Licht, Farbe und etwas Magie…

Die Schweizer Künstlerin Annelies Štrba (*1947) wurde bereits in frühester Kindheit in den Bann der Muttergottes-Darstellungen gezogen. Obwohl sie selbst nie religiös erzogen wurde, waren es immer kleine Kirchen und Kapellen, die eine besondere Anziehungskraft auf sie ausübten. Stunden verbrachte sie dort und bewunderte sie: Madonna. Ihre Eltern sollten nie davon erfahren. Dieses Geheimnis gehörte nur ihr.

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Annelies Štrba, Madonna 31, 2014, Pigmentdruck auf Leinwand

Annelies wurde erwachsen und lernte den Schweizer Schmuckkünstler Bernhard Schobinger kennen. Gemeinsam bekamen sie drei Kinder: Linda, Sonja und Samuel. Das Familienleben gestaltete sich zeitweise recht turbulent: Zwischen Künstlerwelten und Punkszene zu Hause, fand sie jedoch in der Fotografie eine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, die Zeit zu entschleunigen, Momente festzuhalten, für sich zu sein, vielleicht sogar Vergangenes in die Gegenwart zurückzuholen. Ihre Kinder standen dabei immer Zentrum. Sie sind die Hauptprotagonisten ihrer ersten Schaffenszeit und sollten für ihren gesamten künstlerischen Werdegang wesentlich bleiben.

Vor etwa sieben Jahren wurde Annelies Štrba von einer Lungenentzündung eingeholt. Eine Kur in Seelisberg sollte ihr dabei helfen ihren Körper wieder in Einklang zu bringen. Von ihrem Zimmer aus hatte sie stets freien Blick auf die dortige Kirche. Täglich ging sie hin und besuchte sie: die Madonnen. Fand die Künstlerin damals wieder zu sich? Waren es die beruhigenden Kindheitserinnerungen, die beim Anblick der Mariendarstellungen wachgerufen wurden? Annelies Štrba wurde gesund, doch ihre neu entdeckte Faszination für Madonna blieb. Wo auch immer sie nun hinkommt, fotografiert sie Madonnen in Kirchen, Kapellen, Museen und unterzieht sie anschliessend einer geheimnisvoll anmutenden Verwandlung. Dabei greift Štrba nicht zu Farbe und Pinsel, sondern bedient sich des Computers als unentbehrliches Zauberwerkzeug bei der Erschaffung ihrer „Lichtmalereien.“ Ihre Arbeiten sind das Ergebnis eines freudvollen Experimentierens mit Verfremdungen, Verzerrungen und dem Vordringen in ungewöhnliche, neuartige Farbwelten. Wenngleich die Madonnen losgelöst von ihrem eigentlichen religiösen Kontext erscheinen, ist die Künstlerin stets darum bemüht deren transzendente Aura zu bewahren. Für Štrba ist Maria Urbild aller Frauen und Mütter, Symbol für das Weibliche schlechthin; sie ist Ikone im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Die Madonnen von Annelies Štrba sind bis 19. Oktober 2014 im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Annelies Štrba. Madonnen“ in der Graphischen Sammlung der ETH zu bewundern.

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