ETH-Klimablog - Nord-Süd - Reduzieren – heute mal woanders

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Welternährung: «Ein nahrhafter Denkanstoss» (17.10.13)
Klimaforschung: «Klimaforschung im Dialog» (4.10.13)
Klimaforschung: «Emissionen verpflichten uns langfristig» (27.9.13)
Energieforschung: «Der Asket unter den Motoren» (12.9.13 )

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Reduzieren – heute mal woanders

15.04.2010 von

Die freiwillige Kompensation von Treibhausgas-Emissionen ist heutzutage weit verbreitet — Emissionen aus privaten Flugreisen, aus dem Transport frischer Mangos und sogar aus der Produktion von Appenzeller Bier werden «kompensiert».

Das Prinzip: Für die Treibhausgas-Emissionen, die wir nicht vermeiden können oder wollen, kaufen wir «Reduktions-Zertifikate» und ermöglichen so, dass andernorts Emissionen verhindert werden. Das Prinzip ist umstritten und Begriffe wie «Ablasshandel», «Heisse Luft» und «Betrügerei» werden damit in Verbindung gebracht.

Passend zur aktuellen Diskussion habe ich letzte Woche ein Praktikum bei Southpole in Zürich begonnen. Die «Pinguine» von Southpole entwickeln Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern und stellen dabei sicher, dass die Reduktionen echt und quantifizierbar sind. Vielen der Kunden ist es wichtig, dass die Projekte zusätzlich auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung positiv beeinflussen. Daher arbeite ich gerade daran, die Sozialverträglichkeit eines Wasserkraftwerks auf Sumatra zu verbessern und auf Glaubwürdigkeit bestätigen zu lassen.

Woher kommt überhaupt die Idee der Kompensation?

Entwicklungs- und Schwellenländer haben historisch gesehen fast nichts zu der Anreicherung von Treibhausgasen in der Atmosphäre beigetragen. Ein grosser Teil ihrer heutigen Emissionen entsteht in der Exportindustrie und somit indirekt durch unseren Konsum. Zu Recht wehren sich diese Länder daher dagegen, ihre wirtschaftliche Entwicklung einzuschränken, um Emissionen zu reduzieren. Um die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre dauerhaft zu stabilisieren, braucht es dennoch auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern unbedingt Anstrengungen: Bei der Wirtschaftsentwicklung muss von Anfang an eine massive Dekarbonisierung das Ziel sein. Es wäre aber ausgesprochen ungerecht, wenn diese Länder die zusätzlichen Kosten dafür alleine tragen müssten.

Sind «Kompensations-Zertifikate» ein sinnvoller Weg?

Moment mal… Jede Tonne die «dort» kompensiert wird, wird doch «da» mehr ausgestossen. Wird netto also gar nichts reduziert?

Zertifikate kaufen hat erstmal nichts mit den eigenen Emissionen zu tun. Man könnte auch das Doppelte oder 100-fache des eigenen Ausstosses oder aber auch gar nichts kompensieren. Der eigene Austoss ist eine einfache Norm für die Höhe einer angemessenen Spende an die Reduktion in den Entwicklungsländern. Das ist psychologisch einfach zu akzeptieren, hat aber keine wissenschaftliche oder ethische fundierte Begründung.

Fazit

Unabhängig von der Kompensation sollten wir so stark reduzieren, wie es geht — und am besten noch ein bisschen stärker. Zusätzlich Zertifikate zu kaufen, ist sinnvoll und stellt im Augenblick die einzige Finanzierungshilfe an Reduktionen in Entwicklungsländer dar. Hochwertige Zertifikate können zusätzlich die wirtschaftliche Lage vor Ort verbessern. Die eigenen Emissionen sind dabei eine praktische Leitlinie für eine angemessene Höhe der «Kompensation».

Zum Autor

Tim Schloendorn ist Student der Umweltwissenschaften an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie

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Zitat Schloendorn:“ Für die Treibhausgas-Emissionen, die wir nicht vermeiden können oder wollen, kaufen wir «Reduktions-Zertifikate» und ermöglichen so, dass andernorts Emissionen verhindert werden“

Der Zertifiakte-Handel spielt auch eine Rolle bei der Vermeidung der Abholzung. Ein Artikel über REDD (Erhaltung tropischer Wälder) (siehe http://e360.yale.edu/content/feature.msp?id=2277) geht auf die Probleme von Zertifikaten für das Nicht-Abholzen von Wald ein:
„Western governments and corporations want to shut down a major source of carbon dioxide emissions by paying the people who destroy forests to desist. But the dream could turn into a nightmare, in which Western polluters use their carbon credits to evade cutting emissions at home, while the promised benefit to the atmosphere is lost in a mire of conflict and corruption.“

und weiter unten dann:
„Meanwhile, carbon accounting is likely to prove difficult and open to abuse. A carbon credit is more like an abstruse financial commodity than, say, a ton of wheat or coffee. In the jungles of the financial markets, the potential for carbon fraud is huge. Last August, several London City traders were arrested on suspicion of operating swindles involving carbon credits. They may be the first of many.“

Zertifikate für Nicht-Abgeholzten Wald laden also zum Betrug nur so ein. Doch wie ist es mit Zertifikaten für andere Zwecke? Ich werde weitere Zertifikatestories, die mir unter die Hände kommen, bei Gelegenheit diesem Blog-Track hinzufügen.

Hallo Martin,

ja genau sie haengen es nicht an die grosse Glocke. Dank einiger weniger Wissenschaftler ist das Wort Peak Oil trotzdem bekannt geworden. Campbell und Laherre haetten den Friedensnobelpreis verdient.

Ansonsten, also manche Regierungen wissen Bescheid. Die Bush Regierung (vielleicht nicht Bush selber) wusste Bescheid und entsprechend haben sie den Iraq Krieg angefangen.

(West) Europa inklusive Schweiz hat es bisher verpasst sich auf den Niedergang vorzubereiten.

Wie war der schoene Satz:
„Wer zu spaet kommt den bestraft das Leben“, ein paar Wochen spaeter kam die „Strafe“. (War damals ein Aufatmen fuer uns und die nicht Mitglieder der regierenden Elite)

Aber diesmal gibt es auch fuer uns kein Entrinnen

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zeigen verschiedene Länder, vor allem aber die USA seit Obama und dem neuen Energieminister Steven Chu, dass sie sich auf eine Erdölknappheit vorbereiten, auch wenn sie dies nicht an die grosse Glocke hängen.
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Hoi Michael,
dein Link zur EIA-Präsentation zeigt, dass sich die EIA-Prognosen inzwischen an die IEA-Prognosen angegelichen haben, nachdem sie bis vor kurzem immer optimistischer waren. Aufschlussreich sind auch die gegen Ende der Präsentation verwendeten „Index of Total Wells Drilled Annually“ für die verschiedenen Länder, zeigen sie doch wie gross der Aufwand reltativ zum produzierten Öl ist und was in der nahen Zukunft zu erwarten ist.

Wie ich bereits in meinem „Kommentar von Martin Holzherr. 02.04.2010, 16:28“ (in http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/03/29/erhoht-der-klimawandel-das-risiko-von-kriegen/) dargelegt habe, zeigen verschiedene Länder, vor allem aber die USA seit Obama und dem neuen Energieminister Steven Chu, dass sie sich auf eine Erdölknappheit vorbereiten, auch wenn sie dies nicht an die grosse Glocke hängen.

Steven Chu soll übrigens in seinen Präsentation immer wieder unverändert übernommene Seiten der Organisation ASPO (Association for the sutdy of Peak Oil&Gas) verwenden, obwohl er auch schon von ASPO-Ofiziellen kritisiert wurde (siehe http://www.aspousa.org/index.php/2009/03/steven-chus-energy-miscalculations/)

Fuer alle die immer noch nicht an das Energieproblem glauben. Hier ein Talk/Plot vom Department of Energy in den USA von vor einem Jahr.

Seite 8 sagt alles. Der Rest ist auch interessant

http://www.eia.doe.gov/conference/2009/session3/Sweetnam.pdf

Noch Zweifel?

>Treffen: ja, vielleicht später mal und gerne in der CERN-Kantine.
Ja warum nicht!

>Ist zwar eine Weile her, aber nobler habe ich in einer Kantine >nie gegessen –
Etwas uebertrieben und an der ETH ist es auch nicht schlecht und in etwa vergleichbar! Ich esse sowieso immer nur Salat

>oder gibt’s da heute auf Verlangen der Stammgäste bloss noch >Müesli, Tofu und Grüntee?

guter Witz! Man kann sogar Sushi kriegen (und niemand denkt an die Tunfische..).

Hi Michael,

„Spiegel-Artikel – Fakten…“

Denkbar, dass inzwischen so etwas wie „Peak Price“ erreicht ist – nicht dass etwa die Verbraucher davon einen Nutzen hätten – aber die hohen Preise befeuern natürlich die erweiterte Exploration und neue, effizientere Fördermethoden.

„Gasprom“ dürfte das Szenario weniger freuen. Die gingen von ständig steigenden Preisen und einem relativen Monopol aus.

„wie waere es mit einem Nobelpreis?“
Um Ihnen mit einer Sottise zu antworten: der ist auch nicht mehr, was er nie gewesen ist…

„Ohne Oel bewegt sich heute fast nichts …“
OK, schauen wir uns doch mal die CH-Zahlen näher an (wenn jemand präziseres Material hat, bitte korrigieren): fossiler
Treibstoff-Verbraucher CH, ca. Anteile in %:
Verkehr (30), Gebäude (30), Industrie (20%), Landwirtschaft (11), Energieerzeugung (2.5).

