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Strassen haben CO2-Einsparpotenzial

26.07.2010 von

2006 verursachte der Transport von Gütern und Personen 24,6 Prozent der Treibhausgasemissionen der heutigen EU-Länder. Zu Recht liegt deshalb ein Hauptaugenmerk der Forschung auf energieeffizienten Transportmitteln. Wir sollten aber nicht übersehen, dass auch die Infrastruktur Strasse einen Beitrag zur Reduktion der CO₂-Emissionen leisten kann. Dies wollen wir hier belegen.

Suche nach Einspar-Potentialen

Bei der Suche nach Potenzialen müssen wir Strassenkonstruktionen im Zuge von Ökobilanzstudien über ihren ganzen Lebenszyklus hinweg betrachten, das heisst von der Rohmaterialgewinnung, der Energie- und Materialproduktion über die Gebrauchsphase inklusive der möglichen Erhaltungsstrategien bis hin zu den Abfall- und Recyclingprozessen. Dabei ist es wichtig, die ökologischen Potenziale der einzelnen Lebenszyklusphasen der unterschiedlichen Strassenaufbauten und –materialien aufzuzeigen.

Jede Lebenszyklusphase liefert ihren Beitrag

Ein Beispiel für ein solches verstecktes Potential der einzelnen Lebenszyklusphasen ist die Produktion von Betonbelägen. Derzeit haben 14 Prozent der Schweizer Autobahnen eine Betondeckschicht. Nimmt man an, dass auch 14 Prozent der in Zukunft geplanten Autobahnen einen Betonbelag erhalten, würde der «Best-Practice»-Betonbelag 0,2 Prozent (8‘944 Tonnen CO₂-Äquivalent) der geplanten CO₂-Reduktion der Schweiz bis 2012 beisteuern. Mit dem «Best-Practice»-Betonbelag ist derjenige Belag gemeint, der sämtliche Einspar-Potenziale ausnutzt, das heisst der unter optimalen Produktionsbedingungen und mit einer optimalen Betonrezeptur hergestellt ist.

Mag ein solcher Beitrag sehr klein erscheinen, gewinnt er an Bedeutung, wenn wir das Anwendungsfeld weiter fassen. Im Zuge der Erweiterung der Europäischen Union um 12 neue Mitgliedsstaaten wird perspektivisch der Neubau von 14‘000 Kilometern Autobahn in Mittel- und Osteuropa geplant. Natürlich wäre das grösste ökologische Einsparpotenzial der Verzicht auf diesen Ausbau des Autobahnnetzes und die Verlagerung auf die Schiene. Wir müssen dennoch mit einem Autobahn-Neubau in dieser Grössenordnung rechnen. Die Anwendung des optimalen Betonbelags («Best Practice») würde bei einer 25-Prozent-Quote an Betonfahrbahnen 0,3 Prozent (1‘379‘592 Tonnen CO₂-Äquivalent) zur geplanten CO₂-Reduktion der gesamten EU beitragen. Das Anwenden von unter bestmöglichen Umständen produzierten Asphaltbelägen für zukünftige Neubauten würde der Schweiz 0,52 Prozent (23‘254 Tonnen CO₂-Äquivalent) und der EU 0,72 Prozent (3‘311‘020 Tonnen CO₂-Äquivalent) des geplanten Reduktionsziels liefern.

Gesamtbeitrag nicht zu unterschätzen

Diese Zahlen scheinen im Vergleich zum Einfluss des Transportsektors wie der berühmte Tropfen auf den heissen Stein. Dennoch können wir feststellen: Eine intensive und akribische Suche nach umsetzbaren, ökologischen Potenzialen in den einzelnen Lebenszyklusphasen der Strassenkonstruktionen macht möglich, dass auch die von uns täglich genutzte Strasseninfrastruktur ihren Beitrag zur CO₂-Reduktion leistet.

Zu den Autoren

Holger Wallbaum ist Professor für Nachhaltiges Bauen an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie

Diesen Blogbeitrag hat Holger Wallbaum gemeinsam geschrieben mit Florian Gschösser, dipl. Ingenieur und Doktorand am Institut für Bau- und Infrastrukturmanagement.

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Kommentare (36) >Alle Kommentare aufklappen>Alle Kommentare zuklappen

@Kommentar von Tim Schloendorn. 05.11.2010, 9:06
Noch eine Ergänzung zu
-gegen 2015 weltweite Hungersnöte (Biotreibstoff)
Zitat:Solange wir Unmengen So
ja & Mais vor die Säue (bzw. Rinder) werfen ist Biotreibstoff noch vergleichweise harmlos (im Moment, und vermutlich auch noch 2015).

Mit weltweiten Hungersnöten durch Biotreibstoffe meine ich Hungersnöte wegen höheren Preisen für Biotreibstoffe als für Nahrungsmittel, was die Nahrungsmittel verteuert. Mit Soja und Mais als Tierfutter verdient man nicht mehr als mit Mais für Menschen. Mit Mais für Treibstoff verdient ein Landwirt aber eventuell mehr als mit Mais für Menschen, dann nämlich, wenn Mais als Biotreibstoff stark subventioniert wird. Dann produziert der Landwirt weniger Mais für Menschen. Das Problem der zu teuren Nahrungsmittel betrifft uns hier nicht, sondern nur die 2.3 Milliarden Menschen, mit einem Einkommen von weniger als 1500 Dollar pro Jahr.

Biotreibstoffe können die Nahrungssicherheit sehr schnell gefährden (also auch schon 2015), allerdings nur dann, wenn
a) Biotreibstoffe ein bestehendes Nahrungsmittel teurer machen, weil die Verwertung als Treibstoff einen höheren Preis abwirft als der Verkauf als Nahrungsmittel (z.B. Mais als Biotreibstoff verursachte die Tortilla-Krise, siehe http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24543/1.html )
b) Die Biotreibstoffproduktion generell finanziell so attraktiv wird, dass Landflächen, die vorher für die Nahrungsmittelproduktion eingesetzt wurden, nun für die Biotrebistoffproduktion verwendet werden. Dieses Szenario wird im schon von Michael Dittmar verlinkten Artikel Post Peak Living (siehe http://www.postpeakliving.com/peak-oil-primer ) zum Schreckensszenario aufgebaut:
It is fanciful to think that a farmer will not use his best land to grow the feedstock — he will do so even if that means taking food crops out of rotation. If the profit is there, he will use whatever land is available that will provide high yields so as to maximize his returns. That means that any kind of fuel that must be grown will be in competition with our food supply.

$Kommentar von Martin Holzherr. 05.11.2010, 9:13
@Kommentar von Michael Dittmar. 04.11.2010, 22:06
$Hoi Michael,
„die von dir verlinkte Website Peak Oil Primer berücksichtigt nicht alle möglichen Antworten auf einen Peak Oil.“

gibt dort uebrigens noch interessante Video talks zum Thema.

aber in kurz.. Rationierung

ja im Prinzip koennte das funktionieren wenn
alle fair mitspielen (und dazu gehoert in einer Demokratie
dass alle gut informiert sind).

Ich befuerchte leider dieser Zug ist schon lange abgefahren
aber trotzdem

nur deswegen engagieren wir uns ja unter anderem auch auf diesem Blog um die Informationen zu
unserem globalen Problemen zu verbreiten..
(immerhin schon 5-10 Leute beteiligen sich auf diesem
Blog mehr oder weniger aktiv wenn das nicht ein voller Erfolg ist? Oder sagen wir lieber ein Anfang?

Es stimmt zwar, dass der bestehende Fahrzeugpark nicht von heute auf morgen durch verbrauchsarme Fahrzeuge ersetzt werden kann, dass die Kapitalkosten für Erdölverflüssigung hoch sind und Jahre vergehen bis die nötige Kapazität erreicht ist, dass Biotreibstoffe sehr viel Land verbrauchen und Elektromobile erst gerade auf dem Markt erscheinen und nur begrenzt zulegen können, wenn man nicht sofort ein neues Ressourcenproblem einhandeln will, nämlich das Problem, die aufwendige Lithiumgewinnung schnell hochzufahren.
Was auf dieser Site aber nicht berücksichtigt wird sind Rationierungsmassnahmen.

@Kommentar von Tim Schloendorn. 05.11.2010, 9:06
Zitat: Solange wir Unmengen Soja & Mais vor die Säue (bzw. Rinder) werfen ist Biotreibstoff noch vergleichweise harmlos
Tatsächlich könnte man die Nahrungssituation durch Lenkungsmassnahmen verbessern. Das passt zu meinem Kommentar von Martin Holzherr. 05.11.2010, 9:13 .

Es ist ja kein Zufall, dass Rationierungsmassnahmen im Krieg zum Zuge kommen. Eine plötzliche Ressourcenknappheit wäre mit einer Kriegssituation vergleichbar.

