Emissionshandel – nach wie vor eine clevere Idee
17.06.2011 von
Der Handel mit CO₂-Emissionsrechten ist ein Instrument, um den steigenden Ausstoss von Treibhausgasen in den Griff zu bekommen. Allerdings war dieses klimapolitische Instrument in letzter Zeit heftiger Kritik ausgesetzt: Vielen erscheint das Vergeben eines «Rechts auf Verschmutzung» weiterhin als unmoralisch. In der gleichen Logik wird der Kauf von Zertifikaten, welche aus Reduktionsprojekten in Entwicklungsländern stammen, mit «Ablasshandel» gleichgesetzt, also dem Freikaufen des eigenen schlechten (Umwelt-)Gewissens.
Allerdings halten diese Argumente gegen den Emissionshandel einer tiefer gehenden ethischen Analyse nicht stand, wie die folgenden Überlegungen zeigen:
Erstens: Im Rahmen eines korrekt umgesetzten Emissionshandels wird innerhalb eines Landes (oder einer Gruppe von Ländern) eine maximal erlaubte Menge an ausgestossenen Treibhausgasen festgelegt. Auf diese Weise hat der Emissionshandel den gleichen Effekt wie nicht handelbare Emissionsrestriktionen, bei denen jeder Emittent eine eigene Obergrenze erhält.
Zweitens: Der Emissionshandel führt dazu, dass die Emissionen dort reduziert werden, wo dies zu den geringsten Kosten möglich ist. Dies wiederum erhöht die gesellschaftliche Akzeptanz von höheren Emissionsreduktionen. Somit führt der Emissionshandel durchaus zu einem moralisch wünschenswerten Ergebnis, zumindest wenn man die Folgeschäden durch Klimawandel für zukünftige Generationen berücksichtigt.
Probleme der politischen Einflussnahme
Der Emissionshandel leidet aber tatsächlich an Problemen. Diese liegen aber weniger im Konzept selbst als vielmehr in dessen Umsetzung. Denn die Anreize zur Emissionsreduktion entstehen allein dadurch, dass die erlaubte Menge an ausgestossenen Treibhausgasen eingeschränkt wird. In vielen Emissionshandelssystemen (wie zum Beispiel in der EU) konnte allerdings beobachtet werden, dass regulierte Unternehmen versucht haben, durch politisches Lobbying eine möglichst grosse Anfangszuteilung an Zertifikaten zu erhalten. Da dadurch die Gesamtmenge an erlaubten Emissionen erhöht wird, reduzieren solche Praktiken natürlich die klimapolitische Effektivität des Emissionshandels.
Die Zuteilung der Zertifikate sollte deshalb künftig so geregelt werden, dass eine politische Einflussnahme der regulierten Industrien weitestgehend ausgeschlossen wird. Letzteres sollte allerdings für jede umweltpolitische Regulierung gelten.
Der Teufel steckt im Detail
Die Wirksamkeit des Emissionshandels als klimapolitisches Instrument wird durch die Regeln bestimmt, die im Rahmen der institutionellen Ausgestaltung festgelegt werden. Ein Beispiel dazu: Kürzlich wurden durch einen Hackerangriff auf das computergestützte Handelssystem zwei Millionen Zertifikate des EU-Emissionshandels gestohlen. Natürlich untergraben solche Vorkommnisse sowohl die klimapolitische Zielsetzung als auch die Glaubwürdigkeit eines Emissionshandelssystems. Allerdings spricht auch dies nicht gegen den Emissionshandel an sich, sondern einzig dafür, dass für Emissionszertifikate ähnliche Sicherheitsstandards gelten sollten wie für andere elektronische Handelsplattformen (wie zum Beispiel im Aktienhandel).
Auch die Reduktionsprojekte in Entwicklungsländern im Rahmen des «Clean Development Mechanisms» (CDM) sind des Öfteren im Kreuzfeuer der Kritik. Denn es besteht die Gefahr, dass bei ungenauer Überprüfung des Projekts Zertifikate ausgegeben werden, die den Ausstoss von Treibhausgasen effektiv gar nicht reduzieren. Auch dieses Problem lässt sich durch eine klare Festlegung von Standards zur Berechnung von Zertifikatmengen weitgehend lösen. Allerdings muss dazu abgewogen werden zwischen dem Nutzen der intensiveren Kontrolle und den Kosten, die diese auf administrativer Ebene mit sich bringt.
