Die Erforschung der Mittelmeerinseln im 19. Jahrhundert: Ludwig Salvators Werk ‘Die Liparischen Inseln’

Ludwig Salvator (1847-1915), Erzherzog von Österreich-Toskana, wurde vor allem als „Erforscher des Mittelmeerraumes“ bekannt. Dieses Jahr wurde anlässlich seines 100. Todestages mit verschiedenen Veranstaltungen an den „Pionier” der Mittelmeerforschung erinnert.

Salvator befasste sich nicht nur mit den grossen und wichtigen Zentren des Mittelmeerraumes, sondern auch mit Regionen, denen damals kaum jemand Aufmerksamkeit schenkte. Sein Werk Die Liparischen Inseln umfasst acht Einzelbände, die zwischen 1893 und 1896 erschienen. Wie die meisten Werke von Salvator wurden auch die Bände über die Liparischen Inseln nicht über den Buchhandel verbreitet, sondern auf eigene Initiative in einer geringen Auflage gedruckt und an Personen aus seinem Bekanntenkreis oder interessierte Institutionen und Bibliotheken verteilt (Mader 2006, S. 293). Bei den heute noch existierenden Exemplaren handelt es sich um Raritäten.

Salvator besuchte die Liparischen Inseln für einen längeren Zeitraum, um vor Ort mittels Fragebogen systematisch Daten zu erheben und zahlreiche Illustrationen zu erstellen. Eine wichtige Grundlage für seine Arbeit bildeten die Tabulae Ludovicinae. Diese dreisprachige, auf die Mittelmeerregion abgestimmte, etwa 100 Seiten umfassende Liste von Fragen wurde von Salvator 1869 während seines Studiums an der Fakultät der k.k. Carl-Ferdinands-Universität und der Akademie der Bildenden Künste in Prag herausgegeben. Die Liste hatte einen enzyklopädischen Charakter und beinhaltete Fragen zu verschiedenen Wissensgebieten wie Paläontologie, Geologie, Geografie, Klimakunde, Zoologie, Botanik, Geschichte, Archäologie, Ethnografie, Linguistik, aber auch Wirtschaft, Handel, Industrie, Bevölkerungsverhältnisse, Religion, Gesundheits- und Bildungswesen (http://www.ludwig-salvator.com/basis.htm [27.11.2015]).

Neben den mittels Fragebogen erhobenen Daten konnte sich Salvator bei der Erarbeitung des Werkes auch auf sein wissenschaftliches Netzwerk stützen. So leistete Giovanni Pitrè, der vor allem für seine ethnographischen Studien über Sizilien Bekanntheit erlangte, einen wichtigen Beitrag zu den acht Bänden (Salvator 1893, S. IV).

Die Liparischen Inseln

Die Liparischen Inseln, aus: Ludwig Salvator: Die Liparischen Inseln (Band 1), nach S. 66

Aufgrund der zahlreichen und detaillierten Informationen über die einzelnen Inseln und ihre Bewohner gilt Salvators Werk bis heute als die umfangreichste Dokumentation über die Inselgruppe. Zusammen mit den Illustrationen bilden sie eine Quelle zur Geschichte der Liparischen Inseln im 19. Jahrhundert, die nicht nur von den damaligen landschaftlichen und architektonischen Bedingungen eine Momentaufnahme zeigen, sondern auch über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Inseln Auskunft geben (Piano di Gestione “Isole Eolie” (pdf, 23 MB) [27.11.2015]).

Literatur:

Mader, Brigitta (2006): „Das was verschwindet“. Der ethnografische Aspekt im Werk Erzherzog Ludwig Salvators. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Band LX/109, Wien. S. 293-315.

 

 

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