Beim Verkehr (PW, Lieferwagen) halte ich eine vergleichsweise rasche Konversion hin zu Elektrofahrzeugen und intelligenteren Systemen für machbar, – auch weil wir es uns leisten können.
Folge: wachsender Strombedarf…
Dass daneben die rollenden Strassenlager zu billig sind und so für unerwünschte Effekte und z.T. unsinnige Güter-Transporte sorgen, darf ergänzt werden.

Gebäude: die Entwicklung hin zu Passivheizung, verbesserter Bauqualität bzw. Isolation, Erdwärmenutzung, effizienterer Gebäudetechnik ist im Gange. Vielleicht bedarf sie zusätzlicher Anreize.
Folge: wachsender Strombedarf…

Die Industrie hat – unter Kostendruck – bereits etliches zu einer höheren Energieeffizienz beigetragen und wird weiteres leisten, dürfte aber in bestimmten Bereichen an Grenzen stossen.

Landwirtschaft: da dieselt’s noch ganz schön und – zu billig! Wenn ich landwirtschaftliche Fahrzeuge vermehrt auch LSVA-befreite Transporte machen sehe, kommt mir die Galle hoch.
Bei Heizung und Gebäudetechnik liegt ebenso Potential wie bei der maschinenintensiven Feldbewirtschaftung (s. „Die Abkehr vom Pflug“, SPIEGEL 16/10, S. 138).

Energie-Erzeugung (ausländische Erzeugung/Tauschenergie nicht eingerechnet): die grosse Unbekannte. Wenn zumindest bei zwei der grossen Verbrauchersektoren die Zeichen auf einen (durchaus wünschbar) höheren, ggf. rasch steigenden Strombedarf deuten, muss die Erzeugungsfrage rasch und realistisch beantwortet werden: AKW? Gas?

Ich nehme an, dass Sie beide Möglichkeiten nicht gutheissen, aber die ökonomische Realität und die Märkte werden eine dieser beiden machbaren Lösungen vermutlich durchsetzen und für eine in fernerer Zukunft mögliche, weitergehende Substitution die Übergangszeit ermöglichen.

Die heute technisch realisier- und finanzierbaren Massnahmen sollten innerhalb des halbwegs überschaubaren Horizonts bereits eine beachtliche Senkung des fossilen Treibstoffverbrauchs ermöglichen. Über den Daumen gepeilt: je minus 30% bis 2030 in den Sektoren Gebäude und Verkehr?
Wichtig scheint mir die Triage von echt lohnenden und ökonomisch und ökologisch unsinnigen Investitionen. Die Schweiz sollte auf keinen Fall den schlecht durchdachten Irrweg Deutschlands kopieren.

Dem grünen Khmer-Weg in die Dekarbonisierung um jeden Preis wird eine Mehrheit der BürgerInnen nicht folgen wollen, wenn hinsichtlich der Folgen und Kosten der verschiedenen Optionen erst mal Transparenz geschaffen ist.

Treffen: ja, vielleicht später mal und gerne in der CERN-Kantine. Ist zwar eine Weile her, aber nobler habe ich in einer Kantine nie gegessen – oder gibt’s da heute auf Verlangen der Stammgäste bloss noch Müesli, Tofu und Grüntee?

Hallo Peter,

>Ich werde ihr leider nicht folgen können

schade, vielleicht ein anderes mal!?

zum Spiegel Artikel.
Habe ich auch schon gesehen.

Aber wie meistens an Fakten gibt es da recht wenig.

Ich denke dabei eher an so eine typische Dealer Methode

erst die Leute abhaengig machen und dann die Daumenschraube langsam zu drehen.

Ach wie gut Mr. P. Gasprom (und sein ex Bundeskanzler als Helfer) haben sich schon lange durch Ehrenhaftigkeit und Naechstenliebe ein Denkmal gesetzt!

(wie waere es mit einem Nobelpreis?)

Aber an dem Oelproblem aendert das so oder so nichts!
Ohne Oel bewegt sich heute fast nichts ..

michael

Hi Michael,

danke für die Einladung. Ich werde ihr leider nicht folgen können, wünsche Ihnen allen aber eine interessante Debatte und viel Erfolg.

Wohin der Zug in Sachen Energie fährt, zeigt möglicherweise dieser Bericht (3 Seiten), mit allen Nebenwirkungen, davon zu erwähnen – ausser den Umweltschäden – inbesondere die evtl. negative Wirkung auf die R&D-Investitionen…

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688667,00.html

Gruß an alle
PB

Hallo Herr Buehler, Herr Holzherr, Herr Schwab
etc ..

da kommen wir ja scheinbar auf einen Punkt bei dem
wir uns alle einig sind, Oel ist in wenigen Jahren knapp und
gerade die die kein Oel haben sollten
schnellsten nach Gas und Kohle (und Uran) schauen.
—————————————————–
“Wer kein Gas, keine Kohle auf eigenem Boden hat sollte sich aber auch so schon Alternativen suchen”
Exakt!
——————————————————
Wer auch kein Uran hat.. na der sollte gar nicht erst
anfangen darueber zu spekulieren.

Mehr dazu am besten mal persoenlich und rund um einen Tisch
ich wuerde vorschlagen wer Zeit hat wir treffen uns morgen Donnerstag gegen 17:00 im ETH Haupgebaeude bei den kleinen Tischen.

Dann sehen wir weiter wie viele da sind
(und vielleicht kurz schreiben wer kommen will
michael.dittmar@cern.ch)

Hauptgebaeude

@ Martin Holzherr

Ihre Bemühungen um so etwas wie wissenschaftliche Redlichkeit sind wirklich anerkennenswert und geschätzt, münden aber immer wieder in unauflösbare Widersprüche…

„AGW-Wahrscheinlichkeit“

Wo – konkret – ist die Evidenz?

„Die Aussagen der Klimawissenschaftler sind jedoch auf unsicherer Datenbasis, weil es systematische und zuverlässige Erdbeobachtungen noch nicht so lange und noch nicht in genügender Breite gibt (aber die Erdobservation wird in naher Zukunft stark verbessert).“

OK, aber sollte die das erst mal sein, fehlen uns ein paar verlorene Jahrzehnte der Beobachtung (auf dieser neuen, hoffentlich verlässlichen Basis), um halbwegs verbindliche Aussagen zu treffen.

„Lindzen“ bzw.“Ego am Werk“

Wenn Sie Lindzen mit dieser Einschätzung konfrontieren möchten, nur zu, er ist per e-mail erreichbar…

„(von) Storch ist ein Mathematiker…“

dito (s. oben)

„Spencer: für mich der einzige glaubwürdige Skeptiker. ..“

… ausser Peter Bühler natürllich… – nein, ernsthaft, Spencer beruft sich redlicherweise auf eine Reihe früherer Arbeiten anderer Autoren.

„Lomborg“ – bzw. „ist Adaption allein ungenügend…“

Was – ausser Adaption – würde dann noch helfen?
Es bliebe uns, d.h. der Menschheit, nichts anderes übrig.

Ausserdem, von „Lucy“ bis hin zu den jüngsten Skelett-Funden prähistorischer Hominiden: wir stehen nicht ausserhalb der – absolut gnadenlosen – Evolution.
Gut möglich allerdings, dass der derzeit wirkende hominide „Teil-Ast“ seine Daseinsberechtigung endgültig vergeigt hat…

„Mitigationsmassnahmen, Biotreibstoffe, Zertifiaktehandel, CDM etc … Passivhaus und Minenergiehaus….“

..ganz Ihrer Meinung…

„Fahrrad anstatt Auto und Zug, in der Nähe des Arbeitsorts wohnen: Das ist das beste was man heute schon tun kann um fossile Treibstoffe zu sparen“

So denken und handeln evtl. Berner Beamte, die im Berner Kirchenfeld-Quartier wohnen, sich aber keinerlei Gedanken darüber machen, woher ihr Papier, die PCs, das Kantinenessen und die abendlichen Putzkolonnen kommen. Bestimmt nicht von der Junkerngasse…

„Forschung und umfassendere Erd- und Klimaobservation sind das, was es am dringensten braucht.“

Ja!!!

„Gas und Kohle gibt es aber noch reichlich.“

Genau!

„Wer kein Gas, keine Kohle auf eigenem Boden hat sollte sich aber auch so schon Alternativen suchen“

Exakt!

„Klimaproblematik und andere Probleme… globale Kooperation der Staaten“

Ersteres ist keins, bzw kein Neues oder – wesentlich – von Menschen gemachtes, die anderen von unterschiedlicher aber ernst zu nehmender Dringlichkeit, – letztere bloss ein feuchter Traum…

„Meine Prognose: Erst wenn es für den hintersten und letzten (oder mindestens zweitletzten) klar ist, dass es einen progressiven menschengemachten Klimawandel gibt, wird sich global etwas bewegen.“

Meine Prognose: Gerade weil es keinen (alarmierenden) Beleg dafür gibt, ändert sich global praktisch nichts bzw. nichts in einer wünschbaren Richtung. Genau im Gegenteil: (Fehl-)Alarmismus ermüdet…

„…keinen überzeugenden Ersatz für fossile Energien, die Erneuerbaren Energien werden schlicht und einfach überschätzt, es braucht neue Energiequellen…“

Richtig!

„Man kann aber jetzt schon Wohnen ohne zu heizen und sich fortbewegen ohne Tonnen von Öl zu verbrauchen“

Ja!

„Fazit: Alternativen zu fossilen Energien jetzt schon anwenden wo möglich und nach neuen Alternativen suchen.“

Ersteres nur, wenn es Sinn macht. Das Zweite unbedingt und forciert!

