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Neue Energiepolitik und Klimaziele sind kein Gegensatz

30.08.2011 von

Wir erinnern uns: Vor vier Jahren war die globale Erwärmung Wahlthema Nummer 1. Der Dokumentarfilm «An Inconvenient Truth» zur Klimaerwärmung bewegte die ganze Welt. Und heute? 

Seit dem Super-GAU in Fukushima steht nicht mehr die Klimaerwärmung, sondern die Energiepolitik im Vordergrund. Sogar Japan will aus der Atomenergie aussteigen. Die fünf bestehenden Schweizer Atomkraftwerke (AKW) sollen am Ende ihrer Betriebsdauer stillgelegt werden. Denn in den nächsten 15 Jahren wird das Schweizer Stimmvolk sicher keinem neuen AKW zustimmen. Die Atomenergie hat ihren absoluten Tiefpunkt der gesellschaftlichen Akzeptanz erreicht.

Für eine Stromproduktion ohne Atom braucht es Einsparungen, mehr Energieeffizienz, den Ausbau der Wasserkraft (unter Berücksichtigung des Landschaftsschutzes) und die Förderung der erneuerbaren Energien, sowie wahrscheinlich auch Gaskraftwerke. Hier sehen einige bereits unsere CO₂-Klimapolitik gefährdet. Neben ernsthaft Besorgten wird die Klimapolitik plötzlich von dezidierten Atomkraft-Vertretern ins Feld geführt. Sind dies redliche Motive?

Neue Energiepolitik muss Klimaziele einhalten

In den Diskussionen um den Klimaschutz und die künftige Energieproduktion ist für mich eines von grösster Wichtigkeit. Die künftige Energiestrategie darf die klimapolitischen Ziele nicht verunmöglichen. Mit dem Ausstieg aus der Atomenergie müssen wir somit knapp 10 Prozent unserer Energiequellen ändern und den Energieverbrauch weitmöglichst durch Effizienz reduzieren. Viele CO₂-senkenden Massnahmen ersetzen zwar fossile Energie durch Strom, so zum Beispiel Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge. CO₂ kann jedoch andernorts eingespart werden: Solaranlagen für die Warmwasseraufbereitung können sowohl Elektroboiler als auch Öl ersetzen. Wärmepumpen nutzen die Erdwärme und sind trotz Stromverbrauch eine Alternative zu den 240‘000 Elektroheizungen und zu den 840‘000 Ölheizungen in der Schweiz, wie Andrea Burkhardt, Abteilungsleiterin beim BAFU, in einem früheren Blog festgehalten hat (>hier). Mit der Förderung der Erneuerbaren Energien und Cleantech können wir wirklich «world class – swiss made» werden. Ohne die Klimaziele zu vernachlässigen.

Gesucht sind neue Ideen für CO2-Sparanreize im Verkehr

Die Situation heute sieht nicht sehr positiv aus. Die Schweiz wird ihr international verbindliches Ziel zur Verminderung des CO₂-Ausstosses im Zeitraum 2008 bis 2012 voraussichtlich um 0,8 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr verfehlen. Dies ist sehr bedauerlich. Während sich die Entwicklung der CO₂-Emissionen des Brennstoffsektors auf Zielkurs befindet, sind die Emissionen im Treibstoffbereich zwischen 1990 und 2009 weiter angestiegen. Für die Kyoto-Verpflichtungsperiode 2008 bis 2012 müssen wir mit einer Ziellücke von 4 Millionen Tonnen CO₂ rechnen. Offensichtlich hat es am nötigen Umsetzungswillen gefehlt. Freiwillige Massnahmen alleine genügen nicht. Lenkungsabgaben im Verkehr sind in der Schweiz kaum durchsetzbar und verschiedene politische Entscheidungsträger bezweifeln ihre Wirksamkeit. Die ansteigenden Ölpreise haben kaum Verhaltensänderungen der Schweizer Bevölkerung bewirkt. Selbst wenn die CO₂-Abgabe auf Treibstoffe vor Ende 2012 noch eingeführt werden könnte, würde sie keinen ausreichend hohen Reduktionsbeitrag mehr leisten, um die Kyoto-Zielerreichung garantieren zu können, muss das BAFU eingestehen.

