Stadtentwicklung von Zürich: Der Müllerplan von 1794

Karten bilden einen direkten Zugang zur Geschichte, indem räumliche Gegebenheiten rasch erfasst und mit anderen Perioden verglichen werden können. Das gilt insbesondere bei der Stadtentwicklung, welche sich anhand historischer Pläne schön aufzeigen lässt. Eine Klasse der Kantonsschule Wiedikon widmet sich zurzeit diesem Aspekt für die Stadt Zürich und hat bei einem Besuch der ETH-Bibliothek auch eine Reproduktion des Müllerplans (1794) als Einstieg anschauen können.

Zürich wächst und wächst. Die grösste Stadt der Schweiz hat aktuell knapp 420‘000 Einwohner (April 2017, Quelle: Stadt Zürich), vor knapp 200 Jahren war es ein Bruchteil davon, nämlich nur etwa 10’000 Einwohner – obwohl, „nur“ trifft die Sache nicht ganz, war Zürich für damalige Verhältnisse doch bereits eine eher grössere Stadt. An der ETH-Bibliothek sind einige Karten zu finden, um die Stadtentwicklung nachvollziehen zu können. Ein besonderes Exemplar ist dabei der Grund-Riss der Stadt Zürich (1794) von Johannes Müller, auch bekannt als „Müllerplan“.

Das Original dieses extrem detaillierten Werkes liegt im Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich und umfasst 20 Einzelblätter im Massstab von 1:916. Es entstand zwischen 1788 und 1793 und gilt als Referenzwerk seiner Zeit. Das Stadtmodell von Zürich beispielsweise basiert zu wesentlichen Teilen auf eben diesem Werk. Das an der ETH-Bibliothek einsehbare Exemplar ist eine auf 800 Exemplare limitierte, verkleinerte Reproduktion (ca. 1:1 840) des Originals, deckt aber trotzdem eine sehr ansehnliche Grösse ab (131 x 179 cm) und zeigt eindrücklich die Situation der Stadt um 1800. Randnotizen klären unter anderem Besitzverhältnisse und Werte der Bauten in Gulden (wichtig für die Brandversicherung).

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Abb. 1: Grund-Riss der Stadt Zürich im Lesesaal Sammlungen und Archive der ETH-Bibliothek

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Abb. 2: Ausschnitt aus dem Müllerplan 

Johannes Müller (14.1.1733 – 8.4.1816) war gelernter Ingenieur und ab 1756 in Zürich tätig. Der Müllerplan gilt als sein wichtigstes Werk, er erstellte aber bereits früh erste Karten zu Zürich. Nebenbei interessierte sich Müller auch für Geschichte und Archäologie: Das Sammelwerk Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümmeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft (1773 – 1783) widmet sich diesem Aspekt.

Die Geschichte und Entwicklung der Stadt Zürich über Karten zu erleben zeigt eindrücklich, wie schnell Wandel ablaufen kann und dass sich Quartiere immer wieder neu „erfinden“. Der Müllerplan ist dabei ein eindrückliches Stück Zeitgeschichte, umso schöner dass auch heutige Klassen als Ergänzung zum Unterricht dieses Medium zur Veranschaulichung wählen.

Die Reproduktion des Müllerplans kann im Lesesaal Sammlungen und Archive an der ETH-Bibliothek eingesehen werden, zudem besteht ein ausleihbares Digitalisat auf CD-Rom.

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