„…These von Peter Bühler, das Klima habe sich schon immer geändert, da könne man nichts tun…“

Sagt der mit keinem Wort, ist aber skeptisch hinsichtlich der derzeit kursierenden EE-Verheissungen…

„…Änderung des Klimas in eine Richtung geht und sich immer weiter fortsetzt solange der Mensch Treibnhausgase emittiert, kommt die Menschheit nicht um eine Umsteuerung herum – entweder freiwillig oder durch die tödliche Folgen für ihn selbst.“

AGW ist eine von offensichtlich religiösen Elementen bestimmte Obsession, von der wir Abstand nehmen und uns der wirklich dringlichen Probleme zuwenden sollten.
Und erneut: Leben ist – in allen Erscheinungsformen – bedroht und endlich. Besser, wir gewönnen uns ganz persönlich oder mit Blick auf die realen Gegebenheiten an den Gedanken…

„Richtig ist aber auch, dass man nicht von heute auf morgen allzu viel erwarten darf.“

Tut mir leid, aber Sie, ich, wir, die Menschheit, dürfen gar nichts erwarten. Wir sollten nur zusehen, mit den realen Verhältnissen möglichst gut zurecht zu kommen. Wie unsere Vorfahren und unsere Enkel und Ururenkel in the year 2525…

http://www.youtube.com/watch?v=izQB2-Kmiic&feature=related

Schon das moderne Tierrecht verbietet Ihnen, sich – ausserhalb der „common evolution“ – als etwas Besonderes zu fühlen, Geniessen Sie Ihr nach allen bisherigen Erkenntnissen vermutlich einmaliges Holzherr-Dasein ohne jede Einschränkung und vermitteln Sie Ihren Nachkommen Lebensfreude statt einer sauertöpfischen Misanthropie.

@Tim Schloendorn und Peter Bühler

In ihrer Diskussion ging es um

-die Wahrscheinlichkeit, dass es eine (relevante) treibhausgasbedingte globale Erwärmung gibt
-die Glaubhaftigkeit von gewissen Klimaskeptikern wie Lindzen, Spencer, Storch und die Glaubhaftigkiet von Mitigationsskeptikern wie Lomborg
-die Notwendigkeit/Schädlichkeit von Mitigationsmassnahmen
-die Abhängigkeit unserer Gesellschaft von fossilen Treibstoffen
-die Gewichtung der Klimaproblematik relativ zu anderen Menschheitsproblemen
-die zeitliche Dringlichkeit von Massnahmen

Hier noch meine Meinung zu diesen Punkten:

AGW-Wahrscheinlichkeit

Physikalische Überlegungen und Beobachtungen wie Angleichung der Nacht-/Tagtemperaturen, Erwärmung stärker in kälteren Regionen und höheren Breiten usw. sprechen für eine treibhausbedingte globale Erwärmung. Auch die Klimageschichte spricht für eine wichtige Rolle von CO2 im Erdklima. Die Aussagen der Klimawissenschaftler sind jedoch auf unsicherer Datenbasis, weil es systematische und zuverlässige Erdbeobachtungen noch nicht so lange und noch nicht in genügender Breite gibt (aber die Erdobservation wird in naher Zukunft stark verbessert).

Glaubwürdigkeit von Skeptikern und Klimawandelgläubigern

-Lindzen: nach Interviewstudium, Lindzen-Video und Beurteilung seiner jüngsten Arbeiten durch andere zweifle ich, dass er noch an der Front ist und sehe eher sein Ego am Werk
-Storch: ist ein Mathematiker mit einer einzigen klimawissenschaftlichen Arbeit, die in einer renommierten Zeitschrift erschienen ist (sucht den Auftritt)
-Spencer: für mich der einzige glaubwürdige Skeptiker. Seriöse Auswertung von Daten, originelle, für mich noch nicht widerlegte Idee: Das Klima steuert sich selbst, das heisst, Phänomene wie Wolken usw. haben einen so starken Einfluss, dass sie andere Faktoren wie z.B. CO2 überdecken.
-Typischer IPCC-Wissenschaftler: bestätigt nur, was James Hansen vor Jahrzehnten gesagt hat. Dies ist der Grund, weshalb ich die AGW-Hypothese nur mit 70% für gesichert halte.
-Lomborg: Seine These „Adaption ist die beste Antwort auf die Erwärmung“ hat vieles für sich, aber nur dann, wenn sich die menschengemachte Erwärmung in gewissen Grenzen hält. Sollte es linear immer wärmer werden so ist Adaption allein ungenügend.

Notwendigkeit/Schädlichkeit von Mitigationsmassnahmen

-Biotreibstoffe der 1. und 2. Generation sind für Autofahrer, die auch vertrocknete Inder noch in den Tank stecken würden
-Zertifiaktehandel, CDM etc. tendieren dazu, ein bürokratisches System aufzubauen, das grosse Firmen und Organisationen begünstigt. (Jede Firma erhält Zertifikate zugeteilt, aber nicht alle haben die gleichen Chancen Jeder Angeklagte hat das Recht auf einen Anwalt, aber nur die reichen Angeklagten können sich einen guten Anwalt leisten).
-Passivhaus und Minenergiehaus, Fahrrad anstatt Auto und Zug, in der Nähe des Arbeitsorts wohnen: Das ist das beste was man heute schon tun kann um fossile Treibstoffe zu sparen
-Forschung und umfassendere Erd- und Klimaobservation sind das, was es am dringensten braucht.

Fossile Abhängigkeit

Der starke Verbrauchsanstieg vor allem beim Öl (in den Schwellenländern) führt mit grosser Wahrscheinlichkeit sowieso zur Verknappung. Gas und Kohle gibt es aber noch reichlich. Wer kein Gas, keine Kohle auf eigenem Boden hat sollte sich aber auch so schon Alternativen suchen

Klimaproblematik und andere Probleme

Das Vorsichtsprinzip genügt nicht um alles auf die Karte Mitigation zu setzen.

Die Konkurrenz zwischen Industrie-und Schwellenländern, die Auslagerung schmutziger Produktion und die Gefahr von Verlagerung von Arbeitsplätzen durch Klimaschuztmassnahmen erfordert eine globale Kooperation der Staaten, die realistischerweise nicht auf Anhieb gelingen kann.

Meine Prognose: Erst wenn es für den hintersten und letzten (oder mindestens zweitletzten) klar ist, dass es einen progressiven menschengemachten Klimawandel gibt, wird sich global etwas bewegen.

Zeitliche Dringlichkeit von Massnahmen

Ich behaupte nach wie vor: Es gibt noch keinen überzeugenden Ersatz für fossile Energien, die Erneuerbaren Energien werden schlicht und einfach überschätzt, es braucht neue Energiequellen. Man kann aber jetzt schon Wohnen ohne zu heizen und sich fortbewegen ohne Tonnen von Öl zu verbrauchen.

Fazit:
-Alternativen zu fossilen Energien jetzt schon anwenden wo möglich und nach neuen Alternativen suchen.

Noch eine Bemerkung zur These von Peter Bühler, das Klima habe sich schon immer geändert, da könne man nichts tun. Dies ist trivialerweise war. Trifft es jedoch zu, dass die Änderung des Klimas in eine Richtung geht und sich immer weiter fortsetzt solange der Mensch Treibnhausgase emittiert, kommt die Menschheit nicht um eine Umsteuerung herum – entweder freiwillig oder durch die tödliche Folgen für ihn selbst. Richtig ist aber auch, dass man nicht von heute auf morgen allzu viel erwarten darf.

@ Schloendorf

Netter Versuch, es gilt unter beiden Annahmen =0 – allerdings geht es bei Messergebnissen und Modellen nicht um „Gottes-“ oder Glaubensbeweise, sondern schlicht um (möglichst) exakte Naturwissenschaft.
Wenn Sie letztere ganz dem Reich der Transzendenz überlassen wollen, bitte…

Anders formuliert, falls es so etwas wie AGW gibt, lohnt sich möglicherweise weder dessen Bekämpfung noch der Glaube daran.
Die reichlich sophisticated Frage, ob AGW will, dass man daran glaubt, erspare ich Ihnen und empfehle sie zur Weiterleitung an einen der prominenten Ehrendoktoren der Filiale Lausanne.

Unabhängig davon, halten wir doch das Vergnügen dieses kleinen philosophischen Exkurses den allenfalls interessierten Lesern nicht vor (ganz ganz ausnahmsweise mit dem Verweis auf eine Quelle, die wenigstens in dieser Frage nicht von einer politischen Agenda bestimmt ist…):

http://de.wikipedia.org/wiki/Pascalsche_Wette

die „table ronde“ finde ich eine gute Idee. vielleicht stosse ich da auch noch dazu, bin aber noch nicht sicher.

wann und wo wäre das? (schwaba@student.ethz.ch)

Interessanter Bezug – Pascals Wette: In dem Fall halten sie Ihre eigene Fehlbarkeit wohl doch für =0…
Eine ähnliche Killer-Annahme wie die Pascalsche Unendlichkeit des Himmels.

“Risiko-gewichtete Kosten-Nutzen Abschätzung”

Dass sich das Klima ändert und sich, historisch aber eben nicht hysterisch betrachtet, gelegentlich auch relativ schnell ändern kann, ist eben so unbestritten wie banal. Dass sich die Menschheit diesem Wandel weitgehend anzupassen versteht, zeigen die Geschichte – oder ganz schlicht auch die Bewältigung der täglich und jahreszeitlich unterschiedlichen Klima- und Temperaturbedingungen.

Nicht ansteigende, natürliche Risiken bedrohen unsere Zivilisation, sondern deren durch Bevölkerungswachstum, Bautätigkeit und Ausbreitung wachsende Anfälligkeit, die Verletzlichkeit ihrer komplexen und vernetzten Systeme bei singulären Ereignissen wie Stürmen, Vulkanausbrüchen etc.

