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Wetterextreme erfordern Anpassungen

23.06.2011 von

Fast täglich berichten Zeitungen über Wetterextreme und deren Auswirkungen; Überschwemmungen in Pakistan, Australien und den USA, eine schon länger anhaltende extreme Trockenperiode in China und im Mittleren Osten und so weiter. Der Eindruck trügt nicht: Die World Meteorological Organization (WMO) bestätigte diesen Frühling, dass diese Extreme, wie im letzten IPCC Bericht vorhergesagt, zunehmen. Die Extremwetter-Ereignisse haben in den betroffenen Regionen gravierende Auswirkungen auf die Land- und Wasserwirtschaft, auf das Gesundheitswesen und die Infrastruktur.Eine weitere Zunahme der Wetterextreme ist vorprogrammiert, denn die CO₂-Emissionen erreichten 2010 den Rekordwert von 30.6 Gigatonnen. An diese Tatsachen müssen wir uns so gut es geht anpassen.

Wegweisender WMO-Kongress

Voraussetzung für diese Anpassungen sind möglichst präzise, mittel- bis längerfristige und nach Regionen differenzierte Prognosen. Die WMO (World Meteorological Organization) hat deshalb an ihrem 16. Kongress, der vom 16. Mai bis 2. Juni in Genf stattfand, die Einführung eines weltweiten Klimaprognosesystems beschlossen. Jüngste Fortschritte in der Klimamodellierung haben dafür die Grundlagen geschaffen.

Ziel des Prognosesystems ist nicht die Vorhersage des Wetters an einem bestimmten Tag, sondern die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für mittlere Temperatur- und Niederschlags-Werte. Diese werden stark von den Temperaturen und Strömungen der oberen Ozeanschichten geprägt. Sie verändern sich infolge ihrer Trägheit relativ langsam und beeinflussen das Wetter für Wochen und Monate. So wurde beispielsweise die Kälteperioden im letzten Winter durch die Nordatlantische Oszillation beeinflusst, die Überschwemmungen in Australien durch das Wetterphänomen «La Niña».

Massnahmen aus den Klimaprognosen ableiten

Auf Basis der Wahrscheinlichkeitsangaben der Klimaforscher werden die Fachleute der betroffenen Branchen dann geeignete Schlussfolgerungen ziehen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, für die neue Instrumente der Zusammenarbeit erst noch entwickelt werden müssen. Welche Anbaumethoden und Produkte eignen sich in Zukunft am besten? Wie können technische Infrastrukturen wie Kraftwerke, Verkehrswege oder Tourismus-Anlagen an die veränderten Klimabedingungen angepasst werden? Und wie müssen sie bei Neuinvestitionen für ihre Lebenszeit von 40 und mehr Jahren ausgelegt werden?

Angesichts der Grösse dieser Aufgaben wird die Dringlichkeit für eine rasche Reduktion der Treibhausgasemissionen offensichtlich. Noch so aufwendige Massnahmen zur Anpassung werden sonst schon sehr bald an ihre Grenzen stossen..

Weitere Informationen

Link zum WMO-Bericht >hier (pdf, englisch)

Zum Autor

Gastautor Prof. Klaus Ragaller war bis zu seiner Pensionierung Direktor bei ABB. Seither setzt er sich im Rahmen der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW für den Wissenstransfer ein. Am WMO-Kongress war er als Vertreter der Dachorganisation der Technischen Akademien dabei.

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Kommentare (31) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

@Kommentar von Klaus Ragaller. 05.07.2011, 8:08

Hier noch eine Ergänzung und Aktualiserierung zum Global Dimming/Global Brightening, welches über die Luftverschmutzung ebenfalls einen Einfluss auf den globalen Temperaturanstieg und die Tag/Nächtlichen Temperaturschwankungen hat.

Die von Professor Ragalller verlinkte ETH_Untersuchung Impact of global dimming and brightening on global warming aus dem Jahr 2006 kommt zu folgendem Resultat:
Die globale Verdunkelung (Global Dimming) durch Aerosole (Luftverschmutzung) hat den Treibhauseffekt bis in die 1980er-Jahre maskiert (weniger Temperaturerhöhung als durch CO2-Anstieg erwartet) während die globale Aufhellung seither durch Luftreinhaltemassnahmen die Erwärmung verstärkt hat (mehr Temperaturerhöhung als durch CO2-Anstieg erwartet).