Wir brauchen andere Lösungen für CO₂-Einsparungen im Verkehr: Kleinere und leichtere Autos, den 3-Liter Motor und eine Raumplanung, die Wohnen und Arbeiten wieder zusammenführt. Wir brauchen Alternativen zu den Lenkungsabgaben auf Treibstoffen. Hier sollten wir einen Ideenwettbewerb starten. Gute Vorschläge sind gesucht! Denn im Verkehr – neben den Gebäudemassnahmen – ist das Einsparpotential gross.

Zur Autorin

Gastautorin Kathy Riklin ist Nationalrätin der CVP und Präsidentin des OcCC, des beratenden Organs für Fragen der Klimaänderung des Bundes.

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Kommentare (10) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

Ein schwieriges und komplexes Thema. Die Klimaerwärmung ist nicht das wichtigste Thema für mich. Ob es die wirklich gibt, da streiten sich ja die Experten. Energieeffizienz ist wichtig, egal in welchem Bereich. Aber nur alles teurer machen ist keine Lösung. Wo bleibt da das Soziale?

@Kommentar von Burghard Schmanck

Sehr geehrter Herr Schmanck. Sie schreiben

Die CO2-Erwärmungshypothese ist eine widerlegte Hypothese, also nicht mehr argumentativ verwendbar. Die Widerlegung ist nachzulesen bei zwei deutschen Physikern namens Gerlich und Tscheuschner

Diese beiden Physiker tscheuschen den Leser. Was sie schreiben ist Unsinn. Wir haben schon x-mal darüber diskutiert auf dem Klimablog. Geben sie in Google folgendes ein:
Gerlich site:http://blogs.ethz.ch/klimablog
und sie finden folgende folgende Beiträge in denen darüber diskutiert wurde:
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/09/21/der-weltklimarat-die-blogosphare-und-die-medien/
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/05/25/wie-kann-man-die-skeptiker-argumente-uberprufen/
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/12/22/el-nino-oder-das-wahrscheinlich-warmste-jahr/
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/12/02/lucke-zwischen-emissions-und-klimazielen/
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2009/12/02/kohlendioxid-und-erwarmung-wie-viel-ist-zu-viel-teil2/
http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/06/28/das-gegenteil-von-gut-gut-gemeint/

@ Burghard Schmanck
Skurilitäten aus der Klima-Zweifler-Mottenkiste: Gerlich und Tscheuschner verbreiten physikalischen Unsinn, gründlichst widerlegt, z.B. von der American Physical Society: http://arxiv.org/pdf/0802.4324v1

Kathy Riklin sollte sich mal endlich mit den physikalische Tatsachen befassen. Die CO2-Erwärmungshypothese ist eine widerlegte Hypothese, also nicht mehr argumentativ verwendbar. Die Widerlegung ist nachzulesen bei zwei deutschen Physikern: http://www.schmanck.de/0707.1161v4.pdf, namens Gerlich und Tscheuschner. DIE WELT spottete jüngst: „Die Klimakanzlerin löst sich in Luft auf“ s. http://www.schmanck.de/KlimaPresse.html.
„War der Sommer nun zu warm oder zu kalt?“ fragt spottend das Sachsenfernsehen, und The New York Times titelt besorgt: „Germany Dims Nuclear Plants, but Hopes to Keep Lights On“.

@ Elena Cinque
Zum Einfluss der kosmischen Strahlung auf das Klima gibt es eine Fülle wissenschaftlicher Arbeiten – im Vergleich zum Einfluss der von uns emittierten CO2-Mengen ist dieser sehr klein. Die von Ihnen zitierten Arbeiten von Shaviv sind fehlerhaft und manipuliert („künstlich erhöhte Korrelation“), wie z.B. in http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Journals/rahmstorf_etal_eos_2004.html gezeigt wurde.

@Kommentar von Ben Palmer. 31.08.2011, 0:13
@Kommentar von Elena Cinque. 31.08.2011, 0:06

Zitat: ohne fossile Brennstoffe ist es nicht mehr möglich, unseren, … , Lebensstandard zu erhalten, ohne alternative Energieformen zur Verfügung zu haben.