Sog. „Klimaschutzmassnahmen“ oder „Klimaziele“ bilden eine politische und unrealistische Anmassung. Das Klima wird sich keinen Deut darum scheren.
Das Treffen von teuren und ggf. nutzlosen Vorsorgemassnahmen bei einer 50/50-Erwartung – um Ihr “Wicked Problem” beim derzeitigen Forschungsstand mal so zu übersetzen – gleicht eher einer unvernünftigen Wette, allenfalls jener von Pascal, nur das letztere mit keinerlei Kosten verbunden ist. Lomborg rechnet vor, was uns derlei Wetten kosten und welchen Nutzen sie allenfalls bringen.
Mit derselben „logischen Konsequenz“ liessen sich Forderungen nach Vorsorgemassnahmen gegen Meteoriteneinschläge etc. erheben.

„Die von Ihnen vorgeschlagene Ressourcenverbrauchsteuer wäre z.B. mit grosser Wahrscheinlichkeit eine effektive CO2 Reduktionsmassnahme.“

Richtig, darauf liefe es beim derzeitig überproportionalen Anteil fossiler Energieträger bei Warenproduktion, Heizen, Mobilität wohl hinaus – mit nicht unerheblichen Unterschieden: Ziel wäre eine proportionale Besteuerung der Nutzung oder Nutzer unter dem Titel einer vernünftigen Ressourcenschonung, statt unter jenem der nun Schiffbruch erleidenden einseitigen und alarmistischen Fokussierung auf angeblich klimatreibende Spurengase. Ein Modell, das in bemerkenswertem Tempo seine Glaubwürdigkeit einbüsst. Zum erheblichem Schaden für künftige, bessere und glaubwürdigere Ansätze.

Meine Masterarbeit hatte eben nur mit Ökonomischen Grundprinzipien zu tun – Die sowohl auf den Klimawandel wie auch andere „public good“ Probleme anwendbar sind. Eigentlich sogar weniger auf den Klimawandel und mehr auf z.B. gemeinsam genutzte Wälder – Dennoch Danke für Ihre fürsorglichen Überlegungen. Mein Praktikum das ich vor 3 Wochen begonnen habe ist jedoch mitten drin (siehe Artikel).

Die „völlig veränderte Ausgangslage“ ist eben das Problem: Die Aussagen von Spencer, Lindzen etc. sind ebenfalls unsicher – d.h. wir haben es mit einem „Wicked Problem“ zu tun. Es gibt keine „sicheren Aussagen“, nicht mal „so gut wie“ sichere Aussagen zum Klimawandel (nach Ihrer Definition von „so gut wie sicher“ zumindest). Alle existierenden Theorien tragen ein Risiko falsch zu sein. Die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, dass eine Theorie falsch ist, ist immer sehr streitbar.

Was ich ihnen damit nahe legen wollte, ist eine „Risiko-gewichtete Kosten-Nutzen Abschätzung“ zu machen (wie sie bei Versicherungen üblich ist wenn sie mit unbekannten Risiken umgehen müssen).
Dabei müssten Sie sowohl das Risiko, dass Spencer, Lindzen etc. falsch liegen einkalkulieren als auch das Risiko das der IPCC falsch liegt. Sie werden diese Risiken anders bewerten als z.B. ich, aber wenn Sie ihre eigene Fehlbarkeit realistisch einschätzen werden beide Risiken deutlich über 0 liegen.
=> Die logische Konsequenz wäre, selbst für Sie, einige Klimaschutzmassnahmen gut zu heissen.

Die von Ihnen vorgeschlagene Ressourcenverbrauchsteuer wäre z.B. mit grosser Wahrscheinlichkeit eine effektive CO2 Reduktionsmassnahme.

@ Tim Schloendorn

Zum Ersten beneide ich Sie nicht darum, ausgerechnet in dieser Zeit eine Masterarbeit abliefern zu müssen, die irgendwie im Zusammenhang mit „Treibhauseffekt“, „AGW“ etc. steht.

Ich darf annehmen, dass Sie in Ihrer Arbeit weder die AGW-These, noch die Modelle oder die reale Temperaturentwicklung direkt untersuchen, sondern sich dabei auf Quellen bzw. auf den sog. „Konsens“ stützen.

Die Versuchung, mit (natur)wissenschaftlicher Arbeit Politik zu machen oder zumindest zu deren Entscheidungen beizutragen, mag vor allem für ungeduldige und idealistisch motivierte Menschen gross sein, sie birgt allerdings Gefahren. Das Risiko z.B., dass Sie Ihre Arbeit auf Grundannahmen stützen, die Sie nicht selber überprüfen (können/wollen) und die ggf. falsch sind.

Die Hinweise auf die letztere Einschätzung mehren sich, wie u.a. die Spencer-Überlegungen, Lindzen etc. (Links in den Nachbarblogs) nahelegen. Das Gleich gilt auch hinsichtlich der globalen Temperaturmessungen, deren Zuverlässigkeit erheblich im Zweifel steht.

„Die potentiellen Folgeschäden des Klimawandels“ wären demzufolge weder „ebenfalls gewältig“, wie Sie schreiben, noch alarmierend. Eine völlig veränderte Ausgangslage.

Was den Handlungsbedarf anbelangt, sehe ich ihn allein bei der aus zahlreichen Gründen wünschbaren Substitution fossiler Energieträger und bei der Ressourcenschonung generell.
Mit Blick auf den Forschungsstand und die heute verfügbare Technik sind da Geduld und zusätzliche Investitionen in F&E geboten. Ein ungestümes Handeln aufgrund zweifelhafter Prognosen und Annahmen, verbunden mit Investitionen in nicht ausgereifte oder fragwürdige Technologien wirkt sich kontraproduktiv aus, wie die Beispiele DE/E/GB zeigen. Es verschlingt nutzlos Gelder, die besser und effizienter eingesetzt werden könnten und es behindert die Entwicklung echter und effizienter Alternativen.

Unabhängig von ihrer politischen Durchsetzbarkeit würde ich die Prüfung oder Machbarkeitsstudie einer generellen Ressourcenverbrauchs-Steuer begrüssen, die alle Produkte -insbesondere auch die Importe – und Dienstleistungen einer Indexierung hinsichtlich ihres Ressourcenverbrauchs (Boden, Wasser, Luft, Energieträger) unterzöge, von der Produktion über den Transport bis hin zur Entsorgung. Eine steuerliche Bewertung des „ökologischen Fussabdrucks“, inkl. eingehender Prüfung der Wirkungen auf die verschiedenen Sektoren, erwünschte Lenkungseffekte etc.

Mag utopisch und – mit Ihren Worten – „knifflig“ klingen, wäre aber den Versuch wert, wenn dabei auch positive Effekte bilanziert würden (Lebensdauer, Nutzen, Schonung bzw. Erneuerung von Ressourcen).

Ich denke wir nähern uns einem gemeinsamen Nenner… Unsere Skepzis setz lediglich an einem anderen Punkt an: Ihre an der Physik, meine an der politisch/ökonomischen Umsetzung.

Als Ex-Naturwissenschafts-Student ist mir die Physik sonnenklar und geradezu trivial – ebenso wie die Systemtheoretischen (insbesondere aus der Theorie dynamischer Systeme) stammenden Grundsatzüberlegungen.

Als noch junger Sozialwissenschaftler finde ich die politisch/ökonomisch/sozial/ethischen Fragen sehr viel spannender… Ein Ansatz der ur-kapitalistisch ist und auf „Marktmechanismen“ setzt ist mir selbst äusserst suspekt – aber immer noch lieber als gar kein Ansatz.
Ich persönlich halte eine weitgehende Umstellung des ökonomischen Systems nicht innerhalb des notwendigen Zeitrahmens machbar – auch weil es so knifflig ist ein neues System zu erstellen. Daher wird es sehr schwierig sein eine Lösung ohne das „grosse Kapital“ zu finden.

Was uns die „böse Sache“ – die massive Abhängigkeit von fossiler Energie – alles gekostet hat wird ebenfalls gern vergessen – vom Irak Krieg bis zur Lybien Krise, Fluglärm, lokale Schadstoffe, extreme Kapitalabflüsse in politisch fragwürdige Länder, bürgerkriegsartige Zustände im Nigerdelta, etc.

Die potentiellen Folgeschäden des Klimawandels sind ebenfalls gewältig – auch für jemanden der die Eintretenswahrscheinlichkeit als gering betrachtet.
Ich nehme mal an, dass sich die Skepzis der Skeptiker auch nach innen richtet – Wie sicher können wir sein, dass die globale Erwärmung nicht stattfindet?
Anhand dieser „Skeptiker-Fehlerwahrscheinlichkeit“ sollten gewisse Klimaschutzmassnahmen dennoch einleuchtend sein – eben die ohne alzu grosse negative Nebenwirkungen (wie Solarthermische Kraftwerke, nicht jedoch Biofuels)

Klassische Biofuels werden übrigens auch von den meisten „Ökoaktivisten“ und Wissenschaftlern sehr skeptisch betrachtet.

„Cap & Trade hat den “Vorteil” das sehr einflussreiche Lobbys (Kapitalmärkte) dahinter stehen – daher ist es politisch leichter umsetzbar als andere Mechanismen“

Da berühren Sie einen überaus heiklen Punkt. Die Skeptikerfrage an sich: ist der Klimawandel tatsächlich von Menschen verursacht oder nicht eher seine (die AGW-)Behauptung?
Gepusht durch eine unheilige Allianz von Ökoaktivisten und Kapitalmärkten, denen erstere als „nützliche Idioten“ zur Durchsetzung ihrer Interessen dienen?