Ein Global Dimming scheint es aber auch zwischen 2003 und 2007 gegeben zu haben, vor allem weil sich der chinesische Kohlekonsum zwischen 2003 und 2007 verdoppelt hat (global 26% Zunhame des Kohlekonsums zwischen 2003 und 2007). Dies hat vorübergehend zu einer Abschwächung der globalen Erwärmung geführt. Doch seit 2007 werden auch in China zunehmend Filter für die Kohlekraftwerke eingesetzt, so dass diesen nur noch CO2 entströmt – und prompt steigt die Temperaur seit 2009 wieder verstärkt an.

@ Ben Palmer
Scheinbar kleine Veränderungen der mittleren Temperaturen können allerdings gravierende Folgen haben: das Abschmelzen der Gletscher in der Schweiz, das Abschmelzen der Gletscher weltweit: http://www.agu.org/meetings/fm10/lectures/lecture_videos/A42D.shtml
…. und das bisher unterschätzte Abschmelzen des grönländischen Eisschilds.
Gravierend ist vor allem auch die mit dem Anstieg der Mittelwerte verbundene Zunahme der Wetterextreme.

@ Roger Meier
Die Zunahme der Luftfeuchtigkeit kann man inzwischen sehr gut mit Satelliten messen: http://www.nasa.gov/topics/earth/features/vapor_warming.html
Die Messwerte stimmen sehr gut mit den Vorhersagen der Klimaphysik infolge der Klimaerwärmung überein – ein weiteres der vielen Puzzle-Teile, die das Bild der Klimadynamik ergänzen.

Um die Proportionen wieder etwas herzustellen: Gemäss den homogenisierten Messwerten von Meteo Schweiz nahm die mittlere Temperatur von Zürich über die letzten 147 Jahre im Durchschnitt um etwa ein Hundertstel Grad (1/100°C) pro Jahr zu.
Die jährliche Schwankungsbreite zwischen kältestem und wärmstem Monat liegt bei etwa 20°C

Wolken und Luftfeuchtigkeit können sich ändern ohne Treibhauseffekt, CO2 und dergleichen. Die Wolkenbildung hängt von vielem ab, vieles ist noch unbekannt. Auch die Sonnenaktivität könnte eine Rolle spielen (s. Svensmark). Unsere Luftfeuchtigkeit bläst es übrigens (meistens) aus dem Westen hierher. Weiss jeder, der schon mal Meteo geschaut hat. Dass alles vom Treibhauseffekt abhängen soll, erinnert mich schon wieder an Erich von Dänikens Theorie. Die auch „alles“ erklären kann.

@ Roger Meier
ETH Forschern haben im Detail dargelegt, welche Schlussfolgerungen aus den wärmeren Nachttemperaturen gezogen werden können und wie dies erlaubt, den Treibhauseffekt von anderen Einflüssen auf das Klima (Schwankungen der Sonneneinstrahlung, Aerosol-Einflüsse) zu unterscheiden:
http://www.iac.ethz.ch/people/wild/2006GL028031.pdf
Auf die von Ihnen zitierte Arbeit wird dort Bezug genommen, Änderungen der Wolken und erhöhte Luftfeuchtigkeit sind keine Alternativerklärungen zum Treibhauseffekt sondern eine Folge davon.

Ja, es KOENNTE das CO2 sein. Das typische Denken der AGWler. Es koennte sein und „alle anderen Ursachen kommen nicht in Frage“, so funktioniert die Denke der AGWler. Und von Erich von Dänikens Theorie genau so.

