Fehlendes Klimaabkommen – kein Grund zu zögern!
29.01.2010 von
Die Klimakonferenz in Kopenhagen Ende 2009 endete ohne bindenden Beschluss. Angesichts der unklaren zukünftigen Rechtslage hinterfragen viele Unternehmen, ob Emissionsreduktionen wirklich sinnvoll sind oder nur ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Aber stellt sich diese Frage wirklich?!
Abwarten erhöht die Kosten
Nein, denn aus naturwissenschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht ist die Sachlage klar: Emissionen müssen schnell und deutlich reduziert werden, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Je länger diese Emissionsreduktionen hinausgeschoben werden, desto schneller und weitreichender müssen sie in Zukunft erfolgen, um das 2°C-Ziel noch einhalten zu können. Dies verursacht entsprechend höhere Kosten: Wenn nicht im grossen Stil «Niedrig-CO₂-Technologien» gefunden werden, werden sich Emissionsreduktionen durch Abwarten verteuern. Der Grund dafür ist, dass ökonomische Effizienzkriterien weniger beachtet werden können, wenn die Zeit drängt.
Proaktives Vorgehen lohnt sich für Unternehmen
Diese Betrachtung gilt zunächst auf volkswirtschaftlicher Ebene. Unternehmen könnten dabei in der Tat ein Interesse daran haben, noch so lange als möglich von weniger strengen Klimaregulierungen zu profitieren. Verschiedene Gründe sprechen jedoch auch aus betriebswirtschaftlicher, gewinnorientierter Sicht für ein proaktives Vorgehen. Denn Unternehmen, die das Thema Klimawandel nicht ernst genug angehen, dürften zusehends unter Druck verschiedener Anspruchsgruppen geraten: Selbst ohne weltweites Abkommen werden Staaten oder Staatengruppen wie die Schweiz oder die EU ihre Klimagesetzgebung verschärfen, da sie die Notwendigkeit zum Handeln sehen und sich so auch unabhängiger von fossilen Energieträgern machen können.
Zudem wird sich die öffentliche Wahrnehmung des Klimawandels zumindest mittelfristig auch in Kaufentscheidungen niederschlagen, wenn Konsumenten weniger klimaschädliche Produkte nachfragen.
In Folge dessen haben einzelne Unternehmen bereits begonnen, die CO₂-Intensität ihrer Lieferanten zu hinterfragen – wirtschaftliche Effekte des Klimawandels pflanzen sich also durch die Wertschöpfungskette fort. Schliesslich erkennt auch der Finanzmarkt (langsam) sein ureigenstes Interesse, Risiken, denen Unternehmen im Klimakontext bestehen, aufzudecken und zu bepreisen.
Wettbewerbsvorteile schaffen
Viele dieser Entwicklungen stehen noch am Anfang, aber es ergeben sich gerade jetzt Möglichkeiten für Unternehmen, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Zwar müssen Investitionen natürlich nach wie vor einer Rentabilitätsprüfung standhalten. Aber Unternehmen, die nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen in den sich ändernden Randbedingungen erkennen und Klimawandel proaktiv in ihre strategische Planung integrieren, werden die langfristig profitableren Investitionen tätigen. Dabei ist die Politik gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen zu setzen und auch klar zu kommunizieren – denn zu schnellen und deutlichen Emissionsreduktionen gibt es keine Alternative, Kopenhagen hin oder her!
Zum AutorVolker Hoffmann ist Professor für Nachhaltigkeit und Technologie an der ETH Zürich. Persönliches Zitat und Biografie
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Fehlendes Klimaabkommen – kein Grund zur Eile.
Ihre ganze Argumentation geht von vielen Annahmen aus, die jeglicher Basis entbehren:
– Klimawandel ist vermeidbar, weil er vom Menschen verursacht wird
– das derzeitige Klima ist der Normalfall, den es unbedingt zu bewahren gilt
– höhere Temperaturen verursachen höhere Kosten
Ich gehe zwar mit Ihnen einig, dass es ein Ziel sein muss, neue Energiequellen zu erschliessen und mit Energie sparsam umzugehen. Aber wird schon seit Jahren getan, oder nicht? Sind Autos und Flugzeuge, sind elektronische Geräte nicht energie-sparsamer geworden?