Die Frage scheint mir, kein Anhänger von Verschwörungstheorien, im Hinblick auf das realwirtschaftliche Geschehen, die Folgen, die Nutzniesser und Akteure, mit jedem Tag berechtigter.

Zitat aus dem verlinkten Bericht: „The climate change discourse, as propagated by its main players from within the IPCC, tends to have a technocratic orientation combined with large doses of alarmism.“
Die Rede ist von einem IPCC-Bericht, der 18’531 „wissenschaftliche Quellen“ zitiert, von denen – wie sich inzwischen herausstellt – entgegen aller anders lautenden Beteuerungen 5’587 nicht peer reviewed sind, sondern aus Zeitungsartikeln, Studentenarbeiten (sorry…), Propagandaschriften und Medienbulletins von NGOs und grünen Lobbyisten-Gruppen stammen.

Was uns und alle westlichen Steuerzahler und Konsumenten die „gute Sache“ und die Folgen des Kyotoprotokolls bereits gekostet haben und noch kosten werden, welche enormen Schäden daraus entstanden sind (bio-fuel, Palmöl, Arbeitsplatzverluste, betrügerischer Zertifikatehandel, Fehlinvestitionen, Verteuerung von Grundnahrungsmitteln > Hunger etc.) wird von Ökoidealisten gern ausgeblendet.

Um Ihre Sentenz etwas abzuwandeln: möglicherweise „steckt der Teufel nicht im Detail“ sondern in der Grundanlage eines in jeder Hinsicht verfehlten Konzepts.

@Peter Bühler

Danke für den Artikel – Die Argumentation ist stichhaltig.
Meine Hauptaussage – Reduktionen in Entwicklungs & Schwellenländern sind nötig und im Augenblick nur über den Zertifikatehandel um sie zu finanzieren – wird ebenfalls bestätigt.

So schön 🙂

Die anderen Reduktions Ansätze (insbesondere Cap & Dividend) würden mir teilweise sehr gefallen – nur gibt es sie bisher eben nicht annähernd in der benötigten Grössenordnung und wie anfällig diese Ansätze für fossiles Lobbying und Korruption sind muss sich ebenfalls erst zeigen..
Cap & Trade hat den „Vorteil“ das sehr einflussreiche Lobbys (Kapitalmärkte) dahinter stehen – daher ist es politisch leichter umsetzbar als andere Mechanismen

Ob das gut oder schlecht ist, steht auf einem anderen Blatt – Jedefalls lassen sich die Zertifikate bereits heute nutzen um sehr sinnvolle Projekte zu finanzieren.

Zu echten Reduktionen können alle in dem Paper genannten Mechanismen führen (und sie können auch alle Missbraucht werden und negative Folgen haben) – Der Teufel steck im Detail.

Es gibt zweifelsfrei auch viele sehr fragwürdige Projekte die Zertifikate erhalten haben – Es wird bei der UNFCCC sehr hart daran gearbeitet dass zu verhindern.

Cap & Trade

Hier ergänzend ein demnächst publiziertes Papier („Article in Press“) u.a. zum Zertifikatehandel…

cap & trade, Seite 9, § 4.3

http://aston.academia.edu/documents/0088/8571/Futures_LtG-CC_2010.pdf

Keine Ahnung allerdings, wie alt die Autoren sind…

Hybrid Kraftwerke sind nunmal billiger (und im Fall von Gas-Hybriden in Wüstenregionen sogar rentabeler als reine Gaskraftwerke) – Und stechen damit ihr ewiges „erneuerbare Energien sind zu teuer“ Argument aus. Daher sind sie auch „in“ und werden überall gebaut.

Gerade in China & India (und USA und Australien und Südafrika und und und…) werden nun mal weiterhin fossile Kraftwerke gebaut – eine Reduktion der Emissionen durch Hybridisierung ist sehr wünschenswert. Dadurch wird Erfahrung mit der Technologie gesammelt bevor sie als Stand-Alone kompetetiv ist & die Entwicklung wird beschleunigt. Ich sehe wirklich nicht was schlecht daran sein soll.

Sicher, ein allmächtiger, (prä-1989) Herrscher könnte auch direkt erzwingen, dass gar keine neuen fossilen Kraftwerke gebaut werden, wodurch auch die Hybride überflüssig werden. Wünschen sie sich so ein Szenario wirklich?

„Um andere zu überzeugen“ (mit Argumenten und so) bleibt leider noch viel weniger Zeit – Wie sie in diesem Blog beobachten können ist das bei vielen, insbesondere bei älteren Männern, auch nahezu unmöglich.

@Tim Schloendorn

Zitat: „Für die Übergangszeit und die nächsten 2-3 Jahrzehnte sind Hybrid-Systeme sinnvoll eher ein plus Punkt für Erneuerbare. (e.g. Solar Thermische Kraftwerke in Hybridisierung mit Gas/Kohle für den Nachtbetrieb sind im Augenblick super “in” und werden weltweit gebaut)“

Ihre Argumentation „sind im Augenblick super ‚in‘ und werden weltweit gebaut“ zeigt, dass sie zur Post-1989-Generation gehören, in dem der berechtigte Siegeszug des Kapitalismus über den Kommunismus zu einer totalen Oekonomisierung des Denkens geführt hat. Kürzlich wurde auch im Tagesanzeiger schon im Titel als pro-Argument aufgeführt: „Wind als Milliardengeschäft“ mit der darin enthaltenen Assoziation, was Milliarden umsetzt muss gut sein.

Mit dieser Ökonomisierung des Denkens lässt sich zum Teil auch die jetztige Finanz-und Wirtschaftskrise erklären, denn die mit Hypotheken und allen darin angehängten Geschäfte wurden nicht mehr hinterfragt, war es doch ein „Milliardengeschäft“.

Wie Reto Knutti in seinen beiden Beiträgen zu den notwendigen Reduktionszielen schrieb, haben wird bei unveränderten CO2-Emissionen bereits zwischen 2020 und 2030 ein CO2-Level erreicht, der das 2°C-Ziel verfehlen lässt, es gibt also gar keine Zeit mehr für ihre hybriden Technologien.

Ich bin mir sicher, sie werden noch erleben, dass ein Argument wie
„sind im Augenblick super “in” und werden weltweit gebaut“ nicht mehr genügt um andere zu überzeugen.

Die Menschheit wird durch Erfahrung klüger – sie hoffentlich auch.

Nur kurz: Die Schweizer Wälder werden von der Eidgenossenschaft als CO2 Senken angerechnet – zum Erreichen des nationalen Emissions-Reduktionsziel.

Des weiteren fehlen in ihrer (sehr interessant zu lesenden) Diskussion einige Innovations-Aspekte (Smart-Grid sowie andere Stromspeicherungstechnologien)

Auch die pauschal Kritik dass Erneuerbare derzeit am besten in Kombination mit fossiler Energie funktionieren dünkt mich etwas seltsam. Für die Übergangszeit und die nächsten 2-3 Jahrzehnte sind Hybrid-Systeme sinnvoll eher ein plus Punkt für Erneuerbare. (e.g. Solar Thermische Kraftwerke in Hybridisierung mit Gas/Kohle für den Nachtbetrieb sind im Augenblick super „in“ und werden weltweit gebaut)

In welcher Hinsicht haben sich die Auslegeordnung und die Empfehlungen der ETH (2005) inzwischen geändert?

http://www.ethrat.ch/content/Energieforschung%20im%20ETH-Bereich%20D.pdf

Wenn man – unabhängig von der zwanghaften Fixierung auf eine unsinnige Dekarbonisierung – die Substitution fossiler Brennstoffe als Ziel anpeilt, wäre zunächst eine aktuelle Übersicht über die Verbrauchersituation hilfreich. Wo und in welchen Prozessen werden heute welche Energieträger (Ölprodukte, Gas, Holz, Elektrizität) etc. verbraucht? Gibt es dazu eine jüngere Studie?

Anschliessend stellt sich die Frage, wo am effizientesten in Einsparungen, Optimierungen und zusätzliche Nutzung (Abwärme) investiert werden soll.

Wie Martin Holzherr zurecht darlegt, ist von sog. Erneuerbaren Energien wie Windrädern gar nichts und von Solarstromanlagen auf absehbare Zeit sehr sehr wenig zu erwarten.
Die Kosten für die Vermeidung einer Tonne CO2 bzw. dem Äquivalent an fossilem Energieverbrauch liegen bei 50-60 Euro (Windkraft) und 300-500 Euro (Solarstrom).

Weit sinnvoller und praktisch zum Nulltarif zu haben, sind Energiekosten vermeidende Investitionen in Gebäudesanierungen und Neubauten. Etwas teurer, aber immer noch finanzierbar, sind Einsparungen von Energiekosten in der Industrie und in den Haushalten.

CO2-Kompensationen und -Zertifikatehandel (wo und von wem werden eigentlich die Schweizer Wälder als CO2-Senken geltend gemacht?) sind Einladungen zu einer gigantischen weltweiten Korruption. Sie als eine Art versteckte Entwicklungshilfe umzuetikettieren, macht die Sache nicht besser.

Zu den grossen Verbrauchern flüssiger oder gasförmiger Energien zählt die Mobilität. Hier stehen möglicherweise tiefgreifende Änderungen bevor. Betrachtet man die durchschnittliche tägliche km-Leistung von PWs – sie liegt bei ca. 35 km – und die jüngere technische Entwicklung, liegt eine rasch ansteigende Elektrifizierung zumindest in Reichweite. Dass daneben Warentransporte bzw. „rollende Warenlager“ vermutlich zu billig sind, sollte ergänzend überdacht werden.

