Erste Grossbäckerei mit Holzschnitzelfeuerung
20.03.2012 von
Globale Umweltprobleme und Ressourcenknappheit sorgen dafür, dass einheimische, erneuerbare und CO₂-arme Energieträger energiepolitisch stark an Bedeutung gewinnen müssen. Beispielsweise ist Holz in der Schweiz zuhauf vorhanden, wächst beständig nach und ist erst noch klimafreundlich. Deshalb setzen wir bei Coop dieses vermehrt als Brennstoff ein.
Die reine Wärmegewinnung durch Verbrennung von Holz ist vor allem dort sinnvoll, wo hohe Temperaturen notwendig sind. So zum Beispiel bei der Herstellung von Backwaren.
Nachhaltig produzierte Backwaren
In der Coop-Grossbäckerei Gossau SG werden jährlich rund 4’300 Tonnen Backwaren für den Grossraum St. Gallen und die Ostschweiz hergestellt. Die dafür notwendigen Backöfen werden mit 300 Grad Celsius heissem Thermoöl beheizt. Bisher wurde das Thermoöl in einem Gas/Öl befeuerten Kessel erhitzt. Seit November 2011 erfolgt dies – als erste industrielle Bäckerei der Schweiz – mit einer modernen Holzschnitzelfeuerung.
Die Holzschnitzel-Anlage deckt die Grundlast der Bäckerei ab, das heisst 70 % des Jahresbedarfs respektive 3’500 Megawattstunden Wärme. Pro Tag werden 30 Kubikmeter Holzschnitzel aus der Region Gossau/St. Gallen verbrannt: 55 % naturbelassene Waldhackschnitzel und Reste aus Sägereien sowie 45 % Landschaftspflegeholz. Nebst dem Erhitzen des Thermoöls liefert die Holzschnitzel-Anlage auch Wärme für die Beheizung der angegliederten Verteilzentrale und der Büros. Zur Speicherung von Wärmeüberschüssen gibt es zudem einen Wärmespeicher für Heizungswasser.
70% weniger CO₂ dank Holzschnitzelfeuerung
Die CO₂-Reduktion durch die Holzschnitzel-Anlage ist eindrücklich. Durch die Gas/Öl-Feuerung wurden bisher jährlich rund 1’300 Tonnen CO₂ ausgestossen. Durch die Holzschnitzel-Anlage reduziert sich der jährliche CO₂-Ausstoss um rund 70 % respektive 900 Tonnen. Die Holzschnitzel-Anlage leistet somit einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur CO₂-Neutralität von Coop.
Holzschnitzelfeuerung bedeutet natürlich nicht automatisch auch Holzofenbrot. Trotzdem kann, wer sein Brot für Confi-Brötli jeweils bei Coop im Raum St. Gallen/Ostschweiz kauft, seit November 2011 mit gutem Gewissen beherzt reinbeissen. Analoge Holzschnitzel-Anlagen sind auch für die anderen Grossbäckereien von Coop geplant.
Zum Autor
Gastautor Georg Weinhofer ist Leiter der Fachstelle Energie/CO₂ bei Coop.
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Gerne beantworte ich die bisherigen Kommentare:
Betreffend CO2-Gesamtbilanz: Coop rechnet für ihre CO2-Bilanzen nicht nur direkte Emissionen vor Ort sondern auch die indirekten und vorgelagerten Emissionen. Holz (und die anderen erneuerbare Energien) und auch Strom werden bei Coop somit nicht als CO2-frei gerechnet. Somit sind die 70% CO2-Einsparung die Reduktion der Gesamtbilanz der Anlage.
Betreffend Feinstaub ist zu sagen, dass die gesetzlichen Vorgaben für Emissionen der Anlage natürlich eingehalten werden.
Betreffend zusätzlicher Lastwagen-Fahrten: Pro Tag wird ein einziger 37m2-Container Holz aus dem Raum Gossau/St. Gallen geliefert.
Betreffend Brot welches in Coop-Verkaufsstellen nicht verkauft werden kan: Dieses wird zu einem Teil der Tierfütterung, zum anderen Teil Biogas-Anlagen zur Gewinnung von Biogas zugeführt.
und noch ein Bericht zum Thema ..
bis der letzte Baum..
(frisch von der politisch korrekten Weltbank..
die das ganze gerne mit finanziert oder gerne finanzieren wuerde)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,822885,00.html
Wer wohl am Ende die kurzfristigen Gewinner und die Verlierer
sein werden?
Nichts gegen den Entschluss von Coop, ihre Öfen mit einer Holzschnitzelheizung zu betreiben. Aber das Beispiel zeigt leider wieder einmal woran es an der ganzen Klima- / Energie- Diskussion oft fehlt oder wenn man etwas zynischer sein soll: Wie Firmen mit der Klimadiskussion Marketing betreiben.
Es fängt dabei an, Holz als Alternative zu preisen, aber nichts über die begrenzten vorhandenen Potentiale zu sagen. Denn wenn es nicht auch um das Potential solcher Lösungen geht, dann frage ich mich was der Beitrag im Klimablog verloren hat. Coop hat eine Holzschnitzelfeuerung, schön..und weiter?