In Tat und Wahrheit kann der Trend sehr gut mit veränderter Bewölkung, Feuchtigkeitetc. zusammenhängen:

http://www.cgd.ucar.edu/cas/adai/papers/DTR-JC-99-Paper.pdf

@ Roger Meier
Zum beobachteten stärkeren Anstieg der Nachttemperaturen (im Vergleich zu dem Anstieg der Tagestemperaturen) als Folge des Treibhauseffekts gibt es hier eine kurze Einführung mit weiterführender Literatur: http://www.skepticalscience.com/The-human-fingerprint-in-the-daily-cycle.html

@ Pius Kuster
Dass die Homogenisierung an den 14 Beispielstationen zu einem stärkeren Temperaturanstieg führt, ist die Folge einer systematischen Abweichung als Folge des Übergangs von den früheren Messhütten zu den automatischen Stationen. Die letzteren haben eine bessere Lüftung, die einen Wärmestau vermeidet. Es gibt auch noch Messstationen, die mit den traditionellen Messhütten arbeiten, dort gibt es durchgängige Messreihen, die keine Homogenisierung erfordern. Deren Messungen stimmen in der Tendenz mit den homogenisierten überein. Wie schon erwähnt sind die Homogenisierungsmethoden seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver Forschungen und Verbesserungen mit einer Vielzahl auch internationaler Vergleichsmöglichkeiten.

@Pius Kuster: Welcome to the club. Auch ich würde gerne die nichthomogenisierten Daten sehen. Umso mehr, als das Schrumpfen des Glaskörpers eines Quecksilberthermometers „homogenisiert“, die wachsende Besiedlung in der Umgebung der Messstationen jedoch als unbedeutender Faktor betrachtet wird.

@ Klaus Ragaller:
Es ist klar dass es einen Unterschied gibt, ob man mit Quecksilberthermometern oder mit einem Widerstandsthermometer. Doch wieso sollte bei diesem Wechsel vom einen zum anderen Messsystem ein Systematischer Fehler auftreten, welcher dazu führt dass die Homogenisierung alle 14 von 14 Stationen wärmer werden lässt?

Ich würde gerne die Homogenisierung nachvollziehen. Aber die Originalen Daten sind nicht öffentlich zugänglich. Ich hab mal bei MeteoSchweiz monatliche Daten von Zürich angefragt: die Kosten 6000.-! Da hat wohl jemand Angst, man könnte die Homogenisierung überprüfen.

Sie müssen zugeben das ist eine sehr unschöne Sache.

„Als Folge des gestiegenen CO2 ist das zu erwarten, bei anderen Ursachen nicht“

ROFL!!

@ Pius Kuster
Die Wetter-Messstationen sind seit ihrer Existenz immer weiter verbessert worden mit neuen, andersartigen Messinstrumenten, neuen Standorten, neuen Messprozeduren. Bei den für Klima-Auswertungen nötigen langen Zeitreihen, die sich über solche Änderungen erstrecken, muss sichergestellt werden, dass dabei kein systematischer Fehler entsteht, weil z.B. das Messverfahren A einen leicht anderen Messfehler aufweist als das Messverfahren B. (Bei den kurzen Zeiträumen der Wettervorhersage spielt das i.a. keine Rolle). Überprüft werden muss ausserdem, ob eine bestimmte Station evtl.systematisch wegdriftet. Wie man das am zuverlässigsten macht, ist Gegenstand ausführlicher Forschung seit Jahrzehnten und führte zu erprobten von der WMO empfohlenen Standardmethoden. Die WMO hat ausserdem innerhalb des Global Climate Observing System ein speziell für Klimazwecke geeignetes weltweites Messsystem aufgebaut. Die Auswertungen der Wetterstationen wurden damit überprüft, z.B. in USA. Dabei wurden diese innerhalb der Messgenauigkeit bestätigt.

@ Klaus Ragaller
„…zeigen übrigens eine Abnahme der Eistage und eine Zunahme der Sommertage (nach Homogenisierung).“

Ich weiss. Ich weiss auch dass nur die Hälfte der Klimaerwärmung gemessen ist, der Rest entsteht durch Homogenisieren. (siehe Vergleich original-homogen [1].

Wissen sie was homogenisieren heisst? Bei Meteo-Schweiz werden die abstrusesten Algorithmen angewendet um Temperaturmessdaten zu filtern, was dann bei 14 von 14 Stationen zu einer stärkeren Erwärmung führt! Äusserst seltsam. Wieso soll ich überhaupt den homogenen Reihen mehr glauben als den originalen? Ich hab die Motivation wieso man Messdaten homogenisieren muss überhaupt nicht verstanden!