@Kommentar von Michael Dittmar. 04.11.2010, 22:06

Hoi Michael,
die von dir verlinkte Website Peak Oil Primer berücksichtigt nicht alle möglichen Antworten auf einen Peak Oil. Es stimmt zwar, dass der bestehende Fahrzeugpark nicht von heute auf morgen durch verbrauchsarme Fahrzeuge ersetzt werden kann, dass die Kapitalkosten für Erdölverflüssigung hoch sind und Jahre vergehen bis die nötige Kapazität erreicht ist, dass Biotreibstoffe sehr viel Land verbrauchen und Elektromobile erst gerade auf dem Markt erscheinen und nur begrenzt zulegen können, wenn man nicht sofort ein neues Ressourcenproblem einhandeln will, nämlich das Problem, die aufwendige Lithiumgewinnung schnell hochzufahren.

Was auf dieser Site aber nicht berücksichtigt wird sind Rationierungsmassnahmen. Der grosse Anteil des Privatverkehrs kann als bedeutende Stellschraube verwendet werden (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Peak_oil ):
Energy demand is distributed amongst four broad sectors: transportation, residential, commercial, and industrial. In terms of oil use, transportation is the largest sector and the one that has seen the largest growth in demand in recent decades. This growth has largely come from new demand for personal-use vehicles powered by internal combustion engines. This sector also has the highest consumption rates, accounting for approximately 68.9% of the oil used in the United States in 2006, and 55% of oil use worldwide as documented in the Hirsch report. Transportation is therefore of particular interest to those seeking to mitigate the effects of peak oil.

Eine Einschränkung des Privatverkehrs trifft die Wirtschaft am schwächsten. Als Rationierungs- und Lenkungsmassnahem könnte man fordern, dass neu erworbene Fahrzeuge im Durchschnitt weniger als 2 Liter Benzin pro 100 km benötigen (Plug-In-Vehicle), Altfahrzeuge könnte man mit Abwrackprämien vom Markt nehmen. Damit sänke der Verbrauch im Privatsektor in wenigen Jahren massiv und Landwirtschaft und Transport wären weniger betroffen.

@ Martin

-gegen 2015 weltweite Hungersnöte (Biotreibstoff)

und evtl. auch ein Ende der Futtermittelproduktion? Solange wir Unmengen Soja & Mais vor die Säue (bzw. Rinder) werfen ist Biotreibstoff noch vergleichweise harmlos (im Moment, und vermutlich auch noch 2015).

Hallo Martin,

ich vermute du wolltest wohl eher sagen:

„Der entscheidende Punkt für mich: Öl wird in den nächsten 10 Jahren nicht unbedingt knapp, weil die Produktion abfällt.“
und statt „kann“ „koennte vielleicht“

„ Ein Abfall kann nämlich durch stilles Reservenwachstum, Enhanced Oil Recovery und Förderung im Irak, Brasilien und Uganda ausgeglichen werden.“

aber dar wir uns maximal vorstellen koennen
das heutige „Niveau“ in etwa zu halten
aber ein gleichzeitiges Wachstum beim Verbrauch
durch China, Indien etc erwarten muss irgend jemand
dann weniger verbrauchen.

„ Nein, die wachsende Nachfrage aus Indien und China wird auf alle Fällle in den nächsten Jahren zu einer Angebotslücke führen.“

Aber was passiert wenn das „koennte“ auch nicht eintritt?
Naemlich so wie die ASPO Kurven es vorhersagen?

Ja dann kommt eben alles noch viel schneller
und noch schlimmer!

hier uebrigens noch eine interessante Website
zum Thema:

http://www.postpeakliving.com/peak-oil-primer

@Kommentar von Michael Dittmar. 04.08.2010, 8:43
@Kommentar von Martin Holzherr. 29.07.2010, 22:51

In diesen beiden Kommentaren wird auf die absehbare Ölverknappung infolge einer Angebotslücke in einigen Jahren hingewiesen. Noch einmal wiedergegeben:
Fazit voraussehbare Ölmarkt-Etwicklung:
-ab 2012 wird sich eine zunehmende Erdölverknappung entwickeln
-ab 2013 Ölpreisanstieg beinträchtigt Heizen, Flugverkehr, Gütertransport
-ab 2013, 2014 wird das Welt-Wirtschaftswachstum beinträchtigt
-ab 2013 zuwenig Elektromobilen
-gegen 2015 weltweite Hungersnöte (Biotreibstoff)

Der entscheidende Punkt für mich: Öl wird in den nächsten 10 Jahren nicht unbedingt knapp, weil die Produktion abfällt. Ein Abfall kann nämlich durch stilles Reservenwachstum, Enhanced Oil Recovery und Förderung im Irak, Brasilien und Uganda ausgeglichen werden. Nein, die wachsende Nachfrage aus Indien und China wird auf alle Fällle in den nächsten Jahren zu einer Angebotslücke führen.

Dies hat auch ein Autor der Website The Oil Drum erkannt (siehe http://www.theoildrum.com/node/7088 )

@Kommentar von Martin Holzherr. 13.08.2010, 8:00

Im oben referenzierten Kommentar geht es um eine vor dem Jahr 2050 zu erwartende Kupferknappkeit infolge
– einer Zunahme der Elektrombilität (E-Mobil braucht 2 1/2 Mal soviel Kupfer wie Benziner)
– dem Ausbau der Stromnetze in den Schwellen- und Entwicklungsländern
– den zusäztlichen Hochspannungsleitungen die Wind-und Sonnenparks grossräumig vernetzen um die Leistungsschwankungen (lokale Flaute, bedeckter Himmel) auszugleichen

Eine Kupferknappheit ist erst in 15 oder mehr Jahren zu erwarten. Doch es gibt jetzt schon das Problem der zunehmenden Rohstoff-Exportbeschränkungen, auf das der folgende Spiegelartikel verweist (siehe http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,711559,00.html). Die Zahl der Rohstoffe, auf die bestimmte Staaten Ausfuhrzölle erheben, ist von 450 im Jahr 2008 auf über 1000 in diesem Jahr gestiegen. Die EU ist gerade erst dabei eine Rohstoffstragie zu erarbeiten, während China sich überall auf der Welt Rohstoffe mit bindenden Verträgen sichert und selbst Exportbeschränkungen kennt, zum Beispiel bei den besonders wichtigen Seltenen Erden, wo China 95% des Weltbedarfs abdeckt. Doch es sind nicht nur die Seltenen Erden. Zitat „Wir sind genauso auf den Zugang zu den sogenannten Basismetallen wie Aluminium, Kupfer, Zink und Zinn aus dem Ausland angewiesen, ohne die Elektromotoren, Miniatur-Herzschrittmacher und Offshore-Windkraftanlagen undenkbar sind“

Fazit:
-Die seltenen Metalle Seltene Erden, Edelmetalle (Platin,Palladium), Gallium, Indium, Selen, Kobalt, Scandium, Germanium und Tellur haben zunehmende Bedeutung, sind aber sehr selten und unterliegen teilweise Exportbeschränkungen
-Kupfer, Zinn und Zink sind Basismetalle mit stark wachsendem Verbrauch und werden immer teurer. Preisanstiege bei diesen industriell, gerade auch für Green-Tech wichtigen Metalle, können ihre Verwendung ebenso einschränken wie fehlende Verfügbarkeit wegen Exportbeschränkungen
-Prognose: Knappheit bei bestimmten Metallen wird in Zukunft mitbestimmen, ob bestimmte Technologien überhaupt eingesetzt werden.

Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe ist die grösste Herausforderung für die Zukunft der Menschheit das Aufschliessen der Schwellenländer und Entwicklungsländer auf das Konsumniveau der entwickelten Länder. Damit steigt auch der Ressourcenbedarf (Land, Rohstoffe,..). Doch der Rohstoffbedarf wächst zusätzlich durch neue Techniken, die die fossilen Energien ablösen sollen. Der NZZ-Artikel Metalle unter Strom (siehe http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/metalle_unter_strom_1.7169996.html) zeigt wie Elektromobile und Erneuerbare Energien den Kupferbedarf massiv steigen lassen, was den Kupferpreis erhöhen wird und die Förderung aus der Tiefsee (Manganknollen) und ein vermehrtes Kupferrecyling nötig machen wird. Ein Elektromobil benötigt 65 bis 70 kg Kupfer, 2 1/2 Mal so viel ein Benziner. Die Produktionsschwankungen bei Sonnen- und Windparks wiederum werden am besten mit einem Stromverbund über tausende von Kilometern ausgeglichen, was sehr viele neue Hochspannungsleitungen nötig macht und siehe da, diese Leitungen benötigen schliesslich sogar mehr Kupfer als die Elektromobile.

Solche Verknappungsprobleme beschäftigen bis jetzt nur ein paar Spezialisten, doch sie könnten schon bald uns alle beschäftigen.

@Kommentar von Peter Bühler. 12.08.2010, 8:46

Ueber die sagenhafte Vorteile von Thoriumreaktoren, vor allem des Liquid Fluorid Thorium Reactors wird schon seit vielen Jahren geschrieben. Doch ausser ein paar niederschwelligen Forschungserkundungen in Frankreich und Indien gibt es kein aktives Forschungsprogramm und von der einzigen Firma, die angekündigt hat, dass sie einen massenfabrizierten LFTR produzieren will, nämlich Aim High (siehe http://nextbigfuture.com/2009/02/aim-high-plan-for-factory-mass-produced.html und http://sites.google.com/site/rethinkingnuclearpower/aimhigh) hat man nicht mehr viel gehört.
Man muss wissen, dass die Entwicklung eines solchen neuen Reatkortyps (Fall eines Brutreaktors) typischerweise 15 bis 20 Jahre in Anspruch nimmt. Ja, der LFTR KOENNTE sichere Energie billiger als Kohle produzieren. Nein, der LFTR ist keine tiefhängende Frucht, sondern eine in weiter Ferne schwebende Vision.