Auch ich glaube, dass es nicht so einfach ist auf fossile Rohstoffe zu verzichten. Und selbst wenn es bezahlbare Alternativen gäbe sind die Energiemengen, die eingespart oder umgestellt werden müssen gewaltig, denn 80 % aller Energie, die der Mensch heute technisch nutzt, stammt aus fossilen Quellen.

Falls Elena Cinque recht hätte und es gar keinen menschengemachten Klimawandel gäbe und wenn zudem noch genügend fossile Rohstoffe zur Verfügung ständen, wäre es natürlich unverantwortlich überhaupt etwas in diese Richtung – zunehmender Verzicht auf fossile Rohstoffe – zu unternehmen.

Die Schweiz schafft es nicht ihre selbst eingegangen Verpflichtungen was den CO2-Ausstoss angeht zu erfüllen. Nun, die Schweiz ist nicht allein. Deutschland hat sein Ziel für 2012 nur erreicht, weil so viel CO2-Ausstoss wegfiel nachdem die ostdeutsche Industrie zusammenbrach. Deutschland wird sein selbstdeklariertes Ziel bis 2020 den Kohlendioxid-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren nicht erfüllen können, vor allem wegen dem Atomausstieg, aber auch wegen dem starken Wirtschaftswachstum 2010/2011 (allerdings weiss man nicht wie es mit dem Wirtschaftswachstum weitergeht).

Irgendwann muss die Menschheit allerdings sowieso aus den fossilen Energien aussteigen. Dazu braucht es auch neue Technologien. Technologien, die es heute noch gar nicht gibt. Zuerst sollte man also Einsparungen dort machen, wo die nötigen Technologien schon vorhanden sind. Das ist beispielsweise die Energieversorgung von Gebäuden. Die kann heute schon ohne fossile Energien realisiert werden.

„Die ansteigenden Ölpreise haben kaum Verhaltensänderungen der Schweizer Bevölkerung bewirkt. Selbst wenn die CO₂-Abgabe auf Treibstoffe vor Ende 2012 noch eingeführt werden könnte, würde sie keinen ausreichend hohen Reduktionsbeitrag mehr leisten, …“

Lassen wir uns diese Aussage auf der Zunge zergehen …

Die ansteigenden Ölpreise (aufgrund der wirtschaftlichen Situation) haben keine Verhaltensänderungen bewirkt. Lasst uns also eine Ölpreiserhöhung (in Form einer CO2-Abgabe) durchführen, um eine Verhaltensänderung zu bewirken! Wie absurd ist denn diese Argumentation?

Vielleicht gibt es nur deshalb keine Verhaltensänderung, weil das Verhalten schon so weit angepasst ist, dass die Grenze des Machbaren weitgehend erreicht ist. Das heisst: ohne fossile Brennstoffe ist es nicht mehr möglich, unseren, in langen Jahrzehnten der Evolution erwirkten, Lebensstandard zu erhalten, ohne alternative Energieformen zur Verfügung zu haben.

Niemand wird bereit sein, auf den Lebensstandard von vor hundert Jahren zurückzukehren, bis alternative Arten der Energiegewinnung gefunden werden. Genausowenig wie jemand auf die Idee käme, den Karren vor den Ochsen zu spannen.

Es wäre ja schon ein Wunder, wenn nur schon die Verfasser von Artikeln und Kommentare in diesem und in anderen Blogs und Foren sich bewusst würden, welche gewaltigen Energiemengen die PC-Industrie und das WWW konsumieren, während wir über Energiesparmassnahmen diskutieren. Vor hundert Jahren gab es weder PCs noch ein WWW. Wann gehen die Autoren des ETH-Blogs mit gutem Beispiel voran, um uns zu zeigen, dass man auch ohne leben kann?

