten durch EE – sind in Deutschland (fast) alle exportierenden Industrien, sicher aber einmal die Schwer- un energieintensiven Industrien ausgenommen. Die Folge der EE-Förderung in Deutschland war sogar, dass der normale nicht EEG-Umlagenkompensierte Strompreis im Durchschnitt deutlich gesunken ist, denn in Starkwindphasen und anderen Überschusssituationen sinkt der Strompreis fast auf 0. Aus diesem Grund überlegen sich nun sogar Aluminumwerke den Betrieb in Deutschland wieder aufzunehmen.
In Deutschland ist es also im wesentlichen die Dienstleistungsindustrie und der Private, der die Rechnung für die Erneuerbaren zahlt. Die Zusatzkosten für den Einzelhaushalt in D sind im Bereich nX100 Euro pro Jahr, wobei n eine Zahl zwischen 1, 2 und (in der Zukunft) 3 ist. So etwas können die Privathaushalte durchaus tragen.

Spanien hat also die Förderung der Erneuerbaren Energien falsch organisiert. Man darf ruhig verallgemeinern, dass die Wirtschaftskompetenz der Regierung in Spanien nicht derjenigen anderer, erfolgreicherer Länder entspricht.

Buehler in Hochform

#Kommentar von Peter Bühler. 26.11.2012, 19:00
#@ Dittmar
#“So einen Bloedsinn habe ich schon lange nicht mehr gehoert”
#Na, dann lies dir am besten mal deine eigenen Beiträge laut vor.
Beispiele oder „Angriff ist die beste Verteidigung?“

Bezueglich der erfolgreichen Laender..

Deutschland ist doch angeblich ein Beispiel und die Sparkasse
der EU..

haben deine spanischen Kronzeugen sich vielleicht verrechnet?

Aber, da Buehler ja ein Fan des Bankensystems und von
Verschuldungen ist (zukuenftige Generationen zahlen einfach..
und eh ja nun sind es die gleichen Generationen aber
nicht die die von den faulen Krediten profitiert haben die zahlen
muessen).

Buehler.. hier mein Vorschlag .. nutze deine Energien um
die Fehler in unserer Finanzwelt zu bekaempfen.

Troeste dich deine Hobbywissenschaft bezueglich Klima
ist Schnee von gestern, aber hat erfolgreich jede effektive
Massnahme bei deinen geliebten Politik Machern verhindert.

Also widme dich neuen Aufgaben und raeume in der korrupten
Finanzwelt auf.. Blogs sollte es dazu genug geben.

@ Dittmar

„So einen Bloedsinn habe ich schon lange nicht mehr gehoert“
Na, dann lies dir am besten mal deine eigenen Beiträge laut vor.

Das Wort „Baublase“ durch „Investitionsblase“ ersetzen und schon kommst du der Sache bzw. den unverstandenen Zusammenhängen näher.

Wie man mit einer verfehlten Subventionspolitik und falschen Anreizen Jobs zerstört, eine ganze Volkswirtschaft praktisch an die Wand fährt, damit weitere Jobs vernichtet, Abgaben und Steuern auf Energie in die Höhe schraubt, noch mehr Jobs zerstört und am Ende beinahe jeden Handlungsspielraum einbüsst, lässt sich hier am Fall von SPANIEN nachlesen. Ein aufschlussreiches und erschütterndes Dokument für „Visionäre“ und Träumer, die es kaum erwarten können, dem spanischen Vorbild nachzueifern …

„Each “green” megawatt installed destroys 5.28 jobs on average“

http://www.juandemariana.org/pdf/090327-employment-public-aid-renewable.pdf

@ Roggenmoser

Was missfällt Ihnen an Grundsatzdiskussionen? Sind Ihnen kritische Stimmen einfach lästig?
Und wo bitte steht in meinem Post etwas von „50 Mio Arbeitslosen“?! Es ging um die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und um eine der Ursachen dafür.

„The long-term impacts of Spain’s subsidy scheme threatened to destroy the government’s finances“

http://blog.heritage.org/2012/02/27/subsidies-and-costs-in-the-solar-industry

Welchen 90%-„Konsens“ wollen Sie hier verbreiten? Welche „Wissenschaft ist sich soweit einig? Und wer hat wo alle (Skeptiker)Argumente widerlegt?

„wärmste Dekade seit Messbeginn“. Niemand bestreitet, dass sich das Klima seit dem Abklingen der Kleinen Eiszeit erwärmt hat, zum Glück (in etwas grösserem Zeitrahmen betrachtet, ist es in vergangenen ca. 7000 Jahren kühler geworden). Bleibt die bisher ungeklärte Frage, wie gross der menschliche Beitrag zu dieser jüngsten, relativen Wärmephase tatsächlich ist. Die Schätzungen reichen von 0 bis 100 Prozent. Die Debatte darüber hält an, auch wenn Sie davor hartnäckig die Augen verschliessen und sie für abgeschlossen halten.