Keine Utopie stellen Verkehrsleitsysteme dar, die Fahrzeuge über das bestehende Strassennetz automatisch, sicher, energiesparend, in dichter Folge und ohne Lenkereinfluss an ihr Ziel bringen. Die individuelle Mobilität steht möglicherweise vor einem tiefgreifenden Wandel inkl. Überwindung der heutigen Systemwidersprüche und Grabenkämpfe zwischen ÖV und PV. Trotz aller technischen Weiterentwicklung ist das System „Auto“ in den frühen Tagen der mehr oder weniger „ritterlich“ gelenkten Kutsche“ stehen geblieben.

Von der Gebäudetechnik (Wärmepumpen etc.) bis hin zur Mobilität weist alles auf einen künftig wachsenden Elektrizitätsbedarf hin. Wie soll er sichergestellt werden?
Einsparungen, Effizienzsteigerungen, Gaskraftwerke für eine Übergangszeit und Nuklearkraftwerke neuen Typs bilden die HEUTE denkbaren Lösungen, wenn nicht bald einer die „kalte Fusion“ oder noch etwas Exotischeres aus dem Zylinder zaubert…

Drei Meinungen bezüglich Ersatzenergien für Öl, Gas und Kohle
Tim Schloendorff glaubt, Erneuerbare Energien wie Windräder und Solaranlagen seien die Lösung und müssten nur noch gefördert werden
Michael Dittmar glaubt, es gebe weder heute noch in voraussehbarer Zukunft einen gleichwertigen oder auch nur gangbaren Ersatz für die fossilen Energiequellen.
Martin Holzherr glaubt, erst gänzlich neue Energiequellen wie neue Formen der Nuklear-/Fusionsenergie oder Biotreibstoffe hergestellt mit neuen hocheffizienten photosynthetischen Organismen können die fossilen Energien ersetzen.

Wind+Sonne können Öl, Gas und Kohle bis auf weiteres nicht ersetzen

Unvorhersehbare Produktionsschwankungen (Intermittenz) vond Wind-/Sonnekraftwerken und fehlende Speichermöglichkeit für Strom bedeuten für Deutschland mit seinen vielen Windrädern, dass die mittlere Leistung aller Windräder mit genau der gleichen Regelleistung in Form von Gaskraftwerken abgedeckt werden muss. Es gibt natürlich auch Pumpspeicherkraftwerke (vor allem in Österreich), die kurzfristige Schwankungen (bis zu einigen Stunden) in der Windstromproduktion ausgleichen können, doch ihre Kapazität wächst (durch Zubau) langsamer als die Kapazität der Windenergieanlagen. Gaskraftwerke als Backup bedeuten im Endeffekt, dass auch bei einem Windvollausbau immer ein bedeutender Teil (wohl mehr als 1/3) der Energie fossil erzeugt wird.
Hohe Kosten der Photovoltaik (und für Entwicklungsländer auch der Windenergie):
Die 50 Milliarden Euro, die in Deutschland bis jetzt für Einspeisegarantien für Photovoltaikstrom ausgegeben wurden, entsprechen einem Anteil von 1% der Photovoltaik am deutschen Strom. Solarstrom hat den Vorteil, dass er lokal erzeugt werden kann. Aber selbst wenn sein Gestehungswert in den Bereich des Verbraucherpreises für Strom kommt, bleibt das Problem der fehlenden oder teuren Speicherbarkeit von Solarstrom.
Auch Windräder erzeugen wegen der fehlenden Speicherbarkeit von Strom unnötige Kosten: Bei Starkwind in Deutschland hat Strom einen negativen Preis, es wird also dafür gezahlt, dass jemand ihn verbraucht.
Hoher Materialeinsatz relativ zur erzeugten Leistung: Windräder gleicher Leistung brauchen 20 Mal mehr Stahl als ein Atomkraftwerk und solarthermische Anlagen 40 Mal mehr. Windturbinen und Photovoltaikanlagen benötigen zudem viele seltene Materialien.

Einige interessante Diskussionspunkte finden sich auch hier (siehe http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/ouml-ko-logisch/energie/2010-04-07/das-radioaktive-chaos).
Erneuerbare Energien in der Presse: Schöne neue Welt und Leser-Täuschung
Heute wird viel Goodwill und PR für Erneuerbare Energien gemacht und auch bewusst Falschinformationen verbreitet um die Leute zu beeindrucken.

Beispiel für Goodwill ist ein Beitrag der „Schweizer Familie“ 2010/16, in der ein Desertec-Projekt im Gaza-Streifen „womöglich den Konflikt Palästina\Israel entschärft“,
ein Beispiel für eine Täuschung des undebedafrten Zeitungslesers liefert der Tages-Anzeigers vom 16.April, wo steht „allein 2009 wurden Windkraftwerke mit einer Leistung von 10 Gigawatt installiert – das entspricht zehnmal Gösgen in einem Jahr.“, Die 10 Gigawatt sind aber nur die Spitzenleistung, im Durchschnitt sind es 2 Gigawatt.
Auch in diesem Blog (siehe http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/02/03/eine-neue-rolle-fur-die-wasserkraft/) kann man lesen, die installierte Windleistung in Deutschland entspreche 25 Atomkraftwerken (es sind aber nur 5) und auch die Behauptung Schweizer Pumpspeicher könnten deutschen Windstrom zwischenspeichern, die man dort liest, trifft nicht zu, fehlen doch die entsprechenden Hochspannungsleitungen von Deutschland in die Schweiz.

Potential der erneuerbaren Energien

Windenergie liefert 15%, Photovoltaik 1% des deutschen Stroms. Mit zunehmendem Anteil nehmen auch die Regelungsprobleme zu: Es gibt immer mehr Tage, an denen überschüssiger Strom einen negativen Preis hat.
Das Desertec-Projekt will bis 2050 15% des europäischen Stroms erneuerbar erzeugen (Investitionskosten 500 Milliarden)
Wird je ein bedeutender Teil der 40 Gigawatt, die die Schweiz insgesamt an Energie verbraucht, erneuerbar erzeugt? Ich bezweifle es.

Fazit: Solgange es keine Speichermöglichkeiten für Strom gibt und bei Flaute/Dunkelheit Gaskraftwerke einspringen müssen, bleibt erneuerbare Energie teilweise fossil.

Prognosen

Erneuerbare Energien ersetzen fossile Energien in den nächsten 30 Jarhen nicht, sie bleiben auf fossile Energien als Regelenergie angewiesen
Erneurbare Energien werden selbst in Vorreiterländern wie Deutschland nicht dominieren. Deutschland plant 26 Kohlekraftwerke.
Erneuerbare Energien sind für Schwellen- und Entwicklungsländer zu teuer, auch zu teuer um von uns finanziert zu werden
In den nächsten 20 Jahren wird es immer offensichtlicher werden, dass es neue billige Energien braucht um von den fossilen Energien wegzukommen. Kandidaten sind neue Kernkraft-/Fusionsanlagen und Biotreibstoffe der 4.Generation (synthetische Organismen).
Die wichtigste CO2-Vermeidungsmethode wird in den nächsten 20 Jahren das Sparen sein: Wohnen und Bauen ohne CO2-Emissionen, Fahrrad anstatt Auto oder Zug

In meinem nächsten Beitrag werde ich auf Probleme des Zertifikatehandels eingehen.

In den vorangegangen Kommentaren wurde mit teilweise skeptischem Unterton gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gender gebe. Das Thema „Klimawandel und Gender“ könnte tatsächlich interessante Einblicke bieten wie die folgenden Quellen zeigen und die Gender Forschung beginnt nun auch, dieses Thema zu behandeln. Vielleicht mag das ETH Klimablog dem ja einmal einen eigenen Artikel widmen:

Women`s Environmental Network 2010: Gender and the Climate Change Agenda Report
http://www.wen.org.uk/general/gender-and-the-climate-change-agenda/
http://www.wen.org.uk/wp-content/uploads/Gender-and-the-climate-change-agenda-21.pdf

Women’s Environmental Network (WEN) Climate Change Blog
http://womenandclimatechange.blogspot.com/

Kernaussagen im Original (Zitat):


* Globally, women are more vulnerable to the impacts of climate change due to different and unequal social roles and status.
* Women contribute less to climate change, are impacted more by it, and have less say in decisions about the problem.
* WEN is campaigning for gender and climate justice.
* We believe that women need to be involved equally at all levels in order to achieve climate justice.

We need action on three fronts:

* Gender-sensitive strategies to mitigate against climate change. It is essential that gender is taken into account in planning mitigation strategies.
* Addressing gender inequality. The disproportionate impact of climate change on women is largely due to gender inequality. Gender equality is also likely to lead to better strategies to tackle climate change.
* Gender-sensitive strategies for adapting to climate change. Given the specific impacts of climate change on women, it is vital that adaptation strategies adequately incorporate gender considerations.“

@Ben: Wenn du den Kommentar gelesen hättest, hättest Du vielleicht auch gemerkt dass nicht von „Temperatur“ sondern „Emissionen“ die Rede war.

Zwischen der Stellung der Frau und dem Bevölkerungswachstum gibt es einen klaren statistischen Zusammenhang – Ja ich weiss, es ist schwierig Indikatoren für die „Stellung der Frau“ zu entwickeln… der Zusammenhang ist jedoch sehr robust.

Den Zusammenhang zwischen Bevölkerung und Emissionen muss ich ihnen hoffentlich nicht erklären.

Lieber Ben,
Bitte lies doch die Posts auf die sich ein Kommentar bezieht zuerst, dann sollte auch dir die Argumentation klar sein.

