ETH-Klimablog - Energie - Energiewende: Lassen wir uns nicht beirren

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Energiewende: Lassen wir uns nicht beirren

24.10.2012 von

Ich setzte mich eben an den PC, um einen Beitrag für den ETH-Klimablog zu schreiben, da landete der Newsletter von Avenir Suisse auf meinem Pult. Ich schlug ihn auf – Ablenkung vor dem Schreiben des ersten Satzes ist immer willkommen – und begann zu lesen. Und ich war erschüttert. Was war es, das mich veranlasst hat, spontan meinen geplanten Beitrag über Bord zu werfen und stattdessen Artikel aus dem Newsletter des Think Tanks zu kommentieren?

Es waren zwei Artikel, die meine Aufmerksamkeit erregten, und deren Botschaften ich abwegig finde.

Experten wird vorgeworfen, dass sie sich auf Fakten beziehen

Als erstes las ich das Editorial von Avenir Suisse-Direktor Gerhard Schwarz (siehe S. 2 des Newsletters). Herr Schwarz lässt sich darin aus über «eine neue Ideologie: den Ökologismus». Er schreibt, dass dessen Anhänger sich für Anliegen einsetzten, über die ernsthafte Debatten zu führen seien, sie jedoch kaum Bereitschaft dazu zeigten. Dies treffe beispielsweise auf die Debatte zur Energiewende zu. Das Editorial basiert auf einem längeren Artikel, welchen Schwarz am 10. September 2012 unter dem Titel «Schleichende Gefährdungen der Freiheit» in der NZZ publizierte. Drei Gründe führt der Autor für die seiner Meinung nach fehlende Diskussionsbereitschaft der Ökologisten an:

  1. Die Ökologisten berufen sich auf naturwissenschaftliche Fakten (!). Ihr Wissen sei schwierig anzuzweifeln, da es «durch Experten gegen Zweifel immunisiert» werde.
  2. Die Ökologisten argumentieren mit den Interessen der nächsten Generationen. Dies sei ein Vorwand, um eigene Interessen zu vertreten, «geschützt durch die höheren Weihen eines Interesses von Dritten».
  3. Die Ökologisten behaupten, «ohne Gegensteuer würden wir zurück in die Steinzeit katapultiert (…) oder das Leben von Millionen Menschen sei in Gefahr».

Gemäss den Aussagen von Schwarz gehören wir alle zu den Ökologisten und zeigen keine Diskussionsbereitschaft – wir, die nachhaltig denken und auf wissenschaftlichen Fakten basierend argumentieren. Und auch an der ETH lehren und forschen demnach viele Menschen, die als Ökologisten abgestempelt werden können. Doch sind wissenschaftliche Fakten und weitsichtiges Denken nicht genau das, was wir von Wissenschaftlern und Experten in ernsthaften Debatten erwarten?

Expertenwissen wird instrumentalisiert

Als nächstes stiess ich beim Durchblättern auf den Rückblick auf eine Veranstaltung von Avenir Suisse zum Thema Energiewende. Gast des Abends war Lino Guzzella, der neue Rektor der ETH Zürich. Der Autor des Artikels scheint dem Leser glaubhaft machen zu wollen, dass der Rektor seine Forschenden nicht ernst nimmt, und schreibt von predigenden Professoren. Aus Guzzellas Ausführungen hat der Autor Zahlen und Fakten herausgenommen und jongliert mit diesen, dass einem schwindlig wird und nur eine Erkenntnis bleibt: Die Energiewende ist schon am Ende. Doch hat der Autor die Ausführungen von Lino Guzzella richtig interpretiert? Ich glaube nicht. Mir scheint, der Autor wollte einfach Zweifel an der Energiewende säen – und instrumentalisierte dazu Expertenaussagen.

Zumindest Folgendes anerkennt auch der Autor des Avenir Suisse-Artikels. Er schreibt im letzten Abschnitt, dass der ETH-Rektor deutlich mehr Forschung und Entwicklung fordere. Guzzella leiste selber als Experte einen Beitrag, den Energieverbrauch z.B. bei Autos zu halbieren. Hierzu zitiert er Guzzella mit der Aussage, dass es ohne Verzicht nicht gehe, denn die Autos seien dann nicht ganz so spritzig und schnell wie gewohnt.

Ein persönliches Gespräch mit Lino Guzzella hat mir übrigens bestätigt, dass er, Guzzella, die Herausforderungen des Klimawandels und der notwendigen Energiewende anerkennt. Er wird nicht müde, mit Zahlen zu belegen, dass uns kein Spaziergang bevorsteht, auch wenn das manchmal unpopulär ist. Es brauche einen starken politischen Willen, viel Geld und noch mehr Arbeit. Ich bin überzeugt, der ETH-Rektor kennt und schätzt entsprechend das Innovations-Potenzial seiner Mitarbeitenden.

Herausforderungen anpacken

Ich bin mir sicher, dass die Energiewende eine Notwendigkeit ist und wir ohne die Arbeit der Ingenieure, Wissenschaftler und Unternehmen tatsächlich schlimm dran wären. Lassen wir uns durch gegenteilige Meinungen nicht beirren, unsere Beiträge zu einer möglichst gesellschafts- und umweltverträglichen Wende zu leisten – das ist doch viel befriedigender!

Zur Autorin

Gastautorin Gabi Hildesheimer ist Geschäftsführerin von Öbu, dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften.





Kommentare (37) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

Der Vorwurf, sich auf Fakten zu beziehen ist wirklich witzig.

Ich denke es ist genau das richtige, in Diskussionen auf Studien zurückzugreifen – Eben ein Ansatz Vernunft einzubringen. Die Stammtisch-Parolen-Kuh muss vom Eis geholt werden. Dennoch ist es mir ebenso wichtig, dass Forschungfakten mit einer gesunden Distanz betrachtet werden um sich nicht durch methodische Fehler, opportunistischen Forschungsarbeiten oder willkürliche Risse aus dem Kontext, täuschen zu lassen.

Martin,

„Nicht einmal unter den günstigen ökonomischen Bedingungen Europas sind die 4) Punkte für…“

und was folgt daraus?

das waere doch was fuer die Studiengruppe die wir im
Nebenartikel haben..

@Kommentar von Michael Dittmar. 15.11.2012, 12:01
Zitat: „es gibt vielleicht noch eine dritte (nicht sehr angenehme)
Alternative. Power down..“

Power Down wäre nur dann eine Lösung für das Treibhausgasproblem wenn die ganze Menschheit zu den energetischen Verhältnissen des Mittelalters zurückkehren würde. Das ist jedoch nicht möglich, denn die Weltbevölkerung stieg von 500 Millionen um 1650 auf 7 Milliarden 2010. Die fossilen Energien Kohle, Öl und Erdgas haben dieses Wachstum ermöglicht und beispielsweise Europa vor gänzlicher Entwaldung bewahrt. Eine Rückkehr zu den energetischen Verhältnissen des Mittelalters würde einigen Milliarden Menschen das Leben kosten.

Doch was das Potenzial für eine ausreichende, nicht kohlenwasserstoffbasierte Energieversorgung betrifft, bin ich optimistisch. Das Problem ist eher, dass jede Art der Energieversorgung die Art der Energiequelle berücksichtigen muss. Staudämme in der norddeutschen Tiefebene nützen beispielsweise nichts. Für die Mehrheit der Menschheit ist zudem der Preis von Energie nicht ganz unwichtig, was in vielen Fällen zur Bevorzugung der heimischen fossilen Energien führt. Im China Energy Outlook liest man deshalb „during the 12th Five Year Plan the supply of coal and electricity will be more secure. … nonfossil energy supply will still be restricted by different bottleneck factors … coal will maintain the dominant role“

Damit neue Energieformen weltweit die Rolle von Kohle, Öl und Erdgas übernehmen können müssen diese Energieformen
1) kostengünstig sein
2) technologisch gut beherrschbar sein
3) austauschbar gegen die vorhandenen fossilen Energien sein
4) in kurzen Zeiträumen entwickelbar sein

Nicht einmal unter den günstigen ökonomischen Bedingungen Europas sind die 4) Punkte für…

Martin,

es gibt vielleicht noch eine dritte (nicht sehr angenehme)
Alternative.