Hier noch ein Zitat zum Thema homogenisieren [2,Seite 35]:
„Die Methode ist ein Likelihood-Verhältnis-Test zwischen der Annahme, dass die
gesamte untersuchte Reihe dieselbe bivariate Normalverteilung aufweist und der
Annahme, dass die Werte vor und nach dem Testzeitpunkt verschieden verteilt sind.
Die Testgrösse basiert grundsätzlich auf kumulierten Differenzen zwischen der Testreihe
und einer Referenzreihe und ihr Maximum weist auf eine mögliche Inhomogenität
in der Testreihe hin. Liegt das Maximum bei vorgegebenem Signifikanzniveau über
dem durch Simulation gewonnenen kritischen Wert, muss von einem signifikanten
Shift ausgegangen werden.“

[1] http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/klima/klima_schweiz/homogenisieren.html
[2]
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/forschung/publikationen/alle_publikationen/Homogenisierung_von_Klimamessreihen_der_Schweiz_und_Bestimmung_der_Normwerte_1961-1990_.html

@ Pius Kuster
Sie haben recht, eine Zeitreihe einer einzelnen Station kann nicht als Indikator für globale Veränderungen verwendet werden. Allerdings gibt es vorherrschende Trends, die an einer Vielzahl von Stationen auftreten. Dazu gehört die Anzahl der wärmeren Nächte. 70 % der Stationen auf dem Land zeigen eine Zunahme von diesen: http://www.knmi.nl/publications/showAbstract.php?id=706 . Das ist nicht nur ein weiteres Indiz für den Temperaturanstieg sondern auch für dessen Ursache. Als Folge des gestiegenen CO2 ist das zu erwarten, bei anderen Ursachen nicht.
Die von Ihnen zitierten MeteoSchweiz Messungen der Station Zürich Fluntern zeigen übrigens eine Abnahme der Eistage und eine Zunahme der Sommertage (nach Homogenisierung).

@Klaus Ragaller
Sie schreiben: „Die Zeitreihen des Australischen Bureau of Metereology, die am deutlichsten auf den CO2 Anstieg reagieren, sind die zunehmenden “warm nights” oder die abnehmenden “cool nights”. “

Das Gegenteil scheint das CO2 in der Schweiz zu bewirken. Es wird eine zunehmende Anzahl Eistage beobachtet! [1] Hätte ich die Zeit dazu, dann würde ich bestimmt sehr viele Stationen finden in denen ein nach belieben ausgewähltes Wetterextrem zu- oder abnimmt. Daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen betreffend den Auswirkungen der Klimaerwärmung dürfte dann auch kein Problem sein. Warum darf eigentlich nicht jeder das glauben was er will? (im Sinne der Religionsfreiheit!)

[1] http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/klima/klima_schweiz/homogenisieren.html

@ Roger Meier
Über tropische Wirbelstürme gibt der Beitrag von Prof. Lohmann hier im Blog den Stand der aktuellen Klimaforschung wieder: http://blogs.ethz.ch/klimablog/2011/05/31/tropische-wirbelsturme-und-klima/#more-6722
Einen detaillierten Überblick über Messungen und Forschungsergebnisse von dem darauf spezialisierten Institut gibt es hier: http://www.gfdl.noaa.gov/global-warming-and-hurricanes
Diese Publikationen ermöglichen eine Einordnung des von Ihnen zitierten Blogbeitrags.

Hier eine neue Extremwetter-Neuigkeit: Es gibt momentan extrem wenige Hurricans. Wie wir uns daran anpassen sollen weiss ich nicht. Aber wir sollten vorsorglich eine CO2-Steuer einführen, um solch schädlich Tendenzen zu verhindern:

http://wattsupwiththat.com/2011/06/26/global-hurricane-activity-at-historical-record-lows-new-paper/

Hier wird eine wissenschaftliche Arbeit präsentiert. Wieso das jetzt „ausserhalb des wissenschaftlichen Dikurses“ sein soll, weiss ich nicht. Ich frag mal Al Gore.

@ Roger Meier
Natürlich können Fachleute irren. Die wissenschaftliche Diskussion geht ja oft um Irrtümer und deren Korrektur, u.a. darum ist sie so spannend. Und die Forscher schenken sich nichts in der gegenseitigen Kritik. Die Blogs von Mc Intyre und Anthony Watts begeben sich leider selbst ins Abseits von diesem wissenschaftlichen Diskurs und der darin geforderten Standards. Dazu gehören z.B. nachprüfbare Belege für Behauptungen oder deren Korrektur, wenn sie als fehlerhaft nachgewiesen wurden.

