Drei Bienen für Barberini: Zur ältesten eingebundenen Abbildung, welche mit Hilfe eines Mikroskops angefertigt wurde.

Die Beobachtung von Insekten gehört mit zu den Ursprüngen der Mikroskopie, deren ursprüngliches Prinzip (Vergrösserung durch gefüllte Glasschalen) bereits von den Römern beschrieben wurde und Ende des 16. Jahrhunderts mit den ersten zusammengesetzten Lichtmikroskopen einen Schub in wissenschaftlichen Kreisen erfuhr.
Wenn auch etwas umstritten zu sein scheint wer nun der eigentliche Erfinder der ersten zusammengesetzten Lichtmikroskope sei (Zacharias Janssen, Hans Lipperhey oder gar Galileo Galilei), so ist doch relativ unbestritten, welches denn der erste in einem Buch veröffentlichte Druck eines naturwissenschaftlichen Objekts sei, welches durch ein Mikroskop beobachtet und danach illustriert worden war: Es sind dies drei Bienen, gezeichnet von Francesco Stelluti und gestochen von Mathhäus Greuther aus dem Jahre 1630.

bienen

Abb.: Descrizzione [dell’ ape]

Das Spezielle an dieser Abbildung – nebst dem fortschrittlichen, hohen Detailgrad der Abbildung, welche durch die Beobachtungen durch das Mikroskop gemacht werden konnten – ist das Werk, in welches die Bienen eingebunden wurden. Es handelt sich hierbei um das Werk Persio : tradotto in verso sciolto e dichiarato, welches die Sechs Satiren des römischen Dichters Aulus Persius Flaccus in Latein und in italienischer Sprache (von Stelluti kommentiert) enthält. Wie gelangten nun aber Bienen als erstes mit mikroskopischer Hilfe angefertigtes Motiv in ein Werk, welches auf den ersten Blick nichts mit Naturwissenschaften zu tun hat?

Francesco Stelluti (1577-1653), italienischer Universalgelehrter mit Schwerpunkten in Mathematik, Optik und Literatur, widmete dieses Werk dem Kardinalnepoten und Neffen Papst Urbans VIII. (1623-1644), Kardinal Francesco Barberini mit der Absicht, diesen für die 1603 gegründete Accademia dei Lincei als Mitglied und Gönner zu gewinnen. Die Accademia, welche Stelluti zusammen mit Federico Cesi gegründet hat und zu deren Mitglieder auch Galilei zählte, gilt als erste bedeutende private Institution zur Förderung der Naturwissenschaften in Europa. Von Galilei stammte vermutlich auch das Mikroskop, durch welches Stelluti seine Beobachtungen vorgenommen hatte.

Die Bienen als Motiv hängen ebenfalls mit dem Geschlecht der Barberini zusammen: Ursprünglich fanden sich im Familienwappen der Barberini (ehem. Tafani da Barberino) drei Pferdefliegen (ital. tafani = Pferdefliege, Bremse), mit der Wahl Maffeo Barberini zum Papst Urban VIII. wurden diese durch die edleren Bienen ersetzt.

Und da in Persius erster Satire der antike Ort Eretum Erwähnung findet, welche als Vorgängerin der Stadt Monterotondo gilt und 1626 in den Besitz der Familie Barberini wechselte, ergibt sich endlich die komplette Verbindung zwischen Motiv, Druck und Werk.

 

Literatur:

– Dieter Gerlach: Geschichte der Mikroskopie. Frankfurt am Main: Harri Deutsch, 2009

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