Ein Leben für die Metalle

Es ist immer wieder besonders reizvoll, wenn man über eine bedeutende Rarität aus unseren Beständen berichten darf, in diesem Fall handelt es sich wirklich um eine Kostbarkeit erster Güte.

 

Abb. 1 (Titelblatt)

«Lazarus Ercker, Beschreibung allerfürnemisten Mineralischen Ertzt unnd Berckwercksarten,…», Rar 10562, Online via e-rara.ch.   https://doi.org/10.3931/e-rara-80676

Wenn wir heute von Erzverhüttung und Eisenwerken sprechen, denken wir an gigantische Anlagen mit Hochöfen und riesigen Kaminen, wie man sie aus dem Osten Deutschlands, Polen oder Tschechien kennt. Im 16. Jahrhundert aber, zur Zeit der Entstehung des vorliegenden Buches vollzogen sich die Prozesse der Metallgewinnung in atelierartigen Kellergewölben, wo Handwerker gleichzeitig die Funktion des Chemielaboranten, des Schmiedes, ja gar einer Art Künstler einnahmen.

Abb. 2

Lazarus Ercker erläutert in diesem «Opus magnum» in ausführlicher Weise die Verfahren zur Gewinnung von Metallen aus den Erzen, sowie den Nachweis des Metallgehalts und die Zusammensetzung von Legierungen und schafft somit das erste Lehrbuch über die sogenannte Dokimastik (die Bestimmung der Inhaltsstoffe bei Mineralien und Produkten der Schmelzhütten).

Abb. 3

Es ist das einzige von Erckers Publikationen, welches mit 33 Holzschnitten versehen, eine Form von Anschaulichkeit repräsentiert, wie sie für jene Zeit einzigartig ist. Die einzelnen Abbildungen zeigen die Akteure bei ihrer Arbeit oder die dafür benötigten Instrumente, wobei auch die Erzeugnisse in ihren diversen Formen dargestellt sind. Die Gesichter der Handwerker scheinen schemenhaft und strahlen doch bis zu einem gewissen Grad Persönlichkeit aus.

Dazu beinhaltet das Werk einen systematischen Überblick zur Gewinnung von Gold, Silber, Kupfer, Antimonerz, Quecksilber und Blei, wobei Ercker nur Prozeduren beschreibt, die er selber getestet und geprüft hat. Hier bezog er sich oftmals auf sein «Probierbüchlein», welches er fast 20 Jahre zuvor, 1556, herausgegeben hatte.

Abb. 4

Abb. 5

Doch wer war dieser Lazarus Ercker? Ein wenig Stolz und Bewunderung seiner selbst scheint schon mitzuschwingen, beim Beschreib des eigenen Werkes im Titel und es ist erstaunlich, wie wenig in den folgenden Jahrhunderten über ihn geschrieben wurde, in Anbetracht der Wichtigkeit und enormen Bedeutung dieses Lehrbuchs.

Geboren um 1528 in Annaberg (Sachsen) stammte er aus einer bergmännisch tätigen Familie, welche Nürnberger Wurzeln hatte und sich seit 1500 im Erzgebirge aufhielt. Die Passion für die Metalle wurde ihm sozusagen «in die Wiege gelegt». Er studierte in Wittenberg und Italien Naturwissenschaften und Mathematik, bevor er in seiner Heimatstadt praktische Erfahrungen beim Herstellen von Münzen gewann. Es folgten Stationen in Dresden und Goslar, wo Ercker als Wardein (Chemiker) im Bergbau und der Hüttentechnik tätig war und schliesslich braunschweigischer Münzmeister wurde. Aus dieser Zeit stammt sein erstes schriftliches Erzeugnis in Form eines von späteren Fachkreisen hochgelobten Berichts über Fragen zur Metallgewinnung. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte Ercker schliesslich in Prag, wo er um 1570 in den Dienst Kaiser Maximilians II. trat. In dieser Zeit entstand 1574 sein «grosses Werk», welches seinen Ruhm begründen sollte.  Der Kaiser war davon so angetan, dass er ihn zum obersten Bergmeister und Münzmeister Böhmens ernannte. Darüber hinaus weiss man über sein Leben im Alter so gut wie nichts, er starb 1594 in Prag.

Uns liegt die seltene Erstausgabe in Original-Pergamentbindung vor, gedruckt 1574 von Georg Schwartz in Prag.

 

Literatur:

  • Beierlein, Ercker von Schreckenfels, Berlin, Duncker & Humblot, 1959
  • TU Bergakademie Freiberg, Lazarus Ercker: sein Leben und seine Zeit, 1994

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