Während Sie gegen hypothetische Klimaszenarien mit untauglichen Mitteln aber viel Geld angehen möchten, ohne dass sich bisher Besorgnis erregende Klimaentwicklungen durch empirisch erhobene Forschungsergebnisse bestätigen liessen, halte ich übereiltes Handeln aus einer ganzen Reihe von Gründen für unklug. Dazu zählen u. a. die enormen Kosten, die (heutige) Ineffizienz alternativer Energieträger, die unerwünschten Nebeneffekte etc.

Wenn wir das „Vorsorgeprinzip“ auf anderen Gebieten in ähnlicher Weise und auf vergleichbarer Entscheidungsgrundlage strapazieren würden, gingen hier definitiv bald die Lichter aus.

Gäbe es seit 30 Jahren einen angemessenen Preis auf CO2-Emissionen, hätte sich inzwischen ein eigener Markt für emissionsfreie Gebäude, emissionsfreie Mobilität und emissionsfreie Stromproduktion herausgebildet und die kostengünstigsten emissionsarmen Lösungen wären weit verbreitet. Der Preisverfall im europäischen Emissionshandelssystem deutet für mich darauf hin, dass auch in Europa ein solcher Markt für CO2-freie Produkte und ein Nachteil für CO2-behaftete nicht gewünscht ist.

Statt dessen gibt es nun eine Vielzahl von Fördermassnahmen und -Vergütungen vorwiegend in ein paar wohlhabenden Ländern, wo aus emotionalen und anderen Gründen favorisierte Energieformen viel stärker gefördert werden als andere. Das können wir uns hier leisten, weil in CH und D die Energiekosten nur 6% des BIP ausmachen, was den Ausgaben für die Bildung oder die Landwirtschaft entspricht. In China dagegen ist der Energiekostenanteil 10% obwohl dort die Strom- und Kohlepreise viel niedriger sind als hier.
Schwellen- und Entiwicklungsländer können unsere Förderstrategien gar nicht oder nur teilweise kopieren, weil das für sie zu teuer wäre. Darum beispielsweise gibt es in China keine Einspeisevergütung für Photovoltaik und darum findet man auch in Nordafrika kaum Photovoltaik.

Klimaschutz muss global wirken. Deshalb sollten wir uns selbst in den reichen Ländern für Lösungen einsetzen, die global anwendbar und wirksam sind, in China genauso wie in der Schweiz oder in Indien. Hätte CO2 überall einen Preis kämen immer noch die meisten Produkte die wir hier kaufen aus den Billiglohnländern, aber es wären eben CO2-ärmere Produkte und das heutige Outsourcing der CO2-Erzeugung gäbe es weniger.

CO2-Preise werden vom obigen Artikel unter dem Punkt Marktwirtschaftliche Instrumente aufgeführt.
Der weiterer Punkt dort Technologieförderung sollte meiner Meinung auch global wirken. CO2-freie Energietechnologien sollten global erforscht und entwickelt werden.

@Bühler: Mir fällt auf, dass Sie in praktisch jedem Beitrag dieses Blogs eine Grundsatzdiskussion anzetteln wollen. Dabei verwenden Sie (oft unwidersprochen, da sich in der Regel hier nur 3-4 Leute an den Diskussionen beteiligen) Argumente, die entweder total überzogen (50 Mio. Arbeitslose u. a. wegen Investitionen inn Solarenergie) oder schlichtweg falsch sind. Wenn Sie behaupten, es gebe keinen wissenschaftlichen Konsens in der Klimafrage, dann ist das schlicht und einfach falsch. Die Wissenschaft ist sich soweit einig, dass der Temperaturanstieg über die letzten Jahrzehnte a) nicht mit natürlichen Einflussfaktoren erklärbar und b) mit 90% Wahrscheinlichkeit auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Damit ist ein Eingreifen auf politischer Ebene zur Genüge gerechtfertigt. Da ändert auch die Tatsache, dass die Temperaturen in den letzten Jahren nicht mehr weiter angestiegen sind (dass wir die wärmste Dekade seit Messbeginn hinter uns haben, verschweigen Sie natürlich). Entscheidend ist die langfristige Tendenz, und die zeigt eindeutig nach oben.
Im Gegensatz zu den Argumenten (die eigentlich alle wissenschaftlich längst widerlegt sind) sind die Motive der Skeptiker für mich schwer zu begreifen. Man muss schon sehr hartnäckig die Augen vor der Realität verschliessen, um den Handlungsbedarf nicht zu erkennen. Es braucht Visionen (wie im OcCC-Bericht dargelegt), Ambitionen und langfristige Strategien und kein egoistisches, verantwortungsloses Denken.