Im weiteren heisst es 70% des Jahresbedarfs würden mit Holz abgedeckt, weiter unten dann dass dies 70% CO2 Einsparungen bringe. Wie schon zuvor erwähnt wurde, wäre es interessant zu wissen ob sich das auf die Gesamtbilanz bezieht (also inklusive Rohstoffgewinnung, Verarbeitung, Transport), ansonsten machte eine Einsparungsangabe nicht viel Sinn. Ich möchte hier z.b an Danone erinnern, die mit ihren Joghurtbechern aus Bioplastik Werbung machen wollten und natürlich die Produktion (Maisanbau etc) für das Bioplastik geflissentlich aus ihrer CO2 Bilanz ausgeklammert hatten.
Was ist mit den Nachteilen einer Technologie? Wieso liest man so selten über eine Abwägung von Vor- und Nachteilen. In Sachen Holzfeuerung: Der Feinstaubausstoss. Wie sieht es damit aus?
Feinstaub ist ein Gesundheitsrisiko und hier gehörte m.E eine Abwägung von „CO2 Neutralität“ und Luftqualität in einen Beitrag der auf dem Klimablog veröffentlicht wird. Aber mit „CO2 neutral“ lässt es sich halt so gut Werbung machen…
Wird das alte Brot, welches in den Läden liegen bleibt, auch dort verfeuert, anstatt fortgeworfen? Brot ist im weitesten Sinne auch Holz, oder wie ist das bei Ihnen?
Danke
Die Anzahl Lastwagen würde mich interessieren, die dadurch zusätzlich auf unseren Strassen rumfahren.
Das Volumen der benötigten Holzschnitzel ist nämlich gigantisch.
Aber ich finde es grundsätzlich nicht schlecht, dass man auch ein bisschen Holz nutzt. Aber deswegen ein AKW abschalten: nein
70% weniger CO₂ dank Holzschnitzelfeuerung. Und der Feinstaub, welches direkt in die Lungen der umliegenden Bevölkerung landet? Das spielt für Coop offensichtlich keine Rolle. Es trifft ja die anderen. Die Entsorgung und der Transport der Schnitzel sind ebenfalls kein Thema.
Hoi Martin,
Oh je, ich hoere schon die Kettensaegen!
In dem Zusammenhang
auf Seite 22
http://ihp-lx2.ethz.ch/energy21/Bern22022012.pdf
habe ich ein paar Fakten zusammen gestellt.
Es stimmt der Schweizer Wald waechst im Moment, aber
nur in „schwer“ zugaenglichen Bergregionen!
Im Mittelland, dort wo „wir Menschen“ Energie brauchen
aber nicht.
Also, wie viel gesunden Wald brauchen wir in der Naehe
um: „Lokal und akzeptabel zu leben und global denken“
Unsere Nachbarlaender haben aehnliche Probleme
wie man aus der anderen Graphik erkennen kann.
Also Importe werden auch schwieriger und teurer werden.
Bevor wir die Waelder wieder pluendern sollten wir uns
genauere Gedanken ueber unsere Wuensche und die der
zukuenftigen Generationen machen.
Sehr geehrter Herr Georg Weinhofer,
den meisten ihrer Aussagen kann ich zustimmen und die Umstellung von Thermoölheizungen auf Holzschnitzelheizungen ist positiv zu bewerten.
Nur in einem Punkt muss ich ihnen widersprechen. Sie schreiben:
Beispielsweise ist Holz in der Schweiz zuhauf vorhanden, wächst beständig nach und ist erst noch klimafreundlich.
Es ist zwar so, dass Schweizer Holz noch viel stärker genutzt werden werden könnte. Das liegt aber nur daran, dass es bis jetzt wenige Nutzer gab und Heizen mit Öl oder Gas einfacher und günstiger war. Würden mehr Betriebe oder/und Private auf Holzheizungen umstellen, wäre das Potential schnell ausgeschöpft. Am 11. Holzenergie-Symposium 2010 wurde hat dazu der Bericht Begrenztes Holz bedingt hohe Wirkungsgrade verfasst. Die gewaltigen Holzmengen, die man für Holzkraftwerke braucht gehen aus folgenden Sätzen hervor:
Bei den Holzkraftwerken gilt als Massstab: 40 MW Leistung benötigen jährlich 140 000 m3 Holz. Werden alle zurzeit geplanten Projekte umgesetzt, so benötigt man rund 800 000 m3, wobei vor allem Altholz verwertet werden soll.
Anmerkung: In der Schweiz werden pro Jahr gut 5 Millionen Kubikmeter Holz geerntet. Die geplanten Holzkraftwerke würden also fast 20% dieser Holzmenge benötigen.
Insgesamt kommt dieser Bericht zum Schluss, dass nicht viel mehr als eine Verdoppelung, vielleicht Vervierfachung der gegenwärtigen Holznutzung in der Schweiz möglich ist und schliesst: Das 11. Holzenergie-Symposium hat aufgezeigt, dass es bei einem limitierten Potenzial an Energieholz besonders wichtig ist, die technischen Möglichkeiten der
Auslegung von Feuerungssystemen, der Emissionsverminderung
und einer effizienten Holznutzung auszuschöpfen.
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