Der relativ freien Verfügbarkeit von Energie verdanken wir unsere hohe Lebenserwartung und eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln für einen Grossteils einer wachsenden Weltbevölkerung.
Wir schätzen es, in einer geheizten Wohnung zu leben, ohne Kohle schaufeln oder Holz spalten zu müssen. Und wir schätzen es auch, dass nicht nur unser Heim sondern auch unser Arbeitsplatz geheizt ist. Wir könnten uns sicher unser Leben nicht mehr ohne durchgehende Verfügbarkeit von Warmwasser vorstellen.
Solange es keine alternativen Energiequellen zu vergleichbaren Preisen gibt, ist es unsinning, finanziellen Druck auf unsere Zivilisation auszuüben, um ein „Umdenken“ zu erzwingen. Die Energiekosten stellen auch so bereits eine beträchtliche Belastung von Haushalten und Industrie dar. Man denke nur an die mehr als verdoppelten Preise von Erdöl in den letzten Jahren.
Eine CO2-Cap & Trade-Abgabe zu erheben ist geradezu kontraproduktiv, denn dieses Geld wird eben nicht in die Erforschung und Entwicklung von alternativen Energiequellen investiert, sondern es wird an den Börsen zur Bereicherung einiger Privilegierter gehandelt oder in die Taschen von Diktatoren in Entwicklungsländern gesteckt.
Natürlich ist es wichtig, dass jeder Einzelne energie-bewusst handelt, seine Eier in weniger Wasser abkocht und den Fernseher ganz ausschaltet (wenn das wirklich etwas bringt). Aber Mitbürger als vernunft-resistent einzustufen und mit zusätzlichen Abgaben abzustrafen, ist einer Zivilisation nicht würdig.
Wenn ich mir dann vor Augen führe, dass zwischen 20’000 und 30’000 Menschen an Klimakonferenzen in Bali, Kopenhagen oder Mexico fliegen, bezweifle ich die Ernsthaftigkeit der Bemühungen.
Dass ein R. Pachauri, Direktor des IPCC und Präsident, Direktor, Verwaltungsrat, Berater von unzähligen Firmen auf der ganzen Welt, sein Leben praktisch im Flugzeug verbringt und auch noch von New York nach Dehli fliegt, um an einem Match seines Cricket Teams teilzunehmen, zeigt, es offenbar keinen Grund zur Eile gibt.
Abwarten erhöht die Kosten nur wenn wenn die Konklusionen des IPCC richtig sind. Ein gut informierter Unternehmer der langfristig plant tut gut daran die Modell-Scenarien des IPCC in Frage zu stellen, weil er sonst das Risiko seine R&D Resourcen völlig falsch zu allozieren. Proaktives Vorgehen lohnt sich nur wenn die Entscheidungsgrundlagen auch einer kritischen Betrachtung standhalten. Sicherlich muss der Erhöhung der Energieeffizienz und der Reduktion schädlicher Emissionen Rechnung getragen werden. Dieser Mainstreamapproach schafft aber noch lange keinen kompetitiven Vorteil. Was wäre wenn die Konklusionen des NIPCC stimmen würden http://www.sepp.org/publications/NIPCC-Feb%2020.pdf Mehr als 100 Klimawissenschaftler des NIPCC kommen zu Schlüssen die ein Unternehmer besser kritsch unter die Lupe nimmt bevor er der CO2-Hype zum Opfer fällt. Dort titelt man „Nature, Not Human Activity, Rules the Climate“. Höhere CO2 Konzentrationen sind günstig für Pflanzen und Tiere und auch nicht für Wetterextreme verantwortlich, wie Stürme und Hurricane. Auch ein natürliche Zunahme der Erwärmung ist positiv für Pflanzen und Tierwelt und die menschliche Zivilisation. Jedem Unternehmer empfehle ich, die Fehler des IPCC dem Report des NIPCC gegenüber zu stellen.
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