@ Holzherr, 26.11., 11:10
Auch mir bereitet die Entwicklung in den Schwellenländern Sorge. Das wäre wohl weniger der Fall, wenn wir in den westlichen Gesellschaften auf einem Pfad wären, der eine tragfähige Langfristperspektive bietet. Im Moment kopieren die Schwellenländer sehr erfolgreich unsere grossmehrheitlich nicht-nachhaltigen Muster. Ich mag ihnen ja gönnen, dass sie auf Elektrifizierung, Motorisierung, ausreichende Ernährung etc. nicht länger verzichten müssen. Auch spricht nichts dagegen, dass wir – idealerweise in Bereichen, die tatsächlich zukunftsweisend sind – noch etwas mitverdienen. Problematisch scheint mir, dass wir den Schwellen-/Entwicklungsländern ein „Erfolgsmodell“ vererben, das das Potenzial hat (oder bereits dabei ist), unsere eigenen ungelösten Probleme, inkl. jene weiter hinten in der Warteschlange: Vollbeschäftigung, Staatsverschuldung etc., zu potenzieren.

Buehler

meinst du das im ernst?

„Den 50% arbeitslosen jungen Spaniern, u. a. um den Job gebracht durch die massiven Fehlinvestitionen in die Solarenergie“

So einen Bloedsinn habe ich schon lange nicht mehr gehoert.
Schon mal was von der Baublase in Spanien (etc) gehoert?

@Kommentar von Ben Palmer. 26.11.2012, 10:07
Herr Palmer, heute brauchen wir fossile Energie um fossile Energien zu fördern und in einem beliegig herausgepickten Prozess spielen diese Energien heutzutage fast sicher eine Rolle. Morgen oder Übemorgen aber wird die Infrastruktur mit lauter nicht fossilen Mitteln um- und aufgebaut. Auch die Bagger und andere Baumaschinen sind elektrifiziert oder anderswie CO2-neutral.
Sie haben aber recht, dass das nicht von heute auf morgen geht.

@Kommentar von Markus Nauser. 26.11.2012, 10:04
Herr Nauser, ihre Diagnose der (Zitat)“ Kern des Problems – dem Handlungsbedarf in den Industrieländern „ ist meiner Ansicht nach falsch. Die Schwellenländer sind mindestens ein gleich grosses Problem wie die Industrieländer. Mein Vorschlag an aderer Stelle war schon einmal, dass die Industrieländer Chinas Energieinfrastruktur mitplanen, finanzieren und auch aufbauen. Für einen hohen Anteil von Erneuerbaren Energien ist ein weiträumig angelegtes und leistungsfähiges Stromnetz nötig. Das fehlt in China und erst recht in Indien. China hat in seinem jüngsten Energiebericht festgehalten, dass seine vor allem im Nordwesten gelegenen Windturbinen auch in den nächsten 5 Jahren nur ungenügend an die Industriezentren im Süden angeschlossen sind. Wir hätten hier das Know-How und die Mittel um so etwas aufzubauen und zwar nicht nur in China, sondern auch in Indien wo es noch viel schlimmer um die Stromverteilung steht.

Hoi Martin,
@Kommentar von Martin Holzherr. 26.11.2012, 9:57
„Wachstumskritik ist konzeptionell in der Linken verwurzelt,“

Das ist mir neu!

Die Linke, wie das Zentrum und die Rechte, sind alle
auf Wachstum getrimmt.

Der einzige Unterschied den ich erkennen kann
ist die Behauptung den neuen Reichtum angeblich gerecht verteilen zu wollen.

@ Nauser

„Grenzen des Wachstums“?! Da rumpeln sie wieder, die alten Gespenster Malthus und Meadows.

Die Wachstumsgrenzen bringen Sie mal jenen Menschen näher, die ein Leben am Rand oder unterhalb des Existenzminimums fristen. Den 50% arbeitslosen jungen Spaniern, u. a. um den Job gebracht durch die massiven Fehlinvestitionen in die Solarenergie, ihren zahlreichen Schicksalsgenossen anderswo in Europa und auf der Welt, den Menschen in Ländern, die von Unterentwicklung und Armut geprägt sind und seit jüngstem zusätzlich durch Hunger, gefördert durch die Nahrungsmittel und Energie verteuernde CO2-Hexenjagd.