@Tim Schloendorn: „Eben weil gleichzeitig die Armut verringert & die Stellung der Frauen verbessert wird. “
Wow, ich bin beeindruckt. Gibt es eine verlässliche Statisktik, die eine Assoziation der Stellung der Frau und der globalen Temperatur zeigt?
Ist bei den Eskimos die Stellung der Frau besser als bei den Hutus?

Hallo Tim,

(wuerdest du auch zu einem „round table treffen“ naechsten Donnerstag 22.4 so gegen 17:30 / 18:00 kommen? wer noch?)

zu
Michael:
>Für sie eine Umformulierung der Klimaprognosen: Wenn wir
>alle Kohle, Öl & Gas Vorräte der Erde verbrennen, haben wir
>eine Klimaerwärmung weit über den 2°.

Das ist eine offene Frage wieviele abbauwuerdige Resourcen es auch an Kohle wirklich gibt! (die eine Seite im IPCC report dazu ist ja wohl ein Witz).

Zu den 2 Grad will ich mich eher jetzt nicht aeussern. Fuer meinen Geschmack sieht eher nach viel mehr aus.

>Insbesondere die Kohlevorräte sind ein gewaltiges Problem –

nicht wenn man sie unter der Erde laesst! Was gibt es fuer einen besseren CO2 Speicher als eben die Kohle. Die Natur hat das fuer uns so vor hunderten Millionen Jahren erledigt.

> Kohle lässt sich zur Not auch verflüssigen (unter
> Energieverlusten natürlich – Fischer-Tropsch lässt grüssen)…

Na wenn man richtig rechnet ist es dann schnell mit den hypothetischen Kohlereserven vorbei!
200 Jahre bei heutigem Verbrauch (25% am Energiemix in etwa). Wenn man alles andere durch Kohle ersetzen will ja dann macht es noch 50 Jahre. Und wenn man dann verfluessigen will noch mal nen Faktor 2-3 weniger! Toll oder?

Dazu kommt die Verteilung der Kohle:
Unser geliebtes Europa .. hat praktisch nicht mehr viel Kohle. In ganz Afrika gibt es ausser (dem Sueden auch praktisch keine) und Suedamerika ist auch fast ohne Kohle.

Soweit zur politischen Realitaet der Kohle und der Illusion die viele darueber verbreiten. (Wenn man noch an den EROEI denkt .. naja lassen wir das mal im Moment).

>Leider gehen ihre Vorschläge weit an der politischen Realität vorbei –

Ach wirklich? Bisher sehe ich nur eine politische Realitaet die des Wachstums ohne Ende.

Und die wird gerade durch Ernuechterung ersetzt.
Die Finanzkrise schafft genau das was man als politische Realitaet der Reduktion beim Oel und Energieverbrauch erreichen soll. Jetzt fehlt nur noch die soziale Umverteilung davon. Bisher sieht es eher so aus als ob „wir“ Reichen die Armen verhungern lassen .. tolle Realitaet oder?

Hat man in Frankreich vor 250 Jahren auch gesagt und dann .. auf einmal haben viele der Reichen ihren Kopf verloren.

———————————–
Es gibt nun mal keine Weltregierung die so etwas durchsetzen könnte
———————————–

Nein, was es gibt sind lokale Loesungen die sich mit der kommenden Knappheit arrangieren. Die, die heute anfangen haben vielleicht eine Chance ein Chaos wie in Haiti bei sich (also bei uns zu vermeiden).

>und meines Erachtens kommen kriegerische Massnahmen
>ebenso wenig in Frage.

Schoen waere es! Wie war das mit dem Irak Krieg? Brauchen sie noch andere Beispiele (Kongo?)

>Verbote ohne Überwachung und Strafe sind meist wenig erfolgreich.

Was machen sie (im Auto) bei einer Ampel die auf Rot steht?

>Die Ihre Wachstums Ziele sind schön und gut, die Frage ist
>wie sie erreicht werden können.

na dann ueberlegen wir doch mal!
Zum Beispiel naechsten Donnerstag Abend!

michael

Michael:

Für sie eine Umformulierung der Klimaprognosen: Wenn wir alle Kohle, Öl & Gas Vorräte der Erde verbrennen, haben wir eine Klimaerwärmung weit über den 2°. Insbesondere die Kohlevorräte sind ein gewaltiges Problem – Kohle lässt sich zur Not auch verflüssigen (unter Energieverlusten natürlich – Fischer-Tropsch lässt grüssen)…
Leider gehen ihre Vorschläge weit an der politischen Realität vorbei – Es gibt nun mal keine Weltregierung die so etwas durchsetzen könnte und meines Erachtens kommen kriegerische Massnahmen ebenso wenig in Frage. Verbote ohne Überwachung und Strafe sind meist wenig erfolgreich. Die Ihre Wachstums Ziele sind schön und gut, die Frage ist wie sie erreicht werden können.

Ich stimme Martin voll und ganz zu: Der Klimawandel muss direkt angegangen werden. Erneuerbare Energie in Entwicklungs & Schwellenländern zum Preis von Kohle bereitstellen ist genau das Ziel des Emissionshandels. Bezahlt wird von Europa – Das System ist weit davon entfernt perfekt zu sein aber hat bereits spürbare Veränderungen bewirkt.

Die Andeutung zum Bevölkerungswachstum war nur eine Randbemerkung damit die Bedeutung der Sekundäreffekte nicht vergessen wird – Wenn Emissionen durch effiziente Öfen reduziert werden hat das auch auf den Klimawandel einen grösseren Einfluss als wenn die gleiche Menge durch ein Effizienzprojekt in einer Zementfabrik reduziert wird – Eben weil gleichzeitig die Armut verringert & die Stellung der Frauen verbessert wird. Es kommt also bei Zertifikaten auch darauf an, dass sie „hohe Qualität“ haben.
Und ja sicher, es dauert Jahrzehnte, aber wenn es nicht passiert haben wir (bzw. unsere Nachkommen) noch sehr viel mehr Umwelt und Ressourcen Probleme.

Hi Martin,
———————–
Wer soll denn die Reduktionsziele, die sie nennen, durchsetzen. Wenn auf dem Weg zu Reduktionen nur der Copenhagen Accord herauskommt.
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Was ist die Alternative?
Trial and Error beim Weg nach unten?

Wie waere es mit einem „aufwachen“ und die Realitaet der Naturgesetze akzeptieren (die Grenzen des Wachstums auf einem begrenzten Planeten)

Aber klar Heuschrecken(Plagen) haben auch einen eindeutigen Ausgang!

Noch sind wir nicht soweit!

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@Tim Schloendorn und Michael Dittmar
Man muss den Klimawandel als eigenständiges Problem betrachten und direkt angehen.
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Halte ich fuer unmoeglich und sogar schlicht falsch!

Nach Einstein
Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Methoden loesen die zum Problem gefuehrt haben!

>Am meisten würde man erreichen man, wenn es nicht-fossile
>Energiequellen zum Preis von Kohle gäbe.
>(und Oel und Gas noch dazu) ..

„leider“ (ist kein wissenschaftliches Wort) vollkommen unmoeglich!

———————————————-
Entweder man findet solche neuen Energiequellen
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Wir kennen die Antwort schon. Es gibt sie nicht!

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oder die reichen Länder machen bestehende nicht-fossile Energiequellen für alle so billig, dass man schon jetzt mit dem Verzicht auf fossile Energien beginnen kann.
—————————————————-

Technologisch und physikalisch unmoeglich

Die Energiedichte von Oel, Gas und Kohle und die simple Nutzung sind nicht zu schlagen.

Deshalb Peak Oil und der Niedergang des Oels wird automatisch zu drastischen Kyoto Zielen fuehren.

Was wir versuchen koennen uns mit dem weniger und weniger zu arrangieren.

ist doch eigentlich alles ganz einfach oder?

@Tim Schloendorn
Zitat: „Der beste Weg zu weniger Emissionen ist ein kleineres Bevölkerungswachstum, und da kommen wir nur hin wenn die ökonomische Entwicklung & insbesondere die Stellung der Frau verbessert wird – z.B. durch Zugang zu Elektrizität“

Deutlicher kann man nicht zu verstehen geben, dass man nicht an die Realisierbarkeit des 2°C-Ziels glaubt.
Die Stellung der Frau verbessern, damit es weniger CO2-ausstossende Nachkommen gibt, das kann Jahrzehnte dauern.

@Michael Dittmar
Wer soll denn die Reduktionsziele, die sie nennen, durchsetzen. Wenn auf dem Weg zu Reduktionen nur der Copenhagen Accord herauskommt.

@Tim Schloendorn und Michael Dittmar

Man muss den Klimawandel als eigenständiges Problem betrachten und direkt angehen. Am meisten würde man erreichen man, wenn es nicht-fossile Energiequellen zum Preis von Kohle gäbe. Entweder man findet solche neuen Energiequellen oder die reichen Länder machen bestehende nicht-fossile Energiequellen für alle so billig, dass man schon jetzt mit dem Verzicht auf fossile Energien beginnen kann.

hm.. also das meinen Sie ja nicht im Ernst oder?

>Der beste Weg zu weniger Emissionen
>ist ein kleineres Bevölkerungswachstum,

1.) auch ein „kleines Wachstum“ erhoeht die Emissionen!
2.) wenn mittlere weltweite Impact (oft als Wohlstand bezeichnet) schneller waechst als die Bevoelkerung zurueck geht, dann steigen die Emissionen immer noch!

damit ist dann leider auch gleich der Punkt:

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und da kommen wir nur hin wenn die ökonomische Entwicklung & insbesondere die Stellung der Frau verbessert wird – z.B. durch Zugang zu Elektrizität
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beantwortet!