Es ist also nicht die Idee an sich, sondern das spezifische Design von Emissionshandelssystemen, welches kritisch hinterfragt werden sollte. In der Tat haben viele Regulierungsbehörden begonnen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Der klimapolitische Nutzen von Emissionshandelssystemen dürfte im Rahmen solcher Lernprozesse weiterhin steigen.
Zum Autor
Dr. Markus Ohndorf ist Oberassistent und Dozent an der Professur für Nationalökonomie am Institut für Umweltentscheidungen (IED) der ETH Zürich.
Kommentare (11) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen
@Kommentar von Marcel Hänggi. 23.06.2011, 9:57
Sehr geehrter Herr Hänggi,
zuerst loben sie Cap&Trade um dann lauter Schwachpunkte aufzuzählen. Wenn sie schreiben Nicht die Emissionen sollte dem Cap unterworfen werden, sondern der C-Input ins System so landen sie damit letztlich genau beim von James Hansen vorgeschlagenen Fee and Dividend-System, das eine rückerstattete Steuer an der C-Quelle vorschlägt.
Ein wichtiger Schwachpunkt wird am Schluss erwähnt:
Dass mit Cap&Trade zuerst dort reduziert wird, wo die CO2-Reduktion am wenigsten kostet ….
Dies verhindert oder verzögert tatsächlich die Einführung neuer Technologien und führt dazu, dass man die Zitrone solange auspressen will wie es nur geht.
Im Umgang mit Emissionen und zugehörigen Technologien gibt es ein schon lange erprobtes und gut funktionierendes System, das diesen Nachteil nicht hat: Die Ausmusterung alter Technologie auf ein bestimmtes Stichdatum hin. Beispiele:
– Ausmusterung von Glühbirnen in der EU, Australien etc.
– Einführung bestimmter Abgasobergrenzen auf ein bestimmtes Datum bei Motorfahrzeugen
Der Vorteil der Ausmusterung obsoleter Technologien auf Stichdaten gegenüber Cap&Trade ist:
– Forschung&Entwicklung von Ersatztechnologie lohnen sich, da Einsatz garantiert
– Schaffung eines Marktes für Ersatztechnologie mit konkretem Erwartungshorizont
– Setzen von Meilensteinen, die nächste Schritte vorbereiten
Konkret wäre die Ausmusterung aller Kohlekraftwerke ohne Carbon Capture and Storage (CCS) auf beispielsweise das Jahr 2025 eine solche Ausmusterung alter C-Technologie. Sie würde sofort eine Wirkung entfalten – in der Grössenordnung von 20% CO2-Emissionsreduktion weltweit -, die grösser wäre als alles was bis jetzt unternommen wurde.
Cap&Trade hat zwar viele theoretische Vorteile – z.b. Technologieneutralität -, führt aber in der Praxis zu einem langwierigen Prozess, der keine Meilensteine setzt und unabsehbar ist.
@ M. Ohndorf: Ich teile Ihre Grundaussage: Cap&Trade (»Emissionshandel« ist schon eine schlechte Übersetzung, weil sie das «Cap» unterschlägt) ist ein wichtiges, vielleicht global das einzige wirksame Instrument zur CO2-Reduktion. Seine Umsetzung im EU-ETS ist aber ungefähr die dümmstmögliche. Trotzdem ein paar Einsprüche:
– Mich wundert, dass Sie den m.E. wichtigsten Fehler des ETS nicht erwähnen: Nicht die Emissionen sollte dem Cap unterworfen werden, sondern der C-Input ins System. Theoretisch ist das das selbe, praktisch sind es Welten, weil nur an wenigen Stellen C ins System eingespeist wird, aber an Milliarden Stellen CO2 das System verlässt. Deshalb ist der ETS so ein Bürokratie-Monster und kann trotzdem nur die CO2-intensivsten Branchen erfassen. Würde der C-Input dem Cap unterworfen, wäre automatisch auch jede CO2-Emission erfasst.
– CDM ist schlecht designt, schlecht umgesetzt und viel zu schlecht kontrolliert, aber selbst wenn das anders wäre: Offsets können nicht funktionieren, weil sich nie sagen lässt, wie viel ein »Klimschutzprojekt« »einspart«. Um das bestimmen zu können, müsste man alle indirekten Effekte (wie z.B. Rebound) mit erfassen. Die Systemgrenze müsste die ganze Welt sein, aber das ist natürlich nicht machbar. Würde aber (das wäre wichtig wegen Leakage- und Rebound-Effekten) das Cap die ganze Welt erfassen, gäbe es per definitionem keine Offsets.