… nur zur Ergänzung und wie bereits in Monte Rosa-Blog verlinkt: es geht in der AKW-Frage nicht allein um Uran, sondern auch um das in weit grösseren Mengen verfügbare Thorium…

http://energyfromthorium.com/2010/07/01/welcome-american-scientist-readers

@Kommentar von Holger Wallbaum. 05.08.2010, 14:11
@Kommentar von Michael Dittmar. 04.08.2010, 8:43
Kommentar von Holger Wallbaum. 03.08.2010, 20:56

In den oben referenzierten Kommentaren geht es um die zu erwartende Verknappung von fossilen Treibstoffen, um die Senkung des Primärenergieverbrauchs, die Reduktion der Treibhausgase und die gegenseitigen Beziehungen dieser Grössen.
Meiner Meinung nach kommt in dieser Diskussion aber die Gesamtenergiesituation der Schweiz in naher Zukunft zu kurz, vor allem was die zukünftige Abhängigkeit der Schweiz von Energieimporten angeht. Darauf will ich in diesem Kommentar eingehen.

Die 2000 Watt-G. löst alle Probleme?

Holger Wallbaum erkennt in der Implementierung des 2000-Watt Pfades über die nächsten 40 Jahre alle Energie- und Rohstoffziele abgedeckt, also die Vorsorge gegen eine zunehmende Verknappung von fossilen Rohstoffen und die generelle Einsparung von Energie, wobei er vor allem den Gebäudepark im Blick hat.

Peak Oil schafft generelle Verknappung/Rezession?

Michael Dittmar geht davon aus, dass die nähere Energiezukunft von Ölverknappung bestimmt sein wird. Er denkt, dass eine solche Situation zu grundlegenden Änderungen führen wird. Während Holger Wallbaum einer Verknappung fossiler Energie auch positive Aspekte abgewinnen kann – Zitat: Wenn die Verknappung fossiler Energien noch schneller voranschreitet und damit auch die Wirtschaftlichkeit von heute zum Teil noch weniger rentablen Massnahmen positiv beeinflusst, dann umso besser., geht Michael Dittmar – wie ich aus anderen Beiträgen von ihm weiss – davon aus, dass eine spürbare Ölverknappung die ganze Wirtschaft lähmt, so dass die von Holger Wallbaum erhoffte beschleunigte Ersatz von fossilen Energien durch andere in einem solchen rezessiven Umfeld gar nicht mehr finanziert werden kann. Ferner wird bei Verknappung von fossilen Rohstoffen jeglicher Energieimport unsicher. Die Schweiz kann also bei deutlicher Ölverknappung weder darauf zählen, dass sie Öl und Erdgas, noch dass sie zuverlässig Strom aus dem Ausland beziehen kann. Der Grund liegt darin, dass die zuerst nicht von der Verknappung betroffenen Rohstoffe und Energiequellen die Lücke, die das fehlende Öl hinterlässt, stopfen müssen, was dazu führt, dass Importbegehren zum Beispiel der Schweiz, nicht mehr erfüllt werden können.

Peak-Oil-Vorsorge für die Schweiz (Prinzipien)

Wenn man die Diskussionen zwischen Holger Wallbaum, Michael Dittmar und Peter Bühler durch die Lupe Verknappung von fossilen Rohstoffen und sinkende Importmöglichkeiten für Energie betrachtet, werden Ziele wie die 2000-Watt-Gesellschaft in Frage gestellt. Es geht dann eben nicht darum möglichst wenig Energie zu verbrauchen, sondern darum

1. möglichst wenig fossile Energie zu verbrauchen
2. möglichst wenig Energie zu importieren

Wichtig: In der Schweiz genügt das Ziel Nr. 2, weil nämlich alle fossilen Energien in die Schweiz importiert werden.

2000 Watt G., AKW’s und Erneuerbare

Warum überhaupt 2000 Watt pro Kopf?? Für sich selbst betrachtet ist das für mich ein Ziel ohne Sinn und Zweck. Kommt dazu, dass das Papier http://www.novatlantis.ch/fileadmin/downloads/partnerregionen/PRZH_2kW_Methodikpapier_2009-05-28.pdf nicht an seine schnelle Realisierbarkeit glaubt. Im Jahre 2050 soll der Pro-Kopf-Verbrauch immer noch 3500 Watt sein und der CO2-Ausstoss 2 Tonnen pro Person.

Das Klimaproblem verlangt nicht nach 2000 Watt pro Person, aber sehr wohl nach 1 Tonne CO2 pro Person und Jahr im Jahre 2050, etwas was mit der 2000-Watt Gesellschaft erst im Jahre 2150 erreicht wird.
Warum überhaupt nur 2000 Watt pro Person in der Schweiz? Weil die Schweiz dann eventuell mit der Wasserkraft allein als Stromquelle auskäme und keine AKW’s mehr bräuchte. Das wird zwar in den Novatlantis-Dokumenten nirgends explizit erwähnt, sieht aber Holger Wallbaum wahrscheinlich ebenso, Zitat: In Zürich hat das Stimmvolk die Politik und die Verwaltung zum Ausstieg aus der Kernenergie und die Erreichung der 2000 W-G-Ziele verpflichtet, damit aber auch gleichzeitig legitimiert.

Auch im Lichte des „möglichst wenig Energie importieren“-Ziels (als Peak-Oil-Vorsorge) macht der 2000 Watt Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz nur dann Sinn, wenn man dadurch auf die Atomkraftwerke verzichten könnte. AKW’s benötigen ja ebenfalls importierte Brennstoffe in Form von angereichertem Uran (die Importabhängigkeit kann durch Anlegen von grossen Lagern etwas reduziert werden). Zudem sind mit AKW’s gewisse Gefahren verbunden und die gegenwärtigen Lösungen für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen sind unbefriedigend. Die beste Lösung für Endlager von Radioaktivität wäre das Versenken in Tiefbohrungen (tausende von Metern tief und damit von der Biosphäre isoliert), doch angesichts der grossen Abfallmengen wäre das viel zu teuer.

Ohne AKW’s hätte die Schweiz nur noch die Wasserkraftwerke für die Stromproduktion. Das würde für das Ziel 2000-Watt Gesellschaft genügen, wenn der Gebäudepark nur noch lokale Energien benötigt, Fahrzeuge weiterhin mit fossilen Treibstoffen betrieben werden und Büro und Industrie ihren Energiebedarf drosseln. Allerdings geht auch Novatlantis davon aus, dass 2000 Watt pro Kopf gesamtschweizerisch erst im Jahre 2150 erreicht wird. Zudem gibt es in der Schweiz einen Trend zu mehr Mobilität, nicht zu weniger. Die Zukunft der Mobilität ist die Elektromobilität, was mehr Stromkonsum bedeutet. Ohne AKW’s oder einen Ersatz für AKW’s geht es also in der Schweiz auf längere Zeit nicht. Auf Schweizer Ebene sind Gaskraftwerke als Zwischenlösung bis zum Bau neuer AKW’s geplant, denkbar wäre aber bei Ablehnung eines AKW-Neubaus, dass Gaskraftwerke schliesslich die AKW’s ersetzen. Die Stadt Zürich und ihre Elektrizitätswerke gehen allerdings einen anderen Weg. Sie wollen Windstrom aus deutschen Windparks importieren.

Sind Strom aus Windenergie, Photovoltaik, Gaskraftwerken oder aus Atomkraftwerken gleichwertig? Das Papier http://www.novatlantis.ch/fileadmin/downloads/partnerregionen/PRZH_2kW_Methodikpapier_2009-05-28.pdf und auch Holger Wallbaum suggerieren das, Zitat Holger Wallbaum: Dort sehen Sie, dass der PEF total für die Kernenergie 4,08 MJ/MJ beträgt. Die CO2-äq. aber 0,005 kg pro MJ. Bei Elektrizität aus Windenergie verhält es sich von 1.33 zu 0,007 kg CO2-eq/MJ. In meinen Augen ist das grundfalsch, denn ein paar Kennzahlen sagen wenig über eine Energiequelle. Man muss statt dessen das Gesamtenergiesystem betrachten, also die Primärenergiequelle zusammen mit der Regelenergie.
Atomkraftwerke sind Bandkraftwerke, lieferen also konstant Strom, was ungewollte Überschüsse in der Nacht bewirkt und mit Pumpspeicherkraftwerken oder in der Nacht betriebenen Elektroheizungen ausgeregelt werden muss.
Windkraftwerke liefern nur Strom wenn der Wind bläst. Die heutigen deutschen Windparks haben als kurzfristige Regelenergie Pumpspeicherwerke und als längerfristige Regelenergie Gaskraftwerke. Später einmal sollen die Gaskraftwerke entweder durch einen grossräumigen europäischen Stromverbund oder/und durch Wasserstoffspeicher oder erneuerbares Methan ersetzt werden. Doch das ist Zukunft und wird wahrscheinlich recht teuer. Die Kennzahl 0,007 kg CO2-eq/MJ für Windenergie ist also irreführend. Denn Windenergie ist heute zu einem wichtigen Teil fossile Energie.