Sie fordern Menschen in aller Welt auf, auf Entwicklung und Wachstum zu verzichten, weil es der Welt, dem Klima, Ihren Weltanschauungen nicht gut bekommt, oder weil es Ihnen und Ihren Freunden zu gut geht und weil Sie Leute kennen, denen es noch besser geht? Ziemlich zynisch eigentlich, finden Sie nicht?

In Wahrheit lobbyieren Sie hier ziemlich ungeniert für Ihre eigene Sache, Ihr Geschäftsmodell, wie ein kurzer Blick auf die Liste der „Referenzen“ Ihres Unternehmens zeigt:

http://www.dialogumwelt.ch/2010/11/anpassung-klimawandel

Verraten Sie uns, wie die seit 15 Jahren stagnierenden und in den letzten Jahren abgekühlten globalen Mitteltemperaturen Grundlage für „wissenschaftliche Argumente und sachliche Diskussionen“ bieten, wie es um die Zuverlässigkeit der Modelle, um die Klimasensitivität und die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen darum tatsächlich bestellt ist.

Oder spielen Klima (und Wissenschaft) eigentlich gar keine Rolle, wie Herr Edenhofer festhielt, da es um die „zentralisierte Transformation“ geht, laut UNFCCC-Chefin Figueres, im Nebenamt Senior Adviser für C-Quest Capital, eine „carbon finance company focusing on programmatic CDM investments“.

„Transformation“? Die Umverteilung von Steuergeldern und Abgaben hin zu den selbstgerechten Propheten der „Nachhaltigkeit“?

@Holzherr: „Schon mit heutiger Technik brauchen sie überhaupt keine fossilen Brennstoffe mehr für das Raumklima.“
Gibt es den Weihnachtsmann wirklich? Woher kommt dann die Energie? Wieviel an fossilen Brennstoffen und Materialien ist erforderlich, um die Infrastruktur umzubauen und anzupassen?

„Elektromobilität könnte in baldiger Zukunft die meisten Fahrzeuge antreiben zum Beispiel mit austauschbaren Batterien nach dem Konzept von Better Place, welches vollautomatische Akkumulatorwechsel-Stationen anbietet.
Es geht also ohne Fossilität. Und erst noch mit einem guten Leben.“
Ja, anscheinend gibt es den Weihnachtsmann. Er ist schon daran, die Milliarden von Batterien zu produzieren und zu laden, ganz ohne fossile Brenn- und Baustoffe. Vermutlich helfen ihm die Rentiere dabei ….

@ Holzherr: Ich bestreite nicht, dass es im Prinzip möglich ist, eine Gesellschaft unabhängig von fossiler Energie zu betreiben. Auch stimme ich Ihnen zu, dass das Problem der grauen Energie/Emissionen sich auch bei der 2000-Watt-Gesellschaft stellt. Und ich stelle nicht infrage, dass es Zeit ist, zu handeln. Mein Argument zielt einerseits auf die Kommunikation von Ziel und Mitteln, andererseits auf die Vereinbarkeit von gesellschaftlichem Entwicklungspfad und nachhaltiger Ressourcennutzung.
Man kann geteilter Meinung sein, ob für die politische Diskussion ein 2000-Watt-Ziel oder eine Vision „Null CO2“ für mehr Schub sorgt. Im Fall der CO2-Emissionen hat sich allerdings klar gezeigt, dass je anspruchsvoller das Ziel, desto rascher auf Kompensationslösungen im Ausland ausgewichen wird. Diese entsprechen zwar der kurzfristigen ökonomischen Rationalität, zielen aber am Kern des Problems – dem Handlungsbedarf in den Industrieländern – vorbei. Überdies ist ihr Leistungsausweis, was die versprochene Wirkung in den Empfängerländern betrifft, eher bescheiden (Stichwort ‚Additionalität‘).
Was den gesellschaftlichen Entwicklungspfad betrifft, hat mir noch niemand überzeugend aufgezeigt, wie die erforderlichen Reduktionen in einer unter Wachstumszwang stehenden Wirtschaft/Politik mit Effizienz und Substitution allein zu erreichen sind. Darum mein Insistieren auf einer Wertediskussion, die – jenseits der Sachzwänge (Sozialversicherungen, Vollbeschäftigung, Staatsverschuldung etc.) – fragt, was denn das gute Leben ausmacht und wie dieses ohne ständiges Drehen an der Wachstumsspirale zu gewährleisten sei.

