„Lieber Samichlaus, wo bist Du zu Haus?“

Gestern war 6. Dezember, Nikolaus, und in der Schweiz haben viele Familien, viele Kinder den Festtag begangen und vielleicht ja auch Besuch vom Samichlaus und seinem Gefährten, dem Schmutzli, bekommen. Nun ist er also wieder zuhause. Nur, wo lebt der Samichlaus eigentlich, wenn er nicht gerade auf Besuch ist? Eine kurze, nicht ganz ernst gemeinte Spurensuche durch unseren Kartenbestand.

Der Nikolaus, oder in der Deutschschweiz mehrheitlich Samichlaus genannt, hatte vergangenen Donnerstag seinen grossen Tag und besuchte unzählige Familien und Kindern, brachte Tadel für die unartigen Kinder und Lob für die braven Kinder, sowie Nüsse und Mandarinen für alle.

Ohne zu tief in den Brauchtum einsteigen zu wollen, die Figur des Samichlaus und die Ausgestaltung des Brauchs ist natürlich auch eng mit regionalen, geografischen Eigenheiten verknüpft. Schon alleine wo der „Weihnachtsmann“ (das angloamerikanische Ebenbild zum Samichlaus) seinen Sitz hat ist nicht unumstritten: In Rovaniemi, Finnland? Am Nordpol? Vielleicht eher am Südpol…?

Und dann unser Samichlaus? Gerüchten zufolge macht er sich aus dem Schwarzwald mit Esel und Schmutzli auf den Weg. Aber wenn wir uns historische Karten der Schweiz anschauen, dann gibt es doch Hinweise, dass er auch in der Schweiz seinen Wohnsitz haben könnte.

Abb. 1: Ausschnitt aus dem Blatt Dietikon der Wildkarte (1855)

So beispielsweise im Limmattal, nahe dem Limmattaler Kreuz. Verkehrstechnisch heute bestens erschlossen, auch durch den Samichlausweg und die St. Niklausstrasse – nur für den Fall dass der Esel mal zuhause bleiben möchte. Auf dem Blatt „Dietikon“ (1855) der sogenannten „Wildkarte“ findet man den Flurnamen „St. Nikolaus“ westlich von Unterengstringen, in der Nähe des Klosters. Und wie dies bei Flurnamen im umgangssprachlichen Gebrauch öfters vorkommt, mit der Zeit wurde daraus dann „Samichlaus“, wie man auf heutigen Karten sehen kann.

Abb. 2: Landeskarte 1:10 000, 2018 (Geodata © swisstopo)

Nun, ich bin mir nicht sicher, ob der Samichlaus so glücklich mit der Lage direkt neben der A1 ist und hier sein Zuhause hat. Da bietet sich doch eher die ruhigere Gegend im Kanton St. Gallen an. Nahe Mels, im Weisstannental, gibt es den Samichlauswald. Auch hier finden wir auf älteren Karten den Hinweis auf die Bezeichnung „St. Niclaus“ für dieses Gebiet, so beispielsweise handschriftlich auf den geologischen Kartenskizzen des bekannten Geologen Albert Heim, notiert auf dem Blatt Sargans (ca. 1890).

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Blatt Sargans der geologischen Kartenskizzen von Albert Heim (ca. 1890)

Das Zuhause im tiefen Wald passt doch eher zu unserem Samichlaus als ein Heim mit direkter Autobahnanbindung. Doch vielleicht zieht es den Samichlaus auch in seine „Heimatgemeinde“, St. Niklaus (VS) im Mattertal. Der Schutzheilige der Gemeinde ist denn auch Nikolaus von Myra, auf welchen das Nikolaus-Brauchtum zurückgeht.

Abb. 4: Die Ortschaft St. Niklaus, zu finden auf der Karte über einen Theil der südlichen Wallisthäler (1850)

Und die Gemeinde hatte sich auch etwas Spezielles einfallen lassen, um seinem Schutzpatron etwas Besonderes zu bieten: So wurde 1998 zur Adventszeit der Kirchturm als Samichlaus dekoriert und dieser fand im Jahr 2000 als grösste Nikolaus-Figur seinen Weg ins Guinness Buch der Rekorde.

Abb. 5: Der dekorierte Kirchturm in St. Niklaus VS (1999, Christian Imboden, CC-BY-SA-4.0)

Nun, wo auch immer der Samichlaus sein Zuhause hat, es ist spannend, ihm durch den Kartenbestand der ETH-Bibliothek folgen zu dürfen und wir freuen uns schon heute auf seinen Besuch im nächsten Jahr.

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