Peak-Oil und die Energieziele der Stadt Zürich

Die Grundregel der Peak-Oil-Vorsorge Wenig fossile Energie brauchen und wenig Energie importieren werden von der Stadt Zürich in einem wichtigen Punkt verletzt. Sie will Windstrom importieren. Doch auf Energieimporte kann man sich nach einem Peak-Oil nicht verlassen. Falls bald Gaskraftwerke einen Teil des Schweizer Stroms erzeugen wird auch der andere wichtige Punkt der Peak-Oil-Vorsorge verletzt, nämlich Wenig fossile Energie brauchen.

Peak-Oil-Vorsorge für die Schweiz (Massnahmen)

Prinzip: möglichst wenig fossile Energie verbrauchen, möglichst wenig Energie importieren

Empfehlung für eine Peak-Oil resistente Energieerzeugung in der Schweiz:
-Gebäudepark entfossilieren
-Keine Gaskraftwerke erstellen (Gas ersetzt bei den Gasexporteuren Öl)
-Keine Abhängigkeit von Stromimporten (keinen Windstrom importieren)
-AKW’s weiterbetreiben/ersetzen und Uranvorhaltelager anlegen

Hallo Herr Dittmar,

Meine Aussagen zur Primärenergie und den Treibhausgasen beruhen auf den Zahlen aus Frischknecht et al. (http://www.novatlantis.ch/fileadmin/downloads/partnerregionen/PRZH_2kW_Methodikpapier_2009-05-28.pdf). Dort sehen Sie, dass der PEF total für die Kernenergie 4,08 MJ/MJ beträgt. Die CO2-äq. aber 0,005 kg pro MJ. Bei Elektrizität aus Windenergie verhält es sich von 1.33 zu 0,007 kg CO2-eq/MJ. Folglich gibt es eine Diskussionsnotwendigkeit zwischen Primärenergie- oder Treibhausgas-reduziert, was u.a. auch zu anderen politischen Lösungsansätzen führt. Über die Methode zur Bestimmung der Primärenergiefaktoren kann diskutiert werden, aber sie sind die Grundlage für Berechnungen, wie sie in der Schweiz und der Stadt Zürich zur Anwendung kommen.

Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, dass ich den Peak oil negiere, dann bitte ich das zu entschuldigen. Zweifel habe ich über den Zeitpunkt (liegt er bereits hinter oder noch vor uns? Die Frage wird erst ex-post beantwortet werden können), aber nicht die Tatsache an sich. In meinen Vorlesungen spreche ich zumindest darüber und vermittele den Diskussionsstand den Studierenden. Da wir in unseren Szenarien von einem phase out der fossilen Energieträger ausgehen, stimme ich Ihrer Schlussfolgerung nicht zu, dass der „Leser nicht mehr weiterlesen muss“, weil wir diesem Fakt, wie gesagt, bei unseren Annahmen Rechnung getragen haben. Wenn die Verknappung fossiler Energien noch schneller voranschreitet und damit auch die Wirtschaftlichkeit von heute zum Teil noch weniger rentablen Massnahmen positiv beeinflusst, dann umso besser. Die Kernergebnisse dieser Studie würde das aber auch nicht massgeblich beeinflussen, sondern „nur“ die Eintretenswahrscheinlichkeit, das Ausmass und den Zeitpunkt. Um es ganz klar zu sagen: Sicherlich könnten wir einen Lauf mit dem Modell fahren, wo wir davon ausgehen, dass die CH bereits ab 2030 keinen Zugang zu fossilen Energieträgern mehr hat, die Ergebnisse würde es sehr wahrscheinlich nicht signifikant ändern und der vorgängig genannte trade off zwischen PEF und CO2 bleibt davon unbenommen. Die Diffusionsraten der Energieträger spiegeln das Resultat von einer Reihe von Diskussionen mit mehreren Experten in den Begleitgruppensitzungen wider und stellen sicherlich nur zwei von vielen denkbaren Szenarien dar.

Da wir das Thema in einem weiteren Blogbeitrag behandeln werden, werde ich mich gerne an der weiteren Diskussion zu unserem Strassenbeitrag beteiligen, die Gebäude- und Energieversorgungsdiskussion, mit der Bitte um Verständnis, aber auf den anderen Beitrag vertagen, um nicht zu weit vorzugreifen.

Herr Wallbaum,

Wie kann man die zwei Behauptungen:

„Im nationalen Modell ist jedoch sehr schön ersichtlich, dass wir die Primärenergie mit erneuerbaren Energie stärker reduzieren können, mit der Kernenergie vermeintlich aber schneller einen höheren Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen leisten werden können.“

mit Zahlen rechtfertigen? Wenn tatsaechlich das unwahrscheinliche passieren sollte und schon ab 2025(?) ein neues KKW die drei kleineren alten ersetzen wird, wie wird da bitte CO2 und auch noch schnell reduziert?

Zur Reduktion der Primaerenergie mit Wind, Sonne etc, also wir lassen die Kapazitaet gleich und oh Wunder die produzierte „Energie“ sinkt.

zu:
„Die Verfügbarkeit von Gas und Öl ist insofern auch nicht so match-entscheidend, da der Betrachtungszeitraum der Studien rd. 40 Jahre beträgt und signifikante Reduktion der fossilen Energieträger angenommen werden, da dies ja auch ein konkretes Teilziel der 2000 W-G abbildet.“

Entscheidend fuer die Studie oder fuer die Schweizer Autofahrer?

Also wenn eine Studie auf unrealistischen Annahmen beruht und die Konsequenzen von Peak Oel ignoriert. Zumindest sollte die Studie die verschiedenen Annahmen erwaehnen. Dann kann der Leser sofort sagen „man braucht nicht weiter lesen“

Also zum Beispiel im Jahr 2020 also in 10 Jahren werden nur noch rund 2/3 der heutigen Liquids weltweit verbraucht werden koennen und der Bedarf von heute sich nochmal um 20% (1.5-2%) Jahr erhoeht und die Laender mit Oel ihren eigen Verbrauch entsprechend staerker steigern.. ja dann bleibt fuer Habenichtse wie die EU und die Schweiz nicht mehr viel Oel ueber.

und das soll nicht wichtig fuer „das match“ sein?

Und ueber das Wort „match“ koennte man sich durchaus Gedanken machen wenn es um das funktionieren eines ganzen Landes geht.

Also vielleicht waere es wirklich sinnvoll sich ernsthaft mit Peak Oil und den anderer Peak Gas, Uran etc Problemen zu beschaeftigen.

siehe auch den Kommentar
Kommentar von Martin Holzherr. 29.07.2010, 22:51
@Kommentar von Michael Dittmar. 28.07.2010, 11:56
Ein paar Ergänzungen zu den von Fatih Birol (IEA) geäusserten Öl-Verknappungserwartungen.
-Nach IEA sind die Markterwartungen (siehe http://omrpublic.iea.org/)für 2011: Ölnachfragewachstum: 1.6% allein durch Nicht-OECD-Länder, Angebotswachstum durch Brasilien,Azerbaijan,Kolumbien,Ghana und Biotreibstoffen kompensieren Produktionsabfall in Mexiko und der Nordsee.
-Mercedes-Verkäufe China: 2.Quartal 2009: 14′000,3.Q. 17′000,4.Q. 24′000;1.Q 2010: 23′000; 2.Q. 49′000 (für andere Auotomarken ähnliche Entwicklung)
-bis 2015 kommen 25 Millionen Barrel pro Tag an neuem Angebot (MBD)dazu, der Produktionsrückgang der 811 grössten Felder beträgt durschnittlich 4.5% pro Jahr und es fehlen 2015 12.5 Millionen Barrel pro Tag relativ zur dannzumaligen Nachfrage (siehe http://online.wsj.com/article/SB121139527250011387.html?mod=hps_us_whats_news)
Fazit voraussehbare Ölmarkt-Etwicklung0:
-ab 2012 wird sich eine zunehmende Erdölverknappung entwickeln
-ab 2013 wird der deutliche Ölpreisanstieg zuerst das Heizen mit Öl, dann den Flugverkehr und den Lastwagentransport erschweren
-ab 2013, 2014 wird das Welt-Wirtschaftswachstum beinträchtigt (Autoverkäufe gehen zurück etc.)
-ab 2013 kann die Nachfrage nach Elektromobilen nicht mehr gedeckt werden
-gegen 2015 sind weltweite Hungersnöte wegen steigenden Nahrungsmittelpreisen zu erwarten (bedingut durch erhöhten Biotreibstoffabsatz)

Sehr geehrter Herr Bühler

Die Zementindustrie ist in der Tat ein sehr relevanter Emittent. Mir sind allerdings nach den Angaben des Cement Sustainability Initiative (CSI) innerhalb des World Business Council (WBCSD) „nur“ 5 Prozent an den gesamten CO2-Emissionen bekannt. Die erzielten produktionstechnischen Fortschritte sind, je nach Land und Unternehmen, durchaus bemerkenswert, wobei die „best available technologies“ bei Weitem noch nicht der Standard ist (http://www.wbcsdcement.org/pdf/CSI%20GNR%20Report%20final%2018%206%2009.pdf). U.a. das MIT arbeitet auch seit einiger Zeit an signifikanten Beiträgen zur CO2-Emissionsreduktion: http://web.mit.edu/newsoffice/2007/concrete.html. Auch in dieser Branche werden zukünftig weitere ökologische Potentiale umgesetzt werden können – teilweise müssen sich dabei noch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern bevor eine Massnahme rentiert und/oder auch noch weitere Forschungserkenntnisse erzielt werden. Wir gehen davon aus, dass wir diese Potentiale dann auch für den Anwendungsfall der Strassen in unserem Projekt nutzen können.

