Sind Moore wirklich grün?

Seit der Annahme der Rothenthurm-Initiative 1987 stehen Moore unter dem Schutz der Bundesverfassung. Für Hoch- und Flachmoore von nationaler Bedeutung sowie für Moorlandschaften hat der Bundesrat, gestützt auf Inventare, 1991 eine Verordnung zu deren Schutz erlassen.

Anfang 2018 konnte das ETH-Bildarchiv von Pro Natura und WWF die Moor-Diasammlung und von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft die Diasammlung des Hochmoorinventars übernehmen. Dieser Bildbestand der schützenswerten Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung umfasst den Zeitraum 1977–1998. Die rund 6’500 Bilder sind eine reiche und mit viel Engagement erarbeitete Dokumentation der Schweizer Moorlandschaften ­– darin festgehalten sind Fauna, Flora, Geologie, der Erhalt und die Bewirtschaftung der Feuchtgebiete. Die Forschenden Andreas Grüninger, Luca Vetterli und viele mehr bereisten Moorgebiete im Ausland und dokumentierten die noch existierenden Moore der Schweiz. Der wissenschaftliche Fokus trifft dabei auf den politischen, denn selbst die Sensibilisierung in Sachen Naturschutz und das Werbepotenzial von Mooren ist thematisiert.

 Vermoortes Tal beim Göscheneralpsee (Dia_358-0669)

Die meisten Bilder zeigen Landschaften. In der Regel sind das weite, weiche, lichte oder auch bewaldete (Hoch-)Ebenen. Müsste man den Bestand in schlichten Kategorien erfassen, drängt sich der Begriff Farbe auf. Grün für «intakt» und «naturbelassen». Braun für «abgetorft», «entwässert» und «verbaut». Moore, die im Laufe der Zeit ihr Gesicht verändern und – in aller Regel aufgrund menschlicher Eingriffe – die Farbe ihres Kleides ändern. Die Farbschattierungen sind dabei unendlich vielfältig. Subtiles Changent von Chromoxidgrün über Beige verdastro, mit heiteren Einsprengseln von Himmelblau, bis hin zu einem ausklingenden Terre d’ombre brûlée.

Brot-Plamboz, Vallée des Ponts-de-Martel (Dia_358-0464)

Verbrannte, verschattete Erde ist in diesem Fall entwässerte Erde. Davon gibt es je später je mehr. Der Bestand erzählt in erster Linie, wie der Druck auf die Biodiversität rasant zunimmt und wie sich die Natur in der Schweiz in den letzten Jahrzenten verändert hat. Was unberührtes Biotop war, zeigt sich vielerorts als urbanisierter und zersiedelter Raum. Ein Zeitzeugnis, das retrospektiv illustriert, wie wenig es braucht, um das grüne Gleichgewicht arg in Schieflage zu bringen und wieviel mit dem Schutz der Moore und nicht zuletzt dem Hochmoorinventar erreicht worden ist.

Literatur:

Vom «eroberten Land» zum Renaturierungsprojekt, 2019, Martin Stuber / Matthias Bürgi, Haupt Verlag

Web Links:

Pro Natura

WWF

eidg. Forschungsanstalt WSL

Verordnung über den Schutz der Moore

Hochmoor-Inventar

Bundesrat beschliesst den Aktionsplan zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität, 2017

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