– Und noch was: Dass mit Cap&Trade zuerst dort reduziert wird, wo die CO2-Reduktion am wenigsten kostet, wäre ein Vorteil, wenn es darum ginge, ein bisschen zu reduzieren, das System ein wenig zu optimieren. Es geht aber darum, relativ bald ganz aus fossiler Energie auszusteigen – ein totaler Systemumbau. Das Billigste zuerst zu machen ist in dieser Situation Strukturerhalt und letztlich ineffektiv – als würde einer, der sein Haus totalsanieren will, zuerst mal die Fenster putzen, weil das am wenigsten kostet. Hier führt die ökonomische Hors-Sol-Idee der Effizienz ins Leere.
ok,
aber damit bleibt immer noch Einstein mit
„Nicht alles was zaehlt kann gezaehlt werden,
und nicht alles was gezaehlt werden kann zaehlt“
Also, mit welchem Recht geben wir allem was uns nicht
gehoert einen Preis?
Und mit welchem Recht verschulden wir uns an der Zukunft?
(und noch mit dem Taschenspielertrick des ewigen Wachstums
.. sobald die Realitaet der Grenzen des Wachstums mit aller
Gewalt zuschlaegt ist es vorbei mit diesen Tricks und wir alle
zahlen die Rechnung (mehr oder weniger selber Schuld)
aber wie ist es mit den kommenden Generationen
warum muessen die fuer uns bezahlen?
@ Michael Dittmar
Sie haben Recht. Allerdings war mit meiner Analogie zur Versicherungssituation exakt dies gemeint. Um Umweltschäden zu vermeiden, müssen umweltpolitische Instrumente eingeführt werden, welche Anreize schaffen umweltschädliche Aktivitäten zu verringern. Diese Instrumente sind allerdings auch immer mit gesellschaftlichen Kosten verbunden. In der Analogie zu Versicherung ist es dennoch rational dass wir diese Kosten auf uns nehmen, um grössere Schäden (auch für zukünftige Generationen) zu vermeiden.
Zum Zustand der Weltmeere wäre zu beachten, dass Probleme wie Überfischung inhärent ökonomischer Natur sind und hier dringend umweltpolitischer Handlungsbedarf besteht. Auch hier müssen also Kosten (Verringerung der Einnahmen aus dem Fischerei-Betrieb einzelner Länder) eingegangen werden, um Schäden (Ausrotten ganzer Arten) zu vermeiden. Zu diesem Thema wäre für Sie vielleicht das Gutachten „Die Zukunft der Meere – zu warm, zu hoch, zu sauer“ des WBGU interessant, an dem auch unser Lehrstuhl mitgearbeitet hat. Dieses finden Sie hier:
http://www.wbgu.de/veroeffentlichungen/sondergutachten/sondergutachten-2006-die-zukunft-der-meere/
Beste Grüsse
Markus Ohndorf
„Ich selbst bin nicht Klimaforscher, sondern Ökonom. Als solcher betrachte ich potentiellen Klimawandel eher als ein Versicherungsproblem.“
Hm…
sind Sie nicht vielleicht auch ein verantwortlicher Erdbuerger
der nachkommenden Generationen etwas lebenswertes
hinterlassen moechte?
Falls nicht werden sie es doch.
und in dem Zusammenhang ..und ganz frisch..
Wie versichern sie die Weltmeere gegen das Massenausterben?
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,769558,00.html
@ Roger Meier
Der Zusammenhang zwischen dem von Ihnen verlinkten Artikel und dem Emissionshandel als Instrument erschliesst sich mir leider nicht ganz. Ich nehme an, Sie wollen damit die Existenz des menschengemachten Klimawandels in Frage stellen. Es würde sich also eher anbieten darüber mit Klimaforschern zu diskutieren. Die Professoren Fischlin, Gruber, Knutti oder Lohmann, die ja auch regelmässig in diesem Blog schreiben, sind ausgewiesene Experten auf dem Gebiet.
Ich selbst bin nicht Klimaforscher, sondern Ökonom. Als solcher betrachte ich potentiellen Klimawandel eher als ein Versicherungsproblem. In dieser Interpretation wären die Kosten klimapolitischer Massnahmen heute nichts anderes als eine Versicherungsprämie um potentielle zukünftige Schäden aus Klimawandel zu vermeiden. Dabei ist es unerheblich, ob die prognostizierten hohen Schäden tatsächlich eintreffen. Solange diese mit einer positiven Wahrscheinlichkeit gewichtet sind, ist es rational Massnahmen umzusetzen, welche diese Schäden abschwächen oder verhindern können.