Nun zu Ihren Fragen zum Gebäudeparkmodell:
Die Bemerkung zur Bevölkerungsentwicklung ist korrekt – für den Fall Schweiz. Die Prognose müsste jetzt um 5-6 Prozent erhöht werden. Die Kernaussagen würde das nicht massgeblich beeinflussen. Es wäre zu prüfen, ob nicht ggfs. sogar der spezifische Pro-Kopf-Verbrauch reduziert würde. Im Projekt für die Stadt Zürich konnten die aktuellen statistischen Annahmen verwendet werden, da wir diesen Bericht erst im Anschluss geschrieben haben.

Wie Sie richtig zitieren, führen die Szenarien „unter den getroffenen Annahmen“ nicht ganz zur Zielerreichung. Das impliziert aber auch, dass ambitioniertere Annahmen auch andere Zielsetzung erreichbar machen. In Zürich hat das Stimmvolk die Politik und die Verwaltung zum Ausstieg aus der Kernenergie und die Erreichung der 2000 W-G-Ziele verpflichtet, damit aber auch gleichzeitig legitimiert. Dementsprechend stellt sich hier auch nicht mehr die Frage, ob Kernenergie ja oder nein. Im nationalen Modell ist jedoch sehr schön ersichtlich, dass wir die Primärenergie mit erneuerbaren Energie stärker reduzieren können, mit der Kernenergie vermeintlich aber schneller einen höheren Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen leisten werden können. Da werden Stimmvolk und Politik auch weiterhin einen Diskurs führen müssen, der neben den Klimaaspekten u.a. aber auch eine faire volkswirtschaftliche Betrachtung beinhaltet sollte. Für uns war diese Frage nicht studienrelevant, da wir kein dynamisches Stromannahmenmodell entwickeln wollten, sondern aufgrund des Votums der Begleitgruppe aus die BFE-Szenarien (Fig. 79-81) abgestützt haben. Dies scheint mir immer noch sinnvoll, weil wir in erster Linie die gebäudebezogene Nachfrageseite bottom-up abbilden wollten, um die Stellschrauben und Rangierung von Massnahmen einschätzen zu können.

Die Verfügbarkeit von Gas und Öl ist insofern auch nicht so match-entscheidend, da der Betrachtungszeitraum der Studien rd. 40 Jahre beträgt und signifikante Reduktion der fossilen Energieträger angenommen werden, da dies ja auch ein konkretes Teilziel der 2000 W-G abbildet. Sicherlich hat das einen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von Massnahmen, die nach dem heute gängigen klassischen wirtschaftlichen Ansätzen noch unrentabel sind. Dadurch lassen sich neue Technologien schneller entwickeln und breiter in den Markt bringen, aber eine deutliche Veränderung der Kernaussagen unserer Studien sehe ich dadurch auch nicht unbedingt.

In der Folge sind wir sicherlich daran interessiert auch Preise und Kosten in unser Modell zu integrieren, um die Diskussion noch um eine weitere sehr entscheidungsrelevante Grösse anzureichern.

Das hier dürfte die Energiebilanz im Bausektor erheblich verbessern… (R&D, Michael…)

http://www.kit.edu/55_610.php

Eine Energieeinsparung von knapp 50% bei der Zementherstellung. Eine Industrie, die weltweit etwa das Vierfache der von Flugzeugen verbrauchten Energie einsetzt. Anteil am weltweiten CO2-Ausstoss: 6,5 %.

Sehr geehrter Herr Prof. Wallbaum,

besten Dank für Ihre ausführliche Antwort, die Sie dem Trüppchen unentwegter Blogger trotz Zeitknappheit freundlicherweise gewidmet haben.

Der Bericht „Gebäudeparkmodell…“ ist von weitgehend erfrischender Nüchternheit und zielt mit der geplanten Erneuerung des SIA-Effizienzpfades klar auf das Machbare.

Um zunächst eine der Kernaussagen zu zitieren: „dass die Zielsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft bei den getroffenen Annahmen nicht ganz erreicht wird“

Das dürfte um so mehr zutreffen, nachdem die Bevölkerungsentwicklung laut den jüngst veröffentlichten Zahlen vermutlich dynamischer verlaufen wird, als in den demografischen Szenarien auf S. 25 angenommen…

http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/medienmitteilungen.Document.132627.pdf

Vor diesem Hintergrund stösst man unvermeidlich auf eine weitere zentrale Aussage des Berichts…

„Da das im Referenz-Szenario verwendete BFE-Elektrizitätsszenario I b auf den Nachbau von Kernkraftwerken setzt, lässt sich bereits hier bis 2050 eine bedeutende Reduktion der jährlichen Treibhausgasemissionen um 6,6 Mt CO2-äq. bzw. 28 % beobachten“

Bleibt zu fragen, wie in diesem Zusammenhang die folgende Anmerkung zu verstehen ist…

„Es ist zu hinterfragen, ob die in den BFE-Perspektiven getroffenen Annahmen bei der Stromversorgung einer kritischen energiewirtschaftlichen Betrachtung standhalten“

Sind AKW-Neubauten aus der Sicht Ihres Berichts unvermeidlich bzw. ohne realistische Alternative oder halten Sie sie im Gegenteil für entbehrlich?

Falls wir um AKW-Neubauten nicht herumkommen, bleibt die grosse politische Frage, wie diese Botschaft dem Volk rechtzeitig und sachlich vermittelt werden soll, wenn derzeit hinsichtlich des EE-Potentials und dessen Finanzier- und Realisierbarkeit weiterhin Illusionen genährt werden.

Die grosse Unbekannte im Bericht bildet daneben die künftige Verfügbarkeit fossiler Energieträger. Wäre interessant zu sehen, welchen Einfluss eine mögliche Öl- und Gas-Versorgungskrise auf die dargestellten Szenarien hätte.

Sehr geehrte Herren (warum eigentlich immer nur Herren – schade)!

Bitte entschuldigen Sie mein langes Schweigen, aber leider fehlte mir schlichtweg die Zeit zum bloggen, was in der Ferien- und Prüfungszeit vielen Kollegen sicherlich ähnlich gehen wird. Der nächste Blog-Beitrag wird dann sicherlich wieder zeitnäher von mir begleitet.

Ich teile uneingeschränkt ihre Einschätzung, dass wir mittel- bis langfristig an post-fossilen Mobilitätskonzepten arbeiten müssen, ohne die notwendige Suffizienzdiskussion zu vernachlässigen. Aber, wie auch richtigerweise erwähnt, ist die Elektromobilitätszukunft wirklich noch eine ferne Zukunft, wenn auch gegenwärtig international die Anstrengungen sichtbar gesteigert werden. Aber auch diese E-Zukunft wird es nicht zum ökologischen Nulltarif geben. Batterien, Infrastrukturen etc. verbrauchen über den Lebenszyklus auch wertvolle und zunehmend knapper werdende Ressourcen, v.a. bei einer stetig steigenden Nachfrage. Wenn die Einführung der Recycling-Economy nicht parallel voran gebracht wird, dann besteht die Gefahr, dass wir den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Wirkliche Clean Technologies müssen darauf eine Antwort geben, sonst bleiben sie auf halben Weg stehen. Dies gilt umso mehr für die sich entwickelnden Länder, denen vielfach die Erfahrung, die ökonomischen Mittel etc. für dieses notwendige Wirtschaftsmodell fehlt.

Unseren Beitrag haben wir als einen kleinen Baustein in einem umfassenderen Mobilitätsdiskurs gesehen, wobei die ganzheitliche Diskussion sicherlich fachlich kompetenter von einigen Kollegen des IVT der ETHZ u.a. geführt werden kann. Unser Beitrag ist ein bauingenieurwissenschaftlicher, der mit dem Thema CO2 beginnt, aber in eine umfassendere ökologische Bilanzierung münden wird. Unser Projekt mit den relevanten Akteuren in diesem Handlungsfeld, ist gerade erst ein Jahr alt und wird uns sicherlich noch 1-2 weitere Jahre begleiten.

Das Thema der Energieeffizienz treibt uns deutlich weniger um, als der Ressourceneffizienz, im Sinne von Energie und Material, und der Treibhausgasemissionen. Kurz- bis mittelfristig müssen wir Lösungen anbieten können, die als best available technologies zur Anwendung kommen können. Damit arbeiten wir an dem „Notwendigen“, ohne aber das „Wünschenswerte“, und damit meinen wir die mittel- bis langfristigen Konzepte, aus den Augen zu verlieren. Ob wir damit zu der Gruppe der Ewiggestrigen oder einfach nur pragmatisch sind, überlasse ich ihrem Urteil.