Als Alternative gibt es immer noch die Moeglichkeit die „Grossverbraucher“ zu reduzieren (also leider uns!)

entweder mit weniger Verbrauch oder einfach weil es bald Schluss ist mit dem stehlen in anderen Laendern und an zukuenftigen Generationen.

mein Vorschlag gilt immer noch:

Das absolute Weltmittel muss reduziert werden, sagen wir minus 2.5\% pro Jahr.

-5% pro Jahr in den reichen Laendern (also die, die mehr als das Weltmittel verbrauchen, 1/6 der Menscheit) bis der World average erreicht ist. Danach noch weiter minus 2.5% pro Jahr (entsprechend den abnehmenden Ressourcen).

Im Vergleich.. die armen Laender (5/6 der Menschheit) duerfen weiter wachsten .. sagen wir maximal 5%/Jahr – %Wachstum der Bevoelkerung bis das Weltmittel erreicht ist. Danach geht es dann auch wieder bergab.

Die „Änderung der Emissionen“ muss sich immer am Status Quo ändern – in diesem Fall geringfügig niedrigere Konsumentenpreise für die kompensierten Güter, ohne Reduktion.

Im Vergleich dazu ändern freiwilligen Kompensationen Emissionen (im Normalfall) – Das Geld fliesst in Treibhausgas Reduktionsprojekte in Entwicklungsländern die ansonsten nicht durchgeführt würden. Das können Energieprojekte jeder Art (incl. Verbrauchsreduktion) oder auch industrielle Projekte z.B. in der Abwasserbehandlung sein.
Auch wieder: Der Status Quo – Ohne Kompensation – Ist entweder billigere Kohleenergie (oder gar keine Elektrizität) bzw. offene Abwasserlagunen mit den entsprechenden Methanemissionen.

Das spezielle an den Zertifikaten (im Gegensatz zur Entwicklungshilfe) ist, dass die Projekte ein relativ einfach messbares & unabhängig (durch TÜV etc.) überprüfbares Ziel haben.

Die „Nebeneffekte“ der Projekte sind im Normalfall positiv (und die Kunden bestehen auch darauf nur Credits mit positiven Nebeneffekten zu kaufen).

Dazu vielleicht noch kurz: Der beste Weg zu weniger Emissionen ist ein kleineres Bevölkerungswachstum, und da kommen wir nur hin wenn die ökonomische Entwicklung & insbesondere die Stellung der Frau verbessert wird – z.B. durch Zugang zu Elektrizität

@Tim Schloendorff
Ist die freiwillige Kompensation von Treibhausgas-Emissionen das moderne Aequivalent zur Kollekte in früheren Zeiten, als man Groschen in einen ’nickenden Neger‘ einwarf um so die Entwicklungshilfe zu finanzieren.
Wird auch das Resultat analog sein: anstatt Enwicklungshilfegelder, die nichts wirklich ändern nun einfach ‚Kompensationen‘ ohne dass sich die realen CO2-Emissionen ändern.

@Tim Schloendorn
Kompensieren bedeutet doch, dass jemand anderer weniger CO2-ausstösst und damit den eigenen Mehrausstoss ausgleicht.
Wie kann dann ein Schweizer seinen Ausstoss in Indien, China oder einem Entwicklungsland kompensieren? Dort wird doch bereits wenig ausgestossen und wie sie schreiben werden die Inder und Chinesen im Rahmen ihrer Entwicklung eher mehr ausstossen.
Meiner Ansicht nach ist CO2-Kompensation in einem Entwicklungs- oder Schwellenland so schwierig, dass der Versuch, in irgend einer Form zu betrügen oder sich schön zu rechnen, sehr gross ist.

Wenn sie schreiben “ Der eigene Austoss ist eine einfache Norm für die Höhe einer angemessenen Spende an die Reduktion in den Entwicklungsländern“, so frage ich mich, was sie meinen mit der Reduktion in den Entwicklungsländern. Meinen sie damit, dass ein Entwicklungsland eine Emission einspart, die sie erst in der Zukunft plant (also beispielsweise kein Kohlekraftwerk baut das geplant ist) oder ist das eine Emission, die schon existiert und nun zurückgefahren wird (was schwierig sein dürfte in einem armen Land).

Der Zertifikatehandel geht meiner Ansicht nach davon aus, dass die technischen Probleme der CO2-Reduktion schon gelöst sind oder leicht lösbar sind, und jetzt nur noch die ökonomischen Anreize gesetzt werden müssen.

Mein Ansatz ist der, dass man die Technologie, die den CO2-Ausstoss reduziert, gemeinsam entwickelt und auf ein gewisses Datum hin weltweit durchsetzt. Das heisst, ab einem gewissen Datum werden keine Kohlenkraftwerke mehr gebaut. Wenn Schwellenländer diie Mittel dazu fehlen, so muss man sie unterstützen und gemeinsam mit ihnen die Technologie implementieren.

Lieber Martin,

Dein Kommentar geht ein wenig an dem Thema meines Eintrages vorbei. Es ist eine schöne Idee Kohlekraftwerke zu verbieten, jedoch reicht es nun mal nicht aus wenn das nur in den Industrienationen passiert. Kohlekraft in Indien zu verbieten (wo 50% der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität haben) ist jedoch schlicht unmenschlich… Wenn nicht gleichzeitig sichergestellt wird, dass eine ädequate Menge an erneuerbarer Energie zur Verfügung gestellt wird.

Wenn Du eine gute Idee hast wie sich die Kosten dafür (viele Milliarden $) aufbringen lassen ohne Zertifikate zu handeln, nur zu!

Der Handel alleine bringt niemanden zum Ziel, die Projekte die dadurch ermöglicht werden bringen uns zumindest näher dran. „Cap and Trade“ steht nicht umsonst immer zusammen – Ohne strenges „Cap“ hat das ganze Spiel herzlich wenig Sinn.
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Die „freiwilligen Kompensationen“ von denen ich hier geschrieben habe sind jedoch etwas ganz anderes: Konsumenten belohnen „Klima neutrale“ Firmen, daher kaufen diese Zertifikate OHNE VOM GESETZ DAZU GEZWUNGEN ZU WERDEN. Dieser freiwillige Markt ist mittlerweile auf eine respektable Grösse angewachsen und vermutlich hast auch Du schon (vielleicht unwissentlich) Produkte gekauft deren CO2 Austoss kompensiert wurde.

„Unabhängig von der Kompensation sollten wir so stark reduzieren, wie es geht – …“. Diese Aussage trifft zu. Sie ergibt sich aus den Ausführung von Reto Knutti (siehe http://blogs.ethz.ch/klimablog/2009/12/02/kohlendioxid-und-erwarmung-wie-viel-ist-zu-viel-teil2/ und http://blogs.ethz.ch/klimablog/2009/11/29/kohlendioxid-und-erwarmung-wie-viel-ist-zu-viel-teil1/) und Kommentaren von Reto Knutti, in denen klar wird, dass die Menschheit langfristig die CO2-Emissionen unter 1 Tonne CO2 pro Kopf senken muss.

In letzter Konsequenz ergibt sich aus den Schlussfolgerungen der Klimawissenschaftler die Notwendigkeit einer vollkommenen Dekarbonisierung der Gesellschaft.

Tim Schloendorff entwirft im obigen Artikel das Bild des fröhlichen Wirtschaftens mit Zertifikaten und teilt so die Ansicht vieler Leute, die an Cap&Trade (den Zertifikatehandel) glauben, dass die Menschheit durch diesen Marktmechanismus praktisch automatisch ans Ziel gelange.

Ich bin da eher spektisch. Zudem ist fraglich, wie viele Nationen sich diesem Modell anschliessen werden.

Als mögliche Alternative zum Zertifikatehandel sehe ich eine weltweite Ausmusterung von Technologien, die CO2-Emissionen verursachen. Man könnte beispielsweise fordern, dass nach 2020 keine Kohlenkraftwerke mehr in Betrieb gehen ohne Carbon Capture and Storage. Solche Ausmusterungen veralteteter Technologien hätten den Vorteil, dass sich Herstellerfirmen darauf einstellen könnten und dass Stichdaten für neue Emissionsoberwerte oder für das Ende einer Technologie (z.B: Glühbirne) bereits angewendet werden. Zudem würden mit dieser Form der Dekarbonisierungsschritte immer wieder nachprüfbare Meilensteine erreicht.

Der Zertifikatehandel ist gewissermassen die ideale marktwirtschaftliche Lösung, die den Akteuren überlässt, wie sie die CO2-Emissionen realisiseren. Damit ergeben sich die Vorteile, aber auch die Nachteile der Marktwirtschaft. Tendenziell wird mit dem Zertifikatehandel ein evolutiver Prozess begünstigt, in dem man jedes Jahr oder immer dann, wenn die Zertifikate neu, aber in reduzierter Menge ausgegeben werden, etwas mehr reduziert, indem man noch ein bisschen mehr einspart.
Weniger gut eignet sich diese Vorgehensweise aber für den völligen Ersatz von Technologien durch andere – sie verleitet damit zu Fehlinvestitionen. So können mit dem heute gültigen CO2-Zeritifkate-Preis noch Kohlenkraftwerke gebaut werden, steigt später der CO2-Kontingent-Preis, sind diese Kohlenkraftwerke, die ja eine Lebensdauer von 50 Jahren und mehr haben, jedoch plötzlich nicht mehr wirtschaftlich. Dies bewirkt auch, dass einige Teilnehmer des Zertifikatehandels sich mit allen Mitteln gegen Erhöhungen der Zertifkatepreise wehren werden.

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