„Die Beiträge sind überwiegend von Nicht-Fachleuten“
Ach so, und deshalb nicht korrekt? Die Geschichte mit der Hockey-Stick Kurve (und viele andere auch) hat gezeigt, dass der „Fachmann“ Michael Mann unrecht hatte und der „Nicht-Fachmann“ McIntyre recht hatte. Bei der Klimatologie kommen unzählige Fachgebiete zusammen, hier in Fachleute und Nicht-Fachleute zu unterteilen zu wollen ist sowieso sinnlos. Ausser es handelt sich um die „Fachleute“ Al Gore und James Hansen. Aber am Schluss bleibt jeweils den Alarmisten meist nur noch das Argument: Ich bin der Experte und habe darum recht.

@ Ben Palmer
Die Zeitreihen des Australischen Bureau of Metereology, die am deutlichsten auf den CO2 Anstieg reagieren, sind die zunehmenden „warm nights“ oder die abnehmenden „cool nights“. Die Extremereignisse sind definitionsgemäss selten. Sie sind als „unprecedented“ d.h. „bisher noch nie gemessen“ markiert. Die Liste dieser Extremereignisse in Australien finden Sie hier: http://www.bom.gov.au/climate/current/special-statements.shtml
Darunter ist z.B. ein Bericht „Record wet January brings unprecedented flooding to Northwest Victoria“.
Diese „unprecented“ Wetterextreme sind es für welche die WMO weltweit eine Zunahme feststellt.

Sehr geehrter Herr Professor Ragaller,

Die zunehmende globale Erwärmung wird uns über 3 Phänomene treffen:
– Zunahme der Extremwetterereignisse
– progressiver Meeresspiegelanstieg (bald schon bis zu mehrere Zentimeter pro Jahrzehnt)
– dauernde schwerwiegende Änderungen vieler Regionalklimata (mit beispielsweise Wüstenklima in Spanien)

Im Moment ist vor allem die Zunahme der Extremwetterereignisse spürbar. Allerdings ist das – wie alle, auch die Klimawissenschaftler wissen – kein Beweis für die globale Erwärmung. Und die globale Erwärmung wiederum ist sehr wahrscheinlich menschlichen Ursprungs. Das ist aber wiederum nicht bewiesen.

Meine These ist folgende: Der von den Klimawissenschaftlern geforderte völlige Verzicht auf die fossilen Brenn- und Treibstoffe ist weltweit gesehen so teuer und schwierig realisierbar, dass er nur in Frage kommt, wenn er unabdingbar ist, die negativen Auswirkungen von steigenden Treibhausgasen also fatale Auswirkungen haben und zwar bewiesene, durchlebte fatale Auswrkungen, nicht nur behauptete. Der einzige „lebende“ Beweis für eine progressive menschengemachte Erwärmung ist aber genau das: Die erfahrende progressive, nicht abbrechende Erwärmung. Dieser Beweis ist frühestens in 10 Jahren erbracht.

Meine These von der Schwierigkeit des Verzichts auf Kohle,Öl und Gas bestätigt sich durch folgendes:
– Status der Kyoto-Verhandlungen: anstatt dass Länder wie China und Indien sich anschliessen wollen Japan, Kanada und Russland sich an einem Nachfolgeabkommen gar nicht mehr beteiligen
– Der Emissionshandel: Als einziger EU-weiter Mechanismus, der einen Preis für ausgestossenes CO2 kennt, dümpelt er vor sich hin
– China baut alle 3 Wochen ein neues Kohlekraftwerk, Indien baut auch zunehmend auf Kohle

Meine zweite These: Der steigende Ölpreis – der gerade jetzt durch eine (fast einmalige) IEA-Intervention gesenkt wurde – wird 2012/13 eine Rezession einleiten – gerade weil Öl immer noch so wichig – eben zu wichtig – ist.