@ Herr Bühler: Ihre Frage zum Einsparpotential (fossile Energieträger) durch nachhaltiges Bauen, Hoch- und Tiefbau, innerhalb eines Zeithorizonts von 20 oder 30 Jahren insgesamt kann ich Ihnen gerne beantworten. Wir sind in zwei Studien für die Schweiz und für die Stadt Zürich dieser Frage u.a. nachgegangen. Diese Arbeiten werden Inhalt des nächsten Blogbeitrags sein. Da mit 2000 Zeichen aber nicht besonders viel gesagt werden kann, möchte ich Sie aber schon einmal auf die ausführlicheren Studienberichte verweisen. Beide finden Sie, neben anderen Studien von uns bspw. zur Grauen Energie, den Umweltbelastungspunkten und der Evaluation der sogenannten 7 Meilenschritte auf der homepage des Amtes für Hochbauten der Stadt Zürich: http://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/hbd/Deutsch/Hochbau/Weitere%20Dokumente/Nachhaltiges_Bauen/1_2000_Watt/0_Grundlagen/100611_GPM_ZH_Endbericht_v3_41.pdf bzw. http://www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/hbd/Deutsch/Hochbau/Weitere%20Dokumente/Nachhaltiges_Bauen/1_2000_Watt/0_Grundlagen/Gebaeudeparkmodell_CH.pdf.

In Kürze heisst das: Dass wir in einem Business as Usual-Szenario von einer Reduktion nur der fossilen Primärenergieträger von 16.3 PJ im Jahr 2005 bis 12.2 PJ im Jahr 2035 im Zürcher Gebäudepark ausgehen. In einem sehr engagierten Szenario mit ambitionierten Zielen (2000 Watt bzw. 1 Tonne CO2) sehen wir eine Reduktion von 16.3 PJ (2005) auf 4.6 PJ (2035) für technisch erreichbar (S. 104 im Zürcher Bericht). Ob dies wirtschaftlich sinnvoll ist, politisch und gesellschaftlich durchsetzbar etc., muss an anderer Stelle geklärt werden. Die Zahlen sind gültig für die Gebäudetypen (Ein- und Mehrfamilienhäuser, Büro und Schulen). Für die Gesamtschweiz sehen die Zahlen etwas schlechter aus, die Annahmen wurden in dieser Studie aber auch pessimistischer getroffen, da kein Entscheid des Stimmvolkes auf nationaler Ebene vorhanden ist, der das politische Handeln in dieser Form legitimiert, wie das in Zürich der Fall ist. Wie gesagt, in wenigen Wochen dann der Blogbeitrag zu diesem Thema.

Prognosen…

Um unter all den etwas gewagten die wahrscheinlichste und banalste in den Vordergrund zu rücken: Energie wird teurer.
Ob zu recht (hohe Nachfrage bei wachsendem Mangel) oder zu unrecht (politicial pricing, Spekulation) sei dahingestellt.

Den Konsumenten jedenfalls bleiben nur wenige Alternativen:
– ohnmächtig zusehen, wie ihnen fortwährend tiefer in die Taschen gegriffen wird
– verzichten
– Unabhängigkeit von den Energielieferanten erreichen

Ersteres werden sich viele noch für eine gewisse Dauer leisten können. Das zweite liegt in manchen Bereichen durchaus drin, allerdings werden alle Güter und Dienstleistungen durch steigende Energiepreise teurer werden und die persönlichen Einsparungen negativ kompensieren. Das dritte ist nur unter grossem Aufwand zu erreichen und wird nur wenigen möglich sein. Die meisten verfügen weder über die notwendigen Mittel noch die Gelegenheit dazu.

Gesellschaftlich und wirtschaftlich betrachtet, gleicht die z. T. bewusst angesteuerte Energieverknappung bzw. -verteuerung einem Spiel mit dem Feuer. Im allgemeinen Diskurs mischen sich zu viele Dinge AGW/Energiefragen/wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umbau/Nord-Süd-Gefälle etc.

Diese verschiedenen Stränge gehören – zumal in Demokratien – entwirrt, um klare Entscheidungsgrundlagen zu schaffen.
Behörden, Energie- und Bauunternehmen z. B. sollten sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren, Spar- und Optimierungspotentiale wie die in diesem Blog vorgeschlagenen nutzen, statt sich zunehmend in weltanschaulichen Debatten und soft skills zu verlieren.

In einer möglicherweise unpopulären Abwandlung der leninschen Sottise: „Sozialer Friede und wirtschaftliche Prosperität sind Demokratie plus Elektrizität“

@Kommentar von Michael Dittmar. 28.07.2010, 11:56

Ein paar Ergänzungen zu den von Fatih Birol (IEA) geäusserten Öl-Verknappungserwartungen.

-Nach IEA sind die Markterwartungen (siehe http://omrpublic.iea.org/)für 2011: Ölnachfragewachstum: 1.6% allein durch Nicht-OECD-Länder, Angebotswachstum durch Brasilien,Azerbaijan,Kolumbien,Ghana und Biotreibstoffen kompensieren Produktionsabfall in Mexiko und der Nordsee.

-Mercedes-Verkäufe China: 2.Quartal 2009: 14’000,3.Q. 17’000,4.Q. 24’000;1.Q 2010: 23’000; 2.Q. 49’000 (für andere Auotomarken ähnliche Entwicklung)

-bis 2015 kommen 25 Millionen Barrel pro Tag an neuem Angebot (MBD)dazu, der Produktionsrückgang der 811 grössten Felder beträgt durschnittlich 4.5% pro Jahr und es fehlen 2015 12.5 Millionen Barrel pro Tag relativ zur dannzumaligen Nachfrage (siehe http://online.wsj.com/article/SB121139527250011387.html?mod=hps_us_whats_news)

Fazit voraussehbare Ölmarkt-Etwicklung0:
-ab 2012 wird sich eine zunehmende Erdölverknappung entwickeln
-ab 2013 wird der deutliche Ölpreisanstieg zuerst das Heizen mit Öl, dann den Flugverkehr und den Lastwagentransport erschweren
-ab 2013, 2014 wird das Welt-Wirtschaftswachstum beinträchtigt (Autoverkäufe gehen zurück etc.)
-ab 2013 kann die Nachfrage nach Elektromobilen nicht mehr gedeckt werden
-gegen 2015 sind weltweite Hungersnöte wegen steigenden Nahrungsmittelpreisen zu erwarten (bedingut durch erhöhten Biotreibstoffabsatz)

Das passt wie die Faust aufs Auge zum Thema hier:

Der International Energy Agency F. Birol Guru
„erklaert warum wir auf tausende km von Autobahnen verzichten koennen“ (jedenfalls wenn man zwischen den Zeilen lesen kann).

Aber auch ohne und mit viel Zweckoptimismus immer noch sehr lesenswert:

Gefahr für die Ölversorgung
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/0,2828,708515,00.html

am Ende:
„Birol: Das weiß ich nicht. Ich glaube ja wirklich an die Wirksamkeit der Marktkräfte. Aber der Umgang mit den fossilen Brennstoffen und damit mit unserem Klima ist eine strategische Herausforderung für die ganze Welt. Und die lässt sich nur mit massiver staatlicher Unterstützung und Regulierung bewältigen. Deshalb sollten die Regierungen zum Beispiel CO2-Preise einführen oder Elektrofahrzeuge subventionieren. Wir müsse entschlossen handeln und zwar jetzt.“

Warum man das CO2 Problem noch zusaetzlich braucht ist unklar. Aber es hoert sich immer noch besser als Erklaerung an also die „Grenzen des Wachstums sind fuer immer erreicht“.

Prof. Wallbaum möchte vermutlich nicht die Verantwortung dafür übernehmen, was hier so alles geschrieben wird…

Aber wir können’s ja mal mit einer Frage versuchen:

Wie hoch ist das Einsparpotential (fossile Energieträger) durch nachhaltiges Bauen, Hoch- und Tiefbau, innerhalb eines Zeithorizonts von 20 oder 30 Jahren insgesamt?
Einsparungen beim Bau (Material, Methoden, Technik) und Gebäudebetrieb (Heizung, Kühlung, Unterhalt, Renovation etc.)

Wie schade dass die Schreiber eines Artikels sich (fast) nie an der anschliessenden Diskussion beteiligen.

Eigentlich uebernimmt der Author ja die Verantwortung fuer das was er/sie schreibt.

@Kommentar von Michael Dittmar. 27.07.2010, 15:36
@Kommentar von Peter Bühler. 27.07.2010, 15:03

Zur Beruhigung, ich glaub ich gehöre auch zu den Ewiggestrigen. Aber vielleichst ist mir einfach der kindliche Glaube an Wunder hier und jetzt oder spätestens beim nächsten Aufwachen abhandengekommen.

„So geht das Michael, oder gehörst du etwa auch zu den Ewiggestrigen???“

hm.. also ich erinnere mich an aehnliche tolle Aussagen von Schwarzi und Co (Amory Lovins etc)

zu den Hybrid Autos und den Wasserstoff Autos ab 2010. Und was wurde daraus?

