Forschungsdaten im 18. Jahrhundert: John Flamsteeds ‘Historia coelestis’

Das sich im Bestand der Alten und Seltenen Drucke befindliche Sternverzeichnis Historiae coelestis libri duo des Astronomen John Flamsteed (1646-1719) wurde 1712 veröffentlicht. Das Wappen und Motto von Queen Anne (1665-1714) zieren den Einband des Buches, das aufgrund einer Verfügung von Queen Anne gegen den Willen des Autors von Edmond Halley (1656-1741) herausgegeben wurde und das Resultat einer langen und verworrenen Auseinandersetzung unter bedeutenden Astronomen und Mitgliedern der Royal Society war, bei der es darum ging, inwiefern John Flamsteed verpflichtet sei, seine Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.

Abb. 1: Wappen von Queen Anne auf dem Einband

John Flamsteed hatte seit der Gründung der Königlichen Sternwarte in Greenwich 1675 die Stellung des Königlichen Astronomen inne und befasste sich mit der Bestimmung von Sternpositionen. Diese wurden damals vor allem dazu gebraucht, die Navigation in der Seefahrt zu verbessern. Flamsteed war der erste Astronom, der für diese Arbeit ein Teleskop benutzte und dadurch eine bis dahin nicht gekannte Genauigkeit der Messungen erzielen konnte. So stiessen die Ergebnisse auch auf grosses Interesse anderer Astronomen und im Vorwort beklagte Halley, dass Flamsteed nach 30 Jahren in seiner Stellung als Königlicher Astronom noch nichts publiziert hatte. Es scheine vielmehr, dass Flamsteed nur für sich oder wenige Freunde arbeite.

Abb. 2: Kupfertitel aus der 1712 erschienenen Historia Coelestis

Flamsteed seinerseits beanstandete 1716 in einem Brief an seinen Assistenten Abraham Sharp, als er ihm ein Exemplar des gedruckten Werkes zukommen liess, dass Edmond Halley seine Ergebnisse verfälscht hätte:

„[…] My catalogue of the fixed stars, as it is corrupted and spoyled by Dr. Halley. All the faults are marked in it with lines under them; the stars that are false placed are marked in the margin […]. He is as lazy and slothful as he is corrupt“.

(Flamsteed 1716, zitiert nach Gingerich 1997, S. 192)

Dass von den ursprünglich 400 gedruckten Exemplaren nur 60 erhalten blieben, ist unter anderem dem Verfasser zu verdanken. Nach dem Tod von Queen Anne 1714 erwarb Flamsteed etwa 300 Exemplare, um sie zu verbrennen (Gingerich 1997, S. 179). Flamsteed führte seine Arbeit fort und als er 1719 starb, vollendeten seine Assistenten die Messungen, sodass 1725 und 1729 mit der Historia Coelestis Britannica und dem Atlas Coelestis seine Witwe Margaret eine vom Autor genehmigte Version herausgeben konnte.

Literatur:

Owen Gingerich (1997): A Unique Copy of Flamsteed’s Historia Coelestis (1712). In: Willmoth, Frances (ed.): Flamsteed’s stars. New perspectives on the life of the first Astronomer Royal (1646-1719). 198-197.

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