Die politische Entscheidung zum Klimaschutz ist also analog zu Ihrer privaten Entscheidung sich gegen Lebensrisiken versichern. Wenn Sie sich beispielsweise gegen Unfälle versichern, ‚glauben‘ Sie auch nicht, dass ein solcher notwendigerweise eintreten wird. Dennoch ist Ihre Versicherungsentscheidung rational, solange die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Unfall positiv ist.
Solange Sie also nicht mit Sicherheit wissen, dass die Projektionen über zukünftigen Klimawandel Humbug sind, sondern dies lediglich annehmen, sollten Sie dennoch nicht die heutigen klimapolitischen Anstrengungen (wie den Emissionshandel) an sich ablehnen.
Übrigens: Sollten sich die Projektionen wider Erwarten als falsch herausstellen, so werden es Ihnen zukünftige Generationen wohl trotzdem danken. Immerhin hätten Sie damit die Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern verringert.
Mit freundlichen Grüssen
Markus Ohndorf
@ Martin Holzherr
Eine CO2-Steuer mag insgesamt als „gerechter“ empfunden werden als die sogenannten „cap-and-trade“-Systeme, wie z.B. das EU ETS (Emissionshandelssystem der EU). Allerdings hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass eine Kohlenstoffsteuer politisch zumindest auf europäischer Ebene nicht durchsetzbar ist, obwohl solche Steuern in einigen EU-Ländern auf nationaler Ebene bereits bestehen.
Da sich die EU im Rahmen des Kyoto-Protokolls bereits auf eine Emissionsobergrenze für die Gesamtheit ihrer Mitgliedsstaaten festgelegt hatte und alle unter Annex B des Kyoto-Protokolls aufgeführten (Industrie-)Länder untereinander bereits ihre Emissionszertifikate handeln konnten („Kyoto cap-and-trade System“), war die Etablierung eines EU-weiten Emissionshandels (EU ETS) auf Anlagenebene nur der nächste logische Schritt…
In einem Punkt muss ich Ihnen noch widersprechen: Fördert man erneuerbare Energien durch Einspeisetarife, wie dies z.B. in Deutschland mit dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) der Fall ist, werden nicht nur diese Technologien gefördert sondern indirekt auch alle nicht geförderten Technologien wie z.B. Kohlekraftwerke benachteiligt, da sich ihre Kosten relativ gesehen erhöhen.
Guten Tag Herr Holzherr
Ich stimme Ihnen in nahezu allen Aussagen zu, welche ja auch dem Mantra der Umweltökonomie entsprechen, dass der Ausstoss von Emissionen mit Ihrem Grenzschaden „bepreist“ werden sollten. In zwei Punkten würde ich allerdings gerne auf unsere aktuelle Forschung verweisen.
Erstens, ein Anreiz zur Emissionsreduktion lässt sich sicherlich auch durch eine Steuer erreichen. Allerdings sollte man bei der Forderung nach einer Steuer nicht der Illusion verfallen, dass selbige unabhängig von politischer Einflussnahme von Emittenten und potentiellen Nutzniessern aus diesen zusätzlichen Steuereinnahmen vonstatten geht. Dies sollte bei einem direkten Vergleich zwischen CO2-Abgabe und Emissionshandel berücksichtigt werden.
Ian MacKenzie (ETH Zürich) und ich haben kürzlich einen wissenschaftlichen Artikel hierzu veröffentlicht, der sie vielleicht interessieren könnte (http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0095069611000659).
Zweitens, eine globale CO2-Steuer wäre im Gegensatz zum Emissionshandel der Gefahr des sogenannten „Fiscal Cushioning“ ausgesetzt. Dieser Term bezieht sich auf die Möglichkeit einzelner Länder, den Anreizeffekt einer Steuer durch das Senken von Abgaben, welche Emissionen indirekt besteuern (z. B. Mineralölsteuern) abzuschwächen. Interessant zu lesen wäre hierzu vielleicht das folgende Working paper von Moritz Rohling (ETH Zürich) und mir:
http://www.ied.ethz.ch/pub/pdf/IED_WP11_Rohling_Ohndorf.pdf
Vielen Dank und Beste Grüsse
Markus Ohndorf
CO2-Emissionen müssen etwas kosten. Es braucht also einen Preis auf emittiertes CO2.
CO2-Abgaben anstatt Cap&Trade
Die Alternative zum Zertifikatehandel ist die von James Hansen propagierte CO2-Abgabe mit Rückerstattung (fee and dividend). Diese sähe so aus:
– Eine über die Jahre steigende CO2-Abgabe wird an der Quelle (Kohlenmine, Ölförderstelle, Erdgasquelle) erhoben
– Die Abgaben werden an die Steuerzahler zurückerstattet. Sie belohnen CO2-emissionenvermeidende Bürger.
– CO2-freie Energiequellen jeglicher Technologie würden damit relativ günstiger
Mit rückerstatteten CO2-Abgaben lohnt es sich für alle CO2 einzusparen, ganz anders als beim Emissionshandelssystem, welches einer Region erlaubt eine bestimmte Menge CO2 auszustossen. Spart ein Teil der Leute in dieser Zertifikateregion CO2-Emissionen ein, können die übrigen umso mehr CO2 ausstossen – bis eben das CO2-Limit erreicht ist, welches dieser Region zugestanden wurde.
Paul Krugman: Cap&Trade now
Paul Krugman dagegen hält eine CO2-Abgabe mit Rückerstattung in seinen Wirkungen für äquivalent mit dem Emissionshandel. Für den Emissionhandel spreche, dass es ihn im Ausland schon gebe und er in ein oder zwei Jahren auch in den USA eingeführt werden könne. Andererseits habe eine Steuer auf CO2 auf absehbare Zeit keine Chance auf Realisation – weder in den USA noch anderswo. Dies schrieb er im Dezember 2009. Inzwischen wurde Cap&Trade in den USA verzögert, es entwickeln einige US-Staaten aber ihre eigenen, allerdings inkompatiblen Cap&Trade Systeme. Inkompatiblität der Emissionshandelssysteme – z.B verschiedene Messmethoden, andere Gewichtung der verschiedenen Treibhausgase etc. – widerspricht allerdings der Grundidee, CO2-Emissionen überall auf der Welt auf vergleichbare Art zu verteuern.
Ja, sehr clever.
Und schon 1974 gab’s Bedenken diesbezüglich:
Sehr geehrter Herr Ohndorf,
Man muss unterscheiden zwischen Intention und konkreter Ausgestaltung eines CO2-Reduktionsmechanismus.
Der Emissionshandel wird immer wieder mit Betrug, Lobbying gegen „zu hohe initiale Emissionsmengen“, Lobyying gegen „zu starke Senkung von erlaubten Emissionsmengen“ und „nicht-überprüfbare-Versprechen-in-Zukunft-Kein-CO2-auszustossen (CDM)“ in Verbindung gebracht. Zudem gibt es inhärente, kaum lösbare Probleme beim Emissionshandel: So sinkt die ausgestossene CO2-Menge während einer Rezession, was den Preis für Zertifikate einbrechen lässt.
Eines ist für mich jedoch klar: Es braucht einen Preis auf der ausgestossenen Menge CO2 und dieser Preis sollte überall – also global und bei jedem denkbaren CO2 emittierenden Prozess – gelten. Nur mit einem überall – im Sinne von egal wo auf der Erde – und überall – im Sinne von bei jedem denkbaren Prozess – zu entrichtenden Preis für ausgestossenes CO2 gibt es keine Ausweichmöglichkeiten mehr und es entsteht so etwas wie CO2-Emissionsgerechtigkeit. Damit entsteht ein globaler Markt für CO2-arme Prozesse, denn bei einem Preis für CO2, der im wesentlichen nur von der Menge des ausgestossenen CO2’s abhängt, lohnt sich die CO2-Vermeidung bei allen Prozessen unabhängig davon, wo sie stattfinden. Einen solchen globalen Markt braucht es für ein globales Problem wie es die CO2-Emissionen sind. Es gibt keinen Ersatz dafür: Einspeisevergütungen für Erneuerbare sind darum kein Ersatz, weil sie der Förderung einer Technologie (z.B. der Photovoltaik) dienen, ohne dass sie unerwünschte CO2-Emissionen (z.B. durch Kohlekraftwerke) verhindern. Ein Preis auf CO2 macht dagegen alle CO2-intensiven Technologien ab bestimmten CO2-Preisen obsolet: Genau das was man braucht um z.B. den Bau von neuen Kohlenkraftwerken zu verhindern.
Eine CO2-Quellensteuer (auf Öl,Kohle,Erdgas) wie von James Hansen propagiert, wäre allerdings wohl besser als der Emissionshandel, weil…
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