@Kommentar von Markus Nauser. 25.11.2012, 19:09

Wachstumskritik ist konzeptionell in der Linken verwurzelt, praktisch aber fordern Linke und Gewerkschaftsnahe aber zu allen Zeiten einen Ausbau des Sozialstaats, so z.B. kürzlich Rudolf Rechtsteiner in einer TA-Kolumne in der er weitere Erhöhungen der AHV-Leistungen anmahnte, weil die Verfassung eine Fortsetzung des gewohnten Lebensstil im Alter festschreibe. Wie soll das ohne Wirtschaftswachstum gehen? Die Schweiz wächst übrigens allein schon wegen der Zuwanderung.

Noch zur 2000-Watt-Gesellschaft wie sie konkret in http://www.aue.bs.ch/energiestudie-bs-endbericht-2011.pdf für BaselStadt vorgestellt wird: Diese äusserst detaillierte Studie spricht von 100% autarker Energieproduktion intra muros (innerhalb Basel Stadt) mittels viel Photovoltaik erwähnt aber mit keinem Wort Stromimport oder Export oder aber Speicherung in Batterien, etwas was sicher nötig wäre und das Projekt bei Berücksichtigung ganz anders aussehen lassen würde.

Was überhaupt vielen hier in der Schweiz aber auch sonst in den Nationalstaaten Europa fehlt ist die Gesamtsicht auf ein zukünftiges Energiesystem. Die ETH mit ihrem Bericht Energiezukunft Schweiz ist da eine löbliche Ausnahme.

Eigentlich sollten sich die Klimamodellierer, die ja daran gewöhnt sind, global zu denken auch einmal des globalen Energieproblems annehmen. Den richtigen Mind Set hätten sie.

@ Palmer: Eine der doofsten Fragen, die Journalisten im Gespräch mit Leuten, die sich für einen zukunftsfähigen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen einsetzen, einfällt ist: „Und, was tun Sie selber für den Umweltschutz?“
Es reicht wenn ich, was meinen Lebenswandel angeht, mit mir selber im Reinen bin. Ich zeige schliesslich auch nicht mit dem Finger auf andere, weise höchstens darauf hin, dass z.B. Mobilität eigentlich dem Zweck dient, von A nach B zu gelangen und das unterscheidet sich doch markant von dem, was mir in der Autowerbung entgegentritt (vorläufiger Höhepunkt: „Jaguar XK Coupé – Der schönste Grund für eine Piloerektion.“).
Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass in unserer ach so aufgeklärten Welt wissenschaftliche Argumente und sachliche Diskussionen reichen, damit sich alles von selbst zum Guten wendet. Eindruck machen mir vielmehr Leute wie Swisscom-CEO Schloter, der öffentlich Dinge sagt wie „Die Gesellschaft muss sich die Frage stellen: Wie sieht eine Wirtschaft aus, die nicht getrieben ist durch: «only more is better», sondern «enough is good»“ und „Die Logik unseres Wirtschaftssystems idealisiert das Wachstum und sie bestraft alles, was nicht Wachstum ist. Aber es kann nicht ewig so weitergehen. … Das Bewusstsein ist bei den Mitarbeitern und dem mittleren Management schon relativ stark verbreitet. Beim obersten Management ist es fast noch ein Tabu.“ (Bund, 27.03.2010)
Die bei Politikern beliebte Strategie, zu umweltbewusstem Handeln aufzurufen und sich bei ausbleibendem Erfolg offen oder versteckt über das mangelnde Rückgrat des Homo sapiens auszulassen, ist verlogen, solange bei jedem Schwächeln der Wirtschaft eine gute Konsumstimmung herbeibeschworen wird, damit der aufgestapelte Mikadohaufen nicht einstürzt. Was wir brauchen ist nicht mehr Umweltbewusstsein sondern mehr Realitätssinn in Politik und Wirtschaft bezüglich der Grenzen des Wachstums.

Das Erstaunlichste am vorliegenden Beitrag und der Debatte darüber ist, wie wenig die wissenschaftlichen Grundlagen hinterfragt werden, die angeblich eine rasche Dekarbonisierung um beinahe jeden Preis erforderlich machen.

Dabei gibt es wissenschaftlich keinen Konsens in der sog. „Treibhausfrage“. Die oft zitierten Modelle sind nicht in der Lage, das reale Klimageschehen abzubilden. Sie versagen in etlichen Punkten – und an der Komplexität des Gegenstandes. Gleichzeitig liefern die empirischen Untersuchungen bis heute keinen Hinweis auf ein bedrohliches menschliches Signal im globalen Klima- und Wettergeschehen. Die Forschungsergebnisse bringen stattdessen lauter neue Fragen hervor und unterstreichen die Unsicherheiten bezüglich der Klimasensitivität, der natürlichen Variabilität und ihrer Zyklen.