Power down..
Muenchen hat es gerade vorgemacht..

http://www.focus.de/panorama/welt/tid-28124/liveticker-zum-blackout-grossflaechiger-stromausfall-stuerzt-muenchen-ins-chaos-_aid_861093.html

Den Humor haben die Münchner aber nicht verloren: Twitter-User @siegstyle spottet: „In München alles schwarz – davon träumt die CSU“….

Wer sich von Einwänden gegen die Energiewende nicht beirren lassen will (Titel dieses Beitrags), bezeugt damit, dass sein Glaube in Frage gestellt wurde und ins Wanken geriet. Lino Guzellas Vortrag am stars-Symposium stellt tatsächlich den weitverbreiteten Glauben in Frage, Solarenergie könne Atomkraftwerke ersetzen. Nicht einmal die gewaltigen Flächen, die nötig sind um den Output eines AKWs durch Solarzellen zu ersetzen – wie in Guzellas Vortrag am Beispiel gezeigt – sind das, was diesen Glauben in erster Linie in Frage stellt.
Wind- und Sonnenenergie sparen fossile Energien ersetzten sie aber nicht
In Deutschland, einem Vorreiter der Erneuerbaren wird auch heute noch ein Kohlekraftwerk am andern gebaut, denn jedes Kilowatt, das mittels Windturbinen und Solarpanel erzeugt wird, wird mit fossiler Schattenenergie abgedeckt. Je häufiger diese fossilen Schattenkraftwerke einspringen, desto weniger fossile Rohstoffe werden eingespart.
Ersatz der AKWs durch Solarpanel macht CH-Strombereich (zum ersten Mal) CO2 behaftet
CH will neben den Gaskraftwerken, die als Backup dienen, im Winter auch gasbefeuerte Blockheizkraftwerke einsetzen um die im Winterhalbjahr geringere Solarstromproduktion ausgleichen.

Nicht CO2-Einsparung, CO2-Vermeidung wird von Klimawissenschaft gefordert
Der weitverbreitete Glaube – z.B. im Rahmen der 2000-Watt-Gesellscharft – man müsse Energie einsparen ist laut Klimawissenschaft falsch. Bis ins Jahr 2100 muss die Gesellschaft auf jede technische CO2-Emission verzichten. Gas-und Kohle als Backup sind dann keine Lösung mehr. Eine Lösung wäre die europa- oder gar weltweite Vernetzung von EE-Stromquellen über ein Supergrid. Das würde Produktionsschwankungen ausgleichen.

Herr Schaer,
da wir ja alle nur an der Wahrheit interessiert sind, und diese
verbreiten wollen:
hier noch eine neue Information von der Kohle Expertenseite

http://www.iol.co.za/business/markets/commodities/coal-demand-to-rise-short-term-1.1421806#.UKD-eI788UU

Axa also said growth in the coal sector was threatened by the falling quality of the mined product.

“The quality of reserves is decreasing. This represents a major long-term risk,” the report said.

The Global Coal Association said, however, a rise in energy efficiency of new coal-fired power stations could address this issue.

“Coping with degrading quality could actually be a godsend as it would provide the incentive for much-needed upgrades in coal-fired power plants,” Catelin said.

The Axa report disagreed, warning that efficiency gains would be limited as a result of the decreasing trend in global coal supply quality.

Axa also said that carbon capture and storage (CCS) technology, which would capture CO2 produced from power plants before it enters the atmosphere and store it underground, would not be able to improve the environmental footprint of coal-fired power stations.

“CCS will not turn coal into a sustainable source of energy for power generation. The polluting effects of coal are not limited to CO2 alone. CCS technologies are energy-intensive and could take decades to mature.”

Herr Schaer,

jetzt wird es tatsaechlich interessant. Sie schreiben
ohne Belege/Fakten:

„Einleitend sagt er zum gesamten Chart zu den Ressourcen tatsächlich: “This data is very insecure.” Der Zusatz “(preliminary)” ist aber wohl so zu deuten, dass die Zahlen – wie immer seit den “Grenzen des Wachstums” – nach oben korrigiert werden müssen.

Darf ich sie an die Kohle Zahlen der erinnern:
(im wissenschaftlichen Bereich liefern wir auch Quellen!
http://www.worldenergy.org/publications/survey_of_energy_resources_2007/coal/627.asp

„The fact that global coal reserves at end-2005 were, at 847.5 billion tonnes, some 61.5 billion tonnes or 6.8% lower than the corresponding total at end-2002 represents more of a refinement than a revision. After centuries of mineral exploration, the location, size and characteristics of most countries’ coal resources are quite well known.“

Welchen Punkt moechte unser Rektor denn machen?
„Und für den Punkt, den Guzzella machen will, ist er völlig egal.“

darf ich Sie an diese Aussagen von ihm erinnern

http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Vielleicht-muessen-wir-die-Waesche-wieder-an-der-Sonne-trocknen/story/26756545

unter anderem:

Sie propagieren also: weg von den iPhones, iPads und Wäschetrocknern zurück ins technologische Steinzeitalter.
In einem gewissen Sinn: ja. Vielleicht müssen wir tatsächlich wieder damit beginnen, die Wäsche an der Sonne zu trocknen statt im Tumbler. Und im Winter die Wohnung auf 18 Grad zu heizen und dafür einen zusätzlichen Pullover anzuziehen.

ansonsten.. falls Sie an einem Dialog interessiert sind, dann
schlage ich ihnen einen Spiegel vor:

„weil Sie selber nicht hören und lesen wollen (oder sogar können).“

Zu der von Ihnen vorgeschlagenen Diskussion mit unserem Rektor, von mir aus jeder Zeit. Warum organisieren sie das nicht als
Moderator und Journalist?

Ideologie durch durchgerechnete Lösungen ersetzen

Als Gregor Czisch seine kostenoptimierte Energieversorgung ganz Europas mit erneuerbaren Energien vorschlug wurde ihm in deutschen Amtsstuben bekundet, bis so etwas realisiert werde, müsse er noch mehrere Ministergenerationen abwarten. Denn Energiepolitik ist heute noch stärker national orientiert als selbst die Landesverteidigung und Europas grösste Leistung liegt nicht im Energiebereich sondern in der von Deutschland gemanagten Eurozone.
Czischs Lösung hat als Rückgrat ein Supergrid, welches Produktionsschwankungen der EE-Kraftwerke (vor allem von Windkraftwerken), ausgleicht. Die Standorte der Windkraftwerke sind Nordafrika (Sommerspitze) und die Atlantikküste. Wasserkraft aus CH und Skandinavien und Biomassekraftwerke gleichen verbleibende Schwankungen aus. Damit erhält er einen Gestehungspreis von 4.6 Eurocents pro Kilowattstunde Strom, weniger als heute in D jetzt schon die EE-Umlage ist.
Die EU hat ein ähnliches Projekt, roadmap 2050, genannt. Beide stossen auf nationalen Widerstand.
Dabei sind es durchgerechnete Lösungen, die kostengünstig Strom liefern würden.
Selbst China hat eine klügere postfossile Energiepolitik als die europäischen Nationalstaaten. In China liefern bis 2020 folgende Energieträger nichtfossilen Strom:
1) Wasserkraftwerke von 270 Gigawatt => 1000 Terawattstunden
2) Nuklearkraftwerke von 70 Gigawatt => 560 Terawattstuden Strom
3) Windkraftwerke von 200 Gigawatt => 400 Terawattstunden Strom

China setzt also auf Wasser, Nuklear und Wind. Alles Lösungen, die heute kostengünstigen Strom liefern. Die Lieblingsenergie der Deutschen und Schweizer ist die teuerste EE-Form: Sonne. Weil sie meinen, sie hätten das Geld dafür. Doch Sonne allein (im Herz) genügt nicht.

@Dittmar: Es reicht, Sie verletzen mich in meiner Berufsehre, weil Sie selber nicht hören und lesen wollen (oder sogar können).

Nur noch(mals) so viel:

1. Lino Guzzella sagt in seinem Referat (in der englischen Fassung, ich berichtete über die deutsche, die nicht aufgezeichnet ist): „The key message is: There is an unbelievable amount of coal. … So this picture tells us we have a thousand years of coal. I bet if you don’t find good answers to that, the Chinese and the Indians and any other countries will burn the coal they have, and it’s their damn good right to do it because energy is a good life.“ Einleitend sagt er zum gesamten Chart zu den Ressourcen tatsächlich: „This data is very insecure.“ Der Zusatz „(preliminary)“ ist aber wohl so zu deuten, dass die Zahlen – wie immer seit den „Grenzen des Wachstums“ – nach oben korrigiert werden müssen. Und für den Punkt, den Guzzella machen will, ist er völlig egal.

2. Nochmals: Es war meine Aufgabe, die relevanten Aussagen des Referats wiederzugeben (völlig gerechtfertigte Seitenhiebe auf einige Journalistenkollegen – die btw auf Ihrer Seite stehen – gehörten nicht dazu, und eigenes Factchecking ohnehin nicht – goht’s no?). Und: Lino Guzzella hat meinen Artikel gegengelesen und bis zum letzten Komma abgesegnet.

Falls Sie weiter über die Korrektheit seiner Aussagen und die Relevanz Ihrer Einwände diskutieren wollen, wenden Sie sich also an den ETH-Rektor. Aber das braucht halt etwas mehr Mut.

Kommentar von Jochen Ebel. 11.11.2012, 9:36

Ich sehe den Zusammenhang ihres Kommentars mit meinem Kommentar, der sich mit der Rolle der Erneuerbaren innerhalb eines emissionsfreien Energiesystems befasst, überhaupt nicht. Nur kostengünstige und wirksame Maßnahmen können die Weltwirschaft von Kohl, Öl und Ergas wegbringen. Deshalb plädiere ich beispielsweise für ein europaweites EE-System, in dem der spanische Sonnenstrom genau gleich honoriert wird wie der deutsche und wo ein europaweites Netz Produktionsschwankungen ausgleicht.
Deutschland und viele Deutsche haben was die Erneuerbaren angeht eine Gartenzwergmentalität. Sogar Bayern will energieautark mit selbsterzegtem Solarstrom werden. Das geht aber nicht oder wird sehr teuer. An Deutschland wird die Welt nicht genesen. Letztlich entscheiden die Chinesen ob und wie ein Großteil der Welt auf fossile Energien verzichtet.

Zu Martin Holzherr. 10.11.2012, 14:11

Die Klimawirksamkeit der Zunahme von Treibhausgasen ist physikalisch unbestreitbar. Wenn Du Zweifel an der Richtigkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen hast, dann schlage bitte bessere Maßnahmen vor oder sonstige Alternativen. Als die Menschen noch Nomaden waren konnten sie den Klimaänderungen folgen und sogar das war mit Kriegen verbunden. Heute existiert eine weitgehend inmobile Infrastruktur und Kriege sollten auch nicht mehr zeitgemäß sein.

Einen Vorgeschmack liefern sowohl der steigende Immigrationsdruck aus wärmer werdenden Ländern und die Verschiebung der Parasitenpopolation zu weniger resistenter Menschenpopulation. Parasiten halten keine Grenzen auf.

MfG

Wer Zweifel an der Energiewende sät und damit diejenigen, die daran glauben, beirrt, muss den Gläubigen als Abtrünniger, ja Häretiker erscheinen. Doch der unbeirrbare Glaube an den Fortschritt durch eine bestimmte, glorifizierte Technologie, deren Ergebnis sich nicht an der Realität misst, birgt Gefahren. Ein Beispiel für die Konsequenzen eines unbeirrbaren Festhaltens an einer falschen Vision ist der Grosse Sprung nach vorn, der China Ende der 1950er-Jahre durch Zwansgskollektivierung und Industrialisierung von einer agrarischen in eine industrialisierte Nation transformieren sollte. Die dezentrale Industrieproduktion durch ehemalige Bauern, die überall auf dem Land kleine, einfache „Hinterhofhochöfen“ betreiben sollten, um lokal Stahl zu erzeugen, war jedoch ineffizient und führte zu unbrauchbarem Müll und zur Vernachlässigung der Nahrungsmittelproduktion. In der Folge verhungerten 15 bis 45 Millionen Chinesen.
Wer an eine Energiewende durch alleinigen Ersatz von AKWs durch selbsterzeugten Fotovoltaik-Strom glaubt, hängt ebenfalls einer falschen Vision nach. Um ein grosses AKW mit Fotovoltaik zu ersetzen braucht es nämlich nicht nur 8 Gigawatt Fotovoltaikleistung auf 60 Quadratkilometern (7’500 Fussballplätzen), sondern auch ein 500 Megawatt Gaskombikraftwerk als Backup, einige 100 Kilometer Leitungen zu 1 bis 2 Pumpspeichern und zusätzlich Stromimport oder Strom aus den Staudämmen.
Anstatt 7’500 Fussballplätze (60 Quadratkilometer) für Fotovoltaikanlagen kann man auch 80 Quadratkilometer Dachflächen (mehr weil im Durchschnitt weniger ideal besonnt) verwenden. Realisierbar ist das auf alle Fälle. Wer aber behauptet, Fotovoltaik ersetze Gaskraftwerke, der lügt ganz einfach, wenn er eine national autarke Stromversorgung als Ziel hat. Ein europaweites Supergrid von HGÜs könnte den Backupbedarf jedoch stark reduzieren. Doch für eine solche europaweite Lösung sind wenig zu haben.

Lieber Herr Markus Schär,

danke fuer ihre bemerkenswert offene Antwort.
*****
„@Michael Dittmar So weit kommt es noch, dass ein Berichterstatter – der ausdrücklich nur ein Referat zusammenfassen soll – die Fakten eines Referenten checken muss, der ihm in seinem Fach himmelweit überlegen ist.“
****
Offen und ehrlich.. nicht nur ignorieren sie in Ihrem Artikel
1000 Jahre *** mit grossen Unsicherheiten ****
und verdrehen damit die urspruengliche Aussage..

Dann akzeptieren Sie offensichtlich auch was Guzzella sehr
schoen an Ihrem Beruf kritisiert .. (warum haben sie diesen
Teil nicht in ihrem Artikel erwaehnt?)
„Bei den Ungenauigkeiten der Medien wir einem schlecht“

Sehen sie man kann also ein Referat so zusammenfassen
wie es „gewuenscht wird“ oder eben richtig!
Sie haben als Journalist eigentlich die Aufgabe richtig zu
recherchieren und zu versuchen „richtige Informationen“
zu vermitteln. Ja, sie haben recht auch Experten greifen oft
auf falsche Zahlen zurueck .. gerade da sind sie gefragt
die Fehler zu finden. Sonst machen sie ihre Arbeit nicht
oder wollen sich und ihre Leser gerne manipulieren (lassen).

aber Sie hacken sogar noch nach:
—-
„ Und: Finden Sie es auch nicht etwas läppisch, nur ein (angeblich) unzutreffendes Detail herauszugreifen, um vom Thema abzulenken: dass die Rechnung der Energiewende nicht…

ein unbedeutendes Detail ..
1000 Jahre Reichweite im Vergleich zu den offiziellen Zahlen
der Kohle Lobby von 112 Jahren..

und ja, der Vorwurf war dass sie selektiv „Zahlen“ suchen..
nun in ihrem Artikel erscheinen von den vielen Zahlen
aus dem Vortrag nur sehr sehr wenige..

Zum Thema Energiewende.. und die Rechnung geht nicht auf

Klar, da bin ich mit Ihnen einverstanden.
Nur, die Rechnung geht auch ohne die Energiewende nicht auf!
Das ist der kleine aber wichtige Unterschied!

Und um zukuenftige Fehler wie bei dem 1000 jaehrigen
Reich(weite) zu vermeiden …

lassen Sie doch…

Sehr geehrter Herr Schär,

James Hansens Klimaszenarien A, B und C von 1988 sind qualitativ korrekt, überschätzen aber die Klimasensitivität, also den Temperaturanstieg bei einer Verdoppelung der Treibhausgase. John Christy diagnostizierte die Ursache korrekt, indem er sagte: „Das NASA-Klimamodell war viel sensitiver auf eine Erhöhung der Treibhausgase als es die reale Atmosphäre ist“. Wenn man in Hansens Klimamodell eine Klimasensitivität von 3.4°C einsetzt (CO2-Verdoppelung erhöht Temperatur um 3.4°C), dann ergibt sein Modell Werte, die mit den Beobachtungen innerhalb der Fehlergrenzen übereinstimmen. Die Darstellung, die ich hier gegeben habe, entspricht weitgehend derjenigen von Sceptical Science im Artikel What do we learn from James Hansen’s 1988 prediction?.

Die Klimasensitivität, also der Temperaturanstieg bei einer Verdoppelung der Treibhausgase, ist auch heute nur ungenau bekannt. Sie liegt aber mit grosser Sicherheit im Bereich 2 bis 4.5°C.

Gavin Schmidt’s RealClimate-Artikel Hansen’s 1988 projections stellt ebenfalls fest:
„his version of the model had a climate sensitivity was around 4 deg C for a doubling of CO2. This is a little higher than what would be our best guess (~3 deg C) based on observations, but is within the standard range (2 to 4.5 deg C).“

Der bekannte Klimaskeptiker Steve McIntyre analysiert Hansen’s Szenarien von 1988 hier.

Diese und andere Analysen im Netz sind sich einig, dass Hansen 1988 eine zu hohe Klimasensitivität verwendete. Wenn man diesen Parameter korrigiert sind Hansens Szenarien von 1988 auch heute noch plausibel und in guter Übereinstimmung mit den Beobachtungen wenn man Fehlerbalken und natürliche Klimavariabilität mitberücksichtigt.

@Klaus Ragaller Interessant, dass es „umfangreiche Erwiderungen“ zu einem Peer-Review-Artikel geben soll, der eben zur Publikation angenommen worden ist… Vielleicht sollten Sie den Link von Judith Curry doch wenigstens einmal anklicken. Und zu Ihrem einigermassen erschütternden Wissenschaftsverständnis („da zählen nur Fakten“) nur so viel:

Sie können von Popper und Kuhn halten, was Sie wollen, aber ich hoffe doch, wir können uns auf die Basics einigen: Es geht in der Wissenschaft nicht darum, einfach Fakten zu produzieren, sondern die Welt zu erklären. Dafür müssen wir, auf welchem Weg auch immer, Hypothesen oder Modelle bilden und diese mit den Fakten aus der realen Welt testen (und uns, wie Judith Curry mahnt, dabei bewusst sein, dass wir gerne nur die Fakten sehen, die unsere Sicht bestätigen, vor allem wenn es starke finanzielle und politische Anreize gibt).

Ein solches Modell entwickelte James Hansen, als er 1988 der Theorie vom Anthropogenic Global Warming zum Durchbruch verhalf. Und auf nicht weniger als 38 Klimamodelle stützt sich der kommende 5. IPCC-Report. Was ergab die Überprüfung? Die Temperatur liegt heute sogar unter dem hypothetischen Szenario von Hansen, dass ab 2000 kein zusätzliches CO2 ausgestossen würde. Und die real gemessenen Temperaturen liegen – wie der IPCC-Leadautor John Christy diesen Sommer im US-Senat zeigte – unter den Werten aufgrund aller 38 Modelle. Mit solchen Modellen kann doch etwas nicht stimmen, keine Wissenschaft, die sich Wissenschaft nennen will, könnte sie noch ernstnehmen. Um es mit Popper auszudrücken: Sie sind falsifiziert.

@Michael Dittmar So weit kommt es noch, dass ein Berichterstatter – der ausdrücklich nur ein Referat zusammenfassen soll – die Fakten eines Referenten checken muss, der ihm in seinem Fach himmelweit überlegen ist. Und: Finden Sie es auch nicht etwas läppisch, nur ein (angeblich) unzutreffendes Detail herauszugreifen, um vom Thema abzulenken: dass die Rechnung der Energiewende nicht…

Herr Schär
Zu den Thesen von Judith Curry gibt es umfangreiche Erwiderungen, die Sie auch erwähnen sollten, wenn Sie an einer allgemeinen Diskussion über den Forschungsbetrieb interessiert sind (oder gilt dafür auch Ihr Schweige-Vorschlag?).
Ein Beitrag zur Forschung sind diese Diskussionen nicht, da zählen nur Fakten: nachprüfbare Messungen, Berechnungen, Fehlerabschätzungen und deren ständige kritische Überprüfung.
Vielfach hat man den Eindruck, dass mit den allgemeinen Diskussionen von den eigentlichen Inhalten abgelenkt werden soll: Nebelpetarden in Ermangelung von Fakten gegen unerwünschte Ergebnisse.

Herr Schaer,

Guter Journalismus recherchiert selber ein wenig
und prueft Zahlen nach.. Das hat Herr Guzzella in seinem
Vortrag verlangt!

sie schreiben trotzdem:

„Mit Kohle haben wir noch für 1000 Jahre Energie “

112 Jahre Kohle (bei heutigem Verbrauch)
sagt die Kohle Lobby.. heute einfach zu finden

(wie kommt man bitte auch die 1000 Jahre
auch wenn unser Chef diese Zahl in seinem Vortrag hat,
muss sie deshalb nicht richtig sein. Er sagt selber mit
grossen Unsicherheiten.. die Unsicherheiten haben Sie in Ihrem Artikel vergessen! Warum?)

http://www.worldcoal.org/coal/where-is-coal-found/

uebrigens bei heutigem Verbrauch…
verstehen Sie wie lange die angeblichen 112 Jahre
halten wenn der Verbrauch jedes Jahr um 5% steigt?
(richtig 38 Jahre!)
Im letzten Jahr ist der Verbrauch um 6% gestiegen..

und ja Kohle macht im weltweiten Energiemix gerade mal rund 25%.. also wenn man Oel und Gas ersetzen moechte
.. dann bleibt nicht mehr viel Zeit!

Guten Tag Frau Hildesheimer

Ich bin der Autor des Artikels, der aus dem Referat von Lino Guzzella „Zahlen und Fakten herausgenommen hat (wie das gemeinhin die Aufgabe eines Berichterstatters ist…) und mit diesen jongliert, dass einem schwindlig wird“. Ihr Vorwurf streift die Ehrverletzung, ich bitte Sie deshalb einfach zur Kenntnis zu nehmen: Lino Guzzella hat selbstverständlich meinen Artikel autorisiert, inklusive „predigende Professoren“. (Ich habe übrigens denselben Vortrag einen Monat später noch auf Englisch gehört: http://www.the-stars.ch/lino-guzzella.html)

Und Prof. Ragaller wäre diese Lektüre zu empfehlen:

http://judithcurry.com/2012/10/28/climate-change-no-consensus-on-consensus/#more-10322

Wer dieses aktuelle Peer-Review-Paper der Vorsitzenden der School of Earth and Atmospheric Sciences am Georgia Institute of Technology nicht gelesen hat, sollte zu Wissenschaft und Politik in der Klimaforschung schweigen.

Herr Bühler, Sie sind lernresistent. Sie wollen die Wissenschaft fälschen, um eine falsche Politik zu verändern.

Erstens wird auch durch Fälschung der Wissenschaft die Politik nicht automatisch besser, denn selbst mit richtiger Wissenschaft wird die Politik nicht automatisch besser. Jahrzehntelang wird die Gentechnik angepriesen als angebliche Beseitigung des Hungers in der Welt – und das Ergebnis?

Zweitens sind zum Erreichen von Politikänderung andere Maßnahmen als Wissenschaftsfälschung notwendig.

MfG

PS: Lesen Sie mal meine Beiträge vom 27.10.2012

@ Dittmar

Steht noch ein irgendwie sachlicher Beitrag – ETH like – zu erwarten, oder lotet der Herr Dittmar einmal mehr bloss die Elastizität des Redaktionsstatuts aus?

Schon mal erwähnt: die Sorge um die „zukuenftigen Generationen“ wäre weitaus glaubwürdiger, wenn sie sich auch auf die Menschen erstreckte, die HEUTE unter den Folgen des Ökologismus zu leiden haben.

Aber was kümmern den grünbeseelten Ökokämpfer die aufgrund falscher, angeblich ökologisch motivierter Anreize massiv angestiegenen Weltmarktmarktpreise für Getreide, welche die Ärmsten dieser Welt in zusätzliche Not bringen.

Was kümmern ihn die direkten und indirekten Folgen des Kyotoprotokolls und der verbissen verfolgten Senkung von CO2-Emissionen im Westen, die unter dem Strich für einen zusätzlichen globalen Emissions-Anstieg durch die Produktionsverlagerung nach Fernost sorgen, von den weiteren Umweltschäden abgesehen.

Was kümmert ihn die Ineffizienz der sog. Erneuerbaren Energien, deren Kosten bereits heute in De, GB, E etc. durchs Dach gehen und sich als nicht finanzierbar erweisen.

Was kümmern ihn schliesslich die jüngeren Forschungsergebnisse, die alle auf eine deutlich geringere Klimasensitivität deuten, als vom IPCC und anderen Klimaschützern verbreitet. Eine Sensitivität, die weder bedrohlich ist, noch billionenteure Mitigationsmassnahmen erfordert

Ideologien zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich die Wirklichkeit nach Kräften zurechtbiegen, oder sie gleich ganz ignorieren. Ein ideologiefreier Blick auf die Wirklichkeit dagegen lässt Anpassungsmassnahmen sinnvoller erscheinen als teure Investitionen in ineffiziente Technologien und die Verfolgung unrealistischer 2°-Ziele.

Buehler in Hochform..

Scheuklappen vor den Augen
oder gleich die Burka?

er schreibt ohne Fakten zu liefern..


“Katastrophal” sind die Wirkungen des Ökologismus

Erstaunlich wie wenige % der Bevoelkerung mit relativ wenig
Einkommen (im Vergleich zu denen die immer wieder wenn
Not am Mann ist vom Staat gerettet werden wollen.. too big to fail?)
angeblich so viel Zerstoerung erreichen koennen..

und dann der uebliche Trick ..

der Taschendieb ruft laut.. „haltet den Dieb“
aber nein, hier auf dem ETH Blog hoeren wir nicht auf Taschendiebe, die sich auf Kosten zukuenftiger Generationen
und dem natuerlichen exponentiell abnehmenden Kapital
(viel ist nicht mehr ueber) bereichert haben.
(hoffentlich!)

@ Leuenberger

„Katastrophal“ sind die Wirkungen des Ökologismus, dieses letzten Dinosauriers aller gescheiterten Idealismen des 20. Jh, bei dem viele der Übel aller untergegangenen Ideologien und weite Teile ihrer Vertreter Asyl gefunden haben: staatlicher Dirigismus, Wirtschaftslenkung und fehlgeleitete Markteingriffe, ausufernde Bürokratie und Bürgerbevormundung. Alles unter Vorgabe idealistischer Beweggründe, zur angeblichen Welt- und Klimarettung.

Die angerichteten Schäden sind gewaltig. Die Monokultur-Produktion von „Biosprit“ etwa, die zahlreichen Menschen teurere Grundnahrungsmittel beschert. Die Verteuerung von Energie, die überall in der EU und in vielen Entwicklungsländern private Haushalte überfordert. Eine Form der Umverteilung zugunsten einer Minderheit von lautstark trommelnden Rentensuchern, die angeblich das Wohl des Planeten und seiner Bewohner im Auge hat, in Wahrheit aber das eigene, staatlich gesicherte Einkommen.

Nimmt das Klima Kenntnis von diesen „idealistischen“ Anstrengungen um seine Befindlichkeit? I wo! Es kümmert sich einen Deut darum und tut, was es immer getan hat; es wandelt sich, mit und ohne menschliches Zutun.

Dass die Vermeidung von CO2-Emissionen im Westen zu einem Anstieg der globalen Gesamtemissionen führt, weil die nach Osteuropa und Fernost verlagerte Warenproduktion unter ökologisch weit umzimperlicheren Bedingungen erfolgt, ist ein besonderer Treppenwitz der ökologischen Verblendung.

Gerade mal 8-9% des propagandistisch oft in den Vordergrund gerückten theoretischen Leistungswerts beträgt die effektive Leistung der Photovoltaik in unseren Breiten. Reine Geldverschwendung, diesen Sektor staatlich zu subventionieren. Er bringt weder ökologischen noch volkswirtschaftlichen Nutzen und schon gar keinen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung.
„Energiewende“? Mit Lenin: „Das ist Ökodiktatur plus E-Elektrifizierung des ganzen Landes.“

Bei allen bereits kompetenter gemachten Einwänden finde ich die von Herr Schwarz hochgehaltene Bescheidenheit für menschlichen Erkenntnis- und Wahrheitsglauben lobenswert. Es gibt kaum wirkliche Wahrheiten, aber viele geliebte.
Während Klimaforscher in althergebrachter Wissenschaftsmethodik mit verschiedenen sich weiterentwickelnden Modellen die Wirklichkeit zu fassen versuchen und dabei ehrlicherweise meist „wahrscheinlich“ vor ihre Prognosen stellen, vermisse ich diese Bescheidenheit und wissenschaftlichen Ansatz aber primär bei den Vertretern der alten Ideologie des „Ökonomismus“ (z.B. nach U.Beck), mit ihren Lobbyisten-Sprachrohren, wie die Avenir Suisse von Herr Schwarz nur eine ist. Ein Ideal-Modell in die Welt zu setzen und politisch durchzusetzen versuchen, dass sich die Wirklichkeit daran hält, ungeachtet der empirisch mehrfach belegten sozialen und ökologischen Fehlfunktion (Man beachte z.B. die neoliberalen Experimente in Lateinamerika, Finanzkrise, etc.) ist nicht nur nicht bescheiden und unwissenschaftlich, sondern einfaltlos und katastrophal (für tausende Menschen, nicht erst zukünftiger Generationen).
Wenn Ökonomisten bei dieser Ausgangslage (um das Festhalten an den alten Mustern und Privilegien zu verteidigen und sich dabei als Querdenker zu präsentieren) mit philosophischen Grundgedanken die Auseinandersetzung zu aktuellen Herausforderungen in Zweifel ziehen und die Bescheindenheit menschlicher Erkentnisse hochhalten scheint mir das bestenfalls der falsche Absender. „Wahrscheinlich“ jedoch Teil einer ideologischen Verteidigungstrategie.

Typischer Lobbyisten-Beitrag, der kritischen Betrachtungen und aufkommender Skepsis (was für ein Sakrileg!) mit der Flucht in pietistische Bekenntnisse begegnet.

Empfohlene Lektüre zum Thema …

http://www.economist.com/news/books-and-arts/21564815-climate-change-needs-better-regulation-not-more-political-will

Zentraler Satz: „It is not the failure of the regulations that is the problem but their basic design. They have caused people to focus on the most expensive ways of mitigating climate change, rather than the cheapest, imposing high costs for little gain. Moreover, by concentrating on their own carbon production, and how to reduce it, Europeans have ignored the impact of their continued demand for goods made using carbon- intensive processes. Since Chinese and Indian manufacturing is usually dirtier than Europe’s, the real upshot of Europe’s choices has been an increase in global emissions. The regulatory approach … has got the worst of all worlds. It is expensive, it has not cut emissions and its treaties are unworkable. No wonder the public is growing sceptical.“

Offenbar dauert es etwas länger, bis vernünftige Einsichten dieser Art auch in Deutsch zur Publikation und in die Debatte gelangen.
Aufzuhalten werden sie letztlich nicht sein, darin sollten wir uns in der Tat nicht beirren lassen.

Sehr geehrter Herr Schwarz,
Ich möchte Professor Ragaller beipflichten was ihre fälschliche Inanspruchnahme von Popper und Kuhn für ihre eigene These angeht. Weder Popper noch Kuhn behaupten (Zitat)„dass morgen das Gegenteil des bisher als gesichertes Wissen Geltenden als richtig gelten kann“
Bestehendes naturwissenschaftliches Wissen in Form von Naturgesetzen wird kaum je revidiert oder gar durch sein Gegenteil ersetzt, sondern meist in einen anderen, grösseren Zusammenhang gestellt. So ist Newton’s Beobachtung, dass die Gravitation zwischen Massenpunkten mit dem Quadrat des Abstands abnimmt weiterhin gültig, doch Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie erklärt nun noch viel mehr, insbesondere wie sich das Gravitationsfeld ausbreitet und welche Beziehungen Masse, Raum und Zeit haben.

Noch etwas weiteres: Sie setzen die Aussagen der Klimawissenschaftler bezüglich zukünftiger Klimaentwicklungen auf die gleiche Stufe wie die Aussagen von Grundlagenwissenschaftlern, also z.B. von Physikern, die Phänomene wie Elektromagnetismus oder Gravitation erforschen. Der Unterschied liegt jedoch in der Komplexität der Systeme. In Klimaystemen gibt es viele komplizierte und dynamische Wechselwirkungen, weswegen Aussagen weniger sicher sind als Aussagen über Laborsysteme. Deswegen findet man in Klimaszenarien und beim Versuch Ursachen für bestimmte Klimaphänomene zu finden oft Wahrscheinlichkeitsangaben. In den IPCC-Berichten z.B. werden Aussagen häufig mit einer der Eigenschaften sehr wahrscheinlich, wahrscheinlich etc qualifziert. Die Klimawissenschaftler sind sich also sehr wohl bewusst, dass ihre Aussagen nicht denselben Status haben wie Aussagen in der Grundlagenwissenschaften.
Doch wie Professor Ragaller erwähnt, kann die Sicherheit der Aussagen durch Beobachtungen/Messungen gesteigert werden.
Sicher falsch ist ihre Aussage, „dass möglicherweise alles ganz anders ist“

Sehr geehrter Herr Schwarz
Poppers „Logik der Forschung“ wird fälschlicherweise immer wieder ins Feld geführt, um Ergebnisse der Klimaforschung in Frage zu stellen. Popper definiert „bewährte Theorien“, also Theorien wie die Newtonschen Bewegungsgesetze, die in einem bestimmten Anwendungsbereich konsistent verifizierbare Vorhersagen liefern. Solche „bewährten Theorien“ können nur von allgemeineren, besser prüfbaren Theorien überholt werden, die die die früher bewährten zumindest in Annäherung enthalten“. Zu den Newtonschen Gesetzen ist die Relativitätstheorie eine solche Weiterentwicklung. Vorhersagen im nicht-relativistischen Bereich werden in guter Näherung auch von der weiterentwickelten Theorie bestätigt.
Die Prognosen der Klimaforschung beruhen auf „bewährten Theorien“, die innerhalb ihres Bewährungsbereichs angewendet werden (u.a. die Newtonschen Gesetze). Sie können deshalb durch experimentelle Befunde genauso verifiziert werden wie die Berechnung des Auftriebs eines Flugzeugs. Auf diesem Weg kommt die Klimaforschung schrittweise zu genauso gesicherten Aussagen wie z.B. die Vorhersagen der Planetenbewegungen.

Liebe Frau Hildesheimer,

wir kennen uns ja seit langem aus meiner früheren journalistischen Arbeit. Und ich hatte dort eigentlich das Gefühl, dass wir uns halbwegs verstehen. Mit Blick auf meinen Prager Vortrag scheint das dagegen gar nicht der Fall. Das überrascht mich und ich finde es auch schade.

Ich bin sowohl von der griechischen Philosophie (Sokrates: Ich weiss, dass ich nichts weiss) als auch von Karl Popper und Thomas S. Kuhn (Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen) stark beeinflusst. Deshalb ist mir besonders bewusst, wie sehr wissenschaftliches Wissen vorläufig ist, dass morgen das Gegenteil des bisher als gesichertes Wissen Geltenden als richtig gelten kann, dass wir uns oft Jahrhunderte lang innerhalb eines Paradigmas bewegen und dann grosse Geister (Galilei, Einstein) alles über den Haufen werfen können – wieder bis zum Beweis des Gegenteils. Diese Haltung, diese Bescheidenheit fehlt mir leider bei vielen Naturwissenschaftern. Sie neigen zu oft zur Aussage „Wir haben bewiesen“. Aber wir können eben nur falsifizieren, nicht verifizieren. Würden Klimaforscher mit dieser Haltung in den Ring steigen, hätte ich dagegen gar nichts einzuwenden. Aber sie behaupten zu oft, sie wüssten etwas. Und wer etwas „nur“ glaubt, weiss eben, dass möglicherweise alles ganz anders ist. Die besonders weisen unter den Klimaforschern wissen das auch und äussern sich entsprechend.

Damit im Zusammenhang steht auch meine Faktenskepsis. In den Sozialwissenschaften erst recht, aber auch in den Naturwissenschaften gibt es keine „wertfreien“ Fakten. Da sind überall Theorien und Konzepte involviert. Das spricht natürlich überhaupt nicht gegen die Berufung auf solche Fakten, aber es spricht gegen zu viel Wahrheitsgewissheit und gegen die damit verbundene Intoleranz gegenüber anderen Interpretationen der Wirklichkeit.

Das meinte ich und dazu stehe ich. Grund für Ärgernis besteht deswegen nicht.

Mit einem herzlichen Gruss
Geri Schwarz

@Kommentar von Jochen Ebel. 27.10.2012, 8:17
Neben der Wirtschaftsproblematik der Energiewende gibt es noch die globale Dimension: Nur wenn alle Länder, also auch die Schwellenländer und vor allem die Grossemittenten von CO2, ihre Emissionen herunterfahren, wird das 2°C-Ziel errreicht.

Energiewende ist nur gerade ein lokales/regionales Label, welches dafür verwendet wird, den Atomausstieg Deutschlands und jetzt auch der Schweiz zu kennzeichnen, wobei gleichzeitig aber auch noch auf Kohle, Erdöl und Erdgas verzichtet werden soll, allerdings wohl eher langfristig, denn kurzfristig baut ja die Schweiz neue Gaskraftwerke. Eine Volksbewegung für den Ausstieg aus den Kohlewasserstoffen gibt es nicht und die meisten verbinden mit dem Wort Energiewende eher den Atomausstieg, denn das steht jetzt aktuell an, während die Klima- und Treibhausproblematik in der Öffentlichkeit immer weniger präsent ist.

Nun zur globalen Dimension: Für China und Indien, aber auch für die Grossverbraucher von Energie, nämlich die USA, ist der Energiepreis noch viel wichtiger als er in Deutschland ist. Dass China und Indien in Kürze auf Kohle verzichten, ist äusserst unwahrscheinlich, ist es doch eine Energierohstoff, den sie selbst fördern können und wo die ganze zugehörige Technologie kaum Probleme (ausser der Verschmutzung) stellt. Ganz anders steht es mit der Nuklearenergie oder den erneuerbaren Energien. Für die Nuklearenergie braucht es viele Fachleute und die Bauzeiten sind lange. Bei den erneuerbaren Energien wiederum braucht es ein gut reguliertes und ausgebautes Stromnetz, etwas was heute sowohl in China als auch in Indien fehlt weswegen in China gerade einmal die Hälfte des erzeugbaren Windstroms schliesslich auch zum Verbraucher gelangt.

Wenn wir hier schon – in High-Tech-Ländern – die Hände verwerfen angesichts der Probleme der Energiewende, wie sollen dann China und Indien damit umgehen. Global gesehen sehe ich schwarz für die Energiewende.

Zur Wirtschaftsproblematik der Energiewende

Geld kann man nicht essen, sonden es geht um die reale Menge – und da ist die Produktivität schneller gestiegen als der Verbrauch. In Deutschland ist z.B. die jährliche Arbeitszeit der Erwerbspersonen von 2000h/a um 1960 (und Vollbeschäftigung) auf heute ca. 1200h/a gefallen. Darauf wurde u.a. mit der ungleichen Verteilung der Arbeitszeit reagiert – darunter Arbeistlose mit Arbeitszeit 0 und andere mit überlangen Arbeitszeiten.

Es sind also genügend Reserven für eine Energiewende und gleichzeitige Steigerung des Lebensstandards vorhanden – man muß nur die richtige Politik betreiben. Vor falscher Politik hat schon Adam Smith in seinem Buch „Wohlstand der Nationen“ gewarnt: „Vorschlägen der Unternehmer sollte man mißtrauisch begegegnen, denn Sie haben nicht das allgemeine Wohl, sondern ihr eigenes im Sinn“ (heute schreiben diese Lobbyisten die Gesetze selbst und Romney wirbt damit erfolgreicher Unternehmer zu sein). Auch „der Spiegel“ (41/2012, S. 80) schreibt: „Geholfen haben den Finanzkonzernen dabei ausgerechnet die Regierungen, die eher Anwälte der Steuerzahler sein sollten.“ Dabei geht den Mainstream-Ökonomen noch nicht mal auf, daß es jedem Unternehmer besser ginge, wenn die Rahmenbedingungen für das Gleichgewicht Konfrontation / Kooperation mehr zu Kooperation verschoben würden. Aber jeder Vorschlag in dieser Richtung wird ohne Überlegung als „kommunistisch“ verunglimpft.

Z.B. liefern sich die Staaten einen Abgabensenkungswettlauf mit der Folge mehr Schulden bei denen, die über freies Geld verfügen. Der Abgabensenkungswettlauf wird mit dem „scheuen Reh“ begründet – aber mit international abgestimmten Besteuerungen gibt es keine Fluchtmöglichkeiten für das „scheue Reh“. Selbst ohne internationale Abstimmung ist national durch richtige Politik mehr zu erwirtschaften ohne Mehrkosten für das „scheue Reh“.

MfG

Die Problematik ist es eher die richtigen Fakten zu vermitteln. Wenn ich Michael Dittmar (25.10.2012, 23:02) lese, wird mir wieder mal klar, daß die Erklärung sehr mangelhaft ist
„(a) 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik
(Energieerhaltung und die Verluste bei der Umwandlung)
b) mehr CO2 absorbiert mehr thermische Energie
und das CO2 kommt von unserer Nutzung fossiler Energiequellen)“

Mehr CO2 absorbiert zwar mehr thermische Energie, emittiert aber auch mehr („dort wo stärker absorbiert wird, wird auch stärker emittiert“), es ist sogar so, daß in den absorbierenden Wellenlängenbereichen mit mehr CO2 weniger Wärme transportiert wird, weil die Dämmwirkung der Treibhausgase zunimmt (wir dämmen ja die Häuser, damit der Wärmestrom ins Freie abnimmt).

Weil aber der Wärmestrom in den absorbierenden Bereichen abnimmt, muß er in den nichtabsorbierenden Wellenlängenbereichen („atmosphärisches Fenster“) zunehmen – denn die Oberflächentemperatur steigt so lange, bis die Gesamtheizleistung von der Sonne (absorbierte Leistung) von der Erde wieder abgegeben wird. An den Leistungen ändert sich bei mehr CO2 fast nichts – aber die spektrale Verteilung und die Temperaturen ändern sich.

Ich habe etwas gegen eine Informationspolitik der Experten etwa nach der Devise: „Wir sind die Fachleute und ihr müßt unseren Berechnungen glauben.“ – das funktioniert nicht. Das CO2 absorbiert wird noch allgemein akzeptiert, aber zum Mechanismus der weiteren Wirkungsweise wird auf GCMs verwiesen, die für die Meisten undurchsichtig sind.

Da soll Wasserdampf das stärkste Treibhausgas sein, da wird von Strahlungsantrieben und Wasserdampfrückkopplungen geschrieben – aber die letzten Beiden können natürlich nicht erklärt werden, weil es nur Definitionen sind, die nicht gemessen werden können.

MfG

Danke für diese klaren Worte! Avenir Suisse setzt sich in anderen Bereichen (z.B. Raumplanung) ernsthaft mit Herausforderungen für unser Land auseinander. Nicht aber wenn es um die Sicherstellung einer sauberen, nachhaltigen Energieversorgung und damit um eine der Grundstützen unseres Wohlstands geht. Hier ist beim „Think Tank“ nicht viel von Vordenkertum zu spüren. Stattdessen setzt man auf Weiterwursteln wie bisher – auf Kosten von Umwelt und Sicherheit.

Hoi Michael,
Die Fakten, die zu aufzählst machen nur Sinn, wenn du daraus Schlussfolgerungen ziehen willst.
Doch dann wird es problematisch:

zu a),b) Wenn mehr menschenverursachtes CO2 in der Luft zu einer globalen Erwärmung führt, so kann man das
1) hinnehmen und sich anpassen
2) Korrigieren, indem man weniger CO2 ausstösst
3) Man kann 2) fordern, aber 1) realisieren

Zu d) Irgendwann wird das Öl knapp werden und die Produktion zurückgehen, genau so sicher wie die Tatsache, dass jeder einmal stirbt. Doch wann man genau stirbt/“das Öl zur Neige geht“, das weiss man nicht und will es vielleicht auch gar nicht wissen. Zudem gibt es vielleicht unverhofft einen Ausweg und man findet einen Ölersatz

Zu e) f) Der Mensch hat noch nie bewusst nachhaltig gelebt, sondern vielleicht zufälligerweise aufgrund der Umstände.
Die Entdeckung und Entwicklung der fossilen Rohstoffe hat viel nichthaltiges ermöglicht. Man hat nun mindestens folgende Alternativen
1) Man kann auf Strom/Öl etc. verzichten ohne das es einen Ersatz gibt. Also Sparen, bescheidener Leben, die Bevölkerung reduzieren
2) Man kann Ersatzrohstoffe, Ersatzenergien suchen die ähnlich wie das sind was es schon gibt, z.B. Methanhydratförderung
3) Man kann Rohstoffe rezyklieren und Energiequellen finden/entwickeln, die kaum negative Umweltwirkungen haben

Wie du siehtst, gibt es Wahlmöglichkeiten. Und es werden wohl alle Möglichkeiten parallel verfolgt.

Meiner Ansicht nach wünschen sich wohl die meisten Menschen eine unmögliche, nicht realisierbare Kombination wie zum Beispiel naturnäheres, naturverbundeneres Leben bei gleichzeitig hohem Lebensstandard und hoher Mobilität.

Realistisch sind aber nur zwei Alternativen:
1) Der materielle Niedergang womit in Zukunft viel weniger Menschen mit viel weniger Wohlstand nachhaltig weiterleben
2) Geschlossene Stoffkreisläufe bei mehr Energieverbrauch (neue Energiequellen) und mehr Menschen, die aber in Menscheninseln fern von der Natur leben.

Martin,

wissenschaftliche Fakten um die es hier wohl geht sind:

a) 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik
(Energieerhaltung und die Verluste bei der Umwandlung)
b) mehr co2 absorbiert mehr thermische Energie
und das Co2 kommt von unserer Nutzung fossiler Energiequellen
c) fossile Energiequellen und das Oel sind endlich und sehr
ungleich in der Welt verteilt
d) Oel ist der beste bekannte Energietraeger,
die Neufunde gerade von grossen guten Oelquellen
hatten einen Peak von vor 40 Jahren und wir verbrauchen
jedes Jahr rund 4 mal mehr als wir neu finden..
.. entsprechend muss es mit dem Oelverbrauch demnaechts
zurueckgehen

e) der Strom kommt nicht nur aus der Steckdose sondern
er muss auch irgendwie reinkommen
f) wir leben heute nicht nachhaltig und entweder entscheiden
wir uns auf magische Art nachhaltig zu werden oder
Mother Nature macht den Uebergang fuer uns.

etc.. langt erst mal oder..
es kommt nicht auf den genauen Zeitpunkt an
aber das Prinzip ist klar oder?

Hoi Michael,
Auf wissenschaftliche Fakten kann man sich immer berufen. Problematischer wird es, wenn man aus Fakten scheinbar unanfechtbare Schlussfolgerungen zieht. Fakten sind im übrigen relativ selten und liegen immer in der Vergangenheit nicht aber in der Zukunft. So ist es kein Faktum, dass in 20 Jahren weniger Öl gefördert wird als heute oder dass es in 20 Jahren global mindestens 0.2 Grad wärmer ist als heute. Das sind Projektionen, die auf einem bestimmten Informationsstand und mehr oder weniger plausiblen Annahmen beruhen.

Die Formulierung „Die Ökologisten berufen sich auf naturwissenschaftliche Fakten“ macht wenig Sinn und zeugt von mangelnder Begriffsklärung. Da der Ökologismus per definition eine Ideologie ist, kann es auch gar nicht um Fakten gehen, sondern um weltanschauliche Fragen mit ethischen Komponenten und Zukunftsvorstellungen. Mit der Formulierung ist wohl gemeint, dass Ökologisten glauben, die Naturwissenschaft auf ihrer Seite zu haben. Damit sollte man aber immer vorsichtig sein – damit nämlich für seine Vision der Zukunft die implizite Unterstützung durch die Wissenschaft in Anspruch zu nehmen.

Meiner Meinung nach sollte man Fragen wie Massnahmen zum Klimawandel oder Fragen des sinnvollen ökologischen Handelns möglichst wenig ideologisieren und sie damit für möglichste viele Anschauungen offen halten. In den USA ist die Ideologisierung so weit fortgeschritten, dass sogar Fakten aus Ideologiegründen oder Parteizugehörigkeit abgelehnt werden (für Republikaner ist der Klimawandel eine Erfindung der Demokraten)

Es gibt auf beiden Seiten eine Ideologisierung. Im Artikel Why Are Environmentalists
Taking Anti-Science Positions?
wird über die andere Seite berichtet.

Martin,
auf welche Fakten soll man sich also berufen?

„Die Ökologisten berufen sich auf naturwissenschaftliche Fakten (!). Ihr Wissen sei schwierig anzuzweifeln, da es «durch Experten gegen Zweifel immunisiert» werde.“

Sehr geehrte Frau Hildesheimer,
nach Wikipedia ist Ökologismus eine Ideologie, welche die gegenwärtige soziale und politische Ordnung als in sich nicht fähig zur Nachhaltigkeit betrachtet und deshalb weitreichende Umwälzungen im Verhältnis des Menschen zur Natur für nötig hält.

Der Philosoph Hans Jonas überspitzt die ökologistische Position mit der Auffassung (Zitat aus der Wikipedia)
„Die Zivilisation steuere auf ihre Selbstvernichtung zu. Alle Menschen seien aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und sich der drohenden Zerstörung entgegenzustellen.“

Klimaschutz mit Forderungen nach einem radikalen Umbau der Gesellschaft zu verbinden ist allerdings problematisch. Das zeigt sich bereits daran, dass Schwellen- und Entwicklungsländer – wie sich in der Rio+20-Konferenz offenbart hat – auf dem Recht bestehen, der eigenen wachstumsorientierten Wirtschaftstentwicklung Vorrang zu geben vor allem anderen – auch dem Klimaschutz.

Ideologie wird wohl dann zweitrangig werden, wenn sich die Überzeugung durchsetzt, dass die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels so schädlich sind, dass man ihn unbahängig von weltanschaulichen Überzeugungen eindämmen muss. Im Moment sind wir allerdings noch nicht an diesem Punkt angelangt.

Sehr geehrte Frau Hildesheimer,
Unter Energiewende verstehen wohl die meisten den gleichzeitigen Ausstieg aus Kohle, Öl, Erdgas auf der einen Seite und Atomenergie auf der anderen Seite. Diese Abkehr von allen bekannten und erprobten Technologien ist tatsächlich gewagt, vor allem wenn man weiss, dass Änderungen in der Energieversorgung in der Vergangenheit viele Jahrzehnte in Anspruch genommen haben. Besonders schwierig aber werden die Umstellungen im Energiebereich, weil viele vorgefertigte Meinungen vorherrschen, die sich nur sehr schwer oder nur mit grossen Kosten in die Praxis umsetzen lassen. Die Idee der Energieautonomie mit vor Ort-Produktion und Konsumation von Solar- und/oder Windenergie beispielsweise kommt wegen der fehlenden oder ineffizienten Speicher teuer zu stehen. Der Begriff Ökologismus passt zu diesem Problem, beschreibt er doch die ideologische Ausrichtung/Fixierung, welche kaum Kompromisse und Anpassungen an das technisch Mögliche erlaubt. Konkret bedeutet dann das: Wir wollen Strom von der Sonne aber nicht aus Spanien und nicht über (neu zu bauende) Leitungen quer übers Land verteilt. Der Strom soll von unserem Dach kommen und uns im Sommer und Winter versorgen, so dass wir Selbstversorger werden. Eine schöne, romantische Vorstellung, nur leider in unserer Muggel-Welt recht schwierig zu realisieren.

Doch ist der Wunsch Vater oder Mutter unserer morgigen Realität, wird also schon die Technik der nächsten Jahre nicht von Magie (direkt von Hoggwarts importiert) zu unterscheiden sein? Ich wage es zu bezweifeln. Eine komplett andere Energieversorgung ist zwar möglich, aber sie verlangt voraussichtlich viel Anpassungsbereitschaft unsererseits.

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