Im Prinzip gehe ich mit NR Kathy Riklin einig. Energie- Effizienz, Luftreinhaltung, Umweltbewusstsein sind gute Sachen. Aber der Grund dazu ist für mich bei Ihr falsch gesetzt. Sie glaubt an den Menschen gemachten Klimawandel (APG) . Der APG ist aber keineswegs bewiesen wie es in diesem Blog glauben gemacht wird. CO2 ist nicht die treibende Kraft im Klimawandel, sondern hat wie schon Jahrtausende davor natürliche Ursachen. Der antropogene CO2 Ausstoss ist darin nur ein vernachlässigbarer Faktor. Die Politiker und die Wissenschaften missbrauchen die von der IPCC und UN gesteuerte Klima Hysterie für ihre Zwecke. Die UN will Gelder generieren für ihre politischen Aufgaben und die Klimawissenafter wollen nicht um ihren Forschunsgelder bangen. Wie die Grünen NGO, WWF und Greenpeace leben sie von den Forschungsgelder oder Spenden gut. (Wes Brot ich ess, des Lied ich sing). Das aber ist keine Wissenschaft mehr. Bei der PolitikerInnen mag das noch nachvollziehbar sein. Diese wollen schliesslich vom den StimmbürgerInnen – ob dummen oder gescheiten – wiedergewählt werden, bei der Wissenschaft ist das aber kaum nachvollziehbar, denn sie hat sich der „Wahrheit“ und dem wissenschaftlichen Diskurs zu stellen. Wer sich aber mit dem Kosmos anlegen will und uns glauben machen möchte diesen steuern oder auch nur beeinflussen in der Lage sein zu können, der ist grössenwahnsinnig.
It’s Cosmos, so the Sun, Stupid.

link: Prof. Nir J. Shaviv
http://www.sciencebits.com/ice-ages

Aus der anorganischen Chemie: Jede Verbrennung ist eine Vereinigung mit Sauerstoff (=Oxidation).

Im Falle fossiler Brennstoffe ist es Kohlenstoff, der oxidiert. Als Ergebnis entstehen Kohlenstoffverbindungen (CO und CO2) und dabei wird Energie freigesetzt. Wenn keine Kohlenstoffverbindungen entstehen, dann handelt es sich nicht um eine Verbrennung und es wird auch keine Energie freigesetzt. Es ist also illusorisch zu glauben, man könne den CO2-Ausstoss bei Verbrennungsmotoren beliebig reduzieren, ohne den Wirkungsgrad (Energieausbeute) zu reduzieren.

Sehr geehrte Frau Riklin,

Der Atomausstieg wird tendenziell den CO2-Ausstoss erhöhhen. Das ist in Deutschland erkennbar wo die meisten der geplanten 26 Kohlekraftwerke nun wohl realisiert werden (siehe http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/regierung-will-gas-und-kohlekraftwerke-ausbauen/4253948.html ).
Wenn der Wille da ist, könnte man den zusätzlichen CO2-Ausstoss jedoch gering halten. Beispielsweise mit der Forderung, dass Gaskombikraftwerke in der Schweiz mit Kohlendioxidabscheidung versehen werden müssen.

Auch den Treibstoffverbrauch könnte man reduzieren, wobei zuerst einmal technische Verbesserungen im Vordergrund stehen. Die EU will bis 2020 einen Durchschnitt von 95 Gramm CO2-Ausstoss pro Kilometer für Neuwagen festlegen. Es genügt also schon, wenn die Schweiz diese Grenzwerte übernimmt.
Die Schweiz könnte ohne weiteres den Treibstoffverbrauch sogar schneller als die EU senken, indem sie die in der EU geplante gestaffelte Einführungsphase des neuen durchschnittlichen Grenzwerts von 130 g/km ab 2012 verkürzt. Denn in der EU sollen ab 2012 erst 65% der Neuwagen diesen Grenzwert erreichen und erst 2015 sollen dann 100% der Neuwagen nur noch 130 g/km ausstossen. Die Schweiz könnte fordern, dass schon ab 2012/2013 alle oder mindestens 90% der Neuwagen nur noch 130 g/km ausstossen. Solche Autos und Autos, die noch viel weniger ausstossen, gibt es schon, zum Beispiel als Plugin-Hybride. Solch ein Auto hat die gleichen Fahrleistungen wie eines das mehr ausstösst, ist allerdings teurer. Das Geld für teurere Autos haben die Schweizer ja.

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