Bemerkenswert, dass von alledem nichts in die Publikationen des „Beratenden Organs für Fragen der Klimaänderung (OcCC)“ einfliesst. Als hätte die Wissenschaft ihre Arbeit um 2005 eingestellt.
Korrekturen am IV. IPCC-Bericht, insbesondere an dem unsäglichen, weitgehend in Trümmern liegenden Bericht der WGII? Fehlanzeige, der Bericht wird kritiklos aufgelistet.
Neue Forschungsergebnisse zu den Grundlagen (WG1)? Keine Rede davon. Nicht-affirmative Ergebnisse werden ignoriert, als möchte man sie der Politik und der Öffentlichkeit nicht zumuten. Dabei gibt es sie in zahlreicher Form (wohlgemerkt, die Rede ist von wissenschaftlichen Publikationen, nicht von irgendwelchen Meinungsäusserungen).
Kritik am IPCC? IAC-Bericht? Nicht beim OccC.

Diese Unterlassungen und die einseitige Festlegung des OccC auf die IPCC-Berichte sind kaum zu erklären, zumal nicht aus dem Auftrag heraus, der dem Gremium erteilt ist: sich mit Forschungsfragen im Bereich Klima und Klimaänderung zu befassen. Unvoreingenommen, möchte man anfügen, und in kritischer Auseinandersetzung mit dem aktuellen Wissensstand.

Sehr geehrter Herr Nauser, ( zu 25.11.2012, 3:20)
wenn sie schreiben: „Mit einer Null-CO2-Gesellschaft hingegen ist – ungeachtet klimawissenschaftlicher Imperative – auf der politischen Bühne kein Staat zu machen, zumindest solange eine überzeugende Vorstellung fehlt, wie ein gutes Leben unter dieser Restriktion aussieht.“ behaupten sie damit nichts anderes als : ohne Kohle, Gas und Öl kann man kein gutes Leben führen. In der Schweiz wurde bis vor kurzem vor allem Öl für die Mobilität und Öl und Erdgas für das Heizen verwendet, Kohle wurde überhaupt keine eingesetzt. Schon mit heutiger Technik brauchen sie überhaupt keine fossilen Brennstoffe mehr für das Raumklima. Elektromobilität könnte in baldiger Zukunft die meisten Fahrzeuge antreiben zum Beispiel mit austauschbaren Batterien nach dem Konzept von Better Place, welches vollautomatische Akkumulatorwechsel-Stationen anbietet.
Es geht also ohne Fossilität. Und erst noch mit einem guten Leben.

Die 2000-Watt Gesellschaft dagegen strebt eine Phantomvision an, denn ich kenne kein physikalisches Prinzip, das so etwas von uns fordert.
„Wirtschaftswachstum und Wohlstandswahrung sind“ keine „sakrosankten Voraussetzungen gesellschaftlicher Entwicklung“, wie sie schreiben, aber sie sind in den Industriestaaten nur schon damit nötig, damit die ihre Schulden wieder abbauen können. Aber auch für den ganzen Umbau des Energie-und Gebäudesektors welcher durch die Dekarbonisierung eingefordert wird, braucht es Wirtschaftsaktivität.

Die 2000-Watt Gesellschaft ist übrigens noch mehr mit dem Problem der outgesourcten Energien, der sogenannten grauen Energie behaftet als es die CO2-freie Gesellschaft ist. Die graue Energie macht in der Schweiz allein schon 2000 Watt aus.

Fazit: Die Zero-Emissions-Society ist unsere Zukunft, spätestens dann wenn die fossilen Rohstoffe ausgehen. Wir sollte nicht solange warten.

@Kommentar von Markus Nauser. 24.11.2012, 1:55

Bleiben wir noch bei der „Zahlendrescherei“ …

„Unabhängig davon bleibt die Frage bestehen, wieviel glücklicher wir geworden sind, seit wir die 2000-Watt-Schwelle irgendwann vor 50 Jahren überschritten haben“
Und Ihre persönliche Antwort, in Zahlen ausgedrückt, ist?

Das Absurde an Ihrer Forderung ist, dass Sie selbst offenbar nicht gewillt sind, freiwillig auf den unnötigen Verbrauch von Energie zu verzcihten, sondern darauf warten, dass die Obrigkeit Ihrem Energieverbrauch gesetzlich einen Deckel aufsetzt. Sie benutzen nicht nur völlig überflüssigerweise einen PC, nein Sie benutzen damit auch eine weltweite Kommunikationsinfrastruktur, deren Aufbau, Weiterentwicklung, Unterhalt und Betrieb Energie benötigt. Sie konsumieren Güter (u.a. Lebensmittel) und beanspruchen Dienstleistungen und Transportmittel, die ihrerseits wieder auf die Verfügbarkeit von Energie angewiesen sind.