Niemand redet heute mehr richtig laut von Wasserstoff Autos (kommt bestimmt wieder).

Aber .. wenn wir den Transport bei Autos von 15000km / Jahr auf 8000 km reduzieren, brauchen wir dann wirklich mehr Strassen?

„Bedenke übrigens, Michael, die mittel- und osteuropäischen Autobahnen sind ja über einen längere Zeitdauer als die nächsten 10 Jahre geplant. “

Ja, entsprechend fehlen dann ja schon 10 und mehr Saudi Arabien.

Oder sollte es vielleicht darum gehen die Laender weiter in der Schuldenfalle zu halten? Waere doch praktisch fuer Laender die ihr „know how high tech“ exportieren koennen und im kleingedruckten vergessen zu erwaehnen

geliefert ohne Oel und andere Energiespeicher..

@ Holzherr

Von wegen „Ewiggestrige“, den Schuh ziehen Sie sich mal selber an.

Australien:
a) ein Papier hinter dem im Wesentlichen Umweltaktivisten stehen, friends of the earth etc. Zweckoptimistische Prognosen dieser Sorte gibt’s auch für die Schweiz. Wenn man Sie dann mal durchrechnet, wie Sie’s auch schon getan haben…

b) Haben Sie halbwegs eine Vorstellung von den australischen Verhältnissen: Durchschnittstemperaturen, Sonnenschein-Dauer, Windaufkommen?

Nun gut, da nach Ihrer festen Überzeugung unser Klima sich dem australischen annähert, wird sich die „Umstellung auf 100% Erneuerbare“ zwar nicht in 10 aber in 30 bis 40 Jahren sicher bewerkstelligen lassen.

@Kommentar von Michael Dittmar. 27.07.2010, 10:07

Zitat:Kann mich nicht zurueckhalten.
Aber fuer all die die schon mal an Peak Oil und dessen Konsequenzen gedacht haben ist die Idee von neuen Autobahnen ein echter Witz!

Aber Michael. Wir sind doch hier alle postfossil. Der Autor meint doch eine Flotte von Elektromobilen, die über die Autobahnen zirkulieren. Hier ein Auszug aus dem Australien Total Erneuerbar-Plan ZCA2020 (siehe http://media.beyondzeroemissions.org/ZCA2020_Stationary_Energy_Report_v1.pdf)
Zitat: The ZCA2020 Sector Report: Transport will include detailed
costings of:
• replacement of the present petroleum-fuelled fleet with
electric vehicles, comprising ‘plug-in, battery swap’
models and plug-in hybrid-electric vehicles, using liquid
biofuels to extend the driving range;
• the design of future personal transport vehicles, fostering
and encouraging development and roll-out of a range of
lower cost zero-emission electric vehicles;
• a general shift from private cars and trucks to electric
passenger trains, passenger trams, freight trains and
cargo trams;
additional energy savings from reductions in average
cycling infrastructure will encourage the use of bicycles
in urban areas.
The modal shift from private passenger vehicles to shared
electric rail vehicles has the capacity to reduce the private
car fleet by around 50%. The average car will travel 8000km
p.a. instead of the 15,000km travelled today. ZCA2020 aims
for Australia to have six million pure electric, plug-in hybrid
electric and battery swap electric vehicles by 2020.

Bedenke übrigens, Michael, die mittel- und osteuropäischen Autobahnen sind ja über einen längere Zeitdauer als die nächsten 10 Jahre geplant. Gemäss dem obigen Plan für Australien, der ja bis 2020 schon realisiert sein soll, ZitatZCA2020 aims
for Australia to have six million pure electric, plug-in hybrid
electric and battery swap electric vehicles by 2020
gäbe es auf den osteuropäischen und mitteleuropäischen neuen Autobahnen dann fast nur noch elektrische Vehikel.

Oder geht dir das zu schnell? Da kann ich dich beruhigen. Im Plan für Australien ist zu lesen: The introduction of 6 million new vehicles in 10 years may seem a challenge, but Australians currently purchases around 1 million new vehicles every year. Demand for new vehicles is therefore strong enough to drive the introduction of appropriately-priced zero emission vehicles. The
Australian fleet currently numbers some 12 million private
vehicles. The Plan does not attempt to replace all 12 million
vehicles, as it anticipates vast improvements to public
transport, higher fuel prices, and hence reduced demand for
private vehicles. Nevertheless, the capacity exists to deploy
10 million electric cars over the 10 year implementation
period.

So geht das Michael, oder gehörst du etwa auch zu den Ewiggestrigen???

@Kommentar von Peter Bühler. 27.07.2010, 11:29

Zitat:Zurück in die Steinzeit? Mit dem illusorischen, behördlich verfügten 2 °C-Ziel?

Verzicht auf fossile Rohstoffe (oder massive Einschränkung) bedeutet doch nicht zurück in die Steinzeit. Sogar ich glaube, dass das machbar, wenn auch nicht einfach ist. Die meisten Autoren und einige (wenige) Kommentatoren hier glauben sogar, es sei ganz einfach auf fossile Rohstoffe zu verzichten.

Das beste Beispiel dafür liefert Klaus Ragealler.
Hier ein paar Aussagen aus seinem Blog (siehe http://www.climateblog.ch/2010/07/17/stromversorgung-mit-100-erneuerbaren-energien-in-10-jahren-ein-detaillierter-plan-fuer-australien/comment-page-1/)

Ökonomen kommen immer wieder zum Schluss, dass die Gesamtkosten der Umstellung unter 1% des BSP liegen (und wesentlich tiefer als zu erwartende Schadenskosten ohne Mitigation) siehe z.B. dazu unseren früheren Beitrag.

100% Erneuerbare bis 2020 in Australien

Der Bedarf im Jahr 2020 von 325 TWh wird zu 40 % aus Windanlagen mit einer Gesamt-Leistung von 50 GW geliefert, der Rest von CSP Kraftwerken mit einer Leistung von 42,5 GW. Die gesamten Investitionskosten liegen bei 370 Mrd austr. Dollar (1 austr. Dollar = 0.92 SFr).

Die Kosten werden in dem Bericht sehr ausführlich untersucht. Bereits bei einem Zwischenstand von installierten 8,7 GW für die CSP Anlagen werden Elektrizitätspreise von 5-6 c/kWh erreicht in heutigen Australischen Dollar. Dies ist konkurrenzfähig zu Strom aus Kohlekraftwerken. Die Schlüsselfaktoren für diese Verbilligung sind Skaleneffekte beim Bau der Kraftwerke (Kraftwerks-Pipeline) und bei der Massenfabrikation der Heliostat-Spiegel.

Die hohen Anfangsinvestitionen werden bis 2040 amortisiert, wenn Emissionen und Ölkosten nicht eingerechnet werden. Deren Berücksichtigung gibt entsprechend wesentlich kürzere payback Zeiten.

Fazit nach Klaus Ragaller:
-Umstellung auf 100% Erneuerbare in 10 Jahren: Kein Problem
-Konkurrenzfähkigeit zu Kohle noch zur Bauzeit. Wàhrend dem Bau der Solaranlagen werden sie immer konkurrenzfähiger.

Herr Bühler, da staunen sie, was. Sie berücksichtigen einfach folgendes nicht, Zitat: Eine Wirtschaft ohne fossile Energie erscheint vielen wenn nicht völlig unmöglich so doch nur mit dramatischen Wohlstandseinbussen erreichbar. Schon bei Technologieumstellungen viel geringerer Tragweite gibt es immer grosse Widerstände und Beharrungskräfte. Die meisten Argumente findet man typischerweise für das Beharren im “Business As Usual”. Die Risiken und Unsicherheiten liegen bei der neuen Technologie. Alle uns heute selbstverständlichen Technologien mussten so eine Unsicherheitsphase überwinden.

So Herr Bühler, jetzt müssen sie sich aber für die totale Umstellung auf Erneuerbare in der Schweiz in 10 Jahren einsetzen. Sonst sind sie ein Ewiggestriger (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Ewiggestriger).

@ Holzherr

Wikipedia … die Atmung unterscheidet sich in Afghanistan kaum von jener in der Schweiz. Die Wiki-Zahlen basieren auf der Atmung im Ruhezustand. Bei körperlicher Betätigung ist die Atemfrequenz zwei- oder dreimal höher.

Klar geht’s ohne Technik auch. In Kambodscha, Kuba, Nordkorea liefen/laufen die letzten – politisch erzwungenen – Grossversuche.
Zurück in die Steinzeit? Mit dem illusorischen, behördlich verfügten 2 °C-Ziel? Das Klima wird sich keinen Deut drum scheren.

Die individuelle Einhaltung der vorgegebenen 1 Tonne CO2-Emissionen pro Jahr wird wohl mit strenger Kirchenzucht ein „Wächterrat“ kontrollieren. Ökologismus als säkularisierte Form rigider religiöser Gesellschaftskontrolle, Zwingli und Calvin in grünem Kleid.

