Von der Kutsche zur Drohne: Postkarte der schweizerischen Eidgenossenschaft

Aktuell überrascht die Post ja mit immer neuen Ideen zur Postzustellung: Da wird von Drohnen oder selbstfahrenden Lieferrobotern gesprochen, bereits laufen die ersten Tests. Vor 150 Jahren brauchte es für die Zustellung etwas mehr Zeit und noch echte Pferdestärken sowie grössere Vehikel, wurden doch nicht nur Briefe und Pakete transportiert, sondern auch Reisende.

Über sogenannte Postrouten oder Postkurse wurden die Sendungen und Personen in Kutschen befördert. Wobei, der Begriff „Kutsche“ war vor der eigentlichen Blütezeit Mitte des 19. Jahrhunderts etwas gar schönfärberisch, galt doch ein besserer Leiterwagen mit Korbgeflecht und einer Abdeckung bereits als „Kutsche“. Und dennoch war die Postkutsche ein beliebtes Reisemittel, bevor der Ausbau des Eisenbahnnetzes und die Automatisierung dann schnellere und günstigere Reisealternativen ermöglichten und die Postkutschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts komplett ablösten.

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Abb. 1: Postkutsche vor dem Hotel Göschenen (ETH-Bibliothek Zürich, Alte und Seltene Drucke)

Die hier präsentierte Karte aus dem Bestand der ETH-Bibliothek zeigt die Postkarte der schweizerischen Eidgenossenschaft um 1850. Erstellt wurde sie von Johann Rudolf Stengel und Ernst Rudolf Mohr, unter Aufsicht von General Guillaume Henri Dufour. Die Karte, nach den „gegenwärtig besten Karten“ gezeichnet, umfasst Postrouten und Poststationen, Reisedauer und Distanzen in „Schweizerstunden“ (1 Schweizerstunde = 16‘000 Fuss = 4.8km) sowie Preislisten für Sendungen und Fahrten mit der Post. Anhand der Hauptrouten und Reisedauerübersicht war eine schnelle Orientierung zur Strecke und Dauer der Reise möglich. Eine Reise von Basel nach Lugano dauerte bspw. 61 Stunden.

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Abb 2: Hauptpoststrassen und Reisedauertabelle

Ein Blick auf die Preislisten zeigt zudem, dass die Versandkosten einerseits nach Wert, nach Gewicht und nach „Entfernungsstufen“ berechnet wurden.

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Abb. 3: Postkarte der schweizerischen Eidgenossenschaft, Nordost-Blatt

Mit Einstellung der Postrouten waren natürlich dann auch die Postkarten hinfällig. In ähnlicher Form wurden diese dann für die Eisenbahnstrecken übernommen und in Kombination mit den Fahrzeiten zu den heute nicht mehr so bekannten Kursbüchern zusammengefasst. Ähnlich zu den Anpassungen bei der Postzustellungen (von der Kutsche zur Drohne) haben auch die Streckenpläne eine Wandlung durchgemacht: von der gedruckten, statischen Karte hin zur interaktiven Präsentation

1 Gedanke zu „Von der Kutsche zur Drohne: Postkarte der schweizerischen Eidgenossenschaft“

  1. Die Postkarte von Goeschenen nach dem Bahnbau zeigt schön, dass die Bahn die Postkutsche förderte und nicht verdrängte. Die vielen Leute, die in Goeschenen aussteigen, wurden per Kutsche nach Andermatt gebracht oder machten eine Ausflugsfahrten über die Paesse. Die Eisenbahn verdrängte die Postkutsche nur im Fernverkehr. 1850 transportierten Kutschen jährlich eine Million Passagiere, 1900 zwei Millionen. Dazu kamen 98 Millionen, die die Eisenbahn benutzten.

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