@ Holzherr: „Null CO2“ ist eine vermeintlich klare Zielvorgabe und mit der Option „Kompensation im Ausland“ lockt zudem eine Scheinlösung. Der Umstand, dass vor einigen Jahren starke Kräfte innerhalb der Bundesverwaltung anspruchsvolle CO2-Reduktionsziele nur unter der Bedingung mittragen wollten, dass der Anteil der im Ausland kompensierten Emissionen nicht begrenzt wird zeigt, dass diese Gefahr real ist. Auf der anderen Seite ist das Konzept der grauen, im Ausland verantworteten Emissionen nicht einfach zu erklären. Darum ist ein anschaulicheres, auf den lokalen Kontext bezogenes Ziel wie die 2000-Watt-Gesellschaft (welche heute generell mit einer Tonne CO2 (bzw. CO2eq) pro Person gleichgesetzt wird) als Orientierungsgrösse für Politik und Bevölkerung mindestens so nützlich. Immerhin hat die Idee der 2000-Watt-Gesellschaft verschiedene Studien und Projekte inspiriert, die aufzeigen, wie ein solches Ziel mit technischen Mitteln erreicht werden könnte (siehe z.B. die Novatlantis-Website oder http://www.aue.bs.ch/energiestudie-bs-endbericht-2011.pdf). Mit einer Null-CO2-Gesellschaft hingegen ist – ungeachtet klimawissenschaftlicher Imperative – auf der politischen Bühne kein Staat zu machen, zumindest solange eine überzeugende Vorstellung fehlt, wie ein gutes Leben unter dieser Restriktion aussieht. Und diese Vorstellung wird auch nicht zu haben sein, solange Wirtschaftswachstum und Wohlstandswahrung als sakrosankte Voraussetzungen gesellschaftlicher Entwicklung dargestellt werden.

Sehr geehrte Frau Riklin,

Der Bericht «Klimaziele und Emissionsreduktion» überrascht positiv durch die eindeutige Nennung des Langfristzieles bezüglich CO2-Emissionen. Nämlich überhaupt keine CO2-Emissionen mehr, keine Verbrennung von Öl, Kohle oder Erdgas, spätestens ab dem Jahr 2100. Mir scheint, es ist noch zuwenig Leuten bewusst, dass das heutige Verständnis der Wirkung der Treibhausgase zu dieser Forderung führt. Dieses Langfristziel sollte auch schon heutige Entscheide beeinflussen. Bei Infrastrukturbauten und Gebäuden mit sehr langer Lebensdauer sollte man also daran denken, dass man entweder von Beginn weg ohne CO2-Emissionen auskommt oder aber ohne übermässigen Aufwand auf CO2-freien Betrieb umstellen kann.
In der Schweiz findet man dagegen häufig ein anderes Ziel, nämlich die 2000 Watt-Gesellschaft bis 2050. Auch der Begriff Energetische Gebäudesaniserung erweckt den Eindruck die Reduktion des Energieverbrauchs sei das Primärziel. Doch aus klimapolitischer Sicht ist Zero-emission das Primärziel und die Senkung des Energieverbrauchs allenfalls ein Sekundärziel, das dabei hilft das Hauptziel, die Vermeidung jeglicher CO2-Emissionen, zu erreichen.
Natürlich macht dieses Ziel – die Zero-Emission-Society- nur dann Sinn, wenn es früher oder später das Ziel aller Länder wird. Positives Beispiel ist hier sicher Schweden, welches sich als Ziel keine Netto-Emissionen bis 2050 gesetzt hat. Das war sogar Xinhua, einer chinesischen Medienplatform eine Meldung wert.
Einfach wird die Realisierung der zero-emission-society aber nicht. Zum Glück bleiben noch ein paar Jahre bis das erreicht werden muss, denken sich sicher viele. Abwarten und Tee-Trinken führt aber nicht zur Null-Emissions-Gesellschaft.

Um noch etwas nachzuhaken bei der Zahlendrescherei: Die 0.2% (gegenwärtig ca. 5.5 t CO2/Kopf) sind das, was innerhalb der Landesgrenzen in die Luft geht. Inzwischen gibt es mehrere voneinander unabhängige Schätzungen (Input-Output-Analysen) zu den mit dem gesamten inländischen Konsum verbundenen Emissionen – dann landen wir locker bei 0.4%. Die entsprechenden 10-12 Tonnen CO2 (je nach Quelle) pro Kopf der Schweizer Bevölkerung liegen massiv über dem globalen Durchschnitt. Alles andere wäre auch höchst verwunderlich, wenn man sich den Lebensstil (Wohnfläche, Fahrzeugpark, Freizeitverhalten, Konsumniveau) in der Schweiz anschaut.
Ein Null-Vision ist natürlich witzlos, wenn sie dem Umstand nicht Rechnung trägt, dass wir unsere geliebten Gadgets heute zu einem grossen Teil im globalen Hinterhof produzieren lassen (wobei – nebenbei gesagt – nicht nur CO2 entsteht). Unabhängig davon bleibt die Frage bestehen, wieviel glücklicher wir geworden sind, seit wir die 2000-Watt-Schwelle irgendwann vor 50 Jahren überschritten haben…

Zur Erinnerung: der Anteil der Schweiz an den weltweiten anthropogenen CO2-Emissionen beträgt geschätzte 0.2%….

bei 8 millionen Einwohnern (etwas mehr als 0.11% der Weltbevoelkerung) immerhin doppelt so viel pro Jahr
wie der mittlere Weltmensch (und das bei einem fast co2 freiem
Stromsystem..)..

Wollen wir vielleicht noch den Anteil am schon erzeugten Co2
extra rechnen?

oder lieber nicht und bleiben bei der Idee an unserem
gerechten Oel Verbrauch pro Kopf ..

„Vision Null CO2“ …

Um hier nicht Helmut Schmidts berühmte Bemerkung betr. „Visionen“ zu strapazieren – die Biosphäre, die Pflanzenwelt, Forst und Landwirtschaft würden sich auf solche Aussichten kaum freuen.

Indirekt wird wenigstens klar, weshalb wir auch künftig unseren Luftraum militant verteidigen wollen, gilt es doch, die illegale Einwanderung von CO2-Molekülen zu verhindern. Saab Gripen-Einsätze erfolgen vermutlich CO2-kompensiert.

Zur Erinnerung: der Anteil der Schweiz an den weltweiten anthropogenen CO2-Emissionen beträgt geschätzte 0.2%.
Diese anthropogenen Emissionen wiederum (32 Gt) belaufen sich auf ca. 5% des natürlichen CO2-Gesamtumsatzes (550 Gt).

Die schweizerischen anthropogenen CO2-Emissionen tragen demnach mit max. ca. 0.01% zum jährlichen weltweiten CO2-Umsatz bei.

Rein theoretisch wäre es möglich, sie auf „Null“ zu setzen, indem wir jede wirtschaftliche Tätigkeit und das (Aus)Atmen einstellen.

Dennoch würden die verhassten Moleküle weiterhin und ungehindert in den Schweizer Luftraum eindringen, weil wir ihre Emission andernorts nicht stoppen können, sondern im Gegenteil mit der nationalen Vermeidungsstrategie massiv fördern: durch Produktionsverlagerungen nach Fernost (Sigg-Pfannen und Zyliss-Küchenhelfer z. B. kommen heute prima „CO2-frei“ aus China. Emissionen bringen nur noch der Transport, der Verkauf und die Entsorgung der Verpackung mit sich).

Das, sehr geehrte Frau Nationalrätin, ist die Wirklichkeit diesseits der Vis-Illusionen, auf die das OcCC, eine eher politische denn eine wissenschaftliche Institution, keine Antworten liefert.

Wissenschaftlich dagegen fehlt bis heute der empirische Nachweis einer Besorgnis erregenden klimatreibenden Wirkung der menschlichen CO2-Emissionen. Dürfen wir diesen Nachweis von Ihnen und dem OcCC erwarten, bevor wir uns wie andere Staaten in milliardenteure Abenteuer stürzen?

Visionen sind gut, denn sie helfen, die grossen Linien zu erkennen und von den Widerwärtigkeiten des politischen Hier und Jetzt abzulenken. Trotzdem wird über kurz oder lang die Frage im Raum stehen, wie es um die Gestaltungskraft der Politik bestellt bist. Die Zeiten, als die Schweiz als umweltpolitisches Vorbild gehandelt wurde, liegen bald 30 Jahre zurück. Heute backt die Umweltpolitik der Schweiz nur noch kleine Brötchen und ist geprägt vom verschämten Blick auf den grossen Bruder EU. Es dürfte darum schwierig werden, den Befreiungsschlag mit altbekannten Ansätzen wie marktwirtschaftliche Instrumente, Vorschriften und Technologieförderung zu schaffen. Das tönt nach Kosten, Einschränkung und „haben-wir-alles schon-versucht“. Auch wenn das in der Theorie alles richtig und wichtig ist – es braucht darüber hinaus eine breite Debatte, die auch vor Fragen wie „Zu welchem Preis (noch) mehr Wohlstand?“ und „Was hat heute Wirtschaftswachstum mit mehr Lebensqualität zu tun?“ nicht halt macht.

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