Schön wär’s, wenn das AGW-beseelte Viertel oder Drittel unserer westlichen Gesellschaften sich schon mal auf den Weg machte und all den zögerlichen Skeptikern das glaubwürdige Vorbild für einen dekarbonisierten Lebensstil lieferte, statt über staatliche Regelungen die Zwangsmissionierung der Gesamtgesellschaft voranzutreiben.

Ein Glück, dass es auf zahlreichen Gebieten Forschungsanstrengungen gibt, die auf Optimierung und Innovation zielen. Sie sind in der Summe tatsächlich „nicht zu unterschätzen“ und bilden den einzig gangbaren Weg ohne realistische Alternative.

http://www.wetter24.de/de/home/wetter/wetter-news/news/ch/559785a2b7c6bb25f0a1fa38bc00dfe3/article/strassenbelag_reinigt_luft.html

Kommentar von Michael Dittmar. 27.07.2010, 10:07

Hier eine Bestätigung für deine Sicht, Michael.

In http://www.physorg.com/news199375442.html
liest man (übersetzt ins Deutsche):

Patzek (Universität Austin, Texas) warnt, Klimawandelprognosen sollten überarbeitet werden und dem unvermeidbaren Kohlepeak 2011 und der nachfolgenden Abnahme der Förderung Rechnung tragen

Er spricht also nicht einmal vom Ölpeak, sondern vom Kohlepeak und das schon 2011. Hier liegt er allerdings meiner Ansicht nach falsch.

Hier noch ein unübersetztes Fragement aus dem Artikel, das sich auf die IPCC-Szenarien bezieht:

„Most of the IPCC scenario writers accepted the common myth of 200-400 years of coal supply, and now their ‚eternal‘ (100 years plus) growth of carbon dioxide emissions in turn is a part of the commonly accepted social myth,“ says Patzek.

Du bist also – in deinen düsteren Prognosen – nicht ganz allein, Michael.

Kann mich nicht zurueckhalten.

Aber fuer all die, die schon mal an Peak Oil und dessen Konsequenzen gedacht haben ist die Idee von neuen Autobahnen ein echter Witz!

Nach den Rechnungen der IEA (also „unserer“ Internationalen Energy Agency der OECD Laender) und die sind immer sehr sehr optimistisch, fehlen uns in 20 Jahren fuer das BAU Scenario nur 6 „Saudia-Arabia“. (oder 64 millionen barrel pro Tag) Seite 4 http://www.oecd.org/dataoecd/45/29/42414080.pdf

Der Unfall im Golf von Mexiko macht die Situation nicht besser. Warum also noch Autobahnen bauen?

Was wir machen sollten? Uns auf die lokale Organisation des Lebens vorbereiten! Ob wir wollen oder nicht (und wollen tun wir es nicht, nur wenn wir uns ueber den ernst der Lage bewusst sind!)

@Kommentar von Ben Palmer. 27.07.2010, 7:32
Kommentar von Peter Bühler. 27.07.2010, 0:46

Zitat Palmer: Das Problem des Klimawandels auf eine einfache Formel reduziert. Vielleicht sollten Sie noch angeben, wieviel “man” ist, damit man die Zahlen direkt einsetzen kann.

Korrekter formuliert: Um das 2°C-Ziel zu erreichen, darf im Jahre 2050 jede Person im Durchschnitt nur noch 1 Tonne CO2-Emissionen pro Jahr verursachen.

Zitat Bühler: Menschen “emittieren” jährlich 0,5 1 bis 1,2 Tonnen CO2
Antwort: Das kann nicht stimmen. In folgender Liste (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_carbon_dioxide_emissions_per_capita) gibt es viele Länder mit einem Pro-Kopf Ausstoss von 0.1 Tonnen CO2 pro Jahr, beispielsweise Afghanistan, Madagaskar. Länder mit 1 Tonne CO2-Ausstoss pro Kopf und Jahr sind die Philippinen, Georgien, El Salvador, Pakistan und viele mehr.
Gemäss Wikipedia-Artikel Carbon dioxide (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Carbon_dioxide) atmet der Mensch zirka 1 kg CO2 pro Tag aus. Im Jahr wären das 365 kg oder 0.365 Tonnen. Die Angaben in der Länderliste, die 0.1 Tonnen CO2 pro Jahr angeben müssen wohl so interpretiert werden, dass sie sich nur auf das technisch erzeugte CO2 beziehen. Folgerung: Man kann ohne technisch erzeugtes CO2 leben. Heute allerdings noch vor allem, indem man gar keine Technik verwendet. Doch Technik ist nicht an fossile Rohstoffe gebunden.

@Holzherr: Um das 2°C-Ziel zu erreichen, darf man im Jahre 2050 pro Person nur noch 1 Tonne CO2 ausstossen.

Genial! Das Problem des Klimawandels auf eine einfache Formel reduziert. Vielleicht sollten Sie noch angeben, wieviel „man“ ist, damit man die Zahlen direkt einsetzen kann.

„2°C-Ziel“?!
„2000-Watt Gesellschaft“?!
„pro Person nur noch 1 Tonne CO2“!?

Geistiger Flagellantismus.
Unbedingt dreimal das „Confiteor“ beten – jedenfalls aber den Atem anhalten: Menschen „emittieren“ jährlich 0,5 1 bis 1,2 Tonnen CO2 (Fahrradkuriere und Rischkafahrer als „energieeffiziente Transportmittel“ etwas mehr).

Ob wohl 2050 wieder Geissler-Züge als Vorboten des unvermeidlichen Weltendes in sacre rappresentazioni-Schauspielen durch die Lande ziehen und in kollektiver Runde „Gesten der Selbstabsolution“ üben werden? Wie viel kg CO2 sind mir/dir/ihr/ihm anzulasten? und wie viele Peitschenhiebe werden dafür fällig?

Wer weiss. Die etwas aufgeklärteren Zeitgenossen hoffen derweil u. a. auf die Durchsetzung von Prof. Wallbaums «Best-Practice»-Ideen im Rahmen der zyklischen Strassenerneuerungen.

Beim Bauen ist das Strukturelle meist wichtiger als das Baumaterial und sicher wichtiger als eine Baukomponente. Dieser Kommentar analysiert den Artikel des Autors auf diesen Aspekt hin: Was sollte man anstreben? Was ist primär, was sekundär?

CO2-frei versus Energieeffizient

Zitat optimierter Transport:
2006 verursachte der Transport von Gütern und Personen 24,6 Prozent der Treibhausgasemissionen der heutigen EU-Länder. Zu Recht liegt deshalb ein Hauptaugenmerk der Forschung auf energieeffizienten Transportmitteln.

Problem optimierter Transport:
Warum energieeffiziente Transportmittel anstreben? Ziel müssen CO2-freie Transportmittel sein.
Die Idee der 2000-Watt Gesellschaft geht diesen Umweg über die Energie. Wenn man sehr, sehr wenig Energie braucht ist man irgendwann auch CO2-arm. Doch sehr wenig Energie verbrauchen ist zuviel verlangt. Das Klimaproblem löst sich schon, wenn man keine Treibhausgase mehr ausstösst.

Einsparpotential bei Optimierung versus Wahl einer Alternative

Zitat Betonbelag:
Die Anwendung des optimalen Betonbelags («Best Practice») würde bei einer 25-Prozent-Quote an Betonfahrbahnen 0,3 Prozent (1‘379‘592 Tonnen CO2-Äquivalent) zur geplanten CO2-Reduktion der gesamten EU beitragen.

Problem Betonbelag:
Der Betonbelag auf den Fahrbahnen entspricht dem Zuckerguss auf dem Kuchen. Er kann also nicht vernachlässigt werden, kommt aber dennoch ganz am Schluss. Vorher sollte man an alles andere denken.
1) Anstatt Neubau von 14‘000 Kilometern Autobahn in Mittel- und Osteuropa, teilweise Verlagerung auf die Schiene (schon vom Autor vorgeschlagen)
2) Autobahnlayout so anlegen, dass Verdichtung resultiert (wenig Zentren, wenig Achsen, viel Peripherie)
3) Eventuell separate Spuren oder gar Trassen für Schwerverkehr (Lastwagen,Busse,etc.), was weniger Stau und Unfälle verursacht und damit auch weniger CO2-Ausstoss.

Erst ganz am Schluss kommt der Betonbelag und seine Optimierung.

Reduktionsziel versus Steady-State Betrachtung

Zitat Einsparung:
Das Anwenden von unter bestmöglichen Umständen produzierten Asphaltbelägen für zukünftige Neubauten würde der Schweiz 0,52 Prozent (23‘254 Tonnen CO2-Äquivalent) und der EU 0,72 Prozent (3‘311‘020 Tonnen CO2-Äquivalent) des geplanten Reduktionsziels liefern.

Problem Einsparung:
Ich bevorzuge das Denken vom Ende her. Anstatt den Anteil einer Einzelreduktion an der Geamtreduktion zu betrachten, sollte man meiner Ansicht nach den Anteil der Problem-CO2-Emission an den CO2-Emissionen im Jahre 2050 betrachten. Um das 2°C-Ziel zu erreichen, darf man im Jahre 2050 pro Person nur noch 1 Tonne CO2 ausstossen. Die Frage für mich wäre also, wieviel Gramm CO2 pro Person sind den Betondecken im Jahre 2050 anzulasten.

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