„Für Australien gibt es dazu sehr gute graphische Darstellungen, für den Zeitraum von 1900 bis heute über die Häufigkeit von Extrem-Wetter an den verschiedenen Orten in Australien ….“

Und wenn man sich die gleiche Grafik für die Jahre nach 1930 ansieht (http://www.bom.gov.au/cgi-bin/climate/change/extremes/trendmaps.cgi?map=R99p&period=1930), nehmen plötzlich die Orte mit unterdurchschnittlichen Trends zu (braune Punkte).
Diese Grafik http://www.bom.gov.au/cgi-bin/climate/change/extremes/timeseries.cgi?graph=R99p&ave_yr=6 (6-Jahre laufendes Mittel) zeigt eine Periodizität, die wohl kaum mit der CO2-Zunahme korreliert.

@ Ben Palmer
In PNAS publizierte Arbeiten werden von Forscherkollegen schon vor der Publikation geprüft, nach der Publikation dann ausführlich von der grossen Fachgemeinschaft. Wo sehen Sie Widersprüche zu bisherigen Observationen? Solche würden in PNAS heftigst reklamiert und korrigiert. Die aus lokalen Daten abgeleitete begrenzt genaue globale Aussage wird in der Arbeit kritisch diskutiert und eingegrenzt. Das spezifisch Neue an der Arbeit ist die Rekonstruktion über 2000 Jahre. Über den Meeresspiegelanstieg der letzten Jahrzehnte gibt es eine Vielzahl von Arbeiten, verschiedene Messmethoden, Vergleiche mit den unabhängig bestimmten Wassermengenbilanzen und alle führen zu einem konsistenten Bild mit einem nur noch kleinen Fehlerbalken.

Sehr geehrter Herr Meier,
Um Klimaveränderungen nachzuweisen, müssen die Daten über einen längeren Zeitraum und auch über eine grössere Region betrachtet werden. Einzelne Stationen können von den Mittelwerten abweichen. Für Australien gibt es dazu sehr gute graphische Darstellungen, für den Zeitraum von 1900 bis heute über die Häufigkeit von Extrem-Wetter an den verschiedenen Orten in Australien: http://www.bom.gov.au/cgi-bin/climate/change/extremes/trendmaps.cgi?map=R99p&period=1900
Für die Interpretation der Daten gibt es einen sehr guten zusammenfassenden Bericht des Bureau of Meteorology: „An assessment of the impact of climate change on the nature and frequency of exceptional climatic events“.
Bei den von Ihnen zitierten zwei Referenzen ist immer eine sorgfältige kritische Überprüfung unumgänglich. Die Beiträge sind überwiegend von Nicht-Fachleuten, ungeprüft und nicht in wissenschaftlichen Zeitschriften entsprechend deren Qualitäts-Standards publiziert. Warum nicht wirkliche Wissenschaft zur Meinungsbildung verwenden?

Ich bin überrascht, dass man diese PNAS-Studie zum Meeresspiegelanstieg erwähnt, ohne sie kritisch zu hinterfragen, umso mehr, als sie den bisherigen Observationen widerspricht. Die Studie untersucht Sedimente an einem einzigen Ort (na gut, es sind eigentlich zwei, die nahe beieinander liegen) und zieht daraus Schlüsse über die GLOBALE Situation. Die untersuchten Sedimente stammen dazu noch von einer Küste, die regelmässig von Hurrikanen heimgesucht wird, die grossräumige und tiefgreifende Sedimentverfrachtungen verursachen.

Es ist beruhigend, dass zumindest Tuvalu immer noch nicht untergegangen ist: http://ecotretas.blogspot.com/2009/12/tuvalu-is-rising.html

Sehr geehrter Herr Ragaller,
ihr Wunsch sei mir Befehl.

Ich habe nach den Überschwemmungsdaten von Brisbane gesucht, und gefunden:
http://wattsupwiththat.files.wordpress.com/2011/01/brisbane-floods-2011.jpg
Unterstützt jetzt irgendwie meine Theorie?

Auch die Arbeit auf PNAS habe ich gefunden. Unter den Autoren ist ja ein ganz bekannter Name: Michael Mann. Genau der. Der Erfinder der Hockey-Stick Kurve.
Nachdem diese völlig verrissen wurde, versucht er nun eine neue Hockey-Stick Kurve zu kreieren, diesmal mit dem Meerspiegel-Anstieg.

Hier eine gute Antwort auf Manns Sea-Level Hockeystecken:
http://notrickszone.com/2011/06/23/leading-german-meteorologist-michael-manns-sea-level-story-a-quack/

Ich hatte vor, hier ebenfalls einen Kommentar abzugeben, fand allerdings bisher keine Zeit. Nun hat das Roger Meier für mich übernommen und er hat offenbar genau gewusst, was ich schreiben wollte.
Auch ich kann mich dieser simplen Gleichung „höhere Temperaturen = extremeres Wetter“ nicht anschliessen. Das würde u. a. bedeuten, dass das „Wetter“ seit der kleinen Eiszeit immer extremer wurde (als ob eine Eiszeit nicht schon „extrem“ ist). Oder der Umkehrschluss: zur Eiszeit war das Wetter gleichförmig und eintönig, Tag für Tag.

Solange Modellberechnungen nicht durch Observation bestätigt werden können, ist auf die Modelle kein Verlass.

@ Roger Meier
Herr Meier,
Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie die wissenschaftlichen Antworten zu Ihren Einwänden nicht interessieren. Mit ein paar Google-Klicks können Sie z.B. die Wetterstatistik von Australien oder China oder was auch immer im Detail anschauen. Oder die regionalen Auswertungen der Klimaveränderungen durch die jeweiligen Wetter- und Klima-Dienste, die in der WMO vereinigt sind und zusammen das Global Climate Observing System betreiben und jetzt neu die Climate Services aufbauen. Oder die neueste Arbeit zum Meeresspiegelanstieg z.B. die in PNAS unter „Climate related sea-level variations…“ erschienen ist und in der gezeigt wird, dass der Meeresspiegel heute schneller ansteigt als je in den letzten 2000 Jahren. Eine Bestätigung Ihrer Einwände werden Sie dabei allerdings nicht finden.

Und noch was aus dem WMO-Report:

„Sea level is the highest in 3 000 years.“

Na, wenn das keine Katastrophe ist! Jetzt verkaufe ich doch glatt mein Auto.
Und das ist erst noch untertrieben! Ich habe mir sagen lassen, dass der Meeeresspiegel seit der letzten Eiszeit am zunehmen ist!

„Fast täglich berichten Zeitungen über Wetterextreme und deren Auswirkungen“
Ja, dann wird das schon so stimmen, mit der Zunahme der Wetterextreme!

„Ueberschwemmungen in Pakistan, Australien…“
Also, ich kenne z.B. die Häufigkeit der Überschwemmung im betroffenen Gebiet (Brisbane, Australien). Da hat es schon immer regelmässig Überschwemmungen gegeben, sogar noch grössere. So warte ich seit längerem auf ein Wetterextrem, das statistisch klar zunimmt.

„Die World Meteorological Organization (WMO) bestätigte diesen Frühling, dass diese Extreme, wie im letzten IPCC Bericht vorhergesagt, zunehmen“
Wann kam der letzte IPCC-Bericht heraus? Vor 1-2 Jahren? Das reicht schon als Beobachtungszeitraum, der eine Zunahme besätigt? Smells fishy…

„Eine weitere Zunahme der Wetterextreme ist vorprogrammiert, denn die CO₂-Emissionen erreichten 2010 den Rekordwert von 30.6 Gigatonnen“
*Vorausgesetzt*, es gibt überhaupt eine Korrelation zwischen CO2 und Wetterextremen.

„die Überschwemmungen in Australien durch das Wetterphänomen «La Niña».“
Ach so, und La Nina wird neuerdings durch CO2 verstärkt? Das ist aber eine abenteuerliche These, pardon „Tatsache“

Ich habe den WMO-Bericht überflogen, der ist interessant!
Da steht z.B.:

According to the IPCC Third Assessment Report: Climate Change 2001, it was “very likely” (90-99% probability)
that there would be:
-Higher minimum temperatures, and fewer cold days and frost days over nearly all land areas;

Und als Beweis für das Eintreffen der Prognose:
2008: China witnessed the worst severe winter weather in five decades in January, with over 78 million
people affected by the freezing temperatures and heavy snow. The exceptional cold extended westwards
across Asia as far as Turkey.
2004: Widespread winter storms in the Mediterranean region.
The 2009/2010 winter was characterized by
extremely cold temperatures over large parts of the northern hemisphere, including parts of Europe, Asia andNorth…

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