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Privates Kapital für die globale Energiewende

06.09.2012 von

Nach Fukushima war klar: Die Energiewende muss her. Kein Strom mehr aus fossilen oder nuklearen Energieträgern und mehr Energieeffizienz – das klingt gut. Doch die Wende kommt nur langsam voran. Fehlt das Geld? 

Eine weltweite Vollversorgung mit Elektrizität aus erneuerbaren Energien erforderte hohe Investitionen; im Jahre 2050 drei Mal so viel wie heute, nämlich zirka 3,5 Billionen US-Dollar. Im Gegensatz zu vielen hoch verschuldeten Staaten verfügten aber private Unternehmen und Haushalte gesamthaft über ein genügend hohes Finanzvermögen, nämlich über geschätzte 180 Billionen US-Dollar. Warum schrecken jedoch die privaten Kapitalgeber vor Investitionen in den Energiesektor zurück?

Barrieren für Investitionen

Dafür gibt es einige Gründe:

  • Erstens ist die nationale Energie- und Klimapolitik in vielen Ländern nicht sehr entschlossen und vor allem nicht langfristig orientiert. Daher fehlt es potenziellen Investoren an Planungssicherheit, ohne die sie ihr Kapital ungern einsetzen.
  • Zweitens sind die Preise für Strom aus fossilen und nuklearen Energiequellen zu tief: Beide Bereiche werden in vielen Ländern staatlich subventioniert. Zudem spiegeln die Preise für fossil oder nuklear gewonnenen Strom nicht die kompletten gesellschaftlichen Kosten wider. Die Kosten erneuerbarer Energien erscheinen im Vergleich zu hoch, so dass Investitionen in (neue) erneuerbare Energien oder in Energieeffizienz unrentabel erscheinen.
  • Drittens sind die Rendite-Risiko-Verhältnisse ungünstig. In der Regel haben Investitionen in nachhaltige Energiesysteme einen hohen anfänglichen Kapitalbedarf. Dies ist bei langen Amortisationszeiten und für eher kurzfristig orientierte Investoren unattraktiv. Ausserdem sind neue Technologien und neue Märkte mit zahlreichen Risiken verbunden, deren Abschätzung für Kapitalgeber schwierig ist. Weiter verhindern auch Akzeptanzprobleme viele Investitionen. Potenzielle Kapitalgeber lassen sich von der Möglichkeit langwieriger Widerspruchs- oder Klageverfahren abschrecken.

Gestaltender Staat, Bürgerbeteiligung und korrekte Energiepreise

Mehr Investitionen in nachhaltige Energiesysteme kann es nur dann geben, falls die Investitionsrisiken gesenkt und die Renditen erhöht werden. Dafür bräuchte es vor allem einen gestaltenden Staat, mit einem klaren Ordnungsrahmen und einer verlässlichen staatlichen Politik. Zugleich wäre aber auch eine starke Bürgerbeteiligung wichtig, damit Bedenken der Bevölkerung rechtzeitig gesehen und eine hohe Akzeptanz geschaffen werden kann.

Weiter bräuchte es «korrekte» Energiepreise für fossile und nukleare Energien. Mit korrekt ist gemeint, dass die Preise alle gesellschaftlichen Kosten enthalten. Investitionen in Energieeffizienz und in Technologien für erneuerbare Energien sollten zeitlich befristet gefördert werden. Die vorübergehend ansteigenden Energiepreise wären dabei sozial abzufedern, um unerwünschte Verteilungseffekte zu vermeiden.

Förderbanken und neue Finanzierungswege

Nationale Förderbanken in Form von «Green Investment Banks» sollten Knowhow und Risikoprüfungen für neuen Technologien weitergeben, (staatliches) Kapital zinsgünstig bereitstellen, Kreditgarantien übernehmen und Risiken für Investoren durch Versicherungslösungen senken. Für private Haushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen wären neue Finanzierungswege zu erschliessen. Beispiele dafür sind Energiegenossenschaften oder neue Geschäftsmodelle, bei denen die hohen Anfangsinvestitionen über die Zeit hin verteilt werden.

Privates Kapital kann die Energiewende möglich machen, vorausgesetzt die Rendite-Risiko-Verhältnisse stimmen. Hier ist noch einiges zu tun.

Zur Autorin

Renate Schubert ist Professorin für Nationalökonomie an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie

 





Kommentare (9) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

@Kommentar von Michael Dittmar. 17.09.2012, 9:49

Hoi Michael,

Die untenstehenden Angaben zur Reduktion der CO2-Emissionen in den USA habe ich aus dem Artikel A Fracking Good Story von Björn Lomborg. Der wiederum hat die Daten von der US Energy Information Agency (EIA)

Lomborg schreibt dazu: “ Carbon-dioxide emissions in the United States have dropped to their lowest level in 20 years. Estimating on the basis of data from the US Energy Information Agency (EIA) from the first five months of 2012, this year’s expected CO2 emissions have declined by more than 800 million tons, or 14%, from their peak in 2007. The cause is an unprecedented switch to natural gas, which emits 45% less carbon per energy unit. „
Über den Pro-Kopf-Verbrauch schreibt er: „The reduction is even more impressive when one considers that 57 million additional energy consumers were added to the US population over the past two decades. Indeed, US carbon emissions have dropped some 20% per capita, and are now at their lowest level since Dwight D. Eisenhower left the White House in 1961.“

Schliesslich noch die von mir zitierten Zahlen:
„David Victor, an energy expert at the University of California, San Diego, estimates that the shift from coal to natural gas has reduced US emissions by 400-500 megatonnes (Mt) of CO2 per year. To put that number in perspective, it is about twice the total effect of the Kyoto Protocol on carbon emissions in the rest of the world, including the European Union.“

Lomborg meint, seine Zahlen sprächen für den Vorteil von Fracking. Doch Erdgas ist ein (sehr) schlechter Weg zur Dekarbonisierung. Sogar Lomborg sieht das, schreibt er doch:
„Fracking is not a panacea, but it really is by far this decade’s best green-energy option.“

Hoi Martin,

das glaubst du ja selber nicht!
Der Rueckgang in den USA kommt durch die Krise
(mit anderen Worten hoere nicht auf die Propaganda sondern
pruefe die Rechnung selber, du must sie bezahlen.)
nicht durch die Umstellung von Kohle nach Gas.

die Zahlen nach BP findest du hier:
http://www.bp.com/assets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/reports_and_publications/statistical_energy_review_2011/STAGING/local_assets/pdf/statistical_review_of_world_energy_full_report_2012.pdf
————————–
„Wie sich eine kontinentale oder gar globale Änderung der favorisierten Energiequellen auswirken kann, zeigt der schnelle Übergang von viel Kohle zu immer mehr Erdgas (shale gas) in den USA. Dadurch sind die CO2-Emissionen in den USA verglichen mit dem Jahr 2007 um 400 bis 500 Megatonnen pro Jahr gesunken, was etwa dem doppelten Effekt des Kyoto-Protokolls weltweit entspricht.“

Sehr geehrte Frau Professorin Schubert,

Um auf das Wort „global“ in ihrem Beitrag „Privates Kapital für die globale Energiewende“ einzugehen: Das 2°C-Ziel ist ein globales Ziel und kann von einzelnen Vorreiterländern wie Deutschland nicht allein erreicht werden.
Wie sich eine kontinentale oder gar globale Änderung der favorisierten Energiequellen auswirken kann, zeigt der schnelle Übergang von viel Kohle zu immer mehr Erdgas (shale gas) in den USA. Dadurch sind die CO2-Emissionen in den USA verglichen mit dem Jahr 2007 um 400 bis 500 Megatonnen pro Jahr gesunken, was etwa dem doppelten Effekt des Kyoto-Protokolls weltweit entspricht. Alle Windturbinen und Solarpanel haben in der EU dagegen vergleichsweise wenig gebracht, weil sie nur in ein paar Vorzeigeländern Dänemark, Deutschland und Schottland in grossen Mengen installiert wurden.
Stellen wir uns vor, es gäbe plötzlich ganz billigen CO2-freien Strom und der kommt aus allen Steckdosen in der EU oder gar der ganzen Welt. Damit könnte man mit einer Elektroheizung sogar CO2-frei heizen und Treibstoff für das Auto aus CO2 und H2O synthetisieren: Das Klimaproblem wäre gelost.
Billige CO2-freie Energie, die überall verfügbar ist, ändert also alles. Weil kostengünstige Lösungen sich von selbst ausbreiten, sollte man sie im Visier haben.

Ohne technische Wunder wird in Enerigeinfrastruktur wohl nur dann investiert, wenn es Investitionssicherheit gibt. Das heisst, wenn das investierte Geld mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder zurückkommt. Das spricht für einen langfristig hohen CO2-Preis. Er macht automatisch gewisse EE-Energien rentabler als die fossilen. Gilt der CO2-Preis für ganz Europa und gibt es keine nationalen, sondern höchsten EU-weite Einspeisevergütungen wird automatisch in die günstigsten Standort für Sonnen oder Windkraftwerke investiert. Das Geld hat auf diese Weise die grösste Wirkung. Ein solcherart berechenbares System ist auch für Private attraktiv.

Sehr geehrte Frau Professorin Schubert,

Besser als das in den Staatshaushalten fehlende Geld für erneuerbare Energien von den Privaten abzuholen, wäre es, wenn ein in der Euro-Krise solidarisch werdenderes Europa, den Ausbau der erneuerbaren Energien auf die europäische Ebene hieven würde.

Denn die Schwächen der neuen erneuerbaren Energien, vor allem von Wind und Sonne sind ihre Intermittenz, die schwankende Produktion also. Mit einem europäischen Supergrid, welches alle Produktionsstandorte verbindet, könnten die Produktionsschwankungen stark reduziert werden. Die Energie-Alleingänge der europäischen Nationen, die im Autarkiebestreben begründet liegen, könnten in einem engeren EU-Verbund überwunden werden, denn wer Transferzahlungen erhält muss auch bereit sein, nachvollziehbaren Forderungen der Geldgeber (Deutschland & Co.) nachzukommen, zumal wenn sie auch eigene Vorteile bringen. Ein konkreter Schritt in eine gemeinsame EU-Energiepolitik wären beispielsweise europaweit gleich hohe (oder tiefe) Einspeisevergütungen für Solarstrom und Windstrom. Dann würde sich die Solarstromproduktion in Spanien lohnen, nicht aber in Deutschland, wo dafür die Windstromproduktion lohnend wäre. Ein zweiter Schritt wäre der Aufbau des europäischen Supergrids, welches die Produktionsstandorte verbindet.

Schon immer waren Energiepreise und Versorgungssicherheit zentrale Kriterien für ein Energiesystem. Das wird auch in Zukunft so sein. In einem gesamteuropäischen System wäre die Versorgungssicherheit von der politischen Stabilität in Europa abhängig. Wer an Europa glaubt kann auch einem gesamteuropäischen Energiesystem vertrauen – und wer nicht an Europa glaubt sollte auf Erneuerbare Energien besser verzichten, denn Autarkie ist teuer (ausser vielleicht in der Schweiz mit ihren Pumpspeichern und grossen Dämmen).

Sehr geehrte Frau Professorin Schubert,

Das 2°C-Ziel verlangt nach weltweit sinkenden CO2-Emissionen noch ab den 2030er Jahren und ist kaum noch zu erreichen, denn die CO2-Emissionen steigen seit den 1990er-Jahren um 3% jährlich und das ohne Trendumkehr.
Selbst ein 3°C-Ziel dürfte schwierig einzuhalten sein.

Klimaziele wie das 2° oder 3° Celsius Ziel werden darum nicht erreicht, weil sie zuwenig bewusst angestrebt werden und weil klimapolitisches und klimaökonomisches Handeln nicht die oberste Priorität hat. Dies lässt sich sogar an der Rio+20-Konferenz ablesen, wo die Überwindung extremer Armut als Primärziel und sustained economic growth (nicht etwa sustainable, sondern sustained growth) als Mittel dieses Primärziel zu erreichen, ausgegeben wurde. Rio+20 hatte also die wirtschaftlichen Probleme der Entwicklungs- und Schwellenländer im Fokus und nicht die Umwelt oder das Klimaproblem.

Aber auch hier in Europa, den OECD-Ländern und speziell in der EU hat das Erreichen des CO2-Ziels nur mittlere Priorität trotz der Ausgabe des 20-20-20 Ziels (-20% CO2, +20% EE, -20%Energieverbrauch). Dies lässt sich daran erkennen, dass es keine EU-weiten, genug hohen CO2-Preis gibt, der lenkende Wirkung hätte und daran, dass die Klimaziele nicht langfristig festgeschrieben werden, sondern immer wieder neu ausgehandelt werden müssen, womit sie in der Prioritätsliste nach hinten rücken können. Nationale und föderale Energie- und Wirtschaftspolitik hat viele Ziele (z.B. Industrieförderung über Solarförderung) neben den Klimazielen.
Auch die Verknüpfung von Nuklearausstieg mit Klimazielen, die sie in diesem Artikel machen, verknüpft Klimapolitik mit etwas was in D mehr Emotionen weckt und als dringender empfunden wird als das Klima zu retten: Den Ausstieg aus der als die als ultimative Gefahr empfundenen Atomtechnologie.

Privaten Investitionen in EE und nicht-fossile Energien fehlt deshalb in der Tat die Investitionssicherheit.

Sehr geehrte Frau Professorin Schubert,
Sie kommen in diesem Beitrag zu folgendem Schluss: Private Investitionen sollen die nötigen hohen Investitionen in die erneuerbaren Energein stemmen, denn die hoch verschuldeten Staaten sind dazu nicht in der Lage.
Um diese Investitionen anzukurbeln fordern sie eine langfristig orientiere Energiepolitik, höhere Preise für fossilen und nuklearen Strom, tiefere Investitionsrisiken und höhere Renditen für private Investoren. Förderbanken und neue Finanzierungswege sollen dies attraktiv machen.
Flankierend sollen hohe Energiepreise sozial abgefedert werden.

Zuwenig gehen sie aber auf den alles entscheidenden Punkt ein: Der Preis für die neuen Energiequellen sollte möglichst tief sein. Dieses Ziel kann man nur erreichen, wenn man das Energiesystem als Ganzes betrachtet und nicht einfach (Zitat)“ Risikoprüfungen für neuen Technologien „ macht. Ein paar Solarpanels und Windräder machen noch kein Energiesystem. Der Physiker Gregor Czisch hat ein kostenoptimiertes Energiesystem für ganz Europa durchgerechnet und kommt zum Schluss, dass es mit heutiger Technologie zu einem Gestehungspreis von 4.6 Eurocents pro kWh führt – nicht mehr als heute. Sein System benutzt vorwiegend standortoptimierte Windturbinen die über ein europaweites Supergrid verbunden sind. Bestehenden Staudämme und Biomasseenergiekraftwerke sichern gegen Flauten.
Das EU-Projekt roadmap 2050 ist ähnlich.
Fazit:
– EE-Systeme können sehr teuer sein, sie müssen es aber nicht wenn man die Tücken meidet und die Stärken dieser Technologie optimal nutzt
– Heutige EE-Technologie muss europaweit vernetzt sein
– Auch ohne Durchbrüche in neuen EE-Technologien wäre heute ein EE-System möglich, wenn man Denkbarrieren überwindet (keine nationale Energieautarkie).

Sehr geehrter Frau Professorin Schubert,

Einsteins Satz „Make everything as simple as possible, but not simpler.“ gilt auch und gerade für die Ökonomie, weil bewusst gesetzte ökonomischen Zielsetzungen oft Auswirkungen haben, die nicht vorauszusehen waren. Auch Energiesysteme sind äusserst komplex und bestehen aus vielen Komponenten, die aufeinander abgestimmt sein müssen. Fördert man einzelne Elemente wie die Stromerzeugung über Photovoltaik oder Wind mit Einspeisevergütungen so besteht die Gefahr, dass die übrigen Komponenten des Energiesystems dem Zuwachs dieser Stromproduzenten hinterherhinken, wie das nun in Deutschland mit den Stromübertragungsleitungen passiert ist.

Planbarkeit, die so wichtig ist für Investitionen und den Return on Investment ist, wird deshalb besser dadurch erreicht, dass man die Rahmenbedingungen für sehr lange Zeiträume so setzt, dass die Marktkräfte gezwungen sind innerhalb dieses Rahmens die optimale Lösung zu finden. Gilt es darum, global Wirkungen zu erzielen müssen die Rahmenbedingungen zudem global neu gesetzt werden. All das spricht im Kontext des anthropogenen Klimawandels für einen markant höheren Preis auf fossilen Rohstoffen. Der Preis für Rohöl hat sich schon spontan um mindestens den Faktor 4 erhöht seit Ende der 1990er Jahre. Öl ist jedoch schwierig zu ersetzen und der Preis muss sich wohl noch einmal verdoppeln bis der Rohölverbrauch zurückgeht. Erdgas und Kohle sind allerdings immer noch zu billig und wenn sich ein höherer Preis nicht durchsetzen lässt, wäre ein Kombination von CO2-Steuer inländisch und auf importierte Waren angezeigt.

Zusätzlich sollte die Forschung in CO2-arme Energiesysteme massiv verstärkt werden. Die 100 Milliarden Euro, die Deutschland bereits als Einspeisevergütungen für die nächsten 20 Photovoltaik-Strom zugesagt hat, wären wohl besser in die Photovoltaik-Forschung investiert worden, wo noch viele Innovationen anstehen.

Sehr geehrter Frau Professorin Schubert,

Fukushima hat Deutschland und der Schweiz die Energiewende gebracht. Mit Energiewende meint man die Abkehr von der Atomenergie zusätzlich zu der bereits durch die Klimaziele gegebenen Abkehr von Öl, Gas und Kohle. Ersatzenergien sollen allein Wasser, Sonne, Wind und Erdwärme sein.
Sie fordern nun die globale Energiewende. Dass die ganze Welt auf Kernenergie verzichten muss, scheint mir aber ein zu weit gefasstes Ziel. Die internationale Energieagentur hat mehrmals festgehalten, dass die Klimaziele ohne Kernenergie schwieriger zu erreichen seien, zumal Kernenergie weniger CO2-Emissionen verursacht als Solarzellen oder selbst viele Wasserkraftwerke in welchen verwesende Pflanzen Methan freisetzen.

Neue erneuerbare Energien werden bei der globalen Abkehr von Kohle, Öl und Erdgas jedoch sicher eine zentrale Rolle spielen und deshalb sind die politischen und ökonomischen Barrieren, die Investitionen entgegenstehen, abzubauen. Sie nennen 3 Investitionsbarrieren für privates Kapital: die unentschlossene, nicht langfristig ausgerichtete Klimapolitik vieler Nationen, die zu tiefen Preise für die nuklearfossilen Energien und der hohe Kapitalbedarf für die Installation von EE zusammen mit den Investitionsrisiken.
Mich wundert, dass sie als Ökonomin nicht einfach einen Preis für CO2 fordern wie er von James Hansen (als Carbon-Tax) und in anderer Form von Verfechtern von Emissionshandelssystemen gefordert wird. Beim Klimaproblem geht es nämlich nicht nur um EE, sondern generell darum auf Kohle, Öl und Gas zu verzichten – auch beim Heizen, bei der Mobilität und beim Abbau.

Für den Aufbau von EE-Systemen sehe ich selbst die nationalen Autarkie-Ziele als grösstes Hemmnis. Ideal wären europaweite, ja weltweite Verbundnetze erneuerbarer Energien, denn damit könnten auch die Produktionsschwankungen ausgeglichen werden. EU-weite oder globale EE-Ziele wären zudem verlässlicher als nationale Ziele.

„Im Gegensatz zu vielen hoch verschuldeten Staaten verfügten aber private Unternehmen und Haushalte gesamthaft über ein genügend hohes Finanzvermögen, nämlich über geschätzte 180 Billionen US-Dollar. Warum schrecken jedoch die privaten Kapitalgeber vor Investitionen in den Energiesektor zurück?“

Die hohen Staatsschulden sind doch bereits private Zwangsinvestitionen. Irgend jemand muss das doch eines Tages wieder zurückzahlen, oder der Staat wird sich schnellere Drucker kaufen, um das Geld zu drucken, und damit die privaten Vermögen entwerten.

Warum sollen Private in langfristige, unsichere Projekte investieren und gleichzeitig die Amortisation dieser Projekt über überhöhte Energiekosten selbst aufbringen?

Wenn die Energiekosten schon jetzt als „nicht korrekt“ betrachtet werden, inwiefern wird dieser Fehler korrigiert, indem der Staat erneut eingreift und die Korrektur von der einen auf die andere Energieform umverteilt?

Warum soll ich persönliche Investitionen in Energiesysteme vornehmen, von denen niemand bisher nur der Name bekannt ist (es heisst „Nachhaltig) wenn ich weiss, dass ich für diese Investition zu meinen Lebzeiten keinen Rappen Rendite sehen werde. Mein Leben ist leider nicht sehr nachhaltig und ich habe keinen